und Aichhalden hinzog. Ein Blitzstrahl entzündete in letzterem Ort das Wohn- und 'Oekonomiegebäude eines ledigen Mannes, der in Vereinigung mit seiner betagten Mutter und zwei Schwestern dasselbe be­wohnte. Der bedeutende Heuvorrat gab dem Feuer beste Nahrung, so daß die Eigner kaum das nackte Leben zu retten vermochten. Zwei Schweine sind dem Brande zum Opfer gefallen, das Horn- und Federpieh konnte mit Mühen in Sicherheit gebracht werden. Wenige Tage zuvor kam in Aichelberg ein Brandunglück in einem von zwei bedürftigen Fami­lien bewohnten Hause aus; deren Habe ging spur­los im Feuer auf. Dem Vernehmen nach sollen die Abgebrannten beider Orte nicht versichert sein, ein altes Uebel, dem zu begegnen alle Vorstellungen sei' tcns Sachverständiger fruchtlos verhallen.

Gültlingen, 16. Juli. Unter den hiesigen Schulkindern grassieren schon seit einiger Zeit die roten Flecken, und sind seit einigen Tagen so viele Kinder davon ergriffen worden, daß gestern alle Schulen geschlossen werden mußten. (Landes,;.)

In einem Wirtschaftsgarten in Stuttgart kam kürzlich die Unterhaltung auch auf die Cholera­epidemie in Südfrankreich. Ein junger Mensch, wel­cher der Unterhaltung von einem Nebentisch aus zu­hörte, meinte:Wenn nur auch die Cholera zu uns käme, damit etwas aufgeräumt würde." Doch dem war kaum das Wort entfahren, als ein Herr von einem Nebentisch zu ihm hintrat und ihm eine derbe Ohrfeige versetzte. Ohne etwas zu sagen, trank die­ser sein Glas aus und schlich sich still davon.

Stuttgart, 14. Juli. Die kürzlich wegen Sachbeschädigung rc. zu mehrmonatlichem Gefängnis verurteilten Engländer und Amerikaner sind von Sr. Mas. dem König begnadigt worden.

Stuttgart, 17. Juli. Eine arge Verwir­rung hat der beim gestrigen Gewitter so plötzlich und mit so furchtbarer Heftigkeit hcreingebrocheue Sturm unter den Badenden, besonders der Jugend, im Neckar bei Cannstatt und Berg angerichtet. Viele Kleider wurden fortgctrieben und in den Neckar geworfen und die Knaben flohen meist unbekleidet, nur zusam­menraffend, was sie erwischen konnten, nach dem Jn- selbad, wo sie sich in den Gebäuden, so gut es ging, ankleideten, wobei aber gar mancherlei fehlte.

Rottenburg 16. Juli. In unseren Hopfen­pflanzungen hat der heutige Sturm viele tausend Stangen gelegt.

Am 17. Juli gegen abends 6 Uhr entlud sich über Reutlingen ein fürchterliches Unwetter mit Sturm und Hagel. Das Gewitter nahm vom Roß­berg her über den Georgenberg, rechts an der Achalm vorbei seinen verheerenden Zug in einer Ausdehnung von R 2 bis 3/r Stunde. Was in diesem Striche lag, ist zum großen Teil vernichtet. Die Weinberge am Georgenbcrge sind zur Hälfte bis drei Vierteilen ihres Ertrags beraubt; je weiter man am Berge hin- aufkommt, desto stärker ist die Verwüstung; die Trauben sind vielfach abgeschlagen. Die Pfullinger Weinberge sind ebenso hart, fast noch härter betroffen. Am stärksten ist der Schaden in den Eninger Wein­bergen. Auch mehrere Lagen am Achalm'aergc sind betroffen, jedoch weniger hart. Nach der Ansicht von Sachverständigen sind ungefähr zwei Drittel unserer Weinbcrglagen, die durchweg zu den schönsten Hoff­nungen berechtigten, größtenteils ihres Ertrages be- randt. Die Frnchtfelder auf dem weithin sich erstrei­kenden Pfullinger Oesch bieten gleichfalls einen trost­losen Anblick. Neben dem Hagel hat auch der Sturm große Verwüstungen ungerichtet. Mannsdicke Bäume wurden aus-gerissen oder abgcknickt, oder der Aeste beraubt. Die ganze Katastrophe dauerte etwa 8- -10 Minuten, sie genügten, um Tausende von Menschen in Kummer und ^orgc zu versetzen. Wie der 16. Juli 1882, so wird der 17. Juli 1884 ein trauriger Erinnerungstag für unsere Stadt und Umgebung sein. Auch in Gönningen hat das Gewitter ebenfalls gro­ßen Schaden verursacht.

W i l d b a d, 15. Juli. Die Badsaison ist auch hier in voller Blüte, die Zahl der Kurgäste beträgt heute 3189 und für die Unterhaltung derselben ist aufs beste gesorgt.

In W i t t l e n s w e i l er feierte heute 16. Juli der dortige Schullehrer Herr Bühler fein 25jähri- ges Tienstjnbiläum.

Spaichingen, 18. Juli. Gestern abend schlug der Blitz in dem Filiale Höfen in ein HauS, tötete die im Hause befindliche Frau und betäubte einen Knaben von 10 Jahren. Das HauS selbst, wie ein j

angebautes Nachbarhaus sind vollständig niederge­brannt.

Von der Alb, 14. Juli. Konditor Wunsch von Wiesen steig wurde dieser Tage beim Heuen von einer Schnacke am Kopfe gestochen. Durch die ungewöhnliche Anschwellung des Stiches mußte er ärztliche Hilfe suchen, wobei der Arzt Blutvergiftung durch das Insekt feststellte, welches zweifellos vor­her auf einem Aas gesessen. Der gestern eingetretene Tod bei dem 38jährigen Mann bestätigte die Aus­sage des Arztes. Es ist dieser Fall wieder eine Mahnung an jedermann, doch nie ein Aas, auch wenn es nur eine Maus oder ein kleiner Vogel wäre, offen liegen zu lassen.

Die Gübcl'sche Buchdruckerei in Ebingen samt Verlag desAlb-Boten", Druckerei-Einrichtung und Haus rc. ist dieser Tage um die Summe von 54 000 -4L an die Witwe Bosch in Hechingen käuf­lich übergegangen.

Brandfälle: In Lonsee(Ulm) am 16. ds. ein Wohnhaus samt Scheuer; in linkeren thal am 14. ds. 2 Scheuern: in Bitz zEbingen) am 17. ds. durch Blitzschlag 2 Wohngebändn; in Durlach am. 17. ds. die große Dampfsägemühle von Andre durch Blitzschlag; am 17. ds. in Oeschelbronn eine Scheuer.

Ans verschiedenen Gegenden Bayerns wird gemeldet, daß es in diesem Jahre, wohl in Folge der großen Hitze, in Feld und Wald so viele Kreuz- I ottern gibt, wie seit langer Zeit nicht. Auch wird berichtet, daß bereits mehrere Todesfälle in Folge Schlangenbisses vorgekommen seien.

Frankfurt, 18. Juli. Die Frankfurter Zei­tung meldet aus Marseille, die Cholera nimmt in Toulon zu, wo gestern 39 Personen der Seuche erlagen, während in Marseille nur 33 starben.

Rüdeshcim, 16. Juli. Wie dem B. C. mitgeteilt wird, hat der König von Griechenland gestern von hier aus mittels der Zahnradbahn das Niederwald-Denkmal besucht.

In W eimar soll dieser Tage eine förmlich organisierte Diebsbande, lauter Schuljungen, verhaf­tet worden sein, die auf dem Vogelschießen und in verschiedenen Vergnügungslokalen wie die Naben ge­stohlen hätten.

Griesheim, 15. Juli. Die württembcr- gischen Feldartillcric-Regimenter Nr. 13 und Nr. 29 und das Fußartillerie-Bataillon Nr. 13 haben die diesjährigen Schießübungen hier beendet und unser Lager heute verlassen. Die erstgenannten Regimenter sind in ihre refp. Garnisonen Ludwigsburg und Ulm zurückgekchrt, während das Fußartillerie-Bataillvn zuvor noch eine 14tägige BelagerungSübnng bei Straß­burg absolviert. Morgen beziehen die Artillerie-Re­gimenter des 11. Armeekorps das hiesige Lager, um in den nächsten Tagen ihre Schießübung zu beginnen.

Berlin, 17. Juli. Der Neichsanzeiger pub­liziert einen Erlaß des Ministers Goßler an sämt­liche Regierungspräsidenten über Maßnahmen zur Verhütung der Einschleppung nnd Verbreitung der Cholera, sowie eine Instruktion zur Vornahme der Desinfektion. Besonders anempfohlen wird die un­verzügliche Bildung von Sanitätskommissionen, auch in Städten unter 5000 Einwohnern und in ländli­chen Bezirken, soweit nur irgendwie die Verhältnisse cs gestalten.

Leipzig, 20. Juli. Der anläßlich des 8. deutschen Schützenfestes veranstaltete Festzng, an wel­chem gegen 6000 Personen teilnahmen, war äußerst glänzend. Vor dem Palais des Königs wurde eine Huldigung dargcbracht. Während des FcstzugeS stürzte das Gerüst des neuen Börfengcbündes ein, auf welchem sich viele Personen befanden, um von dort auS den Festzug in Augenschein zu nehmen, 2 Personen wurden schwer, 6 leicht verletzt.

Oesterreich-Ungarn.

W i c n , 18. Juli. Der berühmte Geologe Prof. Ferd. v. Hochstetter starb heute, 55 Jahre alt. Ferd. H. ist am 30. April 1829 in Eßlingen geboren, Sohn des um die Naturwissenschaften, insbesondere die Botanik vielfach verdienten Prof, und Ltadtpfarrers Chr. Ferd. H. (gest. 20. Febr. 1860).

Wien, 18. Juli. Bezüglich des Raubanfalls bei Banguier Hellbrauner gestand Kämmerer, daß derselbe von Kumitsch, Kämmerer, Stellmacher und dem Unbekannten, der auch an den in Straß­burg auSgcführten Mordthatcn beteiligt war, aus­geführt wurde.

W i c u, 17. Juli. Ueber die hier erfolgte Konfrontation

der Witwe des ermordeten Straßburger Apothekers Licnhardt wird demElf. Journ." berichtet: Als Frau Lienhardt den Mörder ihres Gatten erblickte, wurde sic von einem heftigen Zittern ergriffen; nur mit Mühe überwältigte sic die furcht­bare innere Aufregung und drängte die Thränen zurück, welche sie zu ersticken drohten; dieselbe erklärte, sie erkenne nicht allein aus den Zügen, sondern auch an der Stimme und an dem Gang Stellmacher als das Individuum wieder, welches sich am Vorabend bettelnd in ihrer Wohnung eingefnnden halte. Der Prokurator v. Peltzer fragte hierauf Stellmacher:Kennt Ihr diese Frau?" worauf Stellmacher erwiderte:Ich keiuie diese Frau nicht."Wollen Sie", srug hierauf Herr v. Peltzer,daß der Gefangene noch einige Minuten hier bleibe, auf daß sie ihn genau betrachten?"Nein," erwiderte Frau Lienhardt,ich könnte seinen Anblick nicht länger ertragen."

Kaiser Wilhelm befindet sich in Gastein sehr wohl. Als er zum erstenmal in sein Badekabinet trat und über der geschmückten Thüre die Aufschrift: Will­kommen! las. sagte er in bewegtem Tone: Gott ist wahrlich gnädig, daß er mich diesen herzlichen Will- kommengrnß noch einmal lesen läßt.

Pest, 18. Juli. In den letzten 36 Stunden starben hier 10 Personen am Sonnenstich, viele sind daran erkrankt.

In Ungarn ist der Staatsbankerott nur noch eine Frage der Zeit. Rothschild kann ihn wohl noch eine Zeit lang anfhalten, auf die Dauer jedoch nicht. In Oesterreich gibt man sich darüber keinem Zweifel hin und der Statthalter von Tirol, Baron Wid- man, hat angeordnet, daß Waisengeldec nicht mehr in ungarischen Papieren angelegt werden düsten, worüber die Börsenblätter furchtbar lärmen.

Olmütz, 16. Juli. Gestern und vorgestern wurde das ganze nordwestliche Mähren von furcht­baren Hagelschlägen »nd Wolkenbrüchen heimgejucht. In Schönberg verwüsteten dieselben weit und breit Felder und Wälder, woselbst ungeheure Windbrüche eintraten. Frankreich.

In Betreff der Person desPrnssien", der beschuldigt wurde, Beleidigungen gegen Frankreich ansgcstoßen zu haben, ist der Pariser Korrespondent der K. Z. im Stande zu erklären, nnd im Notfälle zu beweisen, daß die ganze Geschichte vollständig erfunden ist.Ich kenne den Namen des Herrn so schreibt der Korrespondent der ein württemb. Doktor der Philosophie ist. Ec war ans Neugier zu dem Standbildc der Stadt Skraßbnrg gegangen nnd hatte sich durchaus schweigend verhallen, bis er von jemand gefragt wurde, ob er ein Deutscher sei. Da er des Französffchen nur unvollkommen mächtig ist, so antwortet er nur einige Worte, um die Frage zu bejahen, worauf die Volksmenge ans ihn einzu- hanen begann. Er ergriff hierauf die Flucht. Kein anderer sprach ein Wort, das für Frankreich miß­liebig erscheinen konnte. Ich verbürge die Richtigkeit dieser Darstellung. Ob Deutschland andere Schritte thnn wird, läßt sich nicht sagen, aber nach den frei­willigen Entschuldigungen und nach der Entlassung Galliens gilt es für wahrscheinlich, daß der Vorfall beigelegt ist."

Marseille, 17. Juli. Prinz Robert von Orleans ist mit 50000 Franken für die durch die Cholera Geschädigten hier angekommen nnd fährt nach Toulon Weiler. Der Graf von Paris sendete 50 000 Frks. für Hinterbliebene der Cholera-Opfer. Die Pariser Presse sendete 10 000 Frks.

Ans Marseille wird berichtet, daß sämt­liche Orte der Umgebung der Stadt verseucht sind. Ans allen diesen Orten werden Cholerafälle gemel­det. Ans einem Gutachten des Dr. Onimus, welcher in Marseille war, geht hervor, daß daselbst außer der aus Toulon eingeschleppten asiatischen Cholera auch Cholerine und Olrolor-r nostras herrschen, was in dcr Unreinlichkeit der Stadt seine Begründung findet. Professor Quisel aus Marseille konnte kon­statieren, daß lange vor Einschleppung der Cholera ans Toulon Olrolora nostras in Marseille bestand. Am lO. Juni starben daselbst schon 2 Personen an (Molor-a nostras. In der Bevölkerung herrscht noch eine große Furcht. Kellner, Dienstboten rc. verlassen freiwillig ihre Stellungen und reisen nach Hanse (falls sic ein anderes,K>cim haben), und die meisten kleinen Gewerbslcnte, GrciSlcr zEpicicrs), sperren ihre Bou­tiquen, packen ihre Familien auf ein Wägelchen und fahren von dannen. Im Quartier Evochö, dem dicht­bevölkertsten , aber auch ärmsten Stadtteile, findet man eine Menge Zettel ans den Ladcnthürcn:Für acht Tage geschlossen!" Viele große Geschäfte werden im Laufe dieser Woche definitiven Beschluß fassen, ob sic dem Beispiele der kleinen folgen sollen. Im Hafen, wo sonst das bunteste und bewegteste Leben geherrscht, ist es still nnd einsam, und die ankommen-