Amts- und Intelligenz-Blatt für den Oberamts-Bezirk Nagold.

130 .

Erscheint wöchenrlich 3mal: Dienstag, Donnerstag lnd Samstag, und kostet vierteljährlich hier (ohne Trägerlobn) r>0 4, in dem Bezirk I > 4, außerhalb des Bezirks I 4k 20 4. MonatS- abonnement nach Berbältnis.

Dienstag den 4. November.

Jniertionsgebühr für die lspaltige Zeile aus ge­wöhnlicher Schrift bei einmaliger Einrückung S 4, bei mehrmaliger je S 4. Die Inserate muffen spätestens morgens 8 Uhr am Tage vor der Herausgabe des Blattes der Druckerei aufgcgeben sein.

1884 .

Calw.

Ergebnis der Reichstagswahl im VII. Wüttemberg. Wahlkreis.

Die am 28. vor. Mts. vollzogene Wahl eines Abgeordneten zum deutschen Reichstag im VII. Württemb. Wahlkreis bat das nachstehende Ergebnis geliefert:

Zahl der Stimm­berechtigten

! Abgestimmt s haben

Giltigc

Stimmen.

Hievon fielen auf:

Ungiltige

Stimmen

Oberamtsbezirk.

Julius

Stälin in Calw.

Emil

Georgii in Calw.

andere

Personen.

Calw .... Herrenberg. . .

Nagold .... Neuenbürg . . .

4972

4742

4745

4777

si 3505 ! 2868 ^ 3263

! 2842

3494

2867

3258

2833

2044

2159

2266

2039

1446

658

987

785

4

50

5

9

11

1

5

9

19236

^ 11478

12452

8508

3876

68

26

Hiernach ist Herr Commerzienrat Julius Stalin, Fabrikant in Calw, als gewählt verkündigt

Worden.

Den I. November 1884. Wahlkommisiär

Oberamtmann Flaxsand.

N a g o l d.

Die Ortsvorsteher

werden aufgefordert, die Berichte über die Verän­derungen im Bestand der Steuer-Objekte vom 1. Uovember 1883 84 binnen 10 Tagen emzusenden.

Den 1. November 1884.

K. Obcramt.

Amtm. Wiegandt, St.-V.

Die K. tztandesämter

Beuren, Ebershardt, Effringen, Emmingen, Enzthal, Garrweiler, Gültlingen, Jselshausen, Spielberg, Ueberberg, Unterthalheim, Warth werden erinnert, den Vollzugsbericht in Betreff der Ergänzung der Familienregister, welcher am 1. d. M. verfallen war, (Gesellsch. Nr. 116, 117) bei Vermeidung mißliebi­ger Maßregeln unfehlbar bis 15. d. M. zu erstatten. Zugleich haben sich dieselben wegen der Verzögerung zu verantworten.

Nagold, den 3. Novbr. 1884.

Oberamtsrichter Daser.

Heeresvermrhrnng i« Frankreich.

Trotzdem Frankreich unter allen Großmächten das relativ zahlreichste Heer unterhält, so ist doch von der Regierung nunmehr ein Gesetzentwurf fest- gestellt worden, welcher nach seiner Durchführung die Kopfstärke der Armee nochmals bedeutend erhö­hen würde. Wir meinen die Errichtung einer Colo- nial-Armee und die Umwandlung des 19. (Algeri­schen) Armeecorps in eine sogenannte afrikanische Ar­mee.

Die betreffenden Pläne sind zwar durchaus nicht neuen Ursprungs, da ähnliche Gesetzentwürfe bereits am 26. Juli 1882 und am 8. Dezember 1883 der Armee-Commission vorgelegt worden wa­ren, aber es gewinnt den Anschein, als ob es dies­mal mit der Sache Ernst werden und eine Errich­tung neuer Truppenteile stattfiudcn sollte. Es würde dann die französische Armee eine Vermehrung uni 44 Bataillone und 20 Batterien erfahren, oder um ca. 45,000 Mann und 120 Geschütze, wobei nur die aus national-französischen Truppen zusammenzusetzen­den Abteilungen in Betracht gezogen sind, während weiterhin noch Regimenter ans Eingeborenen der verschiedenen Colouicn Bestandteile der Colvnial-Ar- mee bilden.

Die Gründe für diese neuen militärischen und finanziellen Lasten entnimmt die Regierung aus den Erfahrungen des tunesischen, madagassischen und des

gegenwärtig in China geführten Krieges, welche ge­lehrt haben, daß die wenig elastische Organisation des französischen Heeres die Führung von Colonial­kriegen nur unter schwerer Schädigung der allgemei­nen Kriegsbereitschaft gestattet. Da aber Frankreich wohl auf lange Jahre hinaus active Colonialpolitik zu treiben gesonnen scheint, so hat die Aufstellung einer besonderen Colonialarmee ihre formelle Berech­tigung. Weniger durchsichtig sind die Gründe für eine Versiäikung der afrikanischen Armee und hierbei tritt auch für Deutschland insofern ein gewisses In­teresse in dcn Vordergrund, als zweifelsohne Frank­reich im Falle eines Krieges auf dem Continent die afrikanischen Truppen ebenso bei seiner Feldarmee verwenden würde, wie dies 1870/71 geschah.

Was nun zuerst diese sogenannteAfrikanische Armee" betrifft, so setzt der neueste Gesetzentwurf für dieselbe folgende Stärken fest: 4 Negiminter Zuaven ä 6 Bataillone, 4 Regimenter Turkos ä 4 Batail­lone und 2 Regimenter Fremdenlegion zu ebenfalls je 4 Bataillone per Regiment, 4 Bataillone Jäger zu Fuß, 4 Regimenter Jäger zu Pferde, 4 Regi­menter Spahis, 3 Escadrons Remontereiter, 16 Bat­terien, 4 Genie-und 4 Traim Compagnien. Zusam­men 56 Bataillone, abgesehen von Genie und Train 51 Escadrons, 96 Geschütze für die Ar­mee von Afrika. Da das 19. (Algerische) Armeecorps gegenwärtig 12 Bataillone Infanterie, 24 Geschütze und 4 Genie-Compagnien weniger zählt, als die pro- scctirte Armee von Afrika, so müßten für letztere diese Truppenteile neu formirt werden. Außerdem sol­len aber derselben noch 12 vierte Bataillone der ei­gentlichen französischen Armee dauernd überwiesen werden, so daß die Gesammtsiärke der Truppen in Algier-Tunis an Infanterie 68 Bataillone betragen würde. Die Colonialarmee soll bestehen aus 8 Re­gimentern Infanterie, jedes zu 4 Bataillone, 2 Re­gimentern Marineartillerie, jedes zu 8 Batterien , 2 Strafcompagnien und 1 Abteilung Gendarmerie. Diese Truppenteile ergänzen sich nur aus gedienten Soldaten des französischen Heeres, während außer­dem an eingeborenen Truppen bereits vorhanden sind: 6 Tongkingesische, 2 Annamitische, 2 Senegalische Bataillone und 2 Compagnien indischer Cipays. Kavallerie und Genie sind vorläufig für die Colo- nial-Armee nicht in Aussicht genommen, es liegt aber auf der Hand, daß späterhin auch hiefür Sorge ge­tragen werden muß.

Die Mannschaften der Colonialarmce erhalten hohe Handgelder, bedeutende jährliche Prämien und

müssen 15 Jahre dienen. Nach Ablauf ihrer Dienst­zeit werden sie entweder mit Anstellnng im Civil- dienst oder durch Ueberweisung von Coloniallände­reien abgesunden.

Aber selbst diese neuzuschaffende Colonialarmee erscheint der französischen Regierung noch nicht aus­reichend, um allen militärischen Eventualitäten außer­halb Frankreichs gewachsen zu sein und deßhalb ist in dem oben erwähnten Gesetzentwurf vorgesehen, daß für sslche Fälle das afrikanische Corps Truppenteile bereit zu stellen habe.

Kommen die in Vorstehendem besprochenen Pläne aber wirklich zur Ausführung, so unterliegt es keinem Zweifel, daß hierdurch die französische Ar­mee direct und indirect eine bedeutende Stärkung er­fahren würde. Direct, weil sich ihre Friedens- und Kriegsstärke ansehnlich erhöht, indirect, weil dann bei äußer-europäischen Verwicklungen die Armee des Mut­terlandes intakt bleibt. Letzterer Grund dürfte viel dazu beitragen, namentlich die Existenz einer Colo- nial-Armee in den Augen der Franzosen wünschens­wert erscheinen zu lassen. Der heikelste Punkt bei der ganzen Frage ist aber jedenfalls der Geldpunkt. Nach einer ungefähren Schätzung belaufen sich die einmaligen Kosten für die notwendig werdenden Neu­formationen auf 25 Millionen Francs es sind unter Anderem allein 9 Millionen für Handgeld auf­zuwenden und die fortdauernden Mehrausgaben werden mit einem jährlichen Budget von 30 Millio­nen kaum zu bestreiten sein. Aber schließlich ist ja Frankreich nach einer weitverbreiteten Ansicht immer noch reich genug, um seinen Ruhm, einschließlich des Colonialruhms bezahlen zu können. Letzterer freilich ist bis jetzt etwas mager ausgefallen, und da erscheint eine Aufbesserung mit Hilfe der Colonial-Armee viel­leicht umsomehr ganz zeitgemäß. (Fr. I.)

Tages-Neuigkeiten.

Deutsches Reich.

(H (Pfennigjparkasse Nagold.) Die Einla­gen betrugen vom 1. Nov. 1883 bis 31. Okt. 1884 2615 Rückzahlungen wurden verlangt 649 -16, in die Handwerkerbank abgeliefert 1966 Das ganze Guthaben der Pfennigsparkasse bei der Hand­werkerbank beträgt nunmehr samt Zinsen 5963 6 L (Bestand seit 1. Jan. 1882.) Das Amt des Kassiers hat mit dankenswerter Bereitwilligkeit Herr Privatier Stroh übernommen und wird derselbe die seitherige Kassenstunde beibehalten, so daß etwaige Rückzahlungen Montags v. 12 Uhr in seiner Woh­nung erhoben werden können. Das Geschäft des Einzugs wird wie seither von den Lehrern der Se­minar- und Mädchenschule besorgt.

** Nagold, 2. Nov. Bei der nach dem heutigen Festgottesdienst vorgenommenen Ergänzungs­wahl zum Pfarrgemeinderat stimmten hier von 396 Wahlberechtigten nur 77 ab. Oie meisten Stimmen erhielten die 5 seitherigen Mitglieder des Kollegiums: Schullehrer Kläger, Stiftungspfleger Holzapfel, Pri­vatier Harr, Schuhmachermeister Schuon und Ge­meinderat Gahler. Außer den Gewählten erhielten die meisten Stimmen: Verwaltnngsaktuar Bnob, Stadt­pfleger Kapp, Gemeinderat Bertsch, Rektor Brügel und Kaufmann Gottlob Schmid.

Stuttgart, 30. Okt. Ihre Maj. der Kö­nig und die Königin sind heute nachmittag von Friedrichshafen wieder hier eingetroffcn.

Volksfest Verlegung. Im nächsten Jahre wird in Cannstatt das Württ. Landesschießen abge­halten. Von verschiedenen Seiten ist nun angeregt