23. d. M. in Oepfingen (Ehingen) die frühere Mühle nebst Wohnhaus.

ImRhein. Courier" ist zu lesen: In Bayern hat die Unzufriedenheit mit der Fernhaltung des Königs vom Volke einen Höhepunkt erreicht, der es hochgestellten Persönlichkeiten geeignet erscheinen ließ, darüber zu beraten, wie diesem Zustande abzuhelfen sei. Prinz Luitpold, der Onkel des Königs, ist von den Beratungen unterrichtet. Derselbe gedenkt seine Anrechte auf den Thron er ist 63 Jahre alt seinem Sohne, dem Prinzen Ludwig, zu überlassen.

Wiesbaden, 24. Juni. Der König und die Königin von Griechenland sind zum Kurgebrauch hier eingetroffen. Sie wurden am Bahnhofe von dem König und der Königin von Dänemark und von ihren Kindern empfangen.

(Ein Monstrum.) In Alfter, so schreibt die ^ Bonner Zeitung", kam vor einigen Tagen ein Kalb zur Welt, welches sämtliche Extremitäten in doppel­ter Anzahl besaß, nämlich 8 Beine, 2 Schwänze, 4 Ohren und zudem noch 4 Augen.

(Selbstmord vor Gericht.) Einen sensationell­grausigen Abschluß fand in Lübeck die Schwurge­richts-Verhandlung gegen den vr. ineck. Jenner aus Geschendors, der eines Verbrechens gegen die Sitt­lichkeit angeklagt war. Nachdem sich die Geschwore­nen zurückgezogen hatten, traten sic nach einstündiger Beratung in den Schwurgerichtssaal ein. Der Ob­mann verlas als Spruch der Geschworenen: Schul­dig mit mehr als 7 Stimmen. Nachdem der Staats­anwalt 3 Jahre Zuchthaus gegen den Angeklagten beantragt hatte und der Verteidiger, um Zulassung mildernder Umstände bittend, für das Strafmaß von 1 Jahr Zuchthaus eingetreten war, entfernten sich die Richter in das Beratungszimmer. Der Ange­klagte schien völlig ruhig dem mit ihm sprechenden Verteidiger zuzuhören und machte sich nur unter sei­nem langen Barte mit der Hand am Halse zu thun, als schöpfe er, den Hemdkragen lüftend, nach Atem. Der in diesem Augenblicke die Brust des Dr. Jenner überflutende Blutstrom ließ erkennen, daß der Ange­klagte sich selbst die große Halsarterie durchgeschnitten hatte. Nicht weniger wie 6 Aerzte, welche zum Teil in der Verhandlung als Zeugen aufgetreten waren, sprangen sofort zu Hilfe. Obgleich es dem zunächst stehenden Physikus Dr. Tuerk gelungen war, die Halsmuskeln des Unglücklichen, von hinten zugreifend, zusammenzupressen, stürzte Dr. Jenner doch nach wenigen Sekunden, von dem enormen Blutverlust entkräftet, zu Boden und alsbald mußten die Aerzte den eingetretenen Tod konstatieren. Das Urteil des Gerichtes lautete auf 2 Jahre Zuchthaus und Ver­lust der bürgerlichen Ehrenrechte.

Die deutsche Reichsregierung hat die Einrich­tung neuer Dampferlinien und deren Unterstützung aus Reichsmitteln bei dem Reichstage beantragt. Sie kommt dadurch einer Lebensfrage des Reiches, dem allgemeinen Verlangen des Handels und der Industrie entgegen. Um so größeres Befremden hat die ablehnende Haltung der Fortschrittspartei unter Richter und Bamberger in der ersten Lesung allge­mein erregt. Ist es nicht ein berechtigter Wunsch jedes Deutschen, die deutsche Flagge in allen Meeren würdig vertreten zu sehen als Trägerin eines blü­henden Handels, als Pfadsinderin für neue Absatz­wege unserer Produktion und damit als Hebel für die Arbeit unseres Volkes und für die Beschäftigung von Tausenden von Köpfen und Händen? Jetzt, da­rüber ist eine Täuschung nicht mehr möglich, ist der letzte Termin zur Vergebung aller irgend noch kolo­nisationsfähigen Gebiete und auch zur Erringung der geeigneten Handels- und Absatzwege angesetzt; alle regsameren europäischen Völker und die große Union im Norden Amerikas sind zu diesem Termine erschie­nen, um ihren Vorteil zu wahren. Kleinkrämerisch darf der Standpunkt jetzt weniger sein, als jemals sonst kommen wir wieder einmal, wie der Poet, zur letzten Teilung der Welt zu spät. Und zwar aus sehr unpoetischen Gründen: dem Geiste der Kleinlichkeit, der Kritikasterei, der Parteisucht u. s. w. Hier ist das Wortnational" wirklich an der Stelle, hier muß es sich kräftig erweisen und schon der Ge­danke, daß alle wirtschaftlich höherstehenden Völker Europas in ihren Dampfer-Subventionen keine Ver­schwendung, geschweige denn ein Unding sehen, sollte von einer wegwerfenden Kritik abhalten. Die Vor­lage ist fachlich zu prüfen, aber zugleich mit dem Be­wußtsein, daß alle anderen mit uns vorzugsweise konkurrierenden Völker Europas änter ihren Kon-

kurrcnzbedtngungen auch Dampfer-Subventionen durch den Staat zählen, und ferner mit dem Bewußtsein, daß bei der neu eröffneten Teilung der Welt, rejp. ihres Handels, nicht allein nicht wieder leer auSgehen darf, sondern auch die Versäumnisse von Jahrhun­derten möglichst gut zu machen hat. Unser Bevölke­rungsüberschuß macht weite Absatzgebiete notwendig und erfordert endlich auch einen Platz in der Welt, wo deutsche Auswanderer als Deutsche zusammen­wohnen und mit dem Vaterlande in Verbindung bleiben.

Berlin, 24. Juni. Aus der Umgebung des Reichskanzlers verlautete heute im Reichstage, Fürst Bismarck habe im Voraus gewußt, daß die Dam­pfersubventionsvorlage für die laufende Session ver­loren sei; sein Erscheinen in der gestrigen Kommis­sions-Sitzung habe lediglich den Zweck gehabt, das Ausland über die Richtung und die Ziele der deut­schen Kolonial-Politik aufzuklären, seine Genugthu- ung über die Anerkennung seiner Forderungen durch England auszusprechen und Frankreich den ernsten Willen zu bekunden, die deutschen Kolonisten ener­gisch zu schützen. Daß die Dampfersubventionsvor­lage im Reichstage trotz des Eintretens des Fürsten Bismarck unerledigt bleibt, wird von seiner Umge­bung als eine schwere Niederlage empfunden, welche allein das Zentrum bewerkstelligt habe.

Berlin, 25. Juni. Zu der Debatte in der Budgetkommission schreibt dieNordd. Allg. Ztg.": In allen Tonarten versuchte Bamberger die Kolonial­bestrebungen der Deutschen teils lächerlich zu machen, teils als gefährlich und friedenstörend hinzustellen. Seine ganze Rede trug die Signatur der Demut, wenn nicht der Feigheit gegen das Ausland, und das Wort des Kanzlers aus dem Jahre 1868, daß die Furcht im deutschen Herzen kein Echo findet, trifft auf diese Fraktionsbestrebungen nicht mehr zu. Es sind freilich auch 16 Jahre her. Bamberger schil­dert in verächtlichen Farben alle von Deutschen bis­her versuchten Kolonialbestrebungen, deren Ende in der Regel der Banquerott und der Bratspieß wilder Menschenfresser für die Beteiligten gewesen sei. Haupt­sächlich aber fürchtet Herr Bamberger, daß wir mit stärkeren Seemächten dadurch in Konflikt geraten, und er wünscbt daher keine Schutzerweiterung für- gewagte überseeische Unternehmungen. Der Reichs­kanzler erwiderte ihm, daß die natürliche Folge dieser Auffassung die sei, daß man gegen jede Subvention unserer Dampferlinien stimme, und daß die Ableh­nung der jetzigen Vorlage sich nur als logische Kon­sequenz der Bambcrgcr'schen Auffassung des maritimen Berufs der Deutschen charakterisiere, die danach ihren Ehrgeiz nicht höher spannen dürsten als vor 50 Jahren, d. h. mit dem Hut in einer und einem guten Stück Geld in der anderen Hand demütig ihre Wege unter Duldung anderer seefahrenden Nationen zu suchen.

Eine moralische Maulschelle von kräftigster Sorte erhalten die Herren Richter und Bamberger durch Veröffentlichung des Berichtes des französischen Post­ministers Cochcry an den Präsidenten Grevy, betr. die Resultate, welche Frankreich durch die Subven­tionierung überseeischer Dampferlinien erzielt hat. Es heißt darin:Wir sind nicht mehr auf die Not­wendigkeit angewiesen, die kostspielige Hilfe fremder Postdampfer für die Beförderung unserer Korrespon­denz nach Australien in Anspruch zu nehmen. Dieses reiche Land ist in direkte Verbindung mit unseren Häfen getreten. Unserem Handel und unserer In­dustrie sind auf diese Weise Absatzgebitte erschlossen worden. Die wichtigen Resultate, welche die austra­lische Linie für unfern Handel bereits erzielt hat und welche dieselbe in noch erhöhtem Maße für die Zu­kunft ergeben wird, rechtfertigen überreichlich die Opfer, welche die französischen Kammern für ihre Errichtung in so bereitwilliger Weise gebracht haben. Die subventionierten überseeischen Dampferlinien tra­gen in der That zur Entwicklung des Handels bei. Sie eröffnen ihm, ich kann dies nicht oft genug wie­derholen, neue Kanäle. Um sich hiervon zu über­zeugen, genügt es, auf die Thatsache hinzuweisen, daß, sobald eine subventionierte Postdampfcrlinie die direkte Verbindung zwischen Frankreich und einem überseeischen Lande herstellt, alsbald der französische Handel mit dem betreffenden Lande größere Propor­tionen annimmt. Man hat dies in Indien und China, am La Plata, in Brasilien, in den Antillen, in Mexiko und Nordamerika gesehen. Diese Verbindungen kosten uns jährlich im Budget ca. 27 Mill. Aber man kann dreist behaupten, daß diese Summe ver­

schwindend gering ist im Vergleich zu den Vorteilen, welche unser Handel und unsere Industrie aus ihr ziehen. Selbst der Staatsschatz verliert hierdurch nichts. Seine Einnahmen steigern sich in gleichem Verhältnis."

Wie aus Bundesratskreisen berichtet wird, wer­den unmittelbar nach erfolgter Annahme des Unfall­gesetzes die Vorarbeiten für ein Alter- und Jnvaliditäts- gesetz für Arbeiter in Angriff genommen. Die Grund­züge des Gesetzes sind schon festgestellt und die Ar­beiten werden wieder unter den Augen des Reichs­kanzlers gemacht werden. Der betreffende Geheime Rat wird mit dem Kanzler nach Friedrichsruh über- siedeln.

Der Reichstag hat am Sonnabend die zweite Lesung des Unfallversicherungs-Gesetzes beendet. Die Regierung und die positiven Parteien haben da­mit einen großen Erfolg erzielt. Ganz besonders aber kann der Staatssekretär von Bötticher mit Be­friedigung auf den Verlauf der zweiten Lesung zu­rückblicken. Seine schneidige sachliche Verteidigung der Vorlage hat wesentlich dazu beigetragen, daß dieser Verlauf ein so günstiger war. Das Reichs - amt des Innern legt dem Reichstag nach erfolgter dritter Lesung des Unfallversicherungsgesetzes einen Nachtragsctat behufs Einrichtung des Reichsver­sicherungsamtes vor.

Berlin, 25. Juni. Der Reichstag genehmigte die definitive Vorlage des Konsulatsgebäudes in Shanghai. Der Antrag Ackermann (gewerbliche In­nungen) wurde in dritter Lesung nach unerheblicher Debatte mit 154 gegen 150 Stimmen angenommen. DerAntragWindthorst(Aushebung desExpatriierungs- gesetzes) wurde ebenso debattelos in namentlicher Ab­stimmung mit 246 gegen 34 Stimmen angenommen.

Der Schluß der Rcichstagssession wird bereits am nächsten Freitag erwartet. Damit wäre jede Hoffnung geschwunden, die Dampfernnterstützung noch in dieser Session zur Annahme zu bringen.

Oesterreich-Ungarn.

Wien, 24. Juni. Die Nachrichten über das Hochwasser in Galizien klingen leider andauernd sehr betrübend. Infolge neuerlicher Regengüsse hat sich die Situation in den inundierten Gebieten verschlim­mert. Viele Brücken wurden zerstört, Straßen un­fahrbar gemacht, Häuser von den Fluten fortgetragen. Hunderte von Bauernfamilien sind brotlos, die Feld- saaten, das Heu vollständig vernichtet.

In Klobouk bei Brünn beschloß die Tag­löhnerin Jllek ihren Mann zu ermorden, um mit ihrem Liebhaber ungestört leben zu können. Sie be­reitete eine Salbe ans Schwefelblüte, blauem Alaun und altem Schweinefett und sagte ihrem Manne, mit dieser Salbe wolle sie ihn und sich selber (sie litten beide an einem Ausschläge) bestreichen, um sich zu heilen; nötig sei aber, daß sie einige Minuten lang in den Backofen kröchen. Gesagt, gethan. Sie bestrich sich und ihn, kroch zuerst in den Backofen und blieb einige Sekunden darin. Dann kam die Reihe an den Mann, der ängstlich zögerte. Der Backofen war unterdeß glühend geworden; das furcht­bare Weib und ihr Liebhaber packten den unglück­lichen Mann, banden ihn und schoben ihn hinein, wo er bald seinen Tod fand. Die Sache wurde aber bald ruchbar, die Mörder wurden verhaftet und sehen dem Gericht entgegen.

Frankreich.

Marseille, 24. Jun. Folgendes, mit den offiziellen Meldungen nicht übereinstimmende Tele­gramm geht derFr. Ztg." zu: Bis heute werden aus Toulon 54 Cholerafälle, 23 mit tödlichem Er­folg, gemeldet. Die Seetruppen werden mit dem Hafenpersonal cingeschifft und außerhalb des Hafens geführt. Die Truppen bivouakieren außerhalb der Stadt. Die Bahnhöfe werden förmlich erstürmt; sechstausend Menschen yaben bereits Toulon verlas­sen. Die Totenhäuser werden evacuiert und gerei­nigt. In Marseille ist kein Cholerafall vorgekom­men, jedoch sind dieselben Maßregeln getroffen worden.

Toulon, 24. Juni. Todesfälle anläßlich der Cholera haben keine (?) stattgefundeu. Die Bevölke­rung beruhigt sich wieder.

Türkei.

Konstantinop el, 24. Juni. Ein Jrade des Sultans ernannte den preuß. Hauptmann Krieg zum Direkto r der türkis ch en Pulverfabriken .

Handel S Uerkehr.

(Konkurseröffnungen.) Gcorg Michael Wagner, Schmied in Murr.