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In Ermanglung eines solchen zweckmäßigen Reise­papiers sind jetzt eine Masse von losen Blättern als Arbeitszeugnisse unter den Reisenden verbreitet, die großenteils gefälscht sind. An nachgemachten Orts­stempeln zu Siegelung derselben fehlt es auch nicht. Diesem Unwesen könnte durch Einführung vorgenann­ter Arbeit- und Wanderbücher größtenteils gesteuert werden. Je länger dies unterlassen wird, umsomehr greift die Fälschung der Reifepapiere um sich. Auch der ordentliche Arbeiter hat darunter sehr zu leiden." Wir halten diesen Vorschlag zur Beseitigung eines großen Uebelstandes als einstweiliges Auskunftsmittel für ganz praktisch, vorausgesetzt, daß die Arbeitgeber in erster Linie bei den Arbeitsuchenden die Vorwei­sung eines solchen Arbeitsbuches verlangen, was ge­wiß nur ihr eigener Vorteil wäre. Möchten nur die Gewerbevereine des Landes diese Sache energisch in die Hand nehmen.

Oberndorf, 22. Jan. Nachdem erst^am letzten Samstag bei Peterzell ein Mann erfroren ist, wurde gestern schon wieder bei Aichhalden, nur etwa 10 in von feiner eigenen Behausung entfernt, ein Mann gleichfalls erfroren aufgefunden. Derselbe, ein Leinwandhändler, kam von auswärts heim und mußte angesichts seiner Heimat der grimmigen Kälte erliegen.

In Metzingen stürzte ein dortiger Bürger nachts kopfüber in seinen Schöpfbrunnen. Als am folgenden Morgen seine Tochter Wasser holen wollte, entdeckte sie den toten Vater, den man lange in der Nacht gesucht hatte.

In Tübingen beabsichtigen dis Methodisten einen Kapellenbau.

In Ebingen hat sich ein kaufmännischer Ver­ein gebildet, der den löblichen Zweck verfolgt, ange­henden Kaufmannslehrlingen die Gelegenheit zu geben, sich im Französischen und Englischen zu vervollkomm­nen. Das, was die neueingerichteten Sprachkurse kosten, zahlt der Verein.

Heilbronn, 22. Januar. Die Ursache des großen Brandes in Großgartach ist jetzt ermittelt. Heute mittag wurde der Dienstknecht Schüler von Großgartach, gebürtig von Neckargartach, als der Brandstifter dem Gericht eingeliefert.

Der 78jähr. Acciser Ackermann in Ruders­berg erhängte sich im Walde wohl die Folge einer durch den Kameralamtsbuchhalter bei Acker­mann vorgenommenen Kassenrevision, bei welcher sich ein Manko ergeben haben soll.

Zu Petersdorf in Schwaben wurde der Forstgehilfe von sechs als Weiber verkleideten Män­nern im Walde überfallen und an einen Baum ge­bunden, der Mund wurde ihm durch ein Stück Holz aufgespreizt. Man spie ihm ins Gesicht und nahm mit den Worten Abschied:Heute ist's nur Spaß, ein andermal kommts besser." Waldarbeiter fanden ihn abends und befreiten ihn.

Weilheim (Bayern), 22. Jan. Ein namen­loses Unglück hat sich heute früh zwischen 5 und 6 Uhr hierorts ereignet. In dem Wohngebäude des Bierbrauers Hrn. Pauli kam in einem Dachzimmer Feuer aus, dem leider 3 Menschenleben zum Opfer sielen. 2 junge Dienstmädchen im Alter von 17 bis 18 Jahren und ein Schweizer im Alter von 28 Jah­ren erlagen dem Erstickungstode. Die Entstehungs­ursache des Brandes ist noch nicht verlässig bekannt.

In Am derg ist der Kaufmannswitwe Berzl die etwa 12 000 ^ enthaltende, etwa 2 Ztr. schwere eiserne Kasse gestohlen worden. Die Bestohlene wohnt mitten in der Stadt, ganz in der Nähe von zwei starkbesuchten Wirtshäusern. Die Diebe hatten die Ladenfenster zertrümmert und waren dann eingestie­gen. Tags vorher war der Hund der Frau Berzl verschwunden, kehrte aber am anderen Morgen zurück. Offenbar war er von den Dieben weggefangen wor­den. Die Kasse wurde in der Nähe der Stadt er­brochen wiedergefunden, 6000 ^ in Obligationen befanden sich noch darin, die andere aus Barschaften bestehende Hälfte hatten die Diebe mitgehen geheißen. Zum Wegschaffen der Kasse hatten dieselben de» Berzl'- jchen Schlitten benutzt. Mit größerer Frechheit und Raffiniertheit kann kaum ein Diebstahl ausgesührt werden.

Dresden. 23. Jan. Im Jda-Schacht zu Hohendorf bei Oclsnitz hat heute vormittag eine Ent­zündung schlagender Wetter srattgesundcn. Die Zahl der Gelöteten beträgt 17, darunter 13 Verheiratete.

Berlin, 21. Jan. Ein Gewährsmann des Hamb. Korreip." will von bestunterrichtetcr Seite über den sozialdemokratischen Diätenfonds unterrichtet

sein. Falls die Angaben richtig sind, wäre die Partei­kasse für die Reichstagsabgeordneten der Partei täg­lich mit einem Betrage von 84 Mark belastet, indem jeder sozialdemokratische Abgeordnete täglich, d. h. während seiner Anwesenheit in Berlin, 3 Mk. 50 Pfg. erhalte. (Damit können die Abgeordneten aber kein beschauliches Leben führen.)

Berlin, 22. Jan. Das Befinden des Kai­sers ist erheblich besser, die Aerzte verlangen jedoch noch längere Schonung. Heule zeigte sich der Kai­ser mittags beim Vorbeimarsch der Wachtparade am Fenster, worauf das Publikum vor dem Palais Hoch­rufe ausbrachte.

Berlin, 23. Jan. Es gilt als sicher, daß auch mit Oesterreich-Ungarn ein ähnliches Abkommen bezüglich der Anarchisten rc. wie mit Rußland zu Stande gekommen ist. Die Handelsverhältnisse m Rumänien gestalten sich recht traurig und von beru­fener Seite werden deutsche Firmen zur besondern Vorsicht bei ihren Beziehungen mit rumänischen Häu­sern gemahnt.

Berlin, 22. Jan. Der Handelsvertrag zwi­schen Deutschland und der Transvaal-Republik dürfte zur Zeit schon abgeschlossen sein. Deutscherseits sind mit den Verhandlungen der kaiserliche Gesandte Graf Herben Bismarck, Geheimrat Hornig u. Legations­rat von Richthofen betraut. Für die Transvaal- Republik führt Herr Jonkheer Beelarts van Block­land die Verhandlungen.

Berlin, 22. Jan. Der Reichstag nahm ohne Debatte in dritter Lesung den griechischen Handelsvertrag an. Alsdann wurde die Generaldebatte über das Poftsparkasscngesetz vor sehr leerem Hause eröffnet. Staatssekretär Stephan kenn­zeichnet die Vorlage als den Ausfluh der in der kaiserlichen Botschaft niedergeleglen Sozialpolitik zum Wohlc der untersten Klassen. Der Spardetrieb, als Moment der staatserhaltcnden Kraft, müsse mit allen möglichen Mitteln gefördert werden. Durch die Einführung von Postsparkassen würde sich die Zahl der Sparkassen von 3000 aus 12000 erhöhen. Die gegen­wärtigen Sparkassen seien namentlich für den gröhten Teil der Landbevölkerung unbcnützbar. Die Uebertragbarkeil der Spar­einlagen von einer Postanstalt zur andern werde sich besonders sür die fluktuierende Arbeitervevölkerung nutzbar erweisen. In allen Ländern, wo bisher Pofliparkasscn eingerichtet, Hube sich eine bedeutende Vermehrung der Spareinlagen gezeigt. Von einer Privilegierung der Postsparkassen, die an bestimmte Beträge und einen bestimmten Zins uh gebunden seien, könne nicht die Rede sein. Den beiiehendcn kommunalen Sparkassen werde kein Abbruch geschehen. Diese Vorlage sei das Resultat langer Arbeit. Sie liege vollständig anher dem Bereich der Parleigcgcnsätzc und der Finanz- und Steuerpolitik. Er bitte um Annahme derselben in der Üebcrzeugung, dah sich für das Land segensreiche Folgen ans derselben ergeben würden. Windt- horst bestreitet die Kompetenz des Reiches zu solchem Gesetz, das die Verstaatlichung des gesamten Sparwesens bezwecke. Staatssekretär Stephan bestreitet dies aufs Heiligste.

Berlin, 22. Jan. Das neueste Petitions- Verzeichnis des Reichstags enthält gegen 600 Num­mern. Den größten Raum nehmen die 2300 Pe­titionen zur Erhöhung der landwirtichaftlichen Zölle, Besserung der Lage der Landwi tschast rc. ein. Biele derselben sind verbunden mit einer B lte um Reform der Tabakssteuer. Erwa 40 Petitionen richten sich gegen jede Erhöhung der Getieidezölle. Eine ganze Reihe von Petitionen beschäingen sich mit der Börsen- sleuer, meist im Sinne einer weit stärkeren Heran­ziehung der Börsenumsätze zur Steuer. Andere Pe­titionen richten sich gegen Impfzwang und um Erlaß eines Gesetzes gegen die Trunksucht.

Berlin, 22. Jan. In Marinekreisen geht der Schles. Ztg. zufolge das Gerücht, daß Prinz Heinrich bei seiner jüngsten Anwesenheit in Berlin seinen Vater gebeten habe, beim Kaiser vorstellig zu werden, daß es ihm gestattet werde, die westafrikani­schen deutschen Schutzgebiete zu besuchen.

Berlin, 24 Jan. Die pieußlsche Staats- anzeiger" veröffentlicht eine unleim 13. d. zwischen der preußischen und russischen Negierung abgeschlossene und an diesem Tage in Kraft getretene Uebereinkunft, worin dieselben sich gegenseitig verpflichten, Unter thanen auszuliefcrn, welche wegen nachfolgenden Ver brechen und Vergehen ve-folgt werden: l) wegen Verbrechen, Vergehen und Vorbereitungen dazu ge­gen die Person des deutschen und des ruffischen Kaisers und deren Familienglieder wie Mord, Ge- waltthätigkeit, Körperbeschädigung, absichtliche Ent­ziehung der individuellen Freiheit und Beleidigung; 2) Mord und Mordversuch; 3) Anfertigung und Aufbewahrung von Sprengstoffen, wo solches in Preußen und Rußland gesetzlich untersagt ist. Wenn die Verbrechen und Vergeben, derentwegen die Aus­lieferung verlangt wird, zu politischen Zwecken voll- sührt sind, soll dies keine Veranlassung zur Ableh­nung der Auslieferung sein.

DemBerl. Tagebl." wird aus Frankfurt ge­schrieben:Bezüglich der Tüchtigkeit des ermordeten Rumpfs als Polizeibeamter erzählt mau sich einen Vorfall, der ihm den Orden der Ehrenlegion einge­tragen. Eines Tages soll sich beim Polizcirat Rumpfs ein feingekleideter Herr gemeldet haben mit der An­zeige. daß ihm Uhr u. Ring gestohlen seien. Rumpfs betrachtete sich den Mann, nahm darauf sein Ver­brecheralbum zur Hand, blätterte darin und bemerkte hierauf zu dem Herrn:Herr Goldschmidt, Sie wer­den Ihre Sachen wiedererhalten." Der andere be­teuerte schreckensbleich, er heiße nicht Goldschmidt. Rumpfs ließ ihn aber in aller Ruhe verhaften und hatte so einen Verbrecher gefangen, welcher in Paris eine Million veruntreut hatte, Kaiser Napoleon hat darauf Rumpfs den Orden der Ehrenlegion verliehen."

Von Berlin aus ergeht nunmehr ein Aufruf eines parteilosen Komites analle Deutschen" zum Zweck einer Ehrengabe für den Fürsten Bismarck zu seinem 70. Geburtstag. Unterzeichnet ist der Aufruf von dem Herzog von Ratibor, Präsidenten des preußischen Herrenhauses, Herrn v. Köller. Präsident des Abgeordnetenhauses als den beiden Vorsitzenden und dem Präsidenten der Scehandlung Rötger als Schatzmeister, ferner von 116 Männern aller Par­teien mit Ausnahme des Zentrums und der Sozial­demokraten. Von bekannten politischen Namen unter den Unterzeichnern erwähnen wir: von Bennigsen, Beseler, Elben (Stuttgart), v. Fischer (Augsburg), Gneist, v. Lenz (Stuttgart)j. v. Lcvetzow, -Miguel, Siemens (freisinniges Mitglied des Reichstags,) Stälin (Calw), v. Varnbüler, v. Wedell-Piesdörff. Wörmann, v. Wolfs (Stuttgart), v. Wvllwarth. (Von den hervorragenden Führern der Freisinnigen hat keiner unterzeichnet.)

Der Reichstag verwies die Postsparkassenvor­lage am Schlüsse feiner vorgestrigen Beratung, welche mit einer scharfen Polemik zwischen dem Staats­sekretär Stephan und Windthorst schloß, an eine Kommission von 21 Mitgliedern.

Der Abg. v. Frankenstein hat gestern im Reichs­tag namens des Zentrums eine runde Absage gegen die Kolonialpolitik des Reichskanzlers erlassen, welche den im Sommer vorgczeichneten und auch vom Zentrum gebilligten Nahmen längst überschritten ha­ben soll. Diese Erklärung hat großes Aufsehen er­regt, weil man daraus auf den Widerstand des Zentrums gegen die Dampfersubventions- u. andere mit der Kolonialpolitik zusammenhängende Vorlagen schließen zu dürfen glaubte. Herr Windthorst hielt es denn auch für geraten, die Erklärungen seines Fraktionsgenvssen erheblich abzuschwächen. In Zent­rumskreisen wurde heute anerkannt, daß Herr von Frankenstein keineswegs im Sinne der ganzen Frak­tion gesprochen habe und in seiner Ablehnung wei­ter gegangen sei, als es den Ansichten vieler seiner Parteigenossen entsprechen.

Dem Bundesrat ist ein Nachtrags-Etat für 1885/86 im Betrag von 250000 ^ für Konsulate, Besoldungen und Bauten in Kamerun, Toga und Angra Pequena zugegangen. Für den Gouverneur und Generalkonsul in Kamerun sind an Gehalt 30000 Kanzler 12000 -/kL, Sekretär 6000 cIL ausgesetzt; für den Kommissär in Togo 12000 «^1, Sekretär 6000 vkL; die gleichen Gehälter für Kom­missär und Sekretär in Angra Pequena. Für Re­munerationen und Tagegelder an llnterbeamte bei den Behörden in den überseeischen Schutzgebieten 12000 ^

Wie derVossischen Zeitung" aus Boma ge­meldet wird, hat Deutschland am Kongo auch eine Gebietserwerbung gemacht. Die Wahl des Platzes ist als eine sehr günstige zu bezeichnen.

DieGermania" spricht sich natürlich aus Gründen der inneren Politik und des Kulturkampfes gegen ein Nationalgeschenk für den Reichskanzler aus.

Labes, 20. Jan. Hieselbst ist ein Christ zum Judentum in aller Form übergegangen. Ein Bäcker­meister ist, nachdem er eine Jüdin mit Vermögen ge­heiratet, nach der benachbarten Stadt Dramburg ge­reist und hat dort die Beschneidung rits (gebräuch­lich) an sich vollziehen lassen; ein gewiß als Zeichen der Zeit beachtenswerter Fall.

Frankreich.

Paris, 23. Jan. Das Journal ,.Paris" meldet aus Alexandrien vom heutigen Tage: General Stewart ist von den Streitkräften des Mabdi bei Metamneh umzingelt und von der Nückzugslinie ab­geschnitten.

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