scheu 8 und 10*/z Uhr diesen Vormittag bei uner­wartet günstiger Witterung einen kurzen aber glän­zenden Verlaus genommen.

Backnang, 25. Aug. Vorgestern stellte sich der 24 Jahre alte Sohn des Straßenwarts Eugler hier bei Gericht, indem er vorbrachte, er habe soeben seinen Vater mit der Mist­gabel erstochen: dem habe dies schon lange gehört. Gr hatte im Lauf des Vormittags vom Vater Vorwürfe bekommen, weil er zu spät zu ihm auss Feld znr Arbeit gekommen sei, und trieb sich, anstatt zum Mittagessen zu kommen, im Stall herum. Wie der Vater dort nach ihm sehen wollte, nahm der Sohn die vierzackige sehr spitzige Dunggabel und ging damit aus den Vater los. Die Mutter wollte den Vater wcgreißen, und so ging der Stich zunächst ihr durch die Hand und traf dann den Vater am Hals: dieses Dazwischentrcten der Mutter und ein ziemlich großer Kropf beim Vater verhüteten zum Glück bei diesem eine schwerere Verletzung, beide Eltern sind außer Gefahr. Der rohe Sohn wurde sofort in Haft genommen.

In Kirchyeim haben die bürgerlichen Kolle­gien beschlossen, daß das Mostobst auf den dortigen Märkten künftig nicht mehr per Sack, sondern nur nach dem Gewicht verkauft werden darf.

Oppenweiler, (Backnang), 26. Aug. Ein entsetzliches Unglück ist hier vorgefallen! Eine Schü­lerin aus Lautern trug gestern ein Körbchen mit Tollkirschen nach Backnang, um diese in der Apotheke zu verlausen. Infolge von Neckereien im hiesigen Ort entfiel dem Mädchen eine Anzahl dieser unheim­lichen Frucht; sechs kleine Kinder im Alter von 2 bis 4 Jahren fanden und aßen die Beeren, die einen mehr, die andern weniger. Heute nun verschied un­ter gräßlichen Leiden ein Kind des früheren Hirsch­wirts Heck hier; ein Geschwisterchen des Verstorbe­nen ist nach Aussage des OA.-Arztes kaum mehr zu retten: denn die Ursache der plötzlichen Erkrankungs­fälle wurde leider zu spät entdeckt; auch die übrigen Vergifteten sollen noch nicht außer Gefahr sein.

In Heidenheim nahm das 3jährige Kind einer Taglöhnersfamilie, während dasselbe in der Stube auf kurze Zeit allein gelassen war, ein Messer vom Tisch. An der Thürschwclle stolperte cs damit und fiel so unglücklich, daß ihm das Messer tief in den Hals drang. Das Kind starb an Verblutung. Die Mutter desselben wollte aus Verzweiflung sofort mit ihrem jungen Kinde auf dem Arme ins Wasser springen, woran sie jedoch verhindert wurde.

Brand fälle: In Schwarzenberg (Neuenbürgl am 25. ds. ein Wohn- und Oekonomic- gebäude, sowie die sog. Schulscheuer; 3 weitere Ge­bäude wurden beschädigt, Schaden ea. 2300 -M.

Am 25. Aug. sind siebenhundert Jahre ver­flossen, seit das Haus Wittelsbach nach der offi­ziellen Rechnung die Regierung in Bayern innehat. Der König Ludwig von Bayern hat aus Anlaß die­ser historischen Erinnerung eine Proklamation erlassen, in welcher er hauptsächlich dis Treue und Anhäng­lichkeit des Volkes an dem Throne der Wittelsbacher hervorhebt.

In München stellte eine Dame ihrem unehr­lichen Dienstmädchen, das sich mehrere Unterschlagun­gen hatte zu Schulden kommen lassen, auf deren Bitten das Zeugnistreu und ehrlich" aus. In dem nächsten Dienste unterschlug das Mädchen 300 Mark, welche die mitleidige Ausstellerin des Zeug­nisses ersetzen muß.

Vor einem Hause in Frankfurt am M. ent­stand dieser Tage ein Skandal, den vermittelst einer Douche zu schlichten ein im ersten Stocke desselben Hauses wohnender Handwerker sich anschickte. Mit aller Wucht schleuderte er das Wasser aus einem Eimer auf die Köpfe der Streitendem bekam aber dabei das Uebergcwicht, stürzte herunter und brach das Genick.

Der Prinz von Hanau, ein Sohn des letz­ten Kurfürsten von Hessen, ist weit vom Stamm ge­fallen. Er ist nicht nur in Paris zur katholischen Kirche übergetreten, sondern geht auch in ein öster­reichisches Kloster, um Theologie zu studieren.

Bei dem letzten Schützenfeste inLeipzig sind in einer Woche über 900000 Pfänder versetzt worden.

Daß auch die Verehrung großer Männer mit üblen Folgen verknüpft sein kann, mußte dieser Tage ein junger Mann in Leipzig erfahren, der nachts am Lutherdcnkmal emporkletterte. Von einem Schutz­mann erwischt, erklärte er, er habe die Absicht ge­habt, Melanchthon (eine Nebenfigur des Denkmals) den er hoch verehre, zu küssen. Der Schutzmann aber hatte kein Verständnis für diesen Idealismus, sondern brachte ihn auf die Wache.

Berlin, 26. Aug. Wie dieAllg. Ztg." vernimmt, haben Se. Majestät der König von Bayern

bei dem jüngstgeborencn Sohne des Prinzen Wilhelm eine Pathenstelle übernommen.

Berlin, 28. Aug. Die Errichtung einer Ge­sandtschaft für Persien ist nunmehr erfolgt.

Berlin, 28. Aug. Die hiesige chinesische Botschaft erhielt ein Telegramm, daß auch Kelung auf der Insel Formosa von den Franzosen anschei­nend widerstandslos besetzt und die dortigen Berg­werke in französische Verwaltung genommen wor­den sind.

An der Kreuzung der Longeviller-Brücke bei M etz suchten 2 Schufte den Basel-Ostender Schnell­zug dadurch zu entgleisen, daß sie eine Eisenbahn­schwelle und mehrere große Steine über die Schienen legten. Der Frevel wurde noch zeitig durch den Weichensteller entdeckt und dadurch unberechenbares Unglück verhütet.

DerReichsanzeiger" teilt den Tod Lord Ampthill's mit und fügt hinzu:Die kaiserliche Regierung beklagt den unerwarteten Tod dieses aus­gezeichneten Staatsmannes, welcher während einer nahezu dreizehnjährigen Wirksamkeit die Beziehungen Großbritanniens zu Deutschland vermittelte und durch seine reiche Bildung in weiteren Kreisen sich zahl­reiche Freunde erwarb."

DerN. Fr. Pr." zufolge soll ungeachtet der kriegerischen Sprache der Journale in einzelnen sehr ernsten politischen Kreisen die Meinung bestehen, der Krieg mit China werde binnen kurzem beendet sein, weil Deutschland entschieden zu Gunsten Frankreichs eingreifen werde. Ja man wollte sogar wissen, Li- Fong-Pao und Conrcel werden in Berlin die Ver­handlungen fortjetzen. Letzterer habe Deutschland bestimmte Vorschläge übecbracht. Ob die Sachlage diesen Mitteilungen entspreche, läßt sich jetzt noch durchaus nicht sagen. Wir Deutsche haben jedenfalls zu unserem Reichskanzler das wohlbegründetc Ver­trauen, daß er Deutschlands Wohl auch in diesem Handel nicht aus den Augen verlieren wird.

lieber die deutsche Kolonie in Kamerun schreibt man derK. Z." u. a.:Alle Kundgebungen wei­sen auf den Punkt hin, der für die Kolonie von höchster Wichtigkeit ist den Plantagenban. Bis jetzt ist damit noch kein Versuch möglich gewesen und gerade dafür würbe sich das Kamerungebiet hervorragend eignen. Kaffee wächst im ganzen Hin­terlande wild und Kakao wird ohne Zweifel die be­sten Erträgnisse ergeben. Das Arbcitermaterial wird der an der ganzen Küste als willige Arbeiter verbrei­tete Kru-Stamm liefern. Es wird die Aufgabe sein, die Neger zur Seßhaftigkeit und zur Arbeit zu er­ziehen und als Frucht der zivilisatorischen Arbeit kann Wohlstand und sebst Reichtum für die Unter­nehmer nicht ausbleibea. Für Auswanderung von ländlichen Arbeitern ist jedoch das Kamerungebiet nicht geeignet, das Klima ist für den europäischen Landarbeiter unzuträglich. Die Vorteile für Deutsch­land können vorläufig nur aus der Handclsverüin- duug erwachsen. Je weiter ins Innere das Gebiet erschlossen wird, desto größere Fortschritte wird der Absatz machen. Wie groß das Kamcrungcbiet ist, läßt sich nicht bestimmt auSdrücken, da jede feste Ab­grenzung im Lande fehlt. Je mehr Handels- und Frenndschastsbeziehungen aber angeknüpft werden, desto weiter dehnen sich die Grenzen des Gebiets aus in das noch unerforschte Innere des Kontinents, bis sich die Pioniere von Kamerun mir denen'vom Kongo die Hände reichen."

Schweiz.

Im Bad Ragaz in der Schweiz weilt der alte Moltke als Kurgast. Der Pariser Figaro schil­dert ihn so: Er promeniert allein, ohne Stock, ist ein mäßiger Esser, hat aber durchaus keine Hilfe bei der Tafel nötig. Man sieht keinen Diener in seiner Nähe und niemals hat es einen einfacher le­benden Menschen gegeben. Er ist sehr schweigsam j und redet niemand an, zeigt aber nie schlechte Laune. Abends verweilt er eine Stunde im Salon des Qnellenhoses, um den Gesellschaftsspielen der jungen Leute zuznschauen. Dies Schauspiel scheint den Gra­sen zu amüsieren. Nie erschien mir ein Feldherr so

friedlich.stilles Wasser! Ich sprach von der

Einfachheit des Marschalls. Er kommt stets ohne vorhergegangene Anmeldung nach Ragaz und begnügt sich mit dem ersten besten Zimmer. In diesem Jahre erhielt er ein Zimmer neben dem Speisesaal für die Dienerschaft. Diese Herren und Damen machten einen Höllenlärm. Moltke bat um Ruhe und klopfte wiederholt gegen die Thüre, aber ohne

Erfolg. Einer der Schreier (ein Franzose) schrie: Moltke kann Schlachten gewinnen, aber uns den Mund verbieten niemals!" Der Marschall mußte um ein anderes Zimmer bitten. Mehr Ansprüche macht ein französischer Gast.der Dichter Viktor Hugo, der in Ragaz eingetrvffen ist.

Die B «soll and-Zeitung" fordert zn einem ent­schiedenen und ernsten Kampfe gegen die Anarchisten auf. Sie schreibt:Wahrend wir sinnen und arbeiten und steuern, um einen Rechtsstaat zn unterhalten, eine religiöse und moralische Erziehung der Jugend dnrchzusnhrcn, die Wehrkraft des Landes zu fördern, tritt eine über die Länder verbreitete Organisation meist junger Männer ans, die Gottlosigkeit und tierischen Lebensgenuß zmn Systeme gemacht haben und statt.der Arbeit Mord und rohe Gcwaltthat als Mittel wählen. Ihre Vorbilder und Heiligen sind Vtellmacher und Genossen. Während wir zn bauen su­chen, pflegen sie ebenso offen und rückhaltlos das Niederreißen, kleben s:e uns ans Haus der Kriegserklärung gegen alles, was im Hause und über demselben u»S heilig ist. Diese Gesellschaft ist schlimmer als das Raubtier, schlimmer als die Räuberbande, welche dem harmlosen Wanderer Geld oder Blut abfordert. Wie ist da zn helfen? Die zur Leitung des Staates berufene Jurisprudenz hat in ihrer Easuistik der Vergehen und Ver­brechen keinen Platz für die Kleinigkeit vcr großen nmstllrzen- den Bestrebungen. So lange es nicht wirklich brennt oder wenn nicht Tote dalicgen, glaubt der Jurist nicht an die Uebclthat, darum wird der Dieb einiger Franken mit aller Strenge abgewaiidelt, aber der Anreizen zu Mord n»d Tot­schlag wird nicht erreicht.Wenn das so sortgeht, wird

der Instinkt des Volkes eintreten müssen. Häuslichkeit, Ehe, Ehre und Glück der Kinder, Eigentum ob groß oder klein, ehrlicher Erwerb, Treue der Pflichterfüllung das alles wirke als Vorurteil in Frage gestellt von einer Bande, die mit Dolch j und Beil und Revolver und Dynamit, die mit Lüge und Ge- waltthat jeder Art zum Ziele kommen will."

DasVaterland" erzählt folgendes hübsche Histörchen: Diese Woche fand ein Luzernen, der eine Spazierfahrt ans dem See machte, einen in krampfhafte!, Windungen ans dem Wasser pletschernden Hecht, den er znr Beute machte und als-Pjül>- der für ö0 Franken verkaufte. Beim Ansiiehmea mnd man in dessen Bauch einen Knäuel Aktien derRegina Mvulinm" und der verkrachten Pays'schen Fabrik, die das gefräßige Sce- licr verschlungen hatte.

Frankreich.

Paris, 26. Aug. DieAg. Havas" meldet aus Shanghai: Hier eingetroffene, bis Sonntag mittag reichende briefliche Mitteilungen aus Fii- Tschen bestätigten, daß die gesamte chniesische Flotte zerstört, die französische Flotte aber unversehrt ist. Die Verluste der Franzosen betragen nur 4 oder 5 Mann, darunter ein amerikanischer Lvolse, der an Bord derVvlta" an der Seile des Admirals ge­tötet wurde. Gerüchte von einer eventuellen Medi­ation Deutschlands zwischen Frankreich und China erhalten durch die Meldung von der Reise des Ba­rons Conrcel nach Varzin neue Nahrung.

Paris, 27. Aug. Ein Telegramm der Agence Havas vom 27. ds. meldet: Ofsicielle Nachrichten über die Vorgänge bei Futschen sind noch nicht ein­gegangen. Die Verluste der Chinesen bei dem Bom­bardement am 23. ds. werden ans 2000 bis 3000 Mann geschätzt. Die Franzosen verloren ein Tor­pedoboot.

Rußland.

Wie groß die Not im Volke im Gouvernement Wjatka ist, dafür zeugen folgende Fakta. Im Dorfe Shdanowka starben in einem Hause 5 Menschen am Hungerlodc und zwar 4 Kinder in einer Woche und ^ eine erwachsene Frau in der folgenden. Die Bauern j in diesem großen Dorfe backen kein Brod, weil sie nicht einmal so viel Geld auftreiben können, um das ! für einen Sauerteig nötige Mehl zu kaufen; sie kau- ! sen gebackenes Brot pfundweise und es kommt nicht ! selten vor, daß sie zwei Tage hindurch nichts zu essen > haben. Die kleinen Kinder weinen erst schrecklich j und fallen dann in eine Art Ohnmacht.

Türkei.

Wie über Sofia unterm 22. d. M. telegraphiert wird, ist ein bulgarischer Bischof in der Nähe des Dorfes Lazarvpals, vvn den ihm durch den Pascha des Distrikts zur Begleitung überwiesenen zwei Poli­zisten ermordet und beraubt worden.

! Egypten.

Kairo, 27. Ang. Major Kitchener telegra­phiert, ein ans dem Lager der Aufständischen in El- hoda eingetrosfener Kundschafter melde, cs sei daselbst ein Bote mit der Nachricht angckommen, daß Gene­ral Gvrdon am kl. August einen großen Sieg über die Aufständischen davongetragcn und zwei Führer der Aufständischen getötet habe.

England.

Londo n, 26. Äug. Wie der Times aus Philadelphia telegraphiert wird, ist New-Uork, ganz New-England und New-Icrsey von heftigen Frösten heimgesucht. Der Golf von St. Lvwrcnce und die ^ Meerenge von Belleisle (bei Neufundland) sind voll