Unterschriften vorliegen. Von zweien derselben steht jedoch noch ein Nachtrag in Aussicht. In vielen Oberamtsbezirken wurden fast in allen Gemeinden Sammelstellen errichtet, in den Städten oft eine recht erhebliche Zahl, um Jedermann Gelegenheit zur Be­teiligung zu geben. Mit Entschiedenheit ist auch hier nochmals darauf zu verweisen, daß es keineswegs auf große Gaben ankommt. Jede, auch die kleinste Gabe ist willkommen. Ohne Rücksicht auf Partei­stellung oder Stand möge jeder, wenn er auch im Einzelnen manchen Wunsch noch auf dem Herzen hat, dieses oder jenes in unserem Vaterlande anders gestaltet sehen möchte, doch am 70. Geburtstag des Reichskanzlers sich vor Augen führen, daß nächst unserm Kaiser Fürst Bismarck vor allen es ist, dem Deutschland seine nationale Wiedergeburt verdankt.

Nach einer königl. Verordnung werden die Stände auf den 3. März wieder einberufen.

In Cannstatt wurde vor einigen Tagen ein Mensch festgenommen, der die Rolle eines Taub­stummen spielte, er zeigte ein Papier vor, auf wel­chem er als Franzose bezeichnet war; die Polizei erkannte aber, daß der Stumme ein wegen mehrerer Vergehen in Untersuchung stehender Angeklagter sei, und hielt ihm dies vor, worauf er auf einmal wie­der sprechen konnte, derselbe hatte durch seine Ver­stellung den von ihm betriebenen Bettel zu einem sehr lohnenden gemacht.

In Eßs - ggxu istW.L.-Z." vor etwä 14 Tagen der Handschuhfabrikant A. plötzlich ver­duftet und hat seinen zahlreichen Gläubigern das Nachsehen gelassen. Man spricht von mehr als 20000 vlL, die er allein in bar mitgenommen haben soll. Er stand auch im Verdacht der Wechselreiterei in großem Maßstab.

Frankfurt, 16. Febr. Aus einem Stroh­haufen an der Oede wurden verwichene Nacht 37 Stromer und 3 Dirnen von der Polizei herausge­holt.

Berlin, 18. Febr. Das Postsparkassengesetz wurde von der Kommission abgelehnt. Auch im Plenum ist dessen Ablehnung sicher; es wurde eine Resolution S ch e n k (freisinnig) angenommen, welche die Verbindung zwischen den bestehenden Sparkassen und den Postanstalten bezweckt.

Aus einem Pensionat in Königsberg ver­schwanden vor mehreren Tagen plötzlich zwei Mäd­chen von 14 und 15 Jahren unter Mitnahme ihrer nicht unbedeutenden Ersparnisse. Sie hatten die Absicht, nach Amerika zu reisen, um dort Medizin zu studieren und weibliche Aerzte zu werden. In Hamburg wurden sie jedoch festgenommen und wer­de» nun in ihre Heimat zurückbefördert.

Seit länger als einer Woche steckt nunmehr der Reichstag in den Zolldebatten und fast scheint es, als ob auch die jetzige darüber hingehen soll. Die eigentliche Entscheidung in dem von der Reichs­regierung eröffneten zollpolitischen Feldzuge ist in­dessen mit der vom Reichstag am Montag ange­nommenen Erhöhung des Zolles auf Weizen und Roggen bereits gefallen und was die übrigen Zoll­erhöhungen, besonders die noch der kommissarischen Beratung unterliegenden Holzzölle anbelangt, so ist es fast zweifellos, daß die schutzzöllnerische Mehrheit des Reichstages auch diesem zustimmen wird. Am Dienstag beschäftigte sich der Reichstag in der Hauptsache mit dem von der freikonservativen Frak­tion eingebrachten Entwürfe eines Sperrgesetzcs, welches den Reichskanzler ermächtigt, die Getreide- u. s. w. Zölle sofort nach Bewilligung in zweiter Lesung in Kraft treten zu lassen. Die Generaldis­kussion hierüber ergab, daß man sich auf allen Sei­ten über die Notwendigkeit klar war, aber eine Mei­nungsverschiedenheit zeigte sich bezüglich der Frage, ob und inwieweit den vor dem l. Febr. rr. o. ab­geschlossenen Lieferungsverträgen eine besondere Be­rücksichtigung einzuräumen sei. Vom Abgeordneten Windtborst war beantragt worden, daß für Verträge, die noch vor dem 1. Februar abgeschlossen seien, noch der bisherige Zolltarif zu gelten habe, welcher Antrag schließlich in der sich an die Generaldiskussion sofort anschließenden zweiten Lesung des Sperrge- gesetzes mit der Modifikation, daß für den 1. Febr. der 15. Jan. zu setzen sei, einstimmig angenommen wurde. Das Sperrgesetz wurde sodann im Ganzen nach einer sehr lebhaften, an persönlichen Auseinan­dersetzungen reichen Debatte zwischen den Abgeordne­ten Bebel, Richter, Hartwig (Dresden), Ackermann und Singer genehmigt. Am Mittwoch setzte das

Haus die Beratung über die Zolltarifnovelle, speziell über den Antrag Brömel, die Roggenzollerhöhung erst nach Ablauf des deutsch - spanischen Handels­vertrages in Kraft treten zu lassen, fort.

Die Kommission des Reichstags für das Post­sparkassengesetz hat die Regierungsvorlage bei der heutigen definitiven Lesung mit 12 gegen 4 Stim­men abgelehnt. Die Kommission für Arbciter- schntz beschloß zu tz. 105 a, der Gewerbeordnung die Bestimmung, daß die Dauer der Sonntagsarbeit für Gehilfen und Lehrlinge in Handelsgeschäften eine nur fünfstündige sein darf.

Fürst Bismarck führt bei den Eingeborenen von Afrika den Beinamen des Stephanien, womit sie das gewaltigste und hochgeschätzteste Geschöpf be­zeichnen wollen. Als nun der Afrikareisende Flegel auf dem letzten Subskriptionsballe in Berlin bemerkte, daß seine treuen schwarzen' Begleiter mit besonderem Interesse einen jugendlich schlanken Dragoner-Major betrachteten, welchen der Kaiser durch freundliche Ansprache auszeichnete (es war der Gesandte Graf Herbert Bismarck), belehrte er die Schwarzen, das sei der Sohn des Stephanien. Die Afrikaner be­griffen sofort, daß der Sohn des Reichskanzlers ge­meint sei. Diese ebenso kurze als drastische Bezeich­nung beweist, daß in Afrika noch der kurze Lapidar­styl der Pyrgmiden-Jnschriften beliebt uud ange­bracht ist.

DerNordd. Allg. Ztg." zufolge gieng dem Reichskanzler von 108 landwirtschaftlichen Vereinen eine Zuschrift zu, worin derselbe gebeten wird, in Anbetracht der schweren Schädigung, welche die Gold­währung ducch Erhöhung des Goldwertes und zu­nehmende Silberentwertung der gesamten wirtschaft­lichen Entwickelung Deutschlands insbesondere der der Landwirtschaft und Industrie durch fortgesetztes Sinken der Preise zufügt, die Initiative zur schleu­nigen Herstellung der vertragsmäßigen Doppel­währung ergreifen. DieK. Z." bemerkt dazu: Es ist ein einfaches Rechenexempel, daß die Einfüh­rung der vertragsmäßigen Doppelwährung nicht uns, sondern nur den andern Ländern, insbesondere Frank­reich und Nordamerika Nutzen brächte. Fürst Bis­marck wird diese Rechnung wohl anstellen und sich vor dem Wege hüten, de» sich einige überschuldete Großgrundbesitzer und Großindustrielle so leicht den­ken und der so gefährlich ist vor dem Wege zur Geldverschlechterung."

Oesterreich-Ungarn.

Ans Reichenberg wird gemeldet: Die Gemeinde­vertretung Dessendorf (Bezirk Taunwald) ist, mit dem Gemeindevorsteher Nitsche an der Spitze, aus nationalen Gründen fast vollzählig zum Alkkatholizis­mus übergetreten.

Dem ungarischen Parlamente wird in den nächsten Tagen ein Gesetzentwurf bezüglich der Post­sparkassen vorgelegt werden. Nach den befriedigen­den Resultaten, die die Postsparkassen in Oesterreich aufweisen, hofft man, daß sich dieselben auch in Un­garn günstig und in einer die wirtschaftlichen Inte­ressen fördernden Weise entwickeln werden.

Schweiz. »

In der Schweiz hat der Aufruf des deutschen Zentralkomites für eine würdige Ehrengabe an den deutschen Reichskanzler anläßlich seines 70. Geburts­tages einen über alles Erwarten freudigen Wieder­hall gefunden, Gerade die Deutschen in der roma­nischen Schweiz haben in sehr bezeichnender Weise zuerst die Sache in die Hand genommen und in den Städten Genf, Lausanne, Bevey und Montreux Ko- mites gebildet, in deren gemeinschaftlichem Ausrufe u. a. namentlich folgender Satz bemerkenswert er­scheint:Haben doch gerade die Deutschen im Aus­lande Grund, dem großen Staatsmanne dankbar zu sein, der unter Kaiser Wilhelms Führung das Deutsche Reich wieder aufgerichtet hat." Der Auf­ruf. von angesehenen Männern aller Stände unter­zeichnet, wird in seinem Erfolge die herzlichen Gesin­nungen der schweizerischen Deutschen zu ihrem alten Vaterlande unzweifelhaft in sehr erhebender Weise ausdrücken. (Gewiß beschämend für viele im Mutter­lande.)

Frankreich.

Paris, 17. Febr. Dreihundert Studenten Unterzeichneten einen Protest gegen die Kundgebung der deutschen Sozialdemokraten bei dem gestrigen Be­gräbnisse Jules Volles. DerTemps" bespricht den gestrigen Zwischenfall und sagt: Indem die deut­schen Sozialdemokraten politische Kundgebungen in '

Frankreich ins Werk setzen, verletzen sie die Gast­freundschaft, welche sie genießen, die Regierung dürfe ein derartiges Verhalten nicht dulden.

In der Nacht vom 16. zum 17. d. M. wurden bei dem Juwelier Gabriel auf der Avenue der Oper zu Paris Schmucksachen im Werte von 400000 Franks gestohlen.

DieRepubl. Franz." sagt, daß ein Ueber- schreiten der chinesischen Grenze nicht stattfinden werde, um einen großen Kriegszng wie z. B. auf Kanton, zu unternehmen, denn dieses liege 1000 Kilo­meter von Langson und der Weg dahin sei Euro­päern unbekannt; es werde zunächst gelten, die Gren­zen Tonkins gegen jede Invasion sicherzustellen. Die Truppen hätten nur genommen, was Frankreich im Vertrag von Tientsin verlangt hätte. Die nächste Aufgabe, China nachgiebiger zu machen, falle dem Admiral Courbet zu.

Bei Langson hat am 13. Febr. kein Kampf mehr stattgefunden; die Chinesen waren am 11. und 12. Febr. bei Vanoi so gründlich geschlagen und zersprengt worden, daß sie keinen Widerstand mehr leisteten. Am 13. Februar trafen die Franzosen nach einem Eilmärsche in Langson ein, das sie geräumt und in Brand gesteckt fanden. Sie besetzten die vor­geschobenen Stellungen. Die Franzosen erbeuteten eine Menge Waffen, Munition und Reis. Die Chi­nesen erlitten bedeutende Verluste und ziehen sich) nach der Grenze zurück. Das Wetter ist nebelig und kalt.

England-

In einer der letzten Sitzungen des Gemeinde­rats der City von London wurde etwas verfrüht ein Antrag angemeldet, dem General Gordon eine Statue in der City auf Kosten der Korporation zu errichten.

Dänemark.

Kopenhagen, 8. Febr. Der König und der Kronprinz besichtigten heute die acht Krupp'schen Kanonen, welche durch Einsammlung und Beitrag­leistung dänischer Frauen angeschafft worden sind. Die Kanonen sind mit dem Namenszug und dem Wahlspruch des Königs versehen.

Handel K Verkehr.

Nagold. Zu dem Bichmarktc in Alte »steig am 18. d. M. fanden sich Händler, besonders auch von aus- wärts zahlreich ein und muß ziemlich lebhafter Handel gewe­sen sein, denn cs ist nachmittags viel Vieh durch die Stadt (dem Bahofe zu) getrieben worden und sind auch 85 Stück in 7 Eisenbahnwagen abgegangen.

Wann beginnt bei dem weiblichen Ge­schlecht das Aller? Das war die Frage, welche jüngst in einer größeren Damengesellschaft bei der dritten Tasse Kaffee erörtert wurde. Man war ver­schiedener Meinung. Eine junge schöne Frau meinte, sobald das Weib keine Liebe mehr erwecken kann; eine Andere behauptete: mit dem ersten grauen Haar; eine Dritte: bei der Konfirmation des ältesten Kin­des. Großmama, eine prächtige, silberlockige Greisin, zu deren sechzigster Geburtstagfeier die Gesellschaft stattfand, wurde als Richterin berufen.Großmama, wann fangen die Frauen an, zu den Alten zu zählen ?" Großmütterchen sinnt einen Augenblick nach, dann meint sie verdutzt:Wie kann ich das wissen danach müßt Ihr eine alte Frau fragen."

Ein Duell. Andreas Romberg, der bekannte Kom­ponist derGlocke", wurde einst von einem kleinen Kapellmei­ster, der von ihm beleidigt sein wollte, geforoert. Er beschied den Cartellträger des angeblich Beleidigten mit den Worten: Degen oder Pistolen verstehe ich nicht zu führen. Aber Herr Zi und ich wollen jeder eine Cantate sehen, und wessen Werk ausgepfiffen wird, der schießt sich tot.'

Bayerische 4 pCt.Prämien-Anlethe von 1866.

Die nächste Ziehung dieser Anleihe findet am 1. März statt. Gegen den Kursvcrlust von ca Mk. 163. pr, Stück bei der Auslovsung mit der Niete übernimmt das Bankhaus Carl Neuburger, Berlin, Französische Straße 13, die Versicherung für eine Prämie von Mk. 3,86 pro Stück.

Ls Kann i>lebt dringend AgnuK Ulen, ivelebe aut dem Lands rvobnsu, emptvblen rvercken, stets eine Lebaebtel -xxotkeker L. Vranckt's 8 ebvrsi 2 srpiIIsn im Hause nu baden, um bei plötrlieb eintrstencksn gtörunKen (VerstoptunZ', LILKunKsn, KlutanckranK, Leder- unck Oallsnlsicken eto.) ckissss siedsrs null sebmsrrckose Haus- unck Heilmittel (sr- dältlieb ä Lvbavbtsl sl. 1 in cksn Lpotdsksn) aurruivsncksn. > 1 an aebte Zenau ckarauk, (lass zecke Lebaebtsl als Ltiguett ein rvsissss Lreus in rotbem Orunck unck cken LamsnsruK li. Brandts trä§t.

Verantwortlicher Redakteur Steinwandel in Nazold. Druck u.d.

Verla« der G. W. A aiser'schen Buchhandlung in Nagold.