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ganze Berge fremden Getreides in den Haupthandelsplätzen aufthürmt. Die Unzufriedenheit, nicht mit der Reichsregierung, sondern mit der Reichsvertretung nimmt zu. Möchten doch unsere Reichstags - abgeordneten, soweit sie ein Herz fürs Volk haben und nicht im Dienst des Großkapitals stehen, endlich einmal aufhören, uniers Bismarcks wohlgemeinte Pläne zu diskreditiren und zu vereiteln, mit welchen er sowohl die Quellen der Sozialdemokratie zu verstopfen, als auch dem Bauern- und ebendamit dem Handwerker- und Gewerbestand aufznhelfcn bemüht ist.
In Sulzbach ließ sich ein Mann Gurgelwasser für seinen entzündeten Hals verschreiben, trank es und starb.
Brandfälle: Am 10. Jan. in Ro thensol 1 Wohn- und Oekonomiegebäude; am 11. Jan. in Grund ach vier größere Wohn- und Oekonomiegebäude;
Karlsruhe, 14. Jan. (Arbeiterkolonie.) Auch im Großherzogthum Baden wird die Errichtung von Arbeiter-Kolonien vorbereitet, von denen die eine in den südlichen, die andere in den nördlichen Theil des Landes kommen soll.
Langen bürg, 12. Jan. Gegenwärtig ist bei unserem Amtsgericht eine eigenthümliche Untersuchung im Gange. Einige junge Leute von dem Weiler Mittelbach sind beschuldigt, das dortige Armenhaus um geworfen zu haben.
Frau sfurt a. M., 15. Jan. Der Verbrecher, welcher das Dynamit-Attentat im Clesernen Hof verübt hat, ist in Hamburg verhaftet worden. Derselbe soll sich zur Most'schen anarchistischen Richtung bekennen und aus Elberfeld gebürtig sein. Um die Wirkung der Explosion vorher zu ergründen, hatte er schon früher in einer Wirthschaft in einer Stadt am Rhein einen kleinen Explosionsversuch probirt.
Aus Kiel wird gemeldet, daß der Professor Dr. Himly, ein Schwager des in London verstorbenen Siemens, aus dem Nachlaß des Letzteren 5 Millionen geerbt hat. Siemens soll im Ganzen 160 Millionen Mark hinterlassen haben.
Straßburg, 14. Jan. Der frühere Director der Tabakmauufaktur, Roller, wurde vom hiesigen Landgerichte mit seiner Klage gegen den Fiskus auf volle Gehaltszahlung während seiner Dispositionsstellung unter Verurtheilung in die Kosten abgewiesen.
Berlin, 14. Jan. Gestern Abend hielten die näheren Freunde Lasters eine Versammlung ab, um über die Leichenfeier zu berathen. Die Leiche wird etwa am 24. in Bremen ankommen. Dorthin soll sich eine Deputation von Reichstags-Abgeordneten begeben, um Laskers irdische Hülle in Empfang zu nehmen. Ein Mitglied der Deputation wird in Bremen reden. Der Sarg wird bekränzt und in die deutschen Farben eingehüllt nach Berlin gebracht. Nach einem Vorschläge des Oberbürgermeisters v. Forckenbeck wurde bestimmt, daß die Leichenfeier auf dem Rathhause abgehalten werden soll. Die Leichenrede wird von Bamberger gehalten werden. Mittwoch Abend wird eine größere Versammlung abgehalten werden, um über die Einzelheiten zu bestimmen. Auch der Verein der „Berliner Presse" wird am Mittwoch Abend über die Art seiner Theil- uahme berathen.
Zur Vermeidung der verhängnisvollen Verwechslung von Arzneien zum äußerlichen und innerlichen Gebrauch empfiehlt die „Pharmaceu- tische Zeitung" die zwangsweise Einführung besonderer Gläser für äußerliche Arzneien.
Die „K. Zt." schreibt: „Es liegt in der Absicht, eine Regelung bezw. Aufbesserung der Besoldung der Pfarrer in Preußeu und damit zugleich einer anderwciten Besteurng der höhern Pfründen cintreten zu lassen, und zwar würde man diese Aen- derungen auch auf die katholische Geistlichkeit ansdehnen. Die Anregung scheint von dem Evangelischen Oberkirchenrath ausgegangen zu sein und bei dem Kultusministerium Anklang gefunden zu haben. Einstweilen hat man sich über die Lage der bezüglichen Verhältnisse in den übrigen deutschen Staaten zu unterrichten gesucht, vermuthlich um nach Ausfall der Erhebungen weitere Entschließungen zu treffen."
Oesterreich-Ungarn.
Wien, 16. Jan. Die Polizei verhaftete in Gaudenzhof einen Vagabunden Namens Töpper, welcher für den dritten Mordgesellen in der Affaire Eifert gehalten wird. Derselbe verweigert bisher jede Auskunst.
Karl Schenk hat die Stelle bei Lilienfeld und Hainfeld angegeben, woselbst die Theresia Ketterl ermordet worden sein soll. Schenk selbst sprach im Verhör die Vermuthug aus, daß der Leichnam, den er nicht verscharrt haben will, noch an jener Stelle aufaefunden werden dürfte. Der dortige Förster wurde beauftragt, unter Gcnsdarmerie-Assistenz nach der Leiche zu forschen.
Wien, 17. Jan. Nächst Hallstadt ist am Sarstein ein mächtiger Lawinensturz erfolgt; der Wald ist verheert, der Bahnkörper ist auf 300 iw unterbrochen. Die Lawine war nicht weniger als 15 m hoch.
Schweiz.
Der Landrath in Uri hat gegen das übcrhand- nehmende Stromerthum das alte Institut der Bettelvögte, die jetzt Dorsjäger heißen, wieder eiugeführt und den Gemeinden hierfür einen Staatsbettrag bis auf hundert Franken zugesichert.
Der Begründer der Baptistengemeinden in Deutschland, Johann Gerhard Onckcn, geboren in Varel (Oldenburg) am 27. Jan. 1800, ist am 2. Jan. in Zürich gestorben. Derselbe kam 30 Jahre alt nach Hamburg und begann seine Mission durch ganz Deutschland. Die Zahl der Baptisten dürfte in Deutschland 54000 nicht übersteigen.
England.
In England hält gegenwärtig der amerikanische Sozialist Henry George stark besuchte Vorträge, in welchen er den bei der äußersten Linken mit größtem Beifall aufgenommenen Satz ausführt, daß der gesainmte Landbesitz zu Gunsten des Gesammt- volks ohne Entschädigung den bisherigen Eigenthü- mern abzunehmen sei.
(Hinrichtungen früher und jetzt.) In England und Wales wurden im Jahre 1882 nur 12 Todes- urtheile vollstreckt. Dies steht in merkwürdigem Kontraste mit vergangenen Zeiten. Während der Regierung Heinrich's des Achten wurden in England nicht weniger als 72 000 Personen gehängt. Von 1820 bis 1830 fanden im Jahre durchschnittlich etwa 80 Hinrichtungen statt. In den 10 folgenden Jahren verminderten sich die Hinrichtungen auf 20 per Jahr, und seitdem hat die Zahl derselben mit jedem Jahre abgenommen.
Italien.
Der vatikanische Berichterstatter der „Polit. Corr." versichert, daß die kirchenpolitischen Verhandlungen mit Preußen einen guten Fortgang nehmen; der Kreis der Differenzen verengere sich immer mehr. Spanien.
In der spanischen Kammer erklärte vorgestern der Ministerpräsident, Spanien wolle Freundschaft mit allen Machten, aber mit keiner Macht ein intimes Freundschaftsverhältniß. Der Deputirte Caste- lar erörterte hieraus Spaniens innere Politik und wies darauf hin, daß Spanien einen wesentlich demokratischen Charakter habe. Wenn die Monarchie letzterem keine Rechnung trage, werde die Republik bald unvermeidlich sein.
Egypten.
Kairo, 15. Jan. Die Commission zur Herbeiführung möglichster Ersparnisse in den Staatsausgaben empfahl die Entlassung von 1500 eingeborenen Beamten.
Nubar Paschah füllte folgendes Urtheil über den Mahdi: „Es ist eine alte Geschichte, die sich seit 200 Jahren oft genug wiederholt hat. Es erscheint in Sudan ein Mahdi, von dem man nicht weiß, woher er kommt, und es schließt sich ihm eine Wolke Menschen an, die fähig scheint, gleich einer Sintfluth Egypten zu überschwemmen. Das dauert ein bis zwei Jahre und dann verschwindet der Mahdi mit seinen Menschenmassen — man mußte nicht, woher sie kamen, man weiß nicht, wohin sie gingen. O'sst äs l'llistoirs." Neuerdings hat Nubar Pascha einem Berichterstatter des „Standard" gesagt, er werde die Truppen zwar aus dem Sudan zurückziehen , den Sudan aber deßhalb nicht «ufgcben. Vielleicht glaubt Nubar, daß auch der neueste Mahdi von selbst verschwinden werde, und wenn man mit Geld nachhelfen müßte. Dann könnte Egypten sich abermals des Sudans bemächtigen, den es heute unter einer augenblicklichen Zwangslage aufzugeben scheint.
Amerika.
Der längste Zaun der Welt wird, wie die Milwaukier Acker- und Gartenbau-Zeitung schreibt, jener Drahtzaun werden, welcher sich vom Indianer- Territorium westlich über das lexanische Pan Handle
und 35 Meilen weit in Mexiko hineinziehen soll. 85 Meilen desselben sind bereits in Accord gegeben. Er erstreckt sich die Linie ches Canadian-River entlang und hat zur Aufgabe, die Weiden des nördlichen Viehes zu beschränken. Es ist zwar ein großartiges und kostspieliges Unternehmen, wird die Unternehmer aber doch für ihr Anlagekapital lohnen.
Kaum gedacht, ward der Lust ein End' gemacht. Kaum eröffnet, so ist auch der Krach der Nord-Pacificbahn schon eingetreten. Dreißig Millionen Doll, soll der Cursverlust der Aktien in so kurzer Zeit betragen. Wie glänzend wurde die Eröffnung in Scene gesetzt! Nicht weniger als 250 000 Dollars oder eine Million Mark ließ sich Herr Billard, d. h. die Verwaltung, die Eröffnungsfeier losten. Damals schon wurde Unglück prophezeit, die Warnung aber wurde in dem Festjuvel überhört oder erstickt. Eigentlich ist dies der zweite Krach der Bahn, denn schon während des Baues machte die Bankfirma, welcher die finanzielle Leitung oblag, pleite. Die Bahn wird nun zu einem billigen Preis» wahrscheinlich einem der amerikanischen Eisenbahnkönige in die Hände fallen. Zukunft har die Bahn, aber sie liegt noch in Windeln und wer kauft, muß warten können.
Asvdet L Urrketzr. """""
(Konkurseröffnungen.) Johanna Kowes, geb. Felle, Ehefrau des Seidenfärbers Gustav Kowes in Mezingen. Wilhelm Künkele, Müller in Mezingen.
Jas Iuelt.
(Schluß.)
Schovien hatte sich längst mit Cläre aus dem Reiche der lustigen Zecher entfernt. Hand in Hand gingen sie durch den Garten und suchten den Ort auf, an dem sich ihre Herzen am Abend zuvor gefunden hatten. Sie sprachen von Glück und Liebe und einer goldenen Zukunft. Verliebte wissen sich ja unendlich viel zu sagen, allein in einer guten Erzählung darf man das nicht wieder erzählen, sonst klagen alle Leser, welche nicht verliebt sind, über Langweiligkeit. —
Der Hauptmann hatte wirklich seine Wünsche ziemlich erreicht. Horst war mit schwankenden Schritten hcimgekehrt und die Mittagszeit war längst vorüber, als er sich endlich von dem Frühstück erhob. Er war in seligster Stimmung.
„Sie sind — sind meinAbester Freund und Ihr Champagner ist famos!" rief er Eger zu, als der Diener ihm mit ziemlicher Mühe auf das Pferd half. „Ich hätte Lust, Sie alle Tage zu besuchen — Sie
— Sie altes Haus, — aber ärgern thut es mich doch, daß — daß ich meinen Herrn Vetter nicht todt geschossen habe!"
Dann gab er seinem Thiere die Sporen und sprengte davon. —
Horst ließ sich länger als acht Tage nicht bei dem Assessor sehen, dieser hatte ihn wiederholt vergebens in seiner Wohnung ausgesucht. Die vernichteten Hoffnungen, auf welche er so sicher gebaut hatte, schienen ihn doch tief gekränkt zu haben.
Endlich trat er eines Morgens in Schovien's Zimmer. Sein Auge blickte,ruhig, als ob nichts vorgefallen wäre, allein seine bleichen Wangen verriethen Schovien Alles.
„Kommst Du endlich?" ries dieser. „Ich bin wiederholt bei Dir gewesen."
„Ich weiß es," erwiderte Horst ruhig. „Ich hatte Dienst — viel Dienst!"
„Horst!" sprach Schovieit zu ihm tretend und die Hand auf seinen Arm legend, „sei aufrichtig, Du hast Dir eine Hoffnung fester in den Kopf gesetzt, als ich geahnt habe, allein ich liebte Cläre zu innig
— ich hätte nicht ohne sie leben können!"
„Nichts habe ich mir in den Kopf gesetzt, als daß Du ein Thor bist," erwiderte der Lieutenant ihn unterbrechend. „Und das weiß ich bereits lange. Mich ärgert nur das Eine, daß der Hauptinanu ineine Schulden nicht hat bezahlen müssen — ich hält' es ihm gegönnt!"
„Run, Lieutenant, laß den Kopf nicht sinken!" siel Schovien ein. „Ich werde nun ein reicher Mann, da kannst Du eine Anleihe bei mir machen!"
„Davon später," lehnte Horst ab. „Du wirst natürlich Deine Acten nun bei Seite werfen."
„Nein, Freund, ich bleibe Assessor, bis ich später einmal Rath werde," erwiderte Schovien ruhig lächelnd.
„Und auch daun bleibst Du noch ein Thor!"
„Laß nur diese Thorheit. Es liegt für mich eine Genugthuung darin, Cläre zeigen zu können, daß ich sie ihrer selbst wegen und nicht ihres Reich
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