seinen Doppelboten:Wohin gehen Sie, wenn Reichstag und Landtag gleichzeitig arbeiten? Abg.: In den Reichstag. Die Diäten im Landtag laufen fort und, unter uns gesagt, im Reichstag ist das Büffet besser."

Oesterreich-Ungarn.

Wien, 9. Febr. Zwischen Berlin und Wien schweben gegenwärtig, wie demReichsboten" von wohlunterrichteter Seite mitgeteilt wird, lebhafte Ver­handlungen, um auch Oesterreich-Ungarn zum Ab­schluß eines Auslieferungsvertrages bezüglich anar­chistischer Verbrechen rc. zu bewegen. Die Minister Kalnoky und Taaffe haben bereits ihre Zustimmung in Aussicht gestellt und gilt es nur noch den Wider­stand des ungarischen Ministerpräsidenten Tisza zu überwinden. Aber auch hieran ist nicht mehr zu zweifeln, da neuerdings die Wiener Regierung voll- giltige Beweise für eine weitverzweigte anarchistische Organisation, welche von Amerika aus geleitet wird und ihren Sitz namentlich in Böhmen. Mähren, Ober­und Nieder-Oesterreich aufgeschlagen hat, erhalten haben soll. Die italienische Regierung soll einen diesbezüglichen Antrag der deutschen Regierung rund­weg abgeschlagen haben, was die ohnehin nicht son­derlich guten Beziehungen zwischen Rom und Berlin noch um einige Nuancen erkältet hat.

Wien, 10. Febr. Im Abgeordnetenhause brachte die Regierung eine Vorlage betreffs Arbeiter- Krankenversicherung ein.

Schweiz.

Genf, 10. Febr. Einer Mitteilung derGaz. de Lausanne" zufolge halten sich gegenwärtig auf Schweizerboden 2000 Anarchisten, meist Ausländer, auf.

Frankreich.

Auch in Paris hat sich ein Konnte zur Samm­lung eines Ehrengeschenkes für Bismarck gebildet und jeder Deutsche beeilt sich, ein Scherflein beizusteuern.

Ein Hund durch Raben getötet. Der Glas­meister Magie in Aniche (Departement Nord) hatte einen mittelgroßen Hund. Dieser Tage verließ der­selbe das Haus seines Herrn und lief nach einem Felde bei der Glashütte. Plötzlich horte Herr Magie wütendes Gebell und dann Geheul und sah seinen Hund von einem großen Fluge Raben angegriffen, welche sich anschickten, ihn zu zerfleischen. Magie mußte sich mit einem Knittel bewaffnen, um die An­greifer zu verjagen. Der Hund war jedoch so hart mitgenommen, daß er verendete. Hals und Nacken waren bis auf die Knochen zerhackt. Die Naben waren infolge der hohen Schneelage so ausgehungert, daß sie das Tier angriffen. (?)

Belgien-

Ist denn bei den Belgiern ebenso wie bei den Franzosen eine Schraube los und ledig? Vor den Geschworenen in Brüssel stand ein Mann Baulogne, der seine ungetreue Frau mit Messerstichen getötet hatte. Nach einer Beratung von 10 Minuten spra­chen die Geschworenen densympathischen" Mörder unter Hellem Jubel des Publikums frei. Ein anderer Ehemann hatte mit seiner Fra»,welche zu sehr den Priestern anhing und an allen kirchlichen Festlichkeiten theilnahm", in Uneinigkeit gelebt; sie hatten sich ge­trennt, der Mann aber wollte, daß seine Frau wie­der zu ihm käme; sie weigerte sich wegen schlechter Behandlung; da schoß er sie mit Revolverschüssen nieder und zerfleischte sie mit Messerstichen. Nach kurzer Beratung sprachen die Geschworenen auch diesen Mann frei,da er in sichtlicher Erregung gehandelt, also nicht ganz zurechnungsfähig gewesen sei." Nun brach der Beifall der Zuhörer aus, und der Frei­gesprochene, noch mehr aber der Verteidiger Jansvn, wurden mit Jubel aus dem Gerichtssaale geleitet. Es fehlte nicht viel daran, man hätte Janson die Pferde ausgespannt.

Rußland.

Im Stadtgcfängnisse von Kokhand, Provinz Ferghana, brach am 14. Jan. eine furchtbare Meu­terei aus. Zwischen 24 Züchtlingen und dem Mili­tär, welches das Gefängnis bewachte, entspann sich ein blutiger Kampf. Durch einen blutigen Angriff der Gefangenen ward der Ossizier der Wache getötet und 9 Soldaten verwundet, während schließlich 10 Züchtlinge erschossen und 1l verwundet wurden. Egypten.

Korti, ll. Febr. Wilson und Stuart sind eingetroffen und berichten, Gvrdon sei tot. Ein vom Oberst Boseawen in Gubat abgesendeter Bote mel­det: Ein verräterischer Pascha ließ die Garnison Chartums in der Richtung von Omdnrman marschie­

ren, vorgebend, es werde hier ein Angriff des Mahdi erwartet; ein anderer Pascha öffnete die Thore Char­tums. Die Aufständischen drangen in großer Anzahl ein. Gordon erhielt, als er das Gouvernementshans verließ, einen Dolchstoß.

England.

London, 11. Febr. Wie hiesige Blätter melden, folgte der Einnahme von Khartum durch den Mahdi ein unbeschreibliches Gemetzel. Die wil­den Horden Kordofans und die Baggaca-Reiler sielen massenhaft in die Stadt ein, worauf das Signal zum Gemetzel gegeben wurde, das stundenlang dauerte. Weiber und Kinder wurden nicht verschont: alle Ver­wandten der treuen Fünfhundert unter Nusri Pascha, die den Engländern bei Gubat beigestanden, traf das gleiche Geschick. Das Gros der Truppen ging zum Mahdi über, dessen Führer sofort oie Stadt in Ver­teidigungszustand setzten.

London, 12. Febr. General Wolseley mel­det: Die Engländer unter General Carle nahmen nach östündigem Kampfe sämtliche Positionen des Feindes, (bei Chartum?) erbeuteten 10 Standarten. General Earle und Oberstlieutenant Ehre fielen bei der Erstürmung der Positionen.

In England hat man in der letzten Zeit sich manche bittere Wahrheit vom Fürsten Bismarck sagen lassen müssen, und die Regierung Gladstones hat durch den deutschen Reichskanzler vielfache Nie­derlagen erlitten. Um so mehr fällt die Thatsache ins Gewicht, daß der Daily Telegraph bei einer Be­sprechung der in Deutschland im Gange befindlichen Bewegung zur Aufbringung eines Nationalgeschenks für den Fürsten Bismarck zu dessen 70. Geburtstag u. a. sich folgendermaßen vernehmen läßt:So glän­zende Errungenschaften wie die des Fürsten Bismarck würden schon allein ihn zur Achtung seitens anderer Nationen neben seiner eigenen berechtigen; aber diese bilden in Wahrheit nicht seine einzigen, oder selbst, vom breitesten menschlichen Gesichtspunkte aus, seine ehrenvollsten Ansprüche auf die Huldigung der Welt. Es ist keine Schmeichelei, sondern die nackte Wabr- heit, daß die Art und Weise, wie der deutsche Kanz­ler seine unvergleichliche Macht gebraucht, ihn noch höher in der Geschichte stellen wird, als die großen Thaten, durch welche er diese Macht erlangte. Eu­ropa hat vor ihm die Herrschaft vieler mächtiger Männer gekannt; es hat sich vor unserem eigenen Cromwell gebeugt, vor Ludwig XIV., vor Napoleon Bonaparte. Keiner indeß, mit Ausnahme des erste- ren, und dieser auch nur zweifelhaft, könnte in Be­treff der weisen und gemäßigten Ausübung seines beherrschenden Einflusses einen Vergleich mit dem Staatsmanne aushalten, der seit den letzten 14 Jahren im europäischen Konklave das Oberhanpt ist." Der Gedanke, dem Fürsten Bismarck zu seinem 70. Ge­burtstage eine Ehrengabe zu überreichen, hat übrigens auch in England schnell Wurzel geschlagen und zur Bildung eines Ausschusses geführt, welcher sich dem Berliner Ober-Ausschuß eng anschließt:

Nach Berichten derWestern-Morning News" ist es den Deutschen gelungen, den ganzen Kamerun­bezirk bis zum englischen Gebiet in AmbaS-Bai ein­zuverleiben. Amerika.

(Lynchjustiz.) In Andubon (Iowa) war ein alter Mann von seinem Sohn und zwei Schwieger­söhnen auf die grausamfte Weise getötet worden. Da der Prozeß gegen die Mörder sich lange hinaus­zog, erbrach eine aufgeregte Volksmenge am 3. das Gefängnis, sperrte die Beamten ein, öffnete die Zellen und erschoß die beiden Schwiegersöhne. Die Leichen wurden herausgeschleppt und aufgehängt. Dann zerrten die wütenden Menschen den Hauptübelthäter, den Sohn, aus dem Gefängnis heraus und hängten ihn auf einem öffentlichen Platze.

Allerlei.

Mittel gegen Asthma. Gegen Asthma (Schweratmigkeit) empfiehlt vr. Mouell in London folgendes einfache Verfahren, das sich sowohl bei ihm als anderen Aerzten stets erfolgreich erwiesen habe. Während der asthmatischen Anfälle soll nem- lich das Atmen bis zur absoluten Unmöglichkeit an- gehaltcn und dann die Luft mit aller Kraft ausge- stoßen (ausgehaucht) werden, worauf nach einigen Sekunden eine recht tiefe Einatmung ausgeführt werde. Dieses Verfahren wird durch zwei Minuten fortgesetzt. Bald nach dem ersten soll stets merkliche Erleichterung und am Ende dieses Verfahrens voll­ständige Beseitigung der krampfhaften Erscheinungen

eingetreten sein. Anfangs sollen sich die Krankem nur schwer dazu entschließen, aber durch den bald darauf eintretenden günstigen Erfolg sich schnell da­zu ermutigt fühlen.

(Nicht gemaust und doch gestohlen.) Friedrich Erd- mann Stahr, gebürtig aus Jena, einer der größten Spitzbubem aus dem Ende des vorigen Jahrhunderts, war in Erfurt ge­fangen worden, aber am Abend desselben Tages wieder aus­gebrochen und hatte sich in die naheliegende Druckerei von Bar­tholomäus und Söhne geschlichen, wo cs ihm gelang, aus einem. Vorzimmer einige Mäntel zu stehlen. Eben als er mit dem Mänteln auf dem Arm die Treppe hinabstcigt, begegnet ihm der Rechtsanwalt Bartholomäus, ein naher'Verwandter des- Hauses und zugleich dessen juristischer Sachwalter.Wo wollen. Sie mit den Mänteln hin?" fragt er den Dieb, da er die Mäntel seines Vetters und Neffen erkennt.Die Herren haben mir dieselben zum Reinigen übergeben, da ich einige Fettflecken herauswaschen soll."So könne» Sie den mcinigen auch mitnchmcn," spricht der Rechtsanwalt und hängt dem Spitz­buben seinen kostbar verbrämten Mantel über den Arm, der sich natürlich sofort damit aus dem Staube macht. Als aber der Rechtsanwalt seine Verwandten nach dem Namen des Man­nes fragt, sieht er zu spät ein, daß auch ein Rechtsanwalt nicht sch lau genug ist, er finde denn s einen Meister._

(Eingesendet.) Das Rätsel des »kerpstiuiin molnlo«, das so manchen erfinderischen Kopf fesselt, kann nun, wie direkt berichtet wird, seinem Haupt­zweck nach als wirklich gelöst betrachtet werden. Einem unermüdlichen Forscher H. Braun in Pfedelbach bei Oehringen (Württemberg) gelang es, aus 16 sinn­reich geformten Röhren und ebenso vielen Fächern, welche nur halb mit Wasser versehen und dicht ver­schlossen werden, ein Rad so zu konstruieren, daß es auf einer Seite von selbst ein fortwährendes lleber- gcwicht erzeugt und durch ewiges Suchen seiner Wage in beständig rasche Umdrehung kommt, so daß je nach der Größe des Rades noch Pferdekräfte übrig bleiben, welche zum Betrieb der verschiedensten Maschinen u. dgl. kostenlos verwendet werden können. Das Rad beruht somit auf dem Naturgesetz der Wasscrwage und sein Geheimnis liegt einzig in der kunstvollen Form und Lage der Fächer und Röhren, im übrigen gleicht es einem sog. oberschlächtigeu Mühlrad. Regu­liert und abgestellt wird es mittelst einfacher Brems­vorrichtung, bedarf nur eines verhältnismäßig schmalen Raumes und kann überall, selbst in höheren Stock­werken, an der Innen- oder Außenwand bequem an­gebracht werden. Zieht man in Betracht, daß hiebet Heizmaterial, Bedienung, Rauch, Gefahr n. s. w.,

> somit auch die betr. Conzession wegfällt, so ist es auch die billigste Betriebskraft, die der kleinste Ge­schäftsmann ohne große Auslage anschaffeu kann. Für Webstühle, Drehbänke, Schleifsteine, Rnndsägen, auch Futterschneidmaschinen, überhaupt fast für alles, ist dieses Rad verwendbar. Nach den Prospekten, die der Erfinder versendet, (siehe Inserat in heutiger Nro.) ist jedermann Gelegenheit geboten, sich dieses Rad bei Geschäftsfreunden anfertigen zu lassen, auch ist derselbe nötigenfalls mit Rat und Hilfe gerne bereit. -_ 8

Badische 4 PCt. Eisenbahu-Auleihe von 18SS bis 1861. Die nächste Ziehung dieser Anleihe findet Mitte Februar statt. Gegen den Kursverlnst von ca. 2^ pCt. bei der Auslassung übernimmt das Bankhaus Carl Neuburger, Berlin, Französische Dtratze 13, die Versicherung sür eine Prämie von 10 Pf. pro 100 Gulden»

vis 8ogen. Hau8mitteloiwn unci ihre Wanälungon.

Leit äsn ältesten Zeiten ist es bei cken meisten Völ­kern Braucb, sogenannte Kansmittsloksn stets vorrätig mi kalten, um bei plötrckiob sintrstencken Lrankksitskällsn sie rasok 2 nr Hand rssp. mir Hüte Mi Kaden. Vber aneb ckisss Vansmittslebsn, wsloke von Osneration xu Osneration über­liefert werden, Kaden, wie jedes Ving in der Welt, ikrs IVandlungsn durolimnnaobsn. In dem Kasse, vis 2 . L. dis sksdsm so sskr im Vrgsn gelegene medieiniseks IVissen- soliakt mekr und mekr mim Kiekte der Vrkeuntnis gelangte, in dem gleioken Kasse vsrselnvanden dis sakllossn, mim grössten Peile aus Ziikallsgemiseksn destandedsn Villen und Kixturen der alten Zeit und maekten den ank Basis der bedeutenden klrrnngensekakten der zVisssnseliakt eompo- nisrtsn Kitteln vlatm

Unter diesen letzteren nelimen die nun seit dadrsn bekannten und ansssrordöntlleb beliebten Vpotkeksr lt. Brandt'eben Lebwsinsrpillsn, denen erste medimniseks Auto­ritäten das Zeugnis ansstslltsn, bei Vsrstopkmig, Blutan­drang naoli Lop! und Brust, Lobwlndslankällen, keber-, Öallen- und Kämorrboidallsidsn ein ebenso augenelnn Mi gsbraueliendes, vis siolisr wirkendes und nnsebädliobss Kittel mi sein, ansrkanntsrmasssn die erste LtsIIe ein. Vs gibt last kein Hans mebr, in welebem dieses vortrsik- iiebs Kittel, das ausserdem noek den Vorteil der Billigkeit bat (es kostet dis Lebaobtsl, welelis 50 Villen entbält, nur K. l. und sind dieselben in käst allen ^.potlisksn vor­rätig), niebt vingang geknndsn bätte und damit sind die Vpotbeksr Biekard Lrandt'selisu Lekweixerpiilsn denn anok miin äoliten und reebtsn Hausmittel geworden und werden es voraussielitlioli ancli uoeli lauge bleiben.

Verantwortlicher Redakteur Steinwandel in Nagold. DrnrNi.d Verlag der G. W. A aiser'schen Buchhandlung in Nagold.