zahlen sollte, zu den englischen Vorposten zurückzu­schicken. Billing habe diesen Vorschlag in Paris Lord Lyons mitgeteilt, derselbe sei jedoch von dem englischen Ministerium auf Verlangen Lord Granvil- les abgelehnt worden.

Paris rüstet sich in gewohnter Weise auf das Nationalsest d. h. die Einen hängen die Fahnen kinaus und die Anderen suchen irgendwo in der Nähe oder Ferne eine Zufluchtsstätte, um an dem heißen Tage dem Gewühl, Geschrei und abends dem widerwärtigen Knallen der Frösche auf allen Trottoirs zu entgehen. Am Samstag allein sollen schon 69 000 Pariser mittelst Eisenbahn die Stadt verlassen haben, nämlich 18000 mit der Westbahn (Saint-Lazare), 15000 mit der Südbahn, 14 500 von dem Vincen- nen-Bahnhofe aus, 8000 mit der Ostbahn, 7000 mit der Orleans-Bahn, 3000 mir der Bahn von Sceaux und 1700 mit der Nordbahn. Dagegen strömen die Provinz und die ländlichen Bewohner der Umgebung von Paris massenhaft herbei und füllen die Straßen, die geringeren Restaurants uud die Omnibusse.

Die Kosten für die Beerdigungsfeierlichkeiten für den Dichter Viktor Hugo betragen nicht weniger als 101 532 Franks! Die französische De­putiertenkammer hatte ursprünglich 20 000 Francs zu diesem Zwecke bewilligt.

Spanien.

Madrid, 10. Juli. DieGaceta" konstatiert, daß vom 20. Mai bis zum 7. Juli in den zehn in­fizierten Provinzen 28 000 Erkrankungs- und 12 350 Todesfälle in Folge der Cholera vorgekommen seien. In Madrid sollen blos 191 Erkrankungs- nnd 113 Todesfälle zu verzeichnen sein. Die Seuche ist in einigen Städten und in der Provinz Valencia im Abnehmen begriffen, dagegen nimmt dieselbe in den anderen Provinzen erheblich zu. In den Straßen werden Stöße geschwefelten Holzes verbrannt. England.

Lord Fritzmaurice, Unterstaatssekretär im Mi­nisterium Gladstone, erklärte kürzlich in Glasgow bezüglich der afghanischen Frage, die neue Re­gierung werde bald heraus finden, daß Kritisieren ein Ding sei, Handeln ein anderes. Auch Lord Sa­lisbury und Lord Randolph Churchill werden frühe genug die russische Verschleppungspolitik kennen ler­nen. Sie werden auch mit der Unzuverlässigkeit und Hinterlist des Orientalen Abdurhaman rechnen und schließlich zugeben müssen, daß ihre Heftigkeit schei­tere an russischer und orientalischer Tücke, zugleich aber auch an dem alten, tiefen Hasse der Afghanen gegen die Engländer, wie an der Unzuverlässigkeit chrer eigenen indischen Unterthanen, der Fürsten und Herrscher der Hindu. Man wird nicht leugnen können, daß er in mancher Beziehung das Richtige getroffen hat.

Amerika.

New-Jork, 12. Juli. Einem aus Colo- rado-City in dem Staate Texas kommenden Gerücht zufolge hätte in Neu-Mexiko ein Zusammenstoß zwischen Hirten und Indianern stattgefunden, wobei 60 Indianer und 16 Hirten getötet wurden.

Handel S Uerkehr.

Herrenberg, 10. Juli. Die Hopfen stehen hier­orts, sowie in der ganzen Umgegend mit Ausnahme älterer Gärten sehr schön und sind bis jetzt von jeder Krankheit verschont geblieben; auch in Rottenburg sowie in Tübingen ist dies der Fall.

Stuttgart, 13. Juli. (Landesproduktenbörse.) Wir notieren per 100 Kilogramm: Weizen bayr. 19.65, Weizen russ. Saxow. 19. bis 19.25.^:, Kernen 19.70. bis 19.75 (Mehlbörse.) Nr. 0 30.50 bis 32 Nr. 1 28

bis 30 Nr. 2 26 bis 28 Nr. 3 24 bis 28 Nr. 4 20 bis 22.50 In ausländischen Mehlen kein Handel.

Konkurseröffnungen. Samuel Leopold Neuburger, Kaufmann in Buchau.

Namenlos.

Romantische Erzählung von E. Homber.

Nachdruck verboten.

(Fortsetzung.)

Während der Dauer des Feldzuges ließ er dann viele Erkundigungen nach den Eltern des Kindes an­stellen, doch sie blieben alle erfolglos, denn in den damaligen Kriegszeiten waren Zerstörungen, Plünde­rungen der Einwohner so allgemein, daß ganze Ort­schaften zeitweise menschenleer wurden und Erkundi­gungen nach dem aufgefundenen Kinde bei Niemanden Gehör fanden.

Graf Herrenried beschloß daher, den kleinen! Findling, den er bald liebgewonnen hatte, trotz der Mühseligkeiten des Feldzuges zu behalten und trug'

seinen Dienern auf das Strengste auf, das Kind auf das Sorgfältigste zu hüten und zu pflegen, nahm auch, sobald als es möglich war, eine Wärterin für das Knäblein und brachte es später bei der Heimkehr vom Feldzüge mit auf's Schloß Herrenried.

Hatte aber der Graf gehofft, damit auch seiner kinderlosen Gemahlin eine Freude zu machen, so täuschte er sich sehr. Die Gräfin betrachtete vielmehr den Findling mit Mißtrauen und wollte auch nichts da­von hören, weun ihr Gemahl im Hinblick auf das drohende Aussterben seines Stammes den Wunsch äußerte, den Findling zu adoptieren, am allerwenig­sten wollte aber die Gräfin es für wahrscheinlich hal­ten, daß der Findling edler Abkunft sei, obwohl der Graf des öfteren erzählte, unter welchen Umständen er den Knaben gefunden hätte und daß das Weib, das ihn getragen, ganz angenscheinlich seine Wärterin aber nicht seine Mutter gewesen sei, denn die Mutter würde das Kind nicht auf solche Weise im Stiche ge­lassen haben.

Diese Beteuerungen fanden aber bei der Gräfin wenig Gehör und sie behandelte den Findling nach wie vor wie einen Fremdling. Der Graf schloß das verweiste Knäblein aber desto mehr in sein Herz und übergab es zur Pflege der Frau seines Schloßvogts die es wie ihren Augapfel hüten mußte.

Unter den Gründen, die Adoption des Findlings abzulehnen, hatte die Gräfin auch häufig denjenigen, daß ihre Ehe nicht kinderlos zu bleiben brauche und dann dem wahren Kinde durch das angenommene ein großes Unrecht, die Entziehung des Majorats entste­hen könne.

Der Graf ließ daher seinen Wunsch, den Find­ling, den man nach dem Wahrzeichen an seiner golde­nen HalsketteGeorg" nannte, zu adoptieren, fallen, sorgte aber dafür, daß der Heranwachsende und an Körper und Geist vortrefflich gedeihende Knabe eine den damaligen Verhältnissen entsprechende gute Erzie­hung erhielt.

Und als der Findling Georg zehn Jahre alt war, da ereignete sich das Wunderbare, daß auch die Ehe des Grafen Herrenried mit einem Kinde gesegnet wurde. Die Gräfin schenkte einem Mägdlein das Le­ben, mußte aber selbst im Wochenbette ihr Leben las­sen. Bereits mit dem Tode ringend hatte sie aber noch ihrem Gemahl das Gelöbnis abgenommen, auf das Sorgsamste über das Wohl des so lange Ähn­lichst erwarteten Sprößlings zu wachen und unter kei­nen Umständen den Findling Georg durch eine Adop­tion über die kleine Gräfin zu stellen.

Was der Graf versprach, hielt er. Er sorgte auf das Liebreichste für sein Kind, das teuere Ver­mächtnis seiner entschlafenen Gemahlin und für den Findling Georg blieb er der väterliche Freund.

Als der Findling zum Jüngling herangercift war und sowohl in einer Klosterschule gebildet als auch bei einem berühmten Fechtmeister die Kunst Schwert und Lanze zu führen, erlernt hatte, ordnete Graf Herrenried an, daß Jedermann auf seinem Schlosse und Gebiete den wackeren JünglingJunker Georg" nennen mußte, obwohl dieser Titel nur jungen Män­nern adeliger Abstammung zukam.

Graf Herrenried that dies einesteils deshalb, weil er fest daran glaubte, daß Georg adeliger Ge­burt sei und in Kriegswirren in Böhmen und Schle­sien seine Eltern verloren habe, andernteils war aber auch Georg ein so feiner, ritterlicher junger Herr ge­worden, der es mit jedem wahren Junker in allen edelen Mannestugenden aufnehmen konnte, also die Verleihung des Titels Junker einen Würdigen getrof­fen hatte.

So war Junker Georg in treuen Diensten für seinen Herrn und Gönner und geachtet und ge­liebt von allen ehrbaren Untergebenen des Grafen siebenundzwanzig Jahr alt geworden, als die siebzehn­jährige Gräfin Gertrud aus einem Stifte, wo sie zu ihrer Ausbildung einige Jahre verweilt hatte, auf das väterliche Schloß zurückkehrte. Die junge Gräfin sah in dem schönen ritterlichen Junker jetzt aber nicht mehr den harmlosen Gefährten ihrer Kinderjahre, sondern sie schenkte dem Junker Georg, der seines Gleichen in den Kreisen der Gertrud bekannten jun­gen Ritter und Junker nicht hatte, allmählich ihr Herz, ohne daß es ihr Vater ahnte und befürchtete.

2. Kapitel.

Der Verrat.

Am andern Morgen nach dem Tage, an welchem wir Gertrud und Georg im Walde gesehen, ging der

Graf Herrenrieb gar zornig in seinem Zimmer auf und ab. Ein älterer Mann in der Kleidung eines Jägers stand in leicht gebückter Haltung vor dem Gra­fen und schien innerlich sehr zufrieden darüber zu sein, daß der Graf so fuchswild war.

Mit funkelnden Augen blieb jetzt der Graf vor dem Mannn stehen und herrschte ihn mit den Worten an:

Sprachst Du die reine Wahrheit, Kunibert? Du mußt im Burgverließ sterben, wenn Du ohne Not den Junker Georg verleumdet hast!

Was meine Augen sahen, das berichte ich, gnä­diger Herr," erwiderte der Jäger Kunibert mit er­heuchelter Ruhe und seinen innerü Schreck vor der Drohung des Grasen verbergend.Sah der gnädi­ge Herr noch je, daß ich auf der Jagd einen Fuchs mit einem Wolf verwechselte und sind meine dreißig treuen Dienstjahre so wenig wert, daß ich in meinen alten Tagen als Lügner gelte."

Hölle und Teufel! So ist es also wahr, der Junker ist der Verführer meiner Tochter!" donnerte der Graf und stampfte mit dem Fuße.So viel Niederträchtigkeit für so viel Wohlthaten, das soll mir der Elende schwer büßen! Verlaß mich Kunibert, ich habe vorläufig keine Befehle für Dich."

Als der Jäger Kunibert das Zimmer verlassen hatte, verfiel Graf Herrenried zunächst in ein dum­pfes, schmerzliches Nachdenken und Hinbrüten.

Er hatte Georg, den Findling, in sein Herz geschlossen und hätte ihn gern als seinen Sohn be­sessen, aber diesen Wunsch verhinderte ja nun einmal eine unübersteigbare Schranke und ebensowenig konnte der namenlose Junker, dessen Eltern ebenso gut dem Gesindel als einer guten Familie oder einem adeligen Geschlechts angehören mochten, denn Niemand kannte die Herkunft Georgs, der Gemahl Gertruds von Her­renried werden.

Ganz unverzeihlich fand es daher der Graf, daß der schöne und hochbegabte Georg der jugendlichen unerfahrenen Gertrud eine hoffnungslose Liebe einge­flößt hatte, denn dies war nach dem Berichte Kuniberts mindestens geschehen.

(Fortsetzung folgt).

Allerlei.

(Schützt die Vögel im Bauer vor den Sonnenstrahlen!) Auf meinen Wande­rungen sehe ich öfters, wie die armen kleinen Sing­vögel vor dem Fenster den glühenden Sonnenstrah­len preisgegebcn sind, denn man denkt oft nicht da­ran, daß auch die Vögel besser in der kühlenden Stube hängen, als vor dem Fenster. Sie sitzen dann mit offenem Schnabel müde und traurig in ihrem kleinen Gefängnis. Am besten gebe man den gefangenen Vögeln ein Badehäuschen, zweimal täg­lich mit frischem Wasser gefüllt, und hänge sie nur bei hlem We tte r vor das Fenster. _

Rheinische PCI. Prioritäten von 1858 60. III. Emission. Die nächste Ziehung findet Mitte Juli statt. Gegen den Kursvcrknst von ca. 2 pCt. bei der Ausloosung übernimmt das Bankhaus Carl Neuburger, Berlin, Französische Stratze 13, die Versicherung für eine Prä- mie von 6 Pf. pro 100 Mark» _

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sind oin altboväbrtos vortrotüieb virbondes Nittel bei allen Ilnrogolinässigboiton dor Verdannngs- organo. Ouroli den Oobranob derselben beseitigt man selinell und sieben alle Nagenbranlcbeiten, aneb dann noob, venn diese sobon alt nnd einge- vnrnelt sind. Ls vird dabsr allen Nagenleiden­den gaim besonders varin einploblen, die Lobten »Nannoversoben Nagentropken" (em baben das 6llas 7U 75 Pfennigen in den ^.potbeben) regel­mässig ru gebrauoben, um dadurob die gs- sobvnndene Xrait nnd den trüberen troben b>ebens- mnt vieder riurüob xn g evinnen. _

Verantwortlicher Redakteur Sternwandel in Nagold. Druck und

Verla- der G. W. Zaiser'schen Buchhandlung in Nagold.