fische Uniformen. Kaiser Wilhelm führte die Zarin. Die Gast- lafel im neugeschaffenen Speisesaal war hufeisenförmig herge­richtet. In der Mitte der Breitseite sag di- Zarin, zu ihrer Rechten der Kaiser Franz Joseph, zur Linken Kaiser Wilhelm, dann je eine Hofdame. Gegenüber der Zarin saß deren Ge­mahl; zur Rechten desselben die Großfürstin Maria Pawlow- na, dann Fürst Bismarck; links die Fürstin Kotschnbep, dann Gras Kalnokp. In dem kleinen Saale, in dem ans mächtigen silbernen Leuchtern Hunderte von Kerzen brannten, mar es sehr heiß. Trinksprüche wurden nicht ausgebracht, dagegen ergriff Kaiser Wilhelm mit einer Verbeugung gegen die Zarin das Glas und die drei Kaiser tranken sich zu. Nach dem Diner hielten die Kaiserin und die drei anwesenden Monarchen einen Cercle, wobei alle Geladenen vorgestellt wurden. Die Kaiserin war von bezaubernder Liebenswürdigkeit. Spater war bei der Kaiserin Thee im engsten Kreise.

Skierniewice, 17. Sept. Kaiser Wilhelm mit dem Reichskanzler und den übrigen Personen der Begleitung ist früh 8 Uhr abgereist. Die rus­sischen Herrschaften und der Kaiser von Oestreich mit gesamtem Gefolge begleiteten Kaiser Wilhelm aus den Perron, wo in herzlichster Weise der Abschied er­folgte. Kaiser Wilhelm küßte wiederholt die Kais- rin und die Großfürstin und umarmte und küßte dreimal Kaiser Franz Josef, Kaiser Alexander und die Großfürsten. Ec sprach sodann den im Halbkreis versammelten seinen Dank für die herzliche Ausnahme aus. Kaiser Wilhelm blieb, als der Zug sich unter viermaligem Hurrah in Bewegung setzte, grüßend am Fenster des Salonwagens.

Warschau, 14. Sept. DerN. Fr. Pc." telegraphiert man: Die Leutseligkeit des Kaiserpaares hat hier einen sehr guten Eindruck heroorgebracht. Viele Hunderte von Gesuchen wurden von Bittstel­lern wahrend der Ausfahrten überreicht. Die Kaise­rin übernahm dieselbe stets mit eigener Hand. In der Krakauer Vorstadt wurde eine Dame, welche der Kaiserin ein Bittgesuch überreichen wollte, ohnmäch­tig. Die Kaiserin bot ihr Riechfläschchen zur Labung der Ohnmächtigen hin und hielt so lange an, bis dieselbe wieder zu sich kam. Ein zweijähriges Kind kniete in der Mitte der Straße mit einem Bittge­suche. Die Kaiserin ließ den Wagen halten und wollte vom Wagen aus dem Kinde das Gesuch ab­nehmen, konnte jedoch dasselbe nicht erreichen, und befahl daher einem herbeigekommenen Polizeisoldaten, das Kind in den Wagen zu heben. Sie liebkoste dasselbe und sagte, daß sie seiner nicht vergessen werde. Ein aus dem Gymnasium relegierter Stu­dent überreichte ein Gesuch um Wiederaufnahme. Der Kaiser übernahm dasselbe, schrieb sofort das WortGenehmigt" darauf und gab das Gesuch dem Bittsteller zurück.

DasJournal de St. Petersbourg" bezeich­net die Begegnung der drei Kaiser als eine Weihe des bereits bestehenden Einvernehmens der drei Reiche und als neue Garantie des Friedens. Es handle sich nicht um formelle Allianzen, nicht nm bestimmte Spezialabmachungen. Jede neu entstehende Frage solle die Monarchen nicht getrennt, sondern ivereinigt finden im Entschluß und im gemeinsamen Handeln, wo die Interessen divergieren, in der Vereinigung der Interessen, so daß Ordnung, Recht und Frieden solidarisch gewahrt werden. Für die drei Völker ist die Begegnung der Kaiser ein Pfand der Sicherheit und des Gedeihens. Eine vollständige Reciprocilät soll sich befestigen. Gleichzeitig werde man auf das Treiben der Verächter der Ordnung, der Anarchisten und Ruhestörer ein wachsames Auge haben.

England.

London, 18. Sept.Daily Telegraph" hat besten Grund zu glauben, daß die englische Regie­rung beschloß, das Protektorat Englands über Egyp­ten zu proklamieren. Die drei Kaiser berieten diese Angelegenheit in Skierniewice und vereinbarten wahr­scheinlich ein gemeinsames Vorgehen. Frankreich dürfte entschiedenen Widerstand leisten.

^ China.

Sanghai, 16. Sept. Heute hat eine Ver­sammlung der Angehörigen der Fremdenkolonie statt­gefunden, um gegen die Verlängerung der den Han­del schädigenden Feindseligkeiten zwischen Frankreich und China zu protestieren und die beiden Regie­rungen anfzufordern, eine Vermittlung herbeizu- führen.

Shanghai, 17. Sept. (Meldung von Reu­ters Bureau.) Zweitausend Mann französischer Truppen landeten am Kinpai-Paß, griffen die chine­sischen Streilkräfte an und zersprengten dieselben unter großen Verlusten. Die chinesischen Truppen befanden sich alsbald in vollem Rückzüge.

Kandel H Verkehr'.

Herrenberg, 18. Sept. Im Hopsenhandel beginnt sichs nunmehr zu regen. Hier wurden 3 Ballen verkauft, den Zlr. zu 1051,5 >e. Von Breitenholz kamen heute 9 Bullen zum Versandt als Eilgut nach Nürnberg. Auf dem Bahn­hose kamen gestern 180 Ztr. Zwetschgen zur Verladung nach Heilbronn. Die Preise lnefür bewegen sich pro Simri zwischen 1 4L 70 4 bis 2 4L 20 4.

Stuttgart. (Kartoffel-, Obst- und Krautmarkt.) 400 Säcke Kartoffeln, L 4L 3.3.50 per Ztr., 800 Säcke Mo 'tobst ä 4L 4.404.80 per Ztr., 2000 Stück Filderkcaut ä 10 bis 15 per 100 Stück.

Heilbronn, 16. Sept. (Obst- und Kartoffelmarkt.) Bei dem heutigen Markte stellten sich die Preise beim Obst:

Aepsel 45 .L, Birne» 4 4L bis 4 .<L 80 4, gem. Obst 4 4L bis 4 4L 60 4, gcbr. Obst 6 4L bis 8 4L 50 4 per Ztr. Kar­toffeln gelbe 2 4L 30 4 bis 3 4L, Kartoffeln blaue 3 4L bis 3 4L 60 4, Wurstkartoffeln 3 °<L bis 3 4L 20 4 per Ztr.

Ulm, 15. Sept. Die heute begonnene Ledermeffe ist gut befahren und sind Käufer in größerer Anzahl am Platz, so daß mehrere Abschlüsse stattsanden.

Ulm, 16. Sept. (Ledermark,.) Der Verkauf ging auf dem gestrigen Ledermarkte so lebhaft, daß für den heutigen Tag nur wenige Posten unverkauft blieben und auch diese fanden heute früh noch ihre Abnehmer. Im Allgemeinen sind die Ver­käufer mit dem Resultate des Marktes recht zufrieden.

Allerlei.

Stärkung der Sehkraft. Schon vor län­gerer Zeit hatte uns ein Adonne.it, ein vielbeschäf­tigter Beamter, mitgeteilt, daß ec sich seine Sehkraft in seinem hohen Alter und trotz ver vielfachen Au­genanstrengung vollkommen bewahrt habe. Ec müsse dies dem Umstand zuschreiben, daß er die Gewohn­heit habe, seine Augen täglich des Morgens mit nüchternem Speichel zu bestreichen. Jetzt schreibt uns ein anderer Abonnent, daß ec in Folge besorgnis­erregender Abnahme seiner Sehkraft dasselbe Mittel, das er aus derFundgrube" kennen gelernt, mit sehr befriedigendem Erfolg in Anwendung bringe. Wir haben zu diesen Mitteilungen zu bemerken, daß der menschliche Speichel, besonders der nüchterne, wie man schon lange weiß, gewisse arzneiliche Kräfte, u. a. auch Blausäure, enthält, allerdings in sehr kleinen Gaben, während man in neuester Zeit ge­funden haben will, daß er einen Stoff besitzt, der dem Schlangengift ähnlich sei. Es wäre wohl mög­lich, daß in diesen Bestandteilen seine Wirkung auf die Augen zu suchen sei.

lieber die hohe Bedeutung der Geschäfts­anzeigen spricht sich ein amerikanisches Blatt in fol­genden blumenreichen Worten aus:Wer Geschäfte machen will, ohne es durch Anzeigen bekannt zu ma­chen, verfährt wie ein junger Mann, der ein hübsches Mädchen liebt und diesem im Dunkeln Handküsse zu­wirft. Er weiß zwar, was er thut, aber sonst Niemand. Rätsel.

Da, wo mau C-res goldue Kränze widmet,

Bin seit uralter Zeit ich hochgeehrt.

Des Urwalds düst're Nacht verschwindet,

Wo meiner Brüder Zahl sich hat vermehrt;

Und Menschenwürde, wie des Friedens Glück Führ' ich in kampfentbranutes Volk zurück,

Doch nimmst Du mir das erste Zeichen,

Such' in den Lüften meine Bahnen,

Mich kann kein Aug', kein Arm erreichen,

Im Geiste nur kannst Du mich ahnen.

SerLNtworllicher Redakteur Steinwandel in Nazold. Druck und Berlaz der G. W. Zais/r'schen Buchhandlung in Nagold.

Nagold.

FanLxiilWMlhes

Glichst.

Der Besuch der Ausstellung der laudwirtscbafrlicheu Produkte und Ge- rätschasreu in der Turnhalle des K. Seminars ist am nächsten Sonntag von vormittags I I llhr an bis abends 5 jedermann,! ohne Eintrittsgeld ge­stattet unter der Voraussetzung der Schonung der ausgestellten Gegenstände und des fremden Eigentums.

Den 18. Sept. 1883.

Vorstand Güntne r.

Okerjetttngen,

Oberamts Herrenberg.

Schasweide-

Berpachtung.

- Die hiesige Schafweide,

welche im Vor­sommer 300 St. und im Nach­sommer 400 St. ernährt, wird am Dienstag den 27. Septbr. d. I. morgens 10 Uhr auf hiesigem Rathause auf weitere 3 Jahre verpachtet, wozu Liebhaber, auswärtige mit Vermögens Zeugnissen versehen, ein­geladen werden.

Den 10. Sept. 1884.

Gemeinderat.

Vorstand Renz.

MniMche ur 10 -L-'ä- i 1 -cri- Läett^nrrrrnoicyunc^-rr.

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Ihr Inhalt ist reichhaltig und interessant. Als völlig unabhängiges Blatt kämpft dieDeutsche Reichspost" sür die Wohlfahrt des deutschen Vol­kes, sie bekämpft deßwegen den Schwindel im politischen wie im geschäftlichen Leben und die falschen Freiheiten, welche von gewissen Seiten gegen das Volkswohl mißbraucht werden. Sie tritt dagegen mannhaft ein für die Er­haltung der irdischen wie der sittlichen und geistigen Güter unseres Volkes.

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Stuttgart, im September 1884.

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