der»,1 -4L und 10 L" Arbeitslohn versprach, bei der Ablieferung aber, ohne eine Ausstellung an der­selben zu haben, diesen ohnedem niedrigen Lohnsatz auf 80 L herabdrückte. Mau denke 40 L für einen Tag angestrengter Arbeit! Und da wundert man sich noch, daß so viele Mädchen die Bahn des Lasters gehen? Ja, wennehrliche Arbeit" auch so bezahlt würde, daß sich ein Mädchen von ihr ernäh­ren kann!"

Wie jetzt bekannt wird, werden in Königs­berg schon seit einem Jahre gegen alle dort befind­lichen Russen, die nicht mit einem vollgiltigen russi­schen Gouvernementspassc versehen sind und nicht genügende Unterhaltsmittel Nachweise», Ausweisungen verfügt, selbst kleine, deutsch sprechende Söhne und Töchter russischer Staatsangehörigen, welche Schulen besuchen, werden davon betroffen.

Kiel, 5. Aug. Die Torpedo-Uebungen im Kieler Hafen, bei denen scharf geschossen wurde, ha­ben lautKöln. Ztg." ein äußerst günstiges Ergeb­nis gehabt. Die Torpedokorvettc Blücher gab auf das ausrangiertc Kanonenboot Wespe auf die große Entfernung von 600 m einen Schuß ab, der das Fahrzeug in zwei Hälften zertrümmerte. Alle nicht dienstlich abgehaltcnen Ossiziere der Kieler Marine­station wohnten an Bord des Blücher diesen Ber- suchsschüffen bei.

In Neuwied meldete ein Ehemann die Geburt eines Sohnes beim Slandesamte an, während sich nach einigen Tagen herausstellte, daß das Kind ein Mädchen war. Die Hebamme hatte dem Vater, viel­leicht aus Berschen, vielleicht auch um ihm eine grö­ßere Freude zu machen, ein Söhnlein genannt, wo­raus er sofort zum Standesamte geeilt war und den NamenAugust" halte eintragen lassen. Es sind aber die nötigen Berichtigungen erfolgt, daß nicht einst das Mädchen Soldat zu werden braucht.

In Schlesien ist ein Revierförstcr zum Lo­kalschulinspektor ernannt worden. Die Preuß. Lehrer­zeitung bemerkt hierzu:Wie leicht muß es doch sein, die amtliche Thätigkeit eines Lehrers zu beurteilen. Hoffentlich macht dieselbe Regierung nach dem Wahl­spruch :Gleiches Recht für Alle" auch einmal einen Schulmeister zum Oberförster."

Günstige Avancementc-vcrhältuisse erhalten nach derDeutschen Heeres,ztg." allein die Schlagfertig­keit des Heeres. Geschichte und Erfahrung lehren, daß nur mit jungen Offizieren in den verschiedenen, besonders in den mittleren Rangstellen (Hauptleutc und Stabsoffiziere) Großes zu leisten sei. Das Heil könne nur in dem Fcstsctzen und Jnnehalten bestimm­ter Maximal-Altcrsitufen für die einzelnen Nangstellen gesucht werden und zwar schlägt das Blatt als Al­tersgrenze für die höheren Stellen das 70., für den Hauptmann das 44. und für den Lieutenant das 35. Lebensjahr vor. Werde diese Altersstufe erreicht, so müsse unweigerlich Beförderung oder Abschied er­folgen. In der Beseitigung verdienter Offiziere nach dem Erreichen eines bestimmten Lebensalters liege allerdings eine große Härte, aber cs müsse sein und die Armeen sämtlicher europäischen Großmächte hätten diese Einrichtung.

Oesterreich-Ungarn.

Wien, 6. Aug. Die Kaiserbegegnung erfolgte in Ebensce. Kaiser Franz Joseph eilte auf das Wa- gentriltbrctt. Kaiser Wilhelm sieht vortrefflich aus. Die Monarchen begrüßten, umarmten und küßten sich. Kaiser Wilhelm trug die österreichische Unfform und das Band des Stephanordens, Kaiser Franz Joseph die preußische Jnfa tcrie Uniform und das Schwarze Adlerordenband. Um '/4l2 Uhr fuhren die Monar­chen nach Ischl weiter.

Wien, 6. August. Die Wiener Abendpost schreibt bezüglich der Entrcvue in Ischl: Seil Iah­en gewohnt, in regelmäßig wiedcrkehrcnden Zusam­menkünften der Monarchen ein bedeutsames Unter­pfand des Friedens zu erblicken, begrüßen die Völ­ker Oesterreich-Ungarns auch die diesmalige Zusam­menkunft mit aufrichtiger Freude und den herzlichsten Segenswünschen. Die Ueberzeugung ist allgemein, daß das feste, die beiden Herrscherhäuser umschlin­gende Band nicht blos beiden Völkern, sondern ganz Europa zum Heile gereicht.

Königsgrätz, 5. August. Das Korps­kommando von Josephstadl teilte dem Bürgermeister Von Königsgrätz mit, daß die Auslassung der Stadt und eine teilweise Demolierung der Schanzen beschlos­sen sei. Königsgrätz habe nicht mehr als befesiigler Ort zu gelten.

Frankreich.

Paris, 6. Aug. Die tolle Versailler Sitzung am Montag beschäftigt heute alle Blätter. Es muß wirklich ein Skandal ohne gleichen gewesen sein. Welche Sitzung!" ruft derTemps" schmerzvoll aus.Wildes Geschrei, wahres Gebrüll, ein Lärm, der durch keine menschliche Ausdrucksweisc wicderge- geben werden kann. DerTemps" drückt sich hier noch sehr gemäßigt aus. ImFigaro" schreibt Al­bert Milland:Ich weiß nicht, in welchen Schmutz ich die Feder tauchen soll, um dem Leser eine Vor­stellung von der Sitzung des Kongresses zu geben. Man stelle sich einen Fischmarkt, Charenton im Hellen Wahnsinnausbruch, eine Menagerie im Rasen vor. Mau denke sich dazu das Geschrei der Menschen und Tiere, die Gebärden von taumelnden Trunken­bolden, und dann hat mau noch lange nicht das richtige Bild von dem empörenden Schauspiel, dem wir beigewohnt haben. Alle Mitglieder des Kon­gresses, 750 Wahnwitzige, stehen aufrecht, außer Atem, tollwütig, raiend, zeternd, schreiend, brüllend, mit den Füßen stampfend, sich stoßend, sich die furchtbarsten Beleidigungen ins Gesicht schleudernd. Plötzlich wie ein Wirbeisturm stürzen sie auf die Tribüne loS, aus Fcrih und Andrieux. die beide die Tribüne behaupten. Es ist fürchterlich! Eine SchnapShöhle der Vorstadt, eine Kneipe voll trunkener Malrojcn, ein Ozean wahn­sinniger Köpfe, geballter Fäuste, Hände, welche die Luft peitschen! Das Schlachtgcheul von Wilden und Ausdrücke, vor denen Zolas Fischweibcr zurückschrecken würden! tlnd weshalb dieser gemeine Spektakel? ein­fach wegen einer Gcschästsordnungsfragc!

Die T o n ki n - Angelegenheit und namentlich die französische Entjchädigungssorderung wird jetzt nach einer Mitteilung der chinesischen Regierung den Mächten zur Entscheidung vorgelegt werden. Ob Frankreich sich dasurch von einem sofortigen Ein­greifen abhalten läßt, bleibt abzuwartcn. Ein Dämp­fer könnte aber dadurch leicht der französischen Ener­gie aufgesetzt werden. Fast gleichzeitig ist auch in Ännam eine für die Franzosen ungünstige Wendung im Lauf der Dinge cingetretcn. Obgleich es unmög­lich ist, die ganze Tragweite dieser Nachricht sofort zu übersehen, wird man sich doch erinnern, daß der so überraschend plötzlichgestorbene" Kaiser von An- nam eine Kreatur der Franzosen und der ihm zuliebe ans dem Wege geräumte ältere Bruder des neuen Kaisers ihr Gegner war, und wird geneigt sein, aus diesen Reminiscenzcu naheliegende Schlüsse zu ziehen. Belgien.

Antwerpen, 5. Aug. Während gestern Abend der Munizipalrat versammelt war um gegen das neue Schulgesetz zu protestieren, begab sich eine große, aus mehicren Vereine» mit Fahnen und Mu­sik bestehende Menschenmenge nach dem Stadlhauic und verlangte unter Zustimmungs-Kundgebungen für den Munizipalrat nach dem Bürgermeister. Dieser trat auf den Balkon, dankte der Bevölkerung für ihre Unterstützung gegen das Gesetz und versicherte, daß sie auf den Munizipalrat zählen könne. Gleich­zeitig ermahnte er zur Ruhe. Die Menge ging hie­rauf zum Gouverneur und demonstrierte dort durch Ruse gegen das Ministerium.

Italien.

Während die Nachrichten über die Cholera in Frankreich in letzter Zeit sehr günstig lauteten, verbreiteten sich seit einigen Tagen Gerüchte, denen zufolge sie in mehreren italienischen Orten ausgetre­ten sein sollte. Eine amtliche Meldung aus Nom vom 4. ds. erklärt nun zwar das Vorkommen von Cholerafallen in Villafranca (Verona) und Poretta (Bologna) für unbegründet, fügt aber folgende An­gaben hinzu: In Kairo (Genua) verliefen von 3 Cholerafallen 2 tätlich; der dritte Erkrankte befindet sich in der Besserung. Zn den 3 Fällen sind zwei neue hinzngekvmmcn. In Pancalieri (Turin) kamen 3 neue Fülle, aber kein Todesfall vor. Die Zahl aller bis zum 2. August mitternachts dort stattgehab- ten Erkrankungen betrug 24. In Villafranka di Pwmonle ist ein neuer Choleraiall vorgckommen." Unter diesen Umständen kann man sich der Erkennt­nis nicht mehr verschließen, daß in Italien die Cho­lera thatiächlich axsgebrvchen ist, und zwar in nicht unbedenklicher Ausbreitung. Das vorstehende Tele­gramm ist daS erste, durch welches die italienische Regierung, welche mit solcher Strenge ihre eigenen Grenzen abschloß, das Dasein der Cholera zugibt, während sie doch schon recht lange von ihrem Auf­treten genaueste Kunde gehabt haben muß. In einem

Orte sind 24 Cholerasälle vorgekommen; ein solches Ereignis zu verheimlichen, so schreibt dieK. Z." ist ganz unentschuldbar, doppelt unentschuldbar, wenn nicht geradezu gewissenlos von einer Regierung, die alle andern Staaten in ihren Vorsichtsmaßregeln gegen die Cholera bei weitem überbvt. Diese Ver­heimlichung, die nicht stark genug zu tadeln ist, wird für Italien sicher ihre Früchte tragen, denn nach dem Geschehenen wird man mit Recht oder Unrecht glauben, daß Italien auch jetzt noch nicht aufrichtig ist und zu verheimlichen sucht, was verheimlicht werden kann. Der Rückschlag auf Handel und Fremdenverkehr wird nicht ausbleibcn.

Rußland.

Man schreibt aus Petersburg: Es bestehr der längst nicht mehr richtige Glauben, Rußland sei noch immer das Eldorado deutscher Lehrer und Gou­vernanten. Nichts ist unrichtiger! lind wehe den deutschen Pädagogen oder den deutschen Erziehe-- rinnen, welche auf gut Glück nach Petersburg reisen; im falschen Wahne, dort Beschäftigung zn'finden, ihr sicheres Ende wäre unsägliches Elend. Heutzu­tage hat Rußland eine größere Anzahl einheimischer Studierter, als Stellen für sie und jedes Jahr schicken die billigen russischen Lehranstalten noch neue divlomirte Studenten und Studentinnen ins Leben, welche, da sie nur schwer Beschä'lignng finden kön­nen, später die Reihen der Nihilisten und Selbst­mörder füllen.

Ein erfolgreicher Brief an den lieben Gott! Ein unlängst in Petersburg gestorbener Beam­ter hinterließ seine Frau und drei unmündige Kinder in äußerster Dürftigkeit. Die Not dieser stieg von Tag zu Tag, obwohl die Hauswirtin ihnen gestat­tete, noch einen ganzen Monat in der Wohnung zu bleiben, ohne Miete zu zahlen. Da schrieb denn ein­mal der 7jährige Sohn der armen Wtt,rw folgenden Brief:Lieber Gott! Meine Schwester will essen; schicke mir drei Kopeken, damit ich ihr Brot kaufen kann." Mit diesem Zettel begab er sich zum nächsten Briefkasten, um den Zettel hineinzulegcn, reichte aber trotz aller Bemühungen nicht so hoch- Ein Geistlicher derselben Gemeinde, zu der die Familie gehörte, kam hinzu, fragte den Knaben über sein Beginnen aus, las den Brief voll tiefer Rührung und half mit eigenen Mitteln nach Kräften der armen Familie, nachdem er sich persönlich überzeugt, wie sehr hier Hilfe not thal. Doch der wackere Mann begnügte sich damit nicht. Er nahm am folgenden Sonntage die beiden Geschwister das dritte Kind iit noch ein Säugling mit sich in die Kirche, sprach über Barmherzigkeit und gegenseitige Unterstützung und erzählte dabei, auf die beiden Kinder weisend, seiner Gemeinde obigen Vorfall. Er selbst ging darauf kollcktierend unter den Gliedern derselben umher; in kurzer Zeit hatte er 1500 Rubel gesammelt. Lv war die Bitte des Knaben über Erwarten erhört worden.

Griechenland.

A then, 5. August. Das königliche Palais wurde durch eine Feuersbruust bei heftigem Wind fast gänzlich zerstört. Die Feuerwehr und die Trup­pe» benahmen sich bewunderungswürdig. Vier Sol­daten sind tot, acht verwundet; zehn Personen sind erstickt.

England.

London, 5. Aug. Der von der Regierung geforderte Kredit für die Expedition zum Entsätze Gordons beträgt 300000 Lft.

Asien.

Kaiser von A n n a m zu sein, scheint ein sehr gefährlich Ding. Noch ist es lein Jahr her, daß der Kaiser Tu-duc auf rätselhafte Weise aus dem Leben schied und schon wiederum meldet der Telegraph, daß der Thron von Annam durch den plötzlichen Tod des jugendlichen Nachfolgers in der Herrschaft Tu- ducS erledigt und daß ein jüngerer Bruder des Ver­storbenen, Kicnphuoc, zum Kaiser gekrönt worden sei.

Handel L Ucrkehr.

(K v n k n r s e r v s f n n n g e II.) Georg Nenner, Kansmann von Tübingen, enlwichen, Paul Buck, Sanier und Tapezier in Ulm. Wilhelm Friedrich Bchler, Rolgerber von liier.

Ehingen n. D., I. Aug. Der !,einige 2. Schasmirkt in diesem Jahre war iiii! über ivOOv Slncken befahren.^ Bon 104 zngefiihrici! Herden wurden 94 verkauft. Der Handel ging vom frühen Morgen au sehr lebhaft; besonders wurde viel ausgekauft vvn Händlern, welche nach Paris liefern. Preise: Felle Häiiiiuel öS--7V .L per Paar (F-ctlschase waren sehr be­gehrt, waren aber nur wenige zn Markt, da die Sänne wegen trockenem Sommer weniger gnl genähr! ausselien), junge Ham­me! ö-i Giilischase LS48 .kc, Mutterschafe 55 Brack-