gen, wurde jedoch dabei von den Rädern erfaßt und überfahren. Der Kopf des Unglücklichen wurde völlig vom Rumpfe getrennt und letzterer auch sonst noch verstümmelt. Dem Verunglückten war, wie wir hören , seitens des hiesigen Stationskommandanten, der ihn begleitete, das Besteigen des bereits im Gange befindlichen Zuges entschieden abgeraten worden, leider ohne Erfolg. Möchten sich doch alle Eisenbahnreisende derartige, so oft vorkommende Unglücksfälle endlich zur Warnung dienen lassen!
Die Degerloch er Zahnradbahn wird nunmehr amDienstagdenlll.dem Betriebeübergeben werden.
In Backnang gerieten Sonntag nacht in der Hand- wcrksburschenherberge einige Arbeiter mit einander in Streit, wobei der eine seinem Gegner 6 Messerstiche beibrachte. Der Herbergsvater griff nach dem Revolver nnd schoß einen Arbeiter in den Unterarm. Die Polizei nahm noch in der Nacht Verhaftungen vor. Der Zustand des Gestochenen ist besorgniserregend. -- Der Brandschaden in der Knapp'schen Knnstmühle durfte ca. 100 000 betragen.
Heidenhei m, 12. Aug. Um die durch Tod in Erledigung gekommene Stadtbaumeistersstelle haben sich 25 Bewerber gemeldet.
Ein Sohn des Lindenwirts Jäck in Zillhausen (Balingens», welcher in Pfäffikvn bei Zürich als Schmiedgeselle in Arbeit stand, fand dort bei einem letzten Sonntag nachts im Hause seines Meisters ausgcbrochenen Brande in den Flammen seinen Tod. Ein Nebengeselle desselben, welcher in der Verzweiflung sich von der Höhe des brennenden Hanfes hinabstürzte, trug lebensgefährliche Verletzungen davon.
Brand fälle: In Sulz am 11. ds. ein Wohnhaus; das Mobiliar wurde gerettet.
Der Kronpri-z wird in nächster Zeit in Wiirttemberg n. Bayern Truppenübungen abhaltcn, dann sich mit seiner Familie in Wiesbaden aufhaltcn und nach den rheinischen Manövern eine Reise durch die Schweiz nach Italien antreten. An den Manövern des 7. und 8. Armcecorps werden voraussichtlich der Kronprinz von Schweden, der Großherzog von Oldenburg, der Fürst zur Lippe und der Prinz Leopold von Bayern, der Schwiegersohn deS Kaisers Franz Joseph, teilnehmen.
Vor der Strafkammer Freiburg wurde dieser Tage gegen den mehrfach bestraften Wilhelm Vogt nnd dessen Ehefrau von Kandern wegen Betrugs verhandelt. Der Angeklagte hatte es verstanden, an verschiedene Personen sogenannte „Zaubcr- bücher" zu verkaufen, deren Besitz jede, selbst die veraltetste Krankheit heilen und vor Unglück jeder Art bewahren sollte. Aus den Zeichen im Buche sollte außerdem noch herausgelesen werden können, wo die so beliebten „verborgenen Schätze" des Auf- findens harren. Die Preise für ein solches Buch waren den übernatürlichen Wirkungen desselben angemessen, natürlich horrende. So wurden von einem Herrn (?) in Basel für ein Zanberbucb 2000 Frcs. bezahlt. In dem einen Falle wurde der Verkauf eines solchen Buches durch die angeklagte Katharina Vogt eingeleitet, während ihr Gemahl, Wilhelm Vogt, ihr als ein Baron v. So- und so assistierte. Dem Einen, der sich über die Erfolglosigkeit des gekauften Buches beschwerte, riet er, sich auch den „Schlüssel", die Auflösung zu dem mysteriösen Buche zu kaufen; „ohne das gehe es freilich nicht." Diesen „Schlüssel", der ans einem schmutzigen, bemalten Stück Papier bestand, gab Vogt bereitwilligst für 450 Frs. hin. Das Urteil lautet gegen Vogt auf 4 Jahre Zuchthaus nebst 2000 „/L Geldstrafe, dessen Ehefrau erhielt 3 Jahre Gefängnis. (Wahrlich, die Dummen werden nie alle.)
Zum Fall Hirsch Hausmann schreibt die „Konst. Ztg.": „ES würde zu weit führen, wollten wir alle einzelnen Fülle erzählen, überall zeigt sich Hausmann als derselbe geldgierige, Herz- und gefühllose Blutsauger; wo er jemand in Geldverlegenheit weiß, macht er ihm seine Anerbietungen und sobald ihm jemand irgend eine Summe, wenn's auch nur 25 Mark sind, schuldig ist, so versteht er es mit teuflischer Frechheit, den Schuldner in willenlose Abhängigkeit von sich zu bringen und ihn durch fortwährendes „Handeln", durch Klagdrohungen, Pfandein- träge u. s. w. bis auf's Hemd auszuziehen; trifft er einen Schuldner, der auf dem Viehmarkt eine Kuh sich kaufen will, so bietet er sich sofort an, das Geschäft zu besorgen, und lehnt der Schuldner die Vermittlung Hausmann's ab, so erklärt letzterer, „wenn er von einem andern eine Kuh kaufe, so soll er bei diesem auch sein Geld holen". Diese Erklärung verfehlte ihre Wirkung nicht. Hausmann hat auf diese Weise ganze Ortschaften, ja ganze Gegenden unter sein hartes, tyrannisches Joch gebracht. Es ist ganz erstaunlich, wie leicht sich die Leute von dem Wucherer ins Bockshorn jagen ließen, und der die Ver
handlung leitende Landgerichtsrat Kärcher machte einzelnen der 100 vorgeladenen Zeugen eindringlichen Vorhalt über ,ihren Leichtsinn, indem sie durch ihr Eingehen ans die maßlosen Forderungen Hausmann's wohl eine Galgenfrist erhalten konnten, damit aber auch um so sicherer ihrem vollständigen Ruin entgegen gingen." Unbegreiflich bleibt doch, wie Hirsch Hausmann sein schändliches Treiben so lange mit solcher Frechheit forlsetzen konnte. Die Sache war jedenfalls landbckannt — wo blieben da die unabhängigen, wohlmeinenden Leute jener Gegend, die ein Herz für ihre armen Landsleute hätten haben sollen, die Geistlichen, die Ortsvorsteher, die Gemeindcrüte, wo blieb die „unabhängige" Presse, die sich sonst ans den Schutz der Mißhandelten und Unterdrückten so viel zu Gut thnt? — Wie der „Ldsb." hört, wird Hausmann Revision gegen das Urteil eiulegen.
Wie Vvn Reichenau geschrieben wird, ist dieses Jahr der Bohnenreichtum uncrschöflich nnd sollen unlängst an einem Tage von der Insel allein gegen 500 Ztr. ans den Markt gebracht worden sein. Darnach stellen sich die Preise sehr niedrig, 3 nnd 4 Pfennige für das Pfund.
Durch die Explosion eines Ballons Benzin sind in Plauen 4 Menschen elend ums Leben gekommen. Die Entzündung war durch unvorsichtige Handhabung eines Lichtes veiurjacht worden.
Berlin, 14. Aug. Die „Nvrdd. Allg. Ztg." weist den Vorwurf der „Times" zurück, daß die Deutschen schwer zu befriedigen seien, weil sie den verachten, der ihnen nachgebe, nnd den anmaßend neunen, der es nicht thue. Dieser Vorwurf sei ganz ungerecht. Die deutsche Politik erstrebe nichts als die Vertretung der berechtigten Interessen ihrer Reichsangehörigen, und die Wahrung der Rechte der deutschen Souveränetät auf dem Fuße der Gleichheit mit allen anderen »Staaten, auch mit England. Deutschland habe die englische Politik seit Jahren auf das uneigennützigste unterstützt, aber dafür nichts geerntet als eine übelwollende Behandlung seiner überseeischen Interessen durch England und dessen Kolonial-Negierungen. Die „Nordd. Allg. Ztg." erinnert an die Behandlung der Angra-Pequena-Frage durch England, sowie an das Vorgehen der Kapregiecuug und der australischen Kolonien, und schließt: Wenn England die bisherige Behandlung deutscher Interessen in den fremden Weltteilen nicht ändere, werde sich, was die „Times" einen vorübergehenden Anfall schlechter Laune nenne, zu einer dauernden Verstimmung heransbilden. Die deutsche Politik werde auch künftig den Grundsatz befolgen, der Freund ihrer Freunde und der Gegner derer zu sein, welche die deutschen Interessen in unberechtigter Weise schädigen.
In Herrn Hut, dem Sitz der friedlichen Brüdergemeinde, herrscht große Aufregung. Nachdem seit längerer Zeit schwere Diebstähle und Einbrüche die Gemeinde beunruhigt hatten, ist der langjährige Ortswächter als Urheber dieser Verbrechen entdeckt worden.
Aus Hamburg schreibt man: Zwei von den 4 an Bord des englischen Dampfers „Elizabeth" verhafteten Matrosen, welche bekanntlich die Most'sche „Freiheit" und den „Rebell" nach Deutschland zu schmuggeln Pflegt, sind am 1l. ds. wieder entlassen worden; hingegen haben sich die Anklagepunkts für zwei andere Matrosen noch bedeutend vermehrt.
Uebcr das planlose Heiraten im Arbeiterstande schreiben die „Grcnzboten" Folgendes: „Nicht genug, daß unsere Arbeiter und Arbeiterinnen in der Blüte ihrer Erwerbskraft vor ihrer Verheiratung an nichtige Dinge Summen verschwenden, welche Prof. Umpfenbach aus einzelnen genau beurteilten That- sachen auf mindestens 200 Millionen Mk. jährlich für Deutschland veranschlagt, sind sie vielfach mit einer geradezu verblüffenden Sorglosigkeit bereit, in den Ehestand zu treten, um mit bekannter deutscher Fruchtbarkeit die Zahl haltloser wirtschaftlicher Elemente in's Ungemessene zu vermehren." Anknüpfend an diese Aussprache müssen wir doch aber auch bemerken, daß die Wurzel dieses Uebels mit darin liegt, daß viele junge Mädchen oft viel zu zeitig das schützende Dach der Eltern verlassen, um sich in irgend einer Fabrik Geld zu verdienen, welches ihnen durch allerlei Anerbietungen von Putz und Vergnügungen gewöhnlich wieder so rasch aus den Händen verschwindet, daß sie nach ein paar Jahren angestrengter Fabrikarbeit gerade wieder so wenig haben als zuvor. Daß manche, ja vielleicht viele sich etwas sparen, ja vielleicht auch die Eltern unterstützen, soll damit nicht ausgeschlossen sein. Daß dagegen die Mehrzahl den Verdienst unnütz vergeudet, dürfte
sowohl als Thatsache feststehen. Welches sind nun die Folgen davon? 1., daß der Sinn für Sparsamkeit nicht gepflegt wird, sondern dagegen das planlose Geldausgeben für unnütze Dinge zur Gewohnheit wird. 2., daß das Führen einer Hauswirtschaft nicht gelernt wird, sondern daß, wenn's zur Heirat kommt, erst gelernt werden muß, was vorher längst gelernt hätte sein müssen. 3., daß sogenannte Liebschaften angezettelt werden, welche oft zu einer notwendigen Heirat führen und daß dabei das sprüchwort zu wenig beachtet wird: Es prüfe, wer sich ewig bindet. 4., daß im Ehestande die Unerfahrenheit der jungen Hausfrau sich sehr oft dadurch rächt, daß der Mann, weil es ihm zu Hause nicht behaglich ist, das Wirtshaus aufsuchl und dadurch der Grund zu häuslichem Unfrieden und ehelichen Zwisten gelegt wird. 4., daß durch solchen häuslichen Unfrieden die Erziehung der Kinder meistens eine verfehlte wird und der Kummer über das häusliche Elend vielfach Veranlassung zum Selbstmord wird. Diese Folgen, welche im öffentlichen Volksleben jetzt leider nur zu vielfach ans Tageslicht treten, sollten doch wahrlich den gesetzgeberffchen Faktoren die Augen öffnen, daß sie sich überlegten, ob es nicht besser sei, im Interesse des Volkswohlstandes und des Familienglückes die Frauenarbeit in Fabriken soweit zu beschränken, daß gewisse Jahre zur Erlernung des Haushalts frei bleibe». Die jungen Mädchen finden Gelegenheit genug, als Dienstmädchen ihr Brot zu verdienen. In der Familie einer Dienstherrschaft lernen sie wenigstens einen geordneten Haushalt führen, und wenn auch der Verdienst ein müßigerer sein sollte, als der in der Fabrik, so wird doch dieses Defizit reichlich ausgewogen durch das, was sie zur Führung eines ordentlichen Haushaltes lernen.
In Deutschland wird jährlich eine Summe von 2250 Millionen Mark für geistige Getränke ansgegeben. Wenn man darauf eine Extrasteuer von 10"/o einführte, so würde man jährlich 225 Millionen Mark erzielen und wir hätten dann so heidenmäßig viel Geld, daß wir nicht aus noch ein damit wüßten. (?) Freilich würde in diesem Falle der Verbrauch der geistigen Getränke bedeutend sinken und ein Teil der Steuer verloren gehen. Das wäre aber kein Fehler, denn die Einschränkung würde dem Volkswohl und dem Nationalvermögen in weit höherem Maße zu Gute kommen.
Die deutsche Zuckerinduitrie fängt an, nachdem sie Jahre hindurch enorme Dividenden verteilt hatte, welche sie besser zum Teil zur vollständigeren Amortisation ihrer gewerblichen Anlagen verwendet hätte, in die seit längerer Zeit vorausgcsagte ungünstige Situation zu geraten, welche eine Folge der lleberproduk- tion ist. Die Preise sind bereits in einer Weise heruntergegangen, wie man es kaum für möglich gehalten hätte, und trotzdem sind die Lager überfüllt. Zum großen Teil ist diese Lage der Begünstigung der Zuckerindustrie durch die Exportbonifikation zuzn- schreiben. Die Besteuerung hat mit dem Fortschritt der Industrie nicht gleichen Schritt gehalten, sondern steht immer noch auf dem Stand wie vor 15 Jahren; seither hat man aber aus der Rübenmasse sehr viel mehr Zucker herausziehcn gelernt, und so beziehen die Zucker-Exporteure von der Reichskasse eine erheblich größere Steuerentschädigung, als sie für die Rüben an Steuer bezahlt haben. Die Folge des übermäßigen Herabgehens der Preise wird nun zunächst wohl die sein, daß die Zuckerproduzenten eine erhebliche Herabsetzung der ohnedies schon niedrigen Rüben- prcise anstreben und, wenn sie zusaminenstehen, auch durchsetzen werden.
Freundlichere Stim m u ngDeut s chl and gegenüber. In Paris sieht man in diesem Jahr die Zusammenkunft der zwei Kaiser in Ischl mit ungleich sympathischeren Gefühlen als früher. Die Londoner Konferenz hat auch die Mißtrauischsten überzeugt, daß das Berliner Kabinet wirklich die Wahrung des Friedens und der Interessen der kontinentalen Mächte zum Ziele hat und Frankreich hierbei durchaus nicht ausgeschlossen ist. Wäre es doch für den Reichskanzler ein Leichtes gewesen, auf der Konferenz der englischen Politik zum Siege zu verhelfen nnd dadurch jeder Entfremdung mit England vvrznbeugen! Dabei hat Frankreich hauptsächlich den Vorteil von dieser Politik, indem ihm die Freiheit seiner Aktion in Egypten gewahrt bleibt.. Allmälig bricht sich hier die lleberzeugnng Bahn, das Endziel der Politik des Reichskanzlers sei die Lösung