im eng gebauten Stadtteil; Ursache: Brandstiftung durch den Sohn des Besitzers, weil dieser ihn wegen Fruchtdiebstahls abstraste; in Würtingen (Urach) am 4./5. Mai ein Wohnhaus mit angebanter Scheuer; in Esen Hausen (Ravensburg) am 4. Mai das Haus des Drehers Stek; in Ellingen am 4. Mai zwei Scheunen und der Kirchturm.
Bei der Aufrichtung des Reichswaisenhauses in Lahr am letzten Donnerstag trug ein Zimmermeister voni Gebäude herab einen Zimmerspruch vor, worin cs u. a. hieß:
Mit Dank sei allen hier gedacht.
Die sich um's Werk verdient gemacht —
Vorab deS Hinkenden von Lahr Und dann der edlen Fechter Schar,
Die focht für Lahr, getreu dem Wort,
Und unermüdlich ficht noch fort,
Bis in dies Haus zieh'n Waisen ein Von Weichsel, Oder, Elb' und Rhein;
Die Vater- und mutterlosen Waisen Sie sollen fortan nicht so heißen:
Allvater soll ihr Vater sein,
Die Fechterinnen Mütterlcin.
So laßt mich denn das Glas erheben,
Wir lassen alle Fechter leben.
Ich trink' es leer und rus' noch aus:
„Hoch leb, das Lahrer Waisenhaus!"
lieber Freisinn und Demokratie schreibt man dem „F. I." aus Baden: „In Württemberg wollen die Neudemokraten alle freisinnigen Männer von den dreißiger Jahren her für sich in Beschlag nehmen und schimpfen alle, die das bestreiten und insbesondere diejenigen, welche den großen Verdiensten Bismarcks um die deutsche Sache Anerkennung zollen, Reaktionäre. Wir wollenuns aus vielen Aeußerungen patriotischer Männer einige ganz unbefangene herausgreifen, woraus deren Wertschätzung der Freiheit und der Einheit sich ergibt. Der geniale List, ein guter deutscher Württemberger, schrieb in seinem nationalen System, in dem er die Wichtigkeit der materiellen Interessen den deutschen Idealisten (Anfang der 40er Jahre) hervorhob, folgendes: „Nur aus der Einheit der materiellen Interessen erwächst die geistige, und nur aus beiden die Nationalkraft; welchen Wert haben alle unsere Bestrebungen ohne Nationalität und ohne Garantie für die Fortdauer dieser Nationalität?" Zur Vorbereitung der Gründung des deutschen Nationalvereins wurde, aus ganz Deutschland beschickt, in Eisenach eine Versammlung abgehalten, in welcher einmütig die Hegemonie Preußens in Deutschland für notwendig erklärt und am Schluß der Resolution gesagt wurde: „Von allen deutschen Vaterlandsfreunden , mögen sie der demokratischen oder der konstitutionellen Partei angehören, erwarten wir, daß sie die nationale Unabhängigkeit und Einheit höher stellen, als die Forderungen der Partei, und für die Errichtung einer kräftigen Verfassung Deutschlands in Eintracht und Ausdauer Zusammenwirken." Es ist doch kein Zweifel, daß diese alten Patrioten heute auf Seiten derer stehen würden, welche zuvörderst bestrebt sind, das noch unfertige Reich zu festigen, und nicht zu den Neudemokraten zählen würden, welche in dieser hochkritischcn Zeit alles bekritteln und nichts wollen zu stände kommen lassen, was, ihren Parteizwecken nicht entsprechend, noch zum Heile des Ganzen geschehen soll und geschehen kann."
Unter vier Bettlern, welche am 22. April in Köln verhaftet wurden, war einer früher Gymnasiallehrer und zwei hatten als Einjährige bei der Cavallcrie gedient.
Düsseldorf. 5. Mai. Der „Dllss. Ztg." wird geschrieben: In Derendorf hatte diesen Morgen eine Frau ihre 3 Kinder, das älteste 6 Jahre alt, in der Wohnung cingeschlossen. Um 10 Uhr brannte cs im Zimmer, die Feuerwehr wurde alarmiert, die Wohnung erbrochen und die drei Kinder als Leichen gefunden.
Eisenach, 6. Mai. In dem Dorfe Gehaus bei Vacha wurden am Sonntag drei Mädchen im Alter von 6—8 Jahren in einer in einer Scheune stehenden großen Kiste erstickt vorgefunden. Die Kinder, welche zwei Witwen angehörten, hatten, wie der „Fr. Zt.g" geschrieben wird, in der Scheune gespielt und waren dabei auch in Sie leerstehende Kiste gestiegen. Der Deckel derselben fiel aber zu und zwar so. daß die armen Kinder ihn nicht heben konnten und daun wahrscheinlich unterschrecklichen Qualen erstickt sind.
Alsfeld,?. Mai. (Wozu ein Füßchen Branntwein nützt!) In dem benachbarten Orte Ober-Brei- dcnbach wurde nachts bei dem wohlhabenden Ortsbürger E. von der Scheuer aus eingebrochen und demselben 16 000 ^ in Staatspapieren und sämt
liche Kaufbriefe gestohlen. In der Stube, in welcher die Effekten aufbewahrt wurden, lagerte auch ein Füßchen Branntwein. An der Quelle zu sitzen und den Durst nicht gründlich zu löschen, schien dem kundigen Spitzbuben wohl unrühmlich. Er trank und trank, bis ihm, wie dem Wolf in der Fabel, das Loch, durch welches er gekommen, zu enge ward und er vor demselben regungslos niederficl. Seine Spur verfolgend, fand man ihn hier im Besitz des Geldes stark berauscht liegen.
(Auch ein Jubiläum.) In Wernigerode feierte dieser Tage die Stadthebamme Frau W. Trenck, gcb. Henzemeier, ihr SOjähriges Dienst-Jubiläum. Die Dame assistierte bisher im ganzen bei 4653 Geburten.
Berlin, 6. Mai. Wie in Abgeordnetenkreisen heute verlautet, soll das Befinden des Kaisers neuerdings wieder zu wünschen übrig lassen.
Berlin, 8. Mai. (Reichstag.) Für die heutige Sitzung brachte Windthorst folgenden Antrag ein: In Erwägung, daß die Staatsmittel nicht ausreichen, die Bestrebungen der Sozialdemokratie in ihren Grundursachen zu treffen, den Bundesrat zu ersuchen, dahin zu bewirken, daß die Hemmnisse beseitigt werden, welche die verschiedenen Religionsgemeinschaften an einer freien Wirksamkeit für die Förderung des christlichen Glaubens hindern.
Berlin, 7. Mai. La-:- Gesetz gegen den verbrecherischen und gemeingefährlichen Gebrauch von Sprengstoffen bestimmt im Wesentlichen: Die Herstellung, der Vertrieb und der Besitz von Sprengstoffen, sowie die Einführung derselben aus dem Auslande ist nur mit polizeilicher Genehmigung zulässig, lieber die Menge der hergestellten und angeschafften Sprengstoffe, ferner über die Bezugsquellen und den Verbleib daran ist ein Register zu führen und der Behörde jederzeit vorzulegen. Wer vorsätzlich durch Sprengstoffe eine Gesahr für Eigentum, Gesundheit und Leben anderer herbeiführt oder in dieser Absicht oder unter Umstünden, welche nicht erweisen, daß dies zu erlaubtem Zwecke geschieht, Sprengstoffe herstellt, anschafft, bestellt, im Besitz hat, oder wer öffentlich vor einer Menschenmenge, oder durch öffentlichen Anschlag, oder in Schliffen zur Begehung solcher strafbaren Handlung auffordert, wird mit Zuchthaus bestraft. Ist durch die Handlung der Tod herbeigeführt und hat der Thäter diesen Erfolg voranS- sehen können, so tritt Todesstrafe ein. Die übrigen Bestimmungen betreffen die Teilnahme an dem Verbrechen und die Bestrafung derer, die ohne polizeiliche Erlaubnis Sprengstoffe Herstellen, cinführen, besitzen und feilhalten; ferner die Gesuche um polizeiliche Erlaubnis und andere Details.
Der Entwurf eines Gesetzes gegen den Mißbrauch von Sprengstoffen, welcher im Auszug oben mitgeteilt wird, ist nunmehr den Mitgliedern des Bundesrats zugegangen. Es wird versichert, daß die Verhandlungen zwischen den Regierungen über den Handel mit Sprengstoffen fortgesetzt würden, und daß augenblicklich Aussicht vorhanden sei, von einer Reihe von Staaten die Frage so geordnet zu sehen, daß die Fabrikation von Sprengstoffen und deren Uebcr- lassung an Privatpersonen ausschließlich durch den Staat erfolgen würde. Eine derartige Anregung soll von Rußland ausgegangen und augenblicklich Gegenstand der Erörterung zwischen einzelnen Kabinetten sein. —
Berlin, 8. Mai. Die Abreise des Kaisers nach Wiesbaden ist auf Samstag 10 Uhr anberaumt. Der Bundesrat hat das Sprengstoffgesetz angenommen; im Reichstag werden für dasselbe auch die Sozialisten stimmen.
Der Jubel, mit welchem seiner Zeit die Fusion der Fortschrittler und Sezessionisten begrüßt wurde, ist bald verklungen und jetzt lauten die Stimmen der Fortschrittsblütter keineswegs mehr jubilierend, sondern darüber lamentierend, daß schon gegen ein halbes Schock der „Freisinnigen" sich zusammengefunden habe, um trotz Programm, trotz Freisinnigkeit, trotz bindendem Versprechen für die Verlängerung des Ausnahmezustandes zu votieren. Auch Herr v. Forkenbeck wird unter diesen Fahnenflüchtigen genannt. Derselbe Herr v. Forckenbeck, welcher seinerzeit mit voller Lungenkraft sein „Auf die Schanzen" ertönen ließ! Heute bläst der Herr zur Retraite und gesellt sich zu denen, welche Rücksicht darauf nehmen, aus welcher Himmelsrichtung der Wind weht.... Oesterreich-Ungarn.
Prag, 5. Mai. Der Mormonen-Missionär Thomas Biefinger, welcher in Wien und Prag An
hänger für die Mormonensekte warb, wurde vom hies. Senate zu Imonatlicher Haft verurteilt. Der Angeklagte ist aus dem Württembergischen, war früher Schneider, ist jetzt Bergwerksaufseher und nach Letzt in Utah zuständig.
Frankreich.
Frau Auban-Moet, die Frau des großen Champagnerhändlers, welche vor einigen Tagen gestorben und in Epernay begraben worden ist, hat ein Vermögen von 60 Millionen Franks hinterlassen. Ihr Testament enthält folgende Bestimmung: „Ich vermache mein ganzes Vermögen meinem Manne, aber wenn er diese Erbschaft verweigern oder vor mir ster- sollte, gehört mein ganzes Vermögen dem Prinzen Viktor Napoleon Bonaparte." Herr Auban war so gütig, die 60 Millionen zu acceptieren.
England.
London, 6. Mai. Ein Telegramm Gordons an Baring aus Khartum vom 16. April klagt über die Nichtabsendung von Truppen nach Berber und erklärt, er werde, falls er Khartum nicht halten könne, nach dem Aequator retirieren und der Regierung die unauslöschliche Schande für das Preisgeben der Garnisonen des Sudans überlassen. Die Regierung werde, wenn sie den Frieden in Egypten erhalten wolle, den Mahdi unterdrücken müssen, was mit großen Schwierigkeiten verbunden sein werde.
Mehrere englische Blätter, namentlich der „Globe" und die „Army" und „Nawy Gazette" entwerfen so traurige Schilderungen von dem gegenwärtigen Zustand der englischen Armee und Flotte, daß es nicht Wunder nehmen kann, wenn dieselben großes Aufsehen erregen. „Lord Wolseley" allerdings finde den jetzigen Zustand vortrefflich, allein, wenn wayr ist, was die Blätter behaupten, so müssen wir sicher seinen Gegnern Recht geben. Mannschaften und Offiziere seien einander kaum bekannt. In der „Times of Jndia" berichtet ein englischer Offizier n. A.: „Wir befinden uns hier nach 13 Jahren sorgsamer Wacht in einer schlechteren Position denn je. Unsere alten Soldaten sind fort und durch junge ersetzt, die kaum eine Feldflasche tragen können. Als die Expedition nach Egypten beordert wurde, hatte man alle Mühe, ein unvollständiges Armeekorps zusammenzubringen. Um die Kavallerie zu kompletteren, bedurfte es der Heranziehung von Freiwilligen ans fast allen Regimentern des vereinigten Königreichs. Sie mußten die Lücken füllen im 4., 7. Dragoner-, Garde- und 19. Husaren-Regiment. Von der Infanterie mußten 4—500 Mann pro Bataillon (sollte wohl heißen pro Regiment?) wegen Schwäche und physischer Un- tanglichkeit Zurückbleiben. Es ist kein heiteres Gemälde, aber es ist Thatsache, fährt das Blatt fort, daß ein britisches ins Feld beordertes Regiment erst purifiziert werden und Ersatz von stärkeren Leuten anderer Bataillone erhalten muß, „was doch kaum als ei» genügendes System betrachtet werden kann." In der Flotte aber stehe es um nichts besser. Spanien.
Madrid, 4. Mai. Die Aufständischen in Katalonien sind vollständig zerstreut und und gezwungen worden, nach Frankreich zu fliehen. Vierzig Insurgenten wurden von der französischen Grenzpolizei entwaffnet und nach Perpignan gebracht. Die konservative Presse verlangt die strengste Bestrafung der Aufständischen!; die öffentliche Meinung und die liberale Presse sind gegen die Hinrichtung der Rebellen.
Italien.
Nach der „Gazetta Piemontese" bereitet der Papst eine Enzyklika gegen die Sozialisten vor.
(Massenmord von Zugvögeln.) Der „Moniteur de Rome" bringt die Meldung, daß an 8 auseinanderliegenden Tagen des Monats Mai Extrazüge von Rom nach Palo abgehen werden, um die Jagd auf Wachteln für Liebhaber zu erleichtern. Da in Italien an vielen Orten ein Massenmord von Zugvögeln im Frühlinge und Herbst stattfindct, so darf man sich nicht wundern, wenn viele unserer heimischen Vögel nicht wieder zurükehren.
Türkei.
Der Sultan ließ dem Kronprinzen von Österreich vor seiner Abreise drei prachtvolle Albums von besonders reicher Arbeit übergeben. Das eine enthält die Photographien aller Würdenträger des Palastes und der hohen Pforte, das zweite enthält Leute und Trachten aus allen Theilen der Türkei und das dritte die schönen Ansichten am Bosporus. Außerdem erhielt der Kronprinz vom Sultan eine