von England gegründet, mit dem Mutterlande in stetem Wechselverkehr bleiben; 4) die Solidität der großen englischen Kaufleute, bei denen jeder gute Kunde stets auf eine gleiche, ja, bei längerem Ver­kehr auf eine sich steigernde gute Bedienung rechnen kann und nie zu befürchten hat, daß er, als alter Kunde, vernachlässigt und neu zu erwerbenden Kun­den nachgesetzt werden könnte. Gegenwärtig ge­schieht in Deutschland viel, um den deutschen Handel von dem Drucke des englischen Zwischenhandels zu befreien; die beabsichtigte Postdampferunterstützung wird den direkten Verkehr zwischen den Ursprungs­ländern und Deutschland beleben, die beabsichtigte überseeische Bank wird deutschen Verfrachtern im Aus­lande deutsches Kapital zur Verfügung stellen und die Möglichkeit geben, deutsche Wechsel zu diskontie­ren, ohne in England Provision zu zahlen; die Ko­lonien endlich, welche Deutschland zu erwerben im Begriffe steht, werden direkte Beziehungen zwischen den Ursprungsländern und Deutschland begründen. Aber bis die Früchte dieser neuen Handelspolitik sich einsammeln lassen, wird noch eine lange Zeit ver­gehen, und es wird gut sein, sich bis dahin ab und zu ins Gedächtnis zurückznrufen, daß wir gegenwär­tig an England etwa Vs Million c//L täglich für Handelsgeschäfte bezahlen, die wir eben so gut selbst besorgen könnten und daß die 150 Millionen, die wir gleichsam als Zinsen an England entrichten, zu 4 pCt., einem Kapital von 3 750 Millionen ent­sprechen. Und da kargt die Reichstagsmajorität mit Tausenden?!

Hamburg, 5. Febr. Zufolge telegraphischer Ordre wurde nach einer Meldung derFrkf. Ztg." auf dem heute aus New-Jork angelangten Dampfer Bohemia" eine ankommende Dame nebst 10 Män­nern hierselbst im Hafen von der Polizei empfangen, durchsucht und verhaftet. Es heißt, man habe anarchi­stische Schriften bei denselben gefunden.

Die Postsparkassenkommission nahm den ersten Paragraphen mit dem Anträge Manteuffel an, wo­nach in Bezirken, wo die bestehenden Sparkassen die Mitwirkung der Postanstalten in Anspruch nehmen, Postsparkassen nicht errichtet werden dürfen.

Die Frage der Strafkolonien wird auk eng lische Anfrage von Gras Hatzkeldt kurz dahin beant­wortet: Die Idee, auf den Südsee Inseln Verbrecher zu internieren, liegt uns ferne; wir haben uns schon ebenso bei den xourparlero über Angra Pequena aus­gesprochen; Verpflichtungen geben wir aber nicht ein; ebensowenig wie England dies uns gegenüber thäte.

Oesterreich-Ungarn.

Graz, 3. Febr. Am Samstag verschüttete eine Lawine bei Lorenzen eine Holzknechthütte, in der sich 5 Holzknechte aufhielten. Angestellte Rettungs­versuche blieben erfolglos.

Frankreich.

Paris, 5. Febr. Die Kammer lehnte mit 238 gegen 125 Stimmen die Dringlichkeit für den Antrag Revillons auf Bewilligung von 25 Millionen für arbeitslose Arbeiter ab und verwies denselben an die Kommission. Der Minister des Innern hatte gegen die Dringlichkeit und gegen den Antrag über­haupt gesprochen. Ein zweiter Antrag Revillons auf sofortige Ausführung der öffentlichen Arbeiten wurde angenommen.

In Frankreich mehren sich die beschäftigungs­losen Arbeiter foitmährend. Eine Deputation der­selben aus Paris, Lyon u. mehierer anderen Fabrik­städten veilangt von den radikalen Abgeordneten, daß die Kleinigkeit von 500 Millionen an die Pa­riser und 100 Millionen an die Lyoner Arbeiter ver­teilt, die Bezahlungen von Wohnunqszinsen unter 500 Frcs. eingestellt, die Arbeitsstunden herabgesetzt und eine Preisliste für Pnvatarbeit fixiert werden möge.

Italien.

Rom, 7. Febr. In Folge des Falles von Khartum verpflichtet sich die Regierung den Eng­ländern ein Hilfskorps von 12000 Mann zu stellen. Belgien.

Zu der in diesem Jahre stattfindenden Welt­ausstellung in Antwerpen haben sich bereits über 800 deutsche Fabrikanten gemeldet.

Rußland.

In Jakobstadt (Kurland) ist ein Teil der Kirche durch eine Explosion zerstört. Eine Bekannt­machung des kurländischen Ritterschaftsausschusses bezeichnet die Zerstörung als wahrscheinlich durch Anwendung von Sprengstoffen erfolgt und setzt 1000 Rubel Belohnung für Ermittelung des Thä- ters aus. Ebensoviel sichert für den gleichen Zweck die baltische orthoxe Brüderschaft in Riga zu. England.

London, 6. Febr. Sämtliche Blätter beschäf­tigen sich fortwährend mit dem Fall von Khartum. Es wird einstimmig die Unmöglichkeit eines Rückzu­ges hervorgehoben. Die meisten Journale empfehlen die Entsendung bedeutender, großenteils aus indischen Truppen bestehender Verstärkungen, die in Suokin auszuschiffen wären, um den Weg nach Berber zu öffnen. General Wolseley solle die Truppen kon­zentrieren und mit General Carle gemeinsam operie­ren, um Berber zu nehmen. Heute findet ein Kabi- netsrat statt, worin weitere Maßregeln beschlossen werden.

London, 6. Febr. Man melder dem Berl. Tagbl.: Die hies. Polizei machte neuerdings einen guten Fang und glaubt jetzt die Attentäter aller drei jüngsten Explosionen zu haben.

London, 7. Febr.Pall Mall Gazette" erfährt, der jüngst abgetretene Erzbischof von Dublin, Trench, sei zur katholischen Kirche bereits übergetre­ten oder im Begriffe, es zu thun. In Exeter ist das Theater heute total abgebrannt.

Eine Privatdepesche ans London über Paris meidet, mehrere Regimenter hätten den Befehl erhal­ten, sich nach Egypten einzuschiffen. Gordon wäre gerettet.

Asien.

Most und Hassclmann drüben in New York sind auf einander eifersüchtig und Todfeinde. Haffel- mann, seines Zeichens Chemiker, gibt Unterricht in Herstellung von Zündstoffen. Most kündigte in großer Versammlung an, die Zeit sei da, in Amerika die Commune auszurufen, Laternenpfosten gebe es genug und die Stricke seien billig. Am höchsten müsse man die falschen (d. h. die nicht roten) Journalisten hängen.

Wie von New York gemeldet wird, rief die Frau D'eult Dudley, welche auf O'Donovan Rossa geschossen hat, als ihr gesagt wurde, daß derselbe in wenigen Tagen wieder geheilt sein werde, aus: Ah! das ist schlimm! das ist schlimm!" Ueber ihre Motive befragt, erklärte sie folgendes:Der Mann muß sterben, er ist ein Schurke. Es war alles zu grausig, allein man hat nicht die Hälfte der Wahr­heit erzählt. Er hat sich selbst schuldig gesprochen. Ich beschloß, mich genau zu unterrichten, und schrieb ihm wegen des Unterstützungsfonds, indem ich ihm erklärte, daß ich ein Interesse an seiner Thätigkeit in Irland hätte. Er antwortete, daß er eine Zu­sammenkunft veranstalten wolle und wir trafen uns am Samstag in einem Hotel. Ich fragte ihn, ob es wahr sei, daß er hinter den Explosionen in Eng­land stehe, was er bejahte. Darauf machte ich ihn darauf aufmerksam, daß er unschuldige Frauen und Kinder töte, worauf er antwortete:Was bedeutet der Tod von einigen Frauen und Kindern, verglichen mit dem Unrecht, welches Irland von seiten Eng­lands erlitten hat?" Dann beschloß ich, den größten Schurken der Welt zu töten. Er teilte mir alle seine Pläne ganz genau mit und ich zweifelte nicht im ge­

ringsten an seiner Schlechtigkeit. Wir trafen uns gemäß der Abmachung auf der Straße. Als ich den ersten Schuß auf ihn abfeuerte, fiel er nieder und dadurch verlor ich für die weiteren Schüsse das Ziel." Die Gefangene hat erklärt, daß das Gefängnis für sie keine Schrecken habe und was das ihr in Aus­sicht gestellte Irrenhaus betreffe, so wünsche sie die Verantwortlichkeit für ihre That voll zu übernehmen.

Handel K Verkehr.

Rottenburg, 3. Febr. Für Hopfen ist sehr wenig Nachfrage, dessen ungeachtet steht fest, dass eine Firma aus- Mannheim dieser Tage das ansehnliche Quantum von 37 Bal­len Hopfen von hier und der Umgegend hat auskaufen lassen- zu dem Preise von 70 pr. Zentner.

Stuttgart, 3. Febr. Zur heutigen Lcdermesse wur­den 380 Ztr. (gegen 1000 Ztr. fernd) zugeführt. Der Ver­kehr war nicht besonders lebhaft. Mebrcre größere Posten­blieben unverkauft. Die Preise waren gegenüber dcp Weih­nachtsmesse unverändert. Verkauft und vermögen wurden r Sohlleder 66 Ztr. 57 Psd., Vacheleder 34 Ztr. 30 Psd, Wild- schmalledcr 496 Ztr. 37 Psd., deutsches Schmallcder 108 Ztr. 3 Psd., Kalbleder 42 Ztr. 21 Psd., Paum-, Zeug- und Roß­leder 19 Ztr. 46 Psd., zusammen 766 Ztr. 94 Psd., Gesamt­umsatz ca. 118 600 Nächste Ledermcsse am 23. April Mit der Ledermesse verbunden wurde auch Heuer ein Rinden­markt abgehalten. Elf Gemeinden haben ibr Erzeugnis von zus. 6500 Ztrn. angcmeldct und verknust. Der Absatz erfolgte rasch, doch wurden die ferndigcn Preise teilweise nicht ganz erreicht.

Allerlei.

Der^wohlthütige Einfluß des Singens auf die Brust ist neuerdings medicinisch nachgcwiesen. Es ist Thatsache, daß der verhältnismäßige Brust­umfang, fowie die Leistungsfähigkeit der Lungen bei Sängern größer ist als bei Nichtsängern. Damit hängt zusammen, daß bei Sängern zwar mitunter Kehlkopfkatarrhe Vorkommen und daß Sänger an Schwindsucht sehr selten sterben.

Die Einführung eines jo einfachen Appa­rates, wie der Regenschum, ist in Europa eine ver­hältnismäßig neue und kaum etwas über 100 Jahre alt. Vorher ließ mau sich einfach naß regnen, oder trug hin und wieder Regenmäntel aus Wachstaffet oder geölten Stoffen. Der berühmte Altertumsfor­scher Layard entdeckte in den Ruinen Ninives ein Basrelief, welches das Bild eines Königs mit einem Schirm darstellt. In der That wurden im Orient schon in den ältesten Zeiten Schirme getragen, jedoch nur von Herrschern und hochstehenden Personen, namentlich wohl auch zum Schutze gegen die Sonne. In China ist der Gebrauch von papiernen Sonnen- und Regenschirmen bei den höheren Ständen wohl schon, seit 1500 Jahren im Schwung. Der erste Europäer, der einen Schirm trug, war John Han- way, der Gründer des Londoner Hospitals, der im Jahre 1765 in den Straßen Londons mit einem solchen Apparat so ungeheures Aufsehen machte, daß ihm jedesmal Hunderte von Menschen nachliefen. Es währte inzwischen nicht lange, so fand sein Bei­spiel Nachahmung, und bald bildete der Schirm einen notwendigen Ausrüstungsgegenstand. Zehn Jahre später war er auch schon auf dem Kontinent in Schwung.

Was ein Haken werden will. . . Im Unterricht über Biblische Geschichte alten Testaments fragt der Lcbrer. Wer von Euch kann mir sagen, welches Fehlers die Brüder' Joseph sich schuldig machten, indem sie ihn verkauften?" Nach kurzer Pause meldet sich das Söhnchcn des Handels­manns B. und sagt mit großer Entschiedenheit:Sie verkauf­ten ihn zu billig."

Die Rohheit, mit welcher viele höchst gebildete Männer über das weibliche Geschlecht denken, ist oft nur die Folge davon, daß ihnen versagt blieb, tiefere Blicke in das Leben edler, weiblicher Gemüter zu werfen .

Bukarester 20 Frcs. Loose. Die nächste Ziehung dieser Loose findet am 1. Februar statt. Gegen den KurSvcr- lust von ca. Mk. 17.00 pro Stück bei der Ausloosung mit der Niete übernimmt das Bankhaus Carl Neuburger, Berlin, Französische Straße 13, die Versicherung für eine Prämie von Mk. 1. pro Stück.

Verantwortlicher Redakteur Steinwandel in Nagold.- Druck und

Verlag der G. W. Aaiser'schen Buchhandlung in Nagold.

Neue n b ü r g.

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DckKlNilWMSüMj.

Die ^tadtgemeinde Neuenbürg, welche z <r A Haltung von vi-r Roß-, Vieh u. ^cbweinemärkten u. zwar je am zweiten

Amtliche und Irr

Mittwoch der Monate Februar unv April und je am dritten Mittwoch der Monate August und November berech­tigt ist, hat um die Erlaubnis zur Ab­haltung von 8 weiteren Pferde-, Rind­vieh- und Schweinemürktcn je am zwei­ten Mittwoch der Monate Januar, März, Mai, Juni, Juli, September, Oktober und Dezember zunächst auf die Dauer von 2 Jahren und um die Er­laubnis zur Verlegung der bestehenden

at-Aekanntmachungen.

Märkte im August und November je vom dritten auf den zweiten Mittwoch dieser Monate nachgesucht.

Dieses Gesuch wird mit der Auffor­derung öffentlich bekannt gemacht, etwaige Einwendungen gegen die Gewährung desselben binnen

IS Tage«

bei der Unterzeichneten Stelle anzubringen. Neuenbürg den 5. Februar 1885.

K. Oberamt. Nestle.

M ö tz i n g e n,

Oberamls Herrenberg.

Eine mit dem zweiten Kalb hoch­trächtige

Kuh,

sowie einen bereits noch neuen aufge­machten Leiterwagen habe ich zu verkaufen und kann jeden Tag ein Kauf mit mir abgeschlossen werden.

Adam M o r l o k, Schreiner.

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