machen. Ein hiesiges Kaffeehaus erleidet allein einen Schaden von 30 000 Das Unglück hätte noch größeren Umfang nehmen können durch kaum 30 bis 40 Meter von der jetzt niedergebrannten Halle weg liegende Fässer mit Harz. Auf wie viele Firmen der Schaden an Oel und Baumwolle sich verteilt, weiß man zur Stunde noch nicht. Einem Kaufmann verbrannten für 5000 ^ Morphium.
Heidelberg, 9. Juli. Eine Dame, welche ungenannt zu bleiben wünscht, hat der Universität ein Kapital von 100000 angeboren, wenn Frauen das Studium Hierselbst wieder gestattet wird. Trotzdem hat der akademische Senat sich ablehnend ausgesprochen.
Wie aus München gemeldet wird, findet die Kolonialpolitik des Reichskanzlers gleich der Post- dampfer-Unterstützung in allen intelligenteren Geschäftskreisen rückhaltlose Billigung.
Metz, 12. Juli. Der Trierer Schnellzug fuhr zwischen Montigny und Metz auf einen Güterzug, von welchem 47 Wagen zertrümmert wurden. Der Zugführer ist leicht, sonst niemand verletzt.
Ende nächster Woche werden in Hamburg 540 amerikanische Lehrer eintreffen, welche ihre Ferien in Deutschland zubringcn wollen.
Elberfeld, 14. Juli. Der „Elberf. Z." zufolge wurden bei dem gestrigen Wettrennen im Zirkus Krembser auf den Höfen bei Rittershausen durch Blitzschlag elf Personen betäubt und vier getötet; dieselben befanden sich außerhalb der Arena auf einem Baume.
Halle, 9. Juli. Der wegen Landesverrats im Prozeß Kraszewski zur Zuchthausstrafe verurteilte Hauptmann a. D. Hentsch, der bekanntlich in der Strafanstalt zu Halle untergebracht ist, wird dort in der Abteilung für Möbeltischlerei mit Politurarbeiten beschäftigt. Sein selbst verschuldetes schweres Geschick soll er mit stiller Ergebung tragen. Kraszewsly selbst hat in seinem Gefängnis in Magdeburg seine ausgebreitete Mitarbeiterschaft an mehreren Blättern wieder ausgenommen.
Berlin, 14. Juli. Der Reichsanzeiger publiziert die Ernennung des Geheimerates Boedicker zum Präsidenten des Neichsversicherungsamts und meldet, daß das Reichsversicherungsamt mit dem heutigen Tage in Tätigkeit tritt. Ferner veröffentlicht das Blatt eine Bekanntmachung, betreffend die Anmeldung der unfallversicherungspflichtigen Betriebe, welche bis znm 1. September erfolgen muß.
Das neue Aktiengesetz dürfte binnen kurzem zur Publikation gelangen; dem Vernehmen nach hat der Reichskanzler dasselbe bereits unterzeichnet, und in den nächsten Tagen soll es dem Kaiser unterbreitet werden.
Berlin, 14. Juli. Die Nordd. Allg. Ztg. erfährt, das; die von der Handelskammer zu Frankfurt a. M. angestellten Ermittelungen ergeben haben, daß mindestens 15 Millionen Pfd. Sterl. resp. 300 Millionen Mark Nennwert der egyptischen Staatsschuld sich in deutschem Besitze befinden.
Herr v. Bennigsen spricht — so wird dem V. T. mitgeteilt — in einem Briefe „an einen hervorragenden nationalliberalen Parteigenossen" die Absicht ans, an dem Parlamentarischen Leben wieder teil- und ein Mandat zum Reichstag anzunehmen. „Er will" — so meldet genanntes Blatt — „mit seiner Absicht indessen erst kurz vor den Wahlen an die Oeffentlichkcit treten und begründet in jenem Briefe seinen Entschluß mit der Meinung, daß die Zeit gekommen sei, in welcher es wieder zu einer Verständigung zwischen Parlament und Reichsregierung ohne Hintansetzung der Privilegien und Rechte des ersteren kommen werde und daß damit auch wieder an eine erfolgreiche gesetzgeberische Thätigkcit der Nationalliberalcn gedacht werden könne."
In Berlin, der Burg des Fortschritts, erschien seither kein nationalliberales Blatt. Diesem Mangel ist jetzt durch die „Neue Zeitung" abgehol- fcn, welche die nationalliberale Richtung mit Eifer und Geschick vertritt.
Man hat die zündenden Blitze statistisch ein- gcsangcn und nachgemiesen, daß sie sich seit etwa 30 Jahren verdreifacht haben. Bezold zeigt in einer Abhandlung der bayerischen Akademie, daß auf 1 Million versicherte Gebäude in Deutschland in der Periode von 1832-42 jährlich durchschnittlich 31 zündende Blitze fielen, 1853—62 jährlich 52, 1862 bis 1873 jährlich 72, 1873—82 jährlich 98 zündende Blitze. Es ist nämlich auch die Zahl der
Gewitter sehr gewachsen. (In Ems und Umgebung hat bei einem Gewitter am 10. Juli der Blitz 6 bis 7mal eingeschlagen.)
Warum die Anarchisten und Sozialdemokraten besonders die deutsche Regierung mit ihrem Hasse beehren, das hat die „Mosk. Ztg." des Professor Katkow folgendermaßen erklärt: „. . . . Wenn man in Berlin das Wachsen des Anarchismus überhaupt mit Unruhe ansieht, so erregt noch mehr Besorgnis die in maßgebenden Kreisen herrschende Ueber- zeugung, daß der Haß der Anarchisten ganz speziell gegen Preußen-Deutschland im Wachsen begriffen ist und sich namentlich in der Feindschaft gegen die Regierung dieses Landes konzentriert, da diese besonders fest die Ruhe aufrecht zu halten bemüht und besonders energisch bestrebt ist, den Anarchisten in der Arbeiterklasse den Boden unter den Füßen fortzuziehen. Die internationalen Dynamithelden halten die gegenwärtige konservativ-soziale Politik Deutschlands für eine ihre Zwecke sehr gefährdende und wünschen daher sehnlichst, daß ein liberales und freihändlerisches Regime an die Stelle derselben treten möchte; nicht etwa, weil sie glauben, daß dasselbe für das Proletariat wirklich von Segen wäre, sondern in der Hoffnung vielmehr, daß eine Verschlimmerung der materiellen Lage der Massen und eine Schwächung der Staatsgewalt ihre Sache beträchtlich fördern könnte." — Wir glauben, daß die Dinge wirklich so liegen, wie Katkow sagt. Umsomehr besteht für jeden Patrioten die Pflicht, die Sozialpolitik des Fürsten Bismarck zu unterstützen.
Potsdam, 14. Juli. Dem Kaiser ist abermals ein Urenkel geboren: Prinzessin Wilhelm wurde heute von einem Prinzen glücklich entbunden.
Das große Flottenmanöver bei Danzig hat sein Ende erreicht. Sämtliche Manöver sind auf das glänzendste verlaufen, insbesondere sollen die Leistungen der Torpedoboote die Erwartungen übertroffen haben. Oesterrkich-Ungar».
Donnerstag nachmittags herrschte in den mährischen Orten Chlupitz, Hosterlitz, Grossolkowitz, Wai- nitz, Teffwitz, Proßmeretz, Pratz, Panditz und Kostitz ein furchtbares Hagelwetter, bei welchem Menschen und Tiere verwundet wurden. Eine große Anzahl Vögel und Wild wurde getötet. Die Ernte ist total vernichtet. Der Gesamtschaden beträgt mehr als 150 000 fl.
Schweiz.
Bern, 14. Juli. Geheimrat Koch ist auf Einladung des Bundesrats gestern hier eingetroffeu. Heute konferierte derselbe mit der Cholera-Kommission.
Frankreich.
Paris, 11. Juli. Wie berechtigt die Vermutung ist, daß Dr. Koch in Frankreich bei allem äußeren Entgegenkommen sehr wenig Sympathieen begegnet, beweist das Auftreten eines aus Toulon nach Paris zurückgekehrten franz. Sachverständigen, der in einer wissenschaftlichen Versammlung sich in einer Weise über Koch ausgesprochen hat, die selbst unter den anwesenden Franzosen Befremden erregte. Gegen die Leistungsfähigkeit Kochs wußte der betreffende Herr allerdings nichts zu sagen, dagegen hielt er sich an allerhand Nebensachen, u. a. daran, daß Dr. Koch kein gutes Französisch spreche u. s. w. Wenn die Franzosen unsere Sachverständigen brauchen, dann füllen sie eben zusehen, daß sie deutsch lernen.
Paris, 12. Juli. Im Ganzen sind laut „Frkf. Ztg." seit 24 Stunden 81 Personen in Marseille au der Cholera gestorben. Gestern flüchteten 3000 Personen. In der Nacht zum 13. ds. Mts. sind 21 Choleratodesfälle vorgekommen. — Seit vorgestern abend sind in Toulon 28 Cholera-Todesfälle vorgekommen.
Paris, 14. Juli. Bei prachtvollem und nicht zu heißem Wetter nimmt das Nationalfcst laut „Frkf. Z." einen glänzenden Verlauf. Die Revue der Schnl- Batailloue (20 000 Knaben) fand von 9 bis 10 Uhr vor dem „Hotel de ville" statt. Außer dem Minister des Unterrichts, einigen radikalen Deputierten und Gemcinderäten und den Maires war die offizielle Welt spärlich vertreten. Gleichzeitig fanden Truppenrevuen auf der Place de Concorde und der Place de Nation statt. Vor dem „Hotel Continental" wurde die Feier gegen Mittag durch einen Zwischenfall gestört. Mehrere Schüler des College gewahrten eine deutsche Fahne und forderten durch Rufen und Schreien zum Zurückziehen derselben auf. Hin- zukommeude Gamins zerrissen die Fahne und schlugen die Fensterscheiben an der Eingangsthüre zum
Hotel in der Rue Castiglione ein. Die Polizei zerstreute die Ruhestörer. Die Morgen blätter sprechen sich mißbilligend über diesen Vorfall aus.
Zu Ehren des französischen Nationalfestes am 14. ds. ist eine Amnestie sür politische Vergehen erfolgt; nur die Strafen der Hauptrüdelsführer Louise Michel, Krapotkin und Gauthier wurden nicht gemildert. Auch in der Deputiertenkammer kam diese Amnestiefrage zur Sprache. Die Abgeordneten Re- villon und Laguerre begründeten ihren Antrag auf Erlaß einer allgemeinen Amnestie für alle wegen politischer Verbrechen Verurteilte. Der Minister des Innern, Waldeck-Rousseau, erklärte, es sei nicht statthaft, Individuen zu begnadigen, welche sich der Aufreizung zur Plünderung, Brandstiftung und zum Morde rc. schuldig gemacht hätten. Das seien keine politischen Vergehen. Die Regierung sei geneigt, den Jrregeführten gegenüber Nachsicht zu üben, nicht aber den Führern der Anarchisten gegenüber. Der Antrag bezüglich einer allgemeinen Amnestie wurde schließlich mit 283 gegen 123 Stimmen abgelehnt.
Aus Marseille lauten die Nachrichten immer trostloser; in der letzten Nacht wurden amtlich 53 Todesfälle konstatiert. Wer Reißaus nehmen kann, der flüchtet, und der Saint-Charlcs-Bahnhof bietet bei Abgang der Züge ungefähr das Bild, welches die Pariser Bahnhöfe im August und September 1870 boten, als die Belagerung der Hauptstadt bevorstand. Dr. Koch scheint in Marseille der maßgebende Regulator für die Gesundheitsvorschrifleu zu sein. Er hielt sämtlichen Aerzten und Professoren einen „vertraulichen Vortrag" und wies nach, daß die meisten sanitären Vorkehrungen ganz und gar verkehrt seien. Der Marseillcr Gemeindcrat beherzigte genau die Ratschläge des deutschen Gelehrten und richtete eine neue Gesnndheitsverordnnng ein, ganz nach seinen Vorschriften.
Marseille, 13. Juli. Unter den Arbeitern herrscht große Aufregung. Eine Deputation von Hafenarbeitern erschien gestern beim Maire, „Beschäftigung verlangend", was durch Wiederaufnahme der Küstenarbeiten geschehen könnte. Die Cigarren-Ar- beirec fühlen sich durch die verkürzte Arbeitszeit in den Cigarrenfabriken geschädigt, da dort Stückzahlung eingeführt ist. Eine Gruppe katholischer Arbeiter fordert in einem an den Präfekten gerichteten Schreiben die Abhaltung einer Prozession in den öffentlichen Straßen. Die für Samstag nachts von den Sozialistenführern Fabre und Gras Unberufene, von etwa 150 Personen besuchte Versammlung nahm einen so stürmischen Verlauf, daß der Präsident die Sitzung schließen und aus dem Saale flüchten mußte. Einer der Redner, Namens Faurens, rief aus: „Wen hungert, der nehme Brot, wo er's findet!" Gemeinderat Gras sagte: „Sobald die Cholera, welche bereits in Paris (?) aufgetreten ist, auch Lyon ergreift, ist die große Revolution gemacht. Wir dürfen ohne sichere Unterstützung von Paris und Lyon nichts unternehmen." Schließlich wurde eine Elfer-Kommission behufs Veranstaltung eines Meetings für morgen nachmittag gewühlt.
Dr. K o ch schickte an den Maire von Toulon ein in deutscher Sprache abgesagtes Gutachten im Wesentlichen folgenden Inhalts: Zu Cholera-Zeiten muß man ein regelmäßiges Leben führen, da die Erfahrung lehrt, daß Verdauungsbeschwerden die Cholera begünstigen. Daher ist Exzessen in Nahrung und Getränken, schweren Substanzen und allem, was Diarrhöe befördern kann, auszuweichen; sobald letztere auftritt, ist sofort ein Arzt zu rufen. Man soll nichts genießen, was aus einem Hause kommt, wo ein Erkrankter sich befindet; Nahrungsmittel unbekannter Provenienz und namentlich Milch sind vorher zu kochen. Man kann nicht völlig reines Wasser erhalten. Das beste Mittel ist, cs zu kochen. Diese Regeln beziehen sich nicht bloS auf Trinkwasser, sondern auch auf Nutzwasser. Unter allen Umständen kann ein Cholerakranker einen Herd für die Epidemie bilden, daher müssen Kranke von der Berührung mit allen nicht zur Pflege notwendigen Personen ferngehalten werden. Zahlreich besuchten Versammlungen, Märkten, Messen rc. ist auszuwcichen. Man esse und trinke nicht in dem Saale, wo Cholerakranke sich befinden; Seren Exkremente sollen in Gefäßen aufgefangen werden, welche phenijche Lösungen enthalten. Alle durch Abfälle beschmutzten Gegenstände sollen durch trockene Fetzen gereinigt werden, die dann verbrannt werden sollen. Die Zimmer, wo Cholerakranke waren, sollen 6 Tage unbewohnt bleiben.