Amts- und Intelligenz-Blatt für den Oberamts-Bezirk Nagold.

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Erscheint wöchentlich 3mal: Dienstag, Donnerstag and Samstag, und kostet vierteljährlich hier (ohne Trägerlobn) di) -i, in dem Bezirk 1 außerhalb des Bezirks 1 20 4. Monats­

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Samstag den 1. August.

Jwertionsgebühr für die Ispaltige Zeile aus ge­wöhnlicher Schrift bei einmaliger Einrückung S 4, bei mehrmaliger je S 4. Die Inserate muffen spätestens morgens 8 Uhr am Tage vor der Herausgabe des Blattes der Druckerei aufgegeben sein.

1885 .

AbiMiucnts-EillllidilW

auf den

Gesellschafter

für die Monate August «L September.

Bei der Bestellung wende man sich immer an das nächstgclegene Postamt oder an den den Ort begehenden Postboten. _

Gestorben den 30. Juli zu Kirchhcim u. T.: Schul­lehrer a. D. Haarcr, (früher in Rohrdorf) 60 I. alt._

Die zweite Schulstelle in Dvrzbach (Künzclsau) wurde deni Seminarnnterlehrer Berrotb in Nagold, die in Schön- bronn (Nagold) dem Schullcbrer Widmaicr in Walkcrsbach (Schorndorf), die in Lombach (Frcudenstadt) dem Schulamts­verweser Häußler daselbst, die in Oberreichenbach (Calw) dem provisorischen Schullehrer Schäfer daselbst definitiv übertragen. _ _

Mhstes Grant ff.

Von jenseits des atlantischen Ozeans ist noch in voriger Woche die Trauerkunde von dem zu New- Pvrk erfolgten Ableben des Generals Grant, des Pesicgcrs der südstaatlichen Rebellen und zweimaligen Präsidenten der Bereinigten Staaten Nord-Amerikas, eingetroffen. Ueberraschend konnte diese Nachricht allerdings nicht mehr kommen, denn schon seit langen Monaten an einein unheilbaren und schmerzhaften Leiden, dem Zungenkrebs, dahinsiechend, war sein Tod von Woche zu Woche und schließlich von Tag zu Tag zu befürchten, aber seine nunmehr erfolgte Erlösung von einem so langen und schmerzhaften Siechtum weckt noch einmal die Erinnerung an ihn, der sich einst in der großen transatlantischen Bundes­republik einer Popularität erfreute, wie sie vor Grant nur wenige Männer besessen haben und dessen Name nach den glänzenden Siegen Grants über die süd­staatlichen Rebellen auch in Europa mit Begeisterung genannt ward, bis sein Träger durch eigene Schuld von seinem Piedestal hcrabgestürzt ward und zuletzt säst gänzlich in politischer Beziehung wenigstens in Vergessenheit geriet. Nachstehend geben wir die wichtigsten Daten aus dem Lebenslauf des ver­blichenen Exprüsidenten und Heerführers.

Ulysses Grant wurde am 27. April 1822 zu Point Pleasant im Staate Ohio geboren, bezog mit 17 Jahren die berühmte Militärakademie zu West- Point und begann 1843 seine nulitairische Laufbahn als Lieutenant im 4. amerikanischen Infanterieregi­ment , in welchem er den Krieg gegen Mexiko und verschiedene Indianer-Expeditionen mitmachte. 1854 quittierte Grant den Dienst, bebaute zuerst eine kleine Farm in Missouri und errichtete dann eine Leder- Handlung. 1861 beim Ausbruch des amerikanischen Bürgerkrieges folgte er sofort dem ersten Rufe des Präsidenten Lincoln zu den Waffen und wurde noch in demselben Jahre zum Obersten des 21. Freiwilli- gcnregiments von Illinois ernannt, in welcher Stel­lung er schon mehrfach das in ihm schlummernde militairische Genie bekundete. 1862 zum General- Major befördert, begründete er 1863 durch die Ein­nahme der starken Festung Viksburg und durch die Säuberung des Staates Tencssee von den confödc- riertcn Truppen seinen Feldherrnruf. Aber erst, als er 1864 zum Oberbefehlshaber sämtlicher Unionstrup­pen ernannt worden war, konnte Grant sein mili- tairisches Genie vollständig entfalten, fast Schlag aus Schlag folgte nun gegen die Conföderierten, bis end­lich die am 12. April 1865 erfolgte Kapitulation des letzten Rebellenheeres bei Richmond den langen und blutigen Bürgerkrieg beendigte.

Die glänzenden kriegerischen Thaten Grant's

hatten ihm in der Union eine ungeheure Popularität erworben, die durch die kluge und bescheidene Zurück­haltung, welche er in Politischen Dingen zur Schau trug, nur noch vermehrt wurde, und so erfolgte denn 1868, nachdem er seitens der republikanischen Partei zum Präsidentschaftskandidaten nominiert worden war, mit großer Stimmenmehrheit seine Wahl zum Präsi­denten der Union. Aber hier, auf dem ersten Posten der Union, begann der Stern Grant's zu erbleichen. Unter der Aegide seines Namens führte die herrschende, republikanische Partei, als deren willenloses Werk­zeug Präsident Grant nur zu bald erschien, ein System des Nepotismus, des Stellenschachers und der Aemterjägerei ein, welches naturgemäß mit einer immer weiter um sich greifenden Korruption im Be­amtentum Hand in Hand ging und das nicht nur den Grund zu dem späteren Niedergange der republi­kanischen Partei legte, sondern auch die Popularität Grant's selbst untergrub. Trotzdem wurde er 1872 nochmals zum Präsidenten gewählt, aber auch jetzt schritt Graut gegen die schreienden Mißbräuche in der Verwaltung, gegen die immer ungescheuter auf­tretende Korruption im öffentlichen Dienste nicht im Mindesten ein, so daß alle ehrlichen Republikaner sich von ihm abwendeten und er 1876 bei der Präsi­dentenwahl gar nicht mehr genannt wurde und sich infolge dessen in's Privatleben znrückzvg. In den folgenden Jahren unternahm Grant große Reisen nach Europa, Afrika und Asien, besonders aber wie­derholt Rundreisen durch die Bereinigten Staaten, auf denen ihn die entschiedenen Republikaner mit Enthusiasmus begrüßten. Dies ermutigte Grant, bei den Prüsidentschaftswahlen des Jahres 1880 von Neuem als Kandidat aufzutreten, aber schließlich unterlag er doch gegen Garfield und hiermit war er ein politisch toter Mann. Bald nach dieser bitteren Erfahrung hatte Graut auch noch das Mißgeschick, in unglücklichen Spekulationen sein ganzes Vermögen zu verlieren und endlich gesellte sich hierzu noch das erwähnte schwere körperliche Leiden, dem er, seit Monaten schon ein Sterbender, nun erlegen ist.

Wenn trotz aller politischen Fehler Grant's die amerikanische Nation trauernd ün seiner Bahre steht, so trägt hierzu unzweifelhaft die Erinnerung an seine großen militairischen Verdienste, denen die Union in erster Linie ihren Sieg in dem mörderischen Bruder­kampfe gegen die Südstaaten zu verdanken hat, das meiste bei und die Nation wird daher seinem Namen, als den eines der größten ihrer Feldherren, ein dank­bares Andenken bewahren. Freilich hat er schwer gefehlt, sein ganzes Thun uud Handeln war wesent­lich von persönlichem Ehrgeiz bedingt, er selbst ein Mann von schwankem Charakter ohne Bewußtsein seines Zieles, ohne feste und bestinimte Grundsätze. Aber sein trüber Lebensabend hat die Fehler, welche Grant als Präsident und im Privatleben als Eisen­bahnspekulant begangen, vollständig gesühnt und durch die Auszeichnung seiner Denkwürdigkeiten mitten unter den Qualen eines unrettbar dem Tode verfallenen Mannes hat Grant eine geistige und körperliche Energie bewiesen, der man seine aufrichtige Bewunde­rung nicht versagen kann.

Tages Neuigkeiten.

Deutsches Reich.

* Nagold, 31. Juli. Nach dem Rechenschäfts- bericht über den Stand der Kasse des Krankcnunter- stützungs-Vereins, der in seiner Plenarversammlung am letzten Sonntag vorgctragen wurde, betragen die ^ Einnahmen incl. Kassenvorrats Pr. 1. Januar bis 1.

Juli ^ 476. 18 L, die Ausgaben «lL 370.46 L, wovon auf Krankenunterstützungen für 26 Mitglie­der 195. 95 L entfallen. Der höchste Unter- stützungsbcitrag war 36. 40 L, der niederste >-lL 1. 60 L. Todesfall, bei welchem 30 vlL Beer­digungskosten gegeben wurden, ist einer zu verzeich­nen. Das ganze Vereinsvermögen beziffert sich auf 2266. 37 A Die Mitgliederzahl beträgt 304. Der günstige Stand der Kasse findet hauptsächlich seinen Grund in der Herabsetzung des täglichen Un­terstützungsbeitrags von 50 auf 40 L, bezw. auf 25 L bei Kranken, die in das zweite Vierteljahr der Kran­kenunterstützung treten, dann aber auch darin, daß durch die Controle nicht leicht ein Mißbrauch der Kasse möglich ist und die Mitglieder selbst das In­teresse der Kasse dadurch wahren, daß sie nicht we­gen jedem leichten Unwohlsein sich krank melden. Das Vertrauen zu der Verwaltung des Vereins wurde von der Versammlung dadurch bekundet, daß Vorstand, Kassier und Ausschuß fast mit Stimmcn- cinheit wieder gewählt wurden.

X Enzthal, 30. Juli. In der zur hiesigen Gemeinde gehörigen Parzelle Gompelscheuer brach gestern mittag, wahrscheinlich vom Kamin ausgehend, Feuer aus. Das Haus brannte total nieder und nur der herrschenden Windstille ist es zu verdanken, daß nicht die Nachbargebäude, deren eines schon vom Feuer ergriffen war, aber schnell wieder gelöscht werden konnte, oder der naheliegende Wald auch vom Feuer ergriffen wurden. Gerettet wurde nur eine Kommode, alles übrige Mobiliar ist 'verbrannt, doch ist der Besitzer versichert.

Am 21. Sept. findet in Herrenberg das Gaufest der landw. Bezirksvereine Böblingen, Herren­berg, Münfingen, Reutlingen, Rottenburg, Tübingen und Urach statt, mit welchem eine Prämiierung von Rindvieh und Ausstellung landw. Maschinen ver­bunden ist.

Herrenberg , 29. Juli. Am letzten Mitwoch fand auf dem hiesigen Rathause die Bezirksschul­konferenz statt. Nach der musikalischen Aufführung in der Stiftskirche wurden im Rathaussaale vom Konferenzdirektor zuerst die allgemeinen Resultate der Schulprüfungen verlesen. In 25 evangelischen Schul­gemeinden unseres Bezirks unterrichten 53 Lehrer, und zwar 32 ständige, 18 unständige und 3 Lehre­rinnen. Dir Schülerzahl beläuft sich auf 4052 Schüler (68 mehr als im vorigen Jahr) und verteilt sich ziemlich gleichmäßig auf beide Geschlechter, näm­lich 2021 Knaben und 2031 Mädchen. Das Resul­tat der Prüfungen fiel recht befriedigend aus. Hie­rauf wurden die aufgestellten Thesen besprochen. Das Thema hieß: Nicht für Schule allein muß man lernen, sondern für das ganze Leben. Um 2 Uhr vereinigte die Teilnehmer ein gemeinsames Mahl im Gasthof zur Post. (N. Tagbl.)

Stuttgart, 28. Juli. Vom 5.8. August findet hier unter dem Vorsitz des Obersteuerrats Schlebach die 14. Hauptversammlung des deutschen Geometertags statt, womit eine Ausstellung wertvol­ler und seltener Erzeugnisse, Werke, Instrumente aus der ältesten Zeit bis in die neueste verbunden ist. Die Verhandlungen, wie die Ausstellung, wozu die Staatssammlungen und Archive ihre Schätze zur Verfügung stellen werden, werden in den Sälen der königlichen Baugewcrkschuke, die hiefür sehr geeignet sind, abgehalten.

Als Predigttext für die kirchliche Feier Des bevorstehenden Höchsten Geburtsfests Ihrer Maje­stät der Königin in den evangelischen Kirchen