deshalb auf den 24. Mai, und diese ganze Zeit war so ungewöhnlich bewegt, so überreich an Prob­lemen, weil cS darauf ankam, zu dem Strauß'schen Leben Jesu" die rechte Stellung zu gewinnen. Zum Abschluß ist der Kampf, der mit dem 24. Mai 1835 bis zu dieser Stunde nicht gekommen, so sehr beherrscht bis zu dieser Stunde das seltsam großartige Buch die gesamte Geisteswissenschaft.

Dresden, 28. Mai. Die hiesigen Tischler- gehilfcn haben, obschon die Meister- deren Forde­rungen möglichst entgegenkamen, die Arbeit eingestellt, weil die Meister sich weigerten, die von den Gesellen vorgelegte und von den Vertretern des Fachvereins Unterzeichnete Werkstätten-Ordnung, sowie den Lohn­tarif ebenfalls zu unterzeichnen.

(Netter GeschäftSstil.) Einem Magdeburger Vieh­händler ging dieser Tage ein Telegramm folgenden Inhalts zu:Morgen vormittag alle Schweine auf dem Bahnhof; Sie erwarte ich auch; kann erst morgen kommen, da Personenzug keine Ochsen mitnimmt. Schlechtes Marktgeschäft, Schweine Saupreise. Rindvieh im Preise gestiegen. Sehen Sie sich vor, wenn Sie Ochsen brauchen, so denken Sie an mich. Hier Rinderpest ausgebrochen, bin auch krank."

Oesteneich-Ungaru.

Es läppert sich zusammen. Die Be­leuchtungsinspektion der Wiener Hofoper ist dahinter gekommen, daß drei Beleuchtungsdiener seit Jahren Tag für Tag von dem Oel, das im Theater ge-, braucht wird, eine Portion stahlen und mit nach Hause nahmen. Nachweisen läßt sich diese Praxis blos vom Jahre 1881 an und'zu dieser Zeit macht das Gestohlene eine Quantität von 208 Zentnern im Wert von 6240 fl. aus; da aber die Diebe schon viel länger in ihrer Stellung sind, Einer davon so­gar vierzehn Jahre, so beläuft sich der Schaden wahrscheinlich noch viel höher. Die drei sonderba­ren Oelindustriellen wurden zu je 4 Monaten schwe­ren Kerkers verurteilt.

Herzog Karl Theodor von Bayern, der Augenarzt", hat während des verflossenen Winters in seiner Villa bei Meran in Tirol nicht weniger als 2000 Augenkranke bei sich empfangen und 70 Operationen vollzogen, die fast alle glücklich verlau­fen sind. Ferner hat er mit anderen Aerzteu zu­sammen eine weitere große Anzahl von Operationen gemacht. Der Herzog nimmt selbstverständlich von keinem seiner Patienten etwas, beschenkt dieselben vielmehr, wenn sie arm sind noch, und läßt schwere Kranke entweder in seiner Klinik oder im städtischen Krankenhaus in Meran auf seine Kosten verpflegen. Die Leute eilen aus ganz Tirol zu ihm.

Man staunt, wie viele reiche Großgrundbesitzer Ungarn hat. Fürst Nikolaus Esterhazy zahlt rund 334 000 Gulden Steuer; 7 Mitglieder der Familie zahlen über 300000 fl., viele andere 80000 dis 30000 fl.; 211 Mangaten zusammen 3141000 fl., den 8. Teil der gesammten Grundsteuer Ungarns. Der Großgrundbesitz hat sich unter allem Wechsel groß erhalten, wenn er auch mit Schulden belastet ist; der mittlere und kleine hat sich zerbröckelt. ^ Frankreich.

Paris, 28. Mai. Ein Telegramm aus Shanghai meldet, daß die Friedensunterhandlungen in Tientsin beendet seien.

Paris, 28. Mai. Die Wiederverweltlichung der Kirche der hl. Genoveva und ihre Umwandlung in ein Pantheon macht unter der Geistlichkeit und den Klerikalen böses Blut. Die Regierung hatte den Erzbischof von Paris nicht von ihrem Entschluß benachrichtigt, weil sie wußte, daß er Protest erhe­ben würde. Die heutige Katholikenversammlung erließ einen Protest gegen das Dekret; der Senator Chesnelong ermahnte zur Standhaftigkeit und sagte: Wir werden zeigen, daß niemand ungestraft an un­fern Glauben rührt!" Auch Nichtklerikale erheben vom nichtkirchlichen Standpunkt aus starke Ein­wendungen gegen die Maßregel. In der Depu- tiertenkammer erklärte Graf de Mun die Erlasse für Rechtsverletzung, Entheiligung und frevelhafte Kir­chenberaubung. Diese Handlung verletzte die Ge­wissen der Katholiken.

Vor einigen Tagen starb in Paris eine alte Bürgersfrau, welche ihr gesamtes Vermögen von 3000000 Frcs. testamentarisch ihrem Stubenmädchen hinterließ. Die glückliche Erbin stand seit 14 Jah­ren im Dienste dieser angenehmen Herrschaft. Die gegenwärtige Millionärin soll trotz ihrer 48 Jahre im Laufe von 48 Stunden, wie französische Blätter mitteilen, nicht weniger als 64,000 briefliche Heirats­anträge erhalten haben.

Belgien.

Die Nachricht, daß König Leopold eine An­leihe von 30 Millionen für den Kongo-Staat anbahnen wolle, wird von Brüssel aus für unrichtig erklärt und hinzugefügt, daß der König sich schon vor längerer Zeit verpflichtet habe, jährlich 1 Million Frcs. aus seinen Privatmitteln für den Kongo-Staat herzugeben, bis dieser mit seinen Einrichtungen über das Gröbste hinaus sei.

England.

London, 28. Mai. Kapitän Dudley und der Matrose Stephens von der JachtMignonette" die, wie man sich erinnern wird, zu Gefängnisstrafen nach Ihrer Majestät Belieben" verurteitlt wurden, weil sie nach dem Schiffbruch ihres Fahrzeuges und vom Hunger getrieben, den Schiffsjungen Parker ermordet hatten, um mit dessen Leiche ihr Leben zu fristen, wurden am 20. Mai aus dem Gefängnis entlassen.

London, 30. DieDaily News" erfährt aus bester Quelle, daß die Antwort Rußlands auf Englands Gegenvorschläge betreffs der afgbanischen Grenze gestern in London eingetroffen ist. Die Ant­wort nimmt die britanischen Vorschläge an und löst mithin die ganze afghanische Grenzfrage in einer thatsächlich befriedigenden Weise.

Eine neue Sorte von Luftkurorten für Lungenkranke wird jetzt von Dr. Morgan in Manchester empfohlen: Torfmoore. In der medizini­schen ZeitschriftLancet" setzt er auseinander, daß die Jnhalierung der Luft auf Torfmooren der Ge­sundheit äußerst zuträglich sei; sie enthalte antiseptische Stoffe Teer, Creosot, Tannin nebst ver­schiedenen flüchtigen Oelen und Harzen. Der Luft der Torfmoore schreibt Dr. Morgan es zu, daß die Bewohner der Insel Skye und der Hebriden sich durch kräftige Konstitution und blühende Gesundheit auszeichnen und insbesondere von Lungenkrankheiten gänzlich verschont sind, obwohl sie in armseligen Hütten wohnen, die nur einen Eingang für die Menschen wie für die Tiere haben und im Innern von Rauch und Gestank erfüllt sind.

Rußland.

Warschau, 27. Mai. Die Stadt Lubranice, im Kreise Wloclawek, ist niedergebrannt. Nur die katholische Kirche und die Synagoge sind erhalten geblieben.

Afrika.

Nicht die Engländer, sondern die Italiener sollen hinter dem Sultan vonZanzibar stecken und denselben gegen Deutschland aufhetzen. Dabei wird natürlich der Sultan nicht besser fahren, als wenn er die Engländer zu angeblichenFreunden" hätte.

Amerika.

Die blühende deutsche Kolonie Blumenau, so genannt nach ihrem Begründer Dr. Blumenau, in der südbrasilianischen Provinz Santa Catharina, ist in oen Besitz des Herrn Dr. Stutzer in Goslar übergegangen. Die Kolonie wurde im Jahre 1850 gegründet, zählt über 20000 deutsche Bewohner, denen sich noch viele andere Brasilianer, Italiener und andere Staatsängehörige zugesellen. Dr. Stutzer ist Arzt und will sich von nun an ganz der Koloni­sationsbewegung anschließen. Sein Bruder lebt schon seit 29 Jahren in Brasilien und ist Beamter der Kolonie Blumenau.

Handel K Uerlrehv.

Alten steig, 28. Mai. Pfingstmarkt. Antrieb in allen Vichgattungen beträchtlich; Tendenz andauernd auf Preisminderung: nur Fettvieh von auswärtigen Händlern rasch aufgekauft. Feite Ochsen 45 50 Karolin L Paar, für Kühe bis 280 ^ per Stück, Jungvieh bis 200 Schweine-

markt war reichlich bestellt. Saugschwcine bis 24 , Läufer

bis 60 das Paar. -- Der schönen Witterung wegen herrschte auf dem Krämermarkt ein bewegtes Leben. Noch nachmittags 34 Uhr mutzte man sich zwischen den Krämerbuden durch die Scharen lediger Landleute hiuturchdrängen. Es wurde viel gekauft und dürften die Krämer diesmal den Marktbesuch nicht zu bereuen haben.

Der Meg znm Herzen. Nachdruck nicht

Novelle von F. Stöckert. gestattet.

(Fortsetzung.)

Melitta war doch etwas betroffen über das plötzliche Verschwinden des Doktor Bergen. Ihr Auge flog unruhig durch den Salon, sie inspizierte die Nebenzimmer, aber nirgends war der Entflohene zu entdecken. Er wird wiederkommen, tröstete sie sich, es ist ja eigentlich gar kein Grund vorhanden, mir zu zürnen. Aber er kam nicht wieder, er schien für Me­

litta unsichtbar geworden. Das Scharlachfieber gras­siere unter den Kindern, hatte er sich entschuldigend zu dem Kommerzienrat gesagt; seine Zeit wäre gänz­lich von seinen Patienten in Anspruch genommen.

Melitta schüttelte ungläubig das Köpfchen bei diesem Bericht ihres Papas. Sie glaubte nicht an diesen plötzlichen Ausbruch der Epedimie. Ihr Herz begann sehr unruhig zu werden. Sollte er wirklich so tief gekränkt sein und nie wieder zu ihr zurückkeh­ren? Was sollte sie denn nun beginnen, wie ihn nun wieder versöhnen? Unmutig schaute sie hinaus in den Hellen sonnigen Frühlingstag. Wenn er nur ein einziges Mal vorübergingc und nur ganz verstoh­len zu ihrem Fenster hinaufblickte, wo die duftigen Frühlingsblumen in reicher Fülle standen, eine Welt hätte sie hingegeben für einen Gruß, einen Blick von ihm.

Er schien jedoch die Straße, welche er sonst täglich passiert, ängstlich zu vermeiden; scharlachkranke Kinder mußten in dieser Gegend nicht zu finden sein. Draußen vor der Stadt, auf den einsamsten Pfaden, finden wir den Doktor wieder. Und der Helle Son­nenschein und das Blühen und Werden in der Natur, es däucht ihm ein höhnender Kontrast mit dem Zu­stande in seinemIHerzen, aus welchem der Frühling geschieden. O, wie ihr holdes, berückendes Bild zu seiner Qual all sein Denken wie seine Phantasie be­herrschte; vielleicht würde sie doch noch seine letzten flehenden Worte beherzigen und nicht an der projek­tierten Schauvorstellung Teil zu nehmen dann war ja sein stolzer Sinn gern bereit, eine Versöhnung anzubahnen. Diese Hoffnung schwand jedoch gänz­lich , als eines Tages, an dem ihn sein Weg durch die belebte Promenade führte, eine glänzende Kaval­kade von Damen und Herren, und unter der Damen­schar Melitta auf schwarzem Rappen, an ihm vor­überjagte. Lustig wehte ihr weißer Schleier im Früh­lingswinde, als sie das Köpfchen einen Moment zu ihm wandte. Er zog steif und förmlich seinen Hut und eilte dann, wie von Furien gejagt, von dannen.

Eine der engen, düstern Vorstädte war sein Ziel, dort klomm er in einem der alten baufälligen Häuser die steile, ausgetretene Treppen in die Höhe. Er schien den Weg schon oft gemacht zu haben, denn so sicher trat er trotz der Dunkelheit auf. Dann klopfte er leise an eine der Thüren im letzten Stockwerk; ein junges Mädchen öffnete ihm, er trat in ein kleines freundliches Zimmer, da lag auf einem Schmerzens­lager wie ein Bild des Friedens eine arme Schwind­suchtskranke. Ueber das noch jugendliche Gesicht flog ein Freudenschimmer, als er an das Lager trat; sie streckte ihm ihre abgezehrte Hand entgegen.

O wie freundlich von Ihnen, daß Sie immer wieder zu der armen Kranken kommen," sagte sie dankbar zu ihm aufschauend.

Bergen legte einen Veilchenstrauß in ihre schlan­ken Finger.

Der Frühling sendet Ihnen seinen Gruß," sagte er freundlich.

Eine flüchtige Röte flog über das blasse Ant­litz der Kranken. Die Augen strahlten, es war, als kehrten in diesem Moment Jugend und Glück, die nur kurze Zeit dem jungen Mädchen gelächclt, zu ihr zurück.

Ich danke Ihnen," flüsterte sie,Gott wird Ihnen all das Gute lohnen, was Sie der Kranken gethan. Bitte Anna, hole frisches Wasser für die Blumen," wandte sie sich jetzt an das junge Mädchen, welches eifrig nähend am Fenster saß,und bitte, stelle sie hier dicht an mein Bett."

Anna erfüllte schnell die Bitte der Kranken und griff dann wieder zur Arbeit, das scheidende Tages­licht noch zu benutzen. Verglühende rote Sonnenstrah­len sandten ihre zitternden Lichter wie grüßend in das ärmlich ausgestattete Stübchen. Sie umwoben mit rosigem Schein die Kranke, in deren Augen cs wie Verklärung leuchtete.

Es ist wenig genug, was ich für Sie thun kann," begann der Doktor die Unterhaltung wieder. Unendlich wenig im Vergleich zu der Fülle von Frie­den, von Seelenstärke, welche ich stets von Ihnen mit hinwegnehme. Gerade heute, als ich zu Ihnen her­auf kam, da stürmte es wieder mächtig in meinem Innern, ich sah Sie," setzte er leiser hinzu; die Kranke schaute ihn verständnisvoll an.

Und ist keine Versöhnung möglich?" fragte sie.

Keine", erwiderte Bergen finster.Umgeben von ihren Kavalieren, hoch zu Roß jagte sie an mir vorüber, schön und übermütig wie immer: O, wenn

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