rer Courierdienst zwischen Berlin und Madrid ein­gerichtet. Es sind zu diesem Behufe Feldjäger in Paris und Madrid stationirt worden. Bis Köln expedirt die Sachen das auswärtige Amt. Von dort holt sie einer der in Paris stationirten Feldjäger ab und bringt sie bis an die Pyrenäen, wo sie von einem der in Madrid stationirten Feldjäger in Em­pfang genommen werden.

Berlin, 22. Nov. Aus Hamburg erfährt dieNational-Ztg." daß in Senatskreisen mit Be­stimmtheit eine Reichstagsvorlage über den Bau des Nordostsee-Kanals erwartet wird. Der Reichskanz­ler soll dem Projekt, dessen Kosten auf 120 bis 150 Mill. veranschlagt sind, jetzt günstig sein.

Berlin, 23. Nov. Das Ultimatum Chinas an die französische Regierung wurde auch ,hier no- tisizirt. Dasselbe ist so entschieden gehalten, daß der Krieg unvermeidlich erscheint, falls Frankreich nicht nachgeben sollte.

Berlin, 24. Nov. Feldmarschall Graf Moltke ist zum Kanzler des Schwarzen Adlcrordens ernannt worden.

Ueber das Befinden des Fürsten Bismarck hat sich nach der Nat.-Ztg. Dr. Schwenninger, der einige Tage in Berlin war, sehr zufriedenstellend geäußert; er hofft, daß der Kanzler in Kürze seine volle Ar­beitskraft wiedererlangt haben werde. Es stimmen damit auch die aus der Umgebung des Fürsten Bis­marck gebrachten Nachrichten überein.

Fürst Bismarck als Menschenkenner. Ueber die Reise des Herrn v. Giers, speziell seine Zusammen­kunft mit dem Fürsten Bismarck, sagt die panslawisti- sche Nowoje Wremja: Fürst Bismarck sei als großer Menschenkenner bekannt, doch habe er nicht nur die Gabe, die Menschen zu erforschen, sondern auch un­merklich die politischen Handlungen solcher Persön­lichkeiten zu leiten, mit welchen er in persönliche Be­rührung träte. In dieser Beziehung wird auf die Thätigkeit des Fürsten am Frankfurter Bundestage, auf seine Beziehungen zu den österreichischen Ministern nach 1869, auf die Zusammenkünfte mit Napoleon III., auf die berühmten Verhandlungen mit Benedetti und endlich auf den Berliner Congreß hingewiesen. Hierin würde die Nowoje Wremja unter anderen Umständen eine Gefahr für Rußland erblicken, wenn sie nicht überzeugt sei, daß beide benachbarte Reiche von dem aufrichtigen Wunsche nach Frieden beseelt seien.

Essen, 22. Nov. Ein großartiger Gold- und Juwelendiebstahl wurde in dem Laden des Goldar­beiters Grindel an der Limbeckerstraße verübt. Es wurden gestohlen: 30 Kolliers, 60 goldene Herren- und Damenketten, 50 schwere silberne Ketten, 12 gol­dene Damenuhren, 100 Medaillons, 100 goldene Kreuze, 25 Diamantringe, 80 Trauringe, 200 ver­schiedene Goldringe, 1 Dutzend feine Garnituren und viele kleinere Goldsachen, insgesammt für mehr als 20,000 cM. Grindel hat auf die Entdeckung der Diebe eine Belohnung von 1000 gesetzt.

In Marklissa sind vor einigen Tagen 23 Häuser niedergebrannt; 57 meist unbemittelte Fami­lien sind obdachlos.

In M e tz ist dieser Tage ein Wachtposten von drei Kerlen angefalleu, überwältigt und in den Fe­stungsgraben geworfen worden, aus dem ihn der Wachthabende des nächsten Postenhauses auf sein Hilfegeschrei hervorzog. Ueber die Thäter und deren Absicht ist man noch im Unklaren.

Oesterreich-Ungarn.

Prag, 21. Nov. Der Kriegsminister ordnete an, daß die Prager bewaffneten Bürgerkorps aus­schließlich die deutsche Kommandosprache beibehalten müssen. Die Korps strebten das czechische Komman­do an.

Schweiz.

Genf, 23. Nov. Bei Thonon sind auf dem Genfcrsee heute Nachmittag 5 Uhr zwei Schiffe zu­sammengestoßen und, soweit bekannt, zwanzig Per­sonen ertrunken.

Frankreich.

Paris, 23. Nov. Die Kammer setzte das Gehalt des Erzbischofs von Paris von 45000 Fr. auf 15000 Fr. herab.

Der letzte Trost der Franzosen, daß der deut­sche Kronprinz mit dem König von Spanien werde französisch sprechen müssen, ist nicht sehr haltbar; denn der König hat mit der österreichischen Erzher­zogin, seiner Gemahlin, deutsch zu sprechen sich ge­wöhnt. Auch in Homburg v. d. H. haben Viele ihn in seiner guten deutschen Aussprache bewundert.

Frankreich besitzt an 2 Millionen Bienen­stöcke, die jährlich für 23V, Millionen Francs Honig und Wachs liefern.

Der Konflikt zwischen Frankreich und China spitzt sich jetzt rasch zu. Die Diplomatie ist Allem nach mit ihrem Latein zu Ende und die Kanonen werden bald das Wort erhalten. Die chinesische Ne­gierung hat der französischen ein Ultimatum zustellen lassen und, um den Eindruck desselben zu verschärfen, es auch den übrigen Mächten zustellen lassen. Gleich­zeitig hat die chinesische Regierung das Königreich Anam als Zubehörde des chinesischen Reichs reklamirt, d. h. es hat die Verträge zwischen Frankreich und Anam, auf welche sich das ganze Vorgehen der Fran­zosen in Tonkin sich gründet, für ungültig erklärt. Weicht Frankreich jetzt zurück, so erleidet es eine furcht­bare diplomatische Niederlage. Somit bleibt den Franzosen, um sich mit Ehre und Vortheil aus der Sache zu ziehen, fast nichts übrig, als zum Schwerte zu greifen. Belgien.

Der Bankerott eines Gesangvereins ist in der Stadt Lille eingetreten. Unter den auf Betreiben der Gläubiger beschlagnahmten, dem Vereine gehörigen Gegenstände befinden sich 6 große goldene oder silber­vergoldete Lorbeerkrünze, 20 große goldene Medaillen, 19 silberne Medaillen, eine prachtvolle Vase aus Scvresporzellan, welche der Verein als Preise bei Gesangsfesten erhalten hat. Dieselben werden nun öffentlich versteigert. Seit seinem Bestehen hat dieser Gesangverein durch Musikaufführungen über 250000 Francs zu wohlthätigen Zwecken aufgebracht, sonstige wohlthätige Leistungen gar nicht gerechnet. Der Ver­ein hatte voriges Jahr ein großes Gesangsfest ver­anstaltet, welches große Summen verschlang. Noch mehr kosteten ihn die Feste, welche er nachträglich veranstaltete, um seine Siege zu feiern. Dadurch wurden nicht nur die reichen Mittel des Vereins auf­gezehrt, sondern auch eine Schuldenlast von über 30,000 Fr. geschaffen.

Spanien.

Madrid, 23. Nov. Der deutsche Kronprinz ist heute Mittag 11V, Uhr hier eingetroffen und am Bahnhofe vom Könige aufs Herzlichste empfangen worden, mit welchem er gemeinsam in offenem Dau- mont-Wagen ins königliche Schloß fuhr, wo die Mi­nister und Großwürdenträger den hohen Gast er­warteten. Auf dem ganzen Wege wurde der Kron­prinz von der dichtgedrängten Bevölkerung ununter­brochen mit sympathischenZurufen begrüßt,von den Bal- cons grüßten die Damen durch wehende Taschentücher.

Madrid, 24. Novdr. Die hiesige deutsche Kolonie (etwa 120 Personen), den deutschen Konsul an der Spitze, begrüßte den deutschen Kronprinzen bei seiner Ankunft ebenfalls; zwei Deutsche mit einer Dame überreichten demselben auf der Fahrt nach dem Schlosse Blumenbouquets. DerKronprinz wurde bei sei- nerAnkunft imPalast auch von sämmtlichen Mitgliedern des Königshauses begrüßt. Nachmittags machten der deutsche Kronprinz und König Alfons im offenen Wagen eine Spazierfahrt und wurden in Buen Re- tiro von der Menge enthusiastisch begrüßt. Fast alle Häuser haben festlich geflaggt, im Ccntrum der Stadt erblickt man auch deutsche Fahnen.

Valencia, 23. Nov. Bei dem gestrigen Diner bei dem Generalkapitän Salamanca, welchem die Spitzen sämmtlicher Behörden anwohnten, brachte der Kronprinz einen Toast auf den König von Spa­nien und auf die Stadt Valencia aus, welche ihm einen so freundlichen Empfang bereitet habe. Der Bürgermeister erwiderte dankend mit einem Toast auf Deutschland, auf den Kaiser Wilhelm und auf den Kronprinzen. Er sprach warme Wünsche für die Erhaltung der freundschaftlichen Beziehungen bei­der Länder aus. Der Kronprinz besuchte später das Theater, wo er ebenfalls der Gegenstand von be­geisterten Kundgebungen war. Er nahm dort die von der Munizipalität und dem Generalrath darge­botenen Erfrischungen an, und fuhr um Mitternacht nach Madrid ab, nachdem er den Behörden wieder­holt seine lebhafte Befriedigung über den warmen Empfang ausgesprochen hatte.

Das Journal Provincias sagt, noch kein Fürst sei in Valencia so herzlich empfangen worden, als der deutsche Kronprinz.

Rußland.

Der Nihilismus greift auch im russischen Heere immer mehr um sich. In der kaukasischen Armee ist eine förmliche Verschwörung ausgebrochen. Eine große Anzahl von Offizieren ist verhaftet.

Egypten.

Kairo, 22. Nov. Heute früh eingelaufrne Nachrichten bestätigen die Vernichtung der Armee Hick's Paschah's im Sudan. Die Schlacht soll 3 Tage, vom 3. bis 5. November gedauert haben; die egyptischen Streitkräfte wurden vollständig vernichtet.

Das unglückliche Egypten wird seine Noth- stände nicht los. Der Beduinenaufstand in Ober- egypten unter dem sogenannten falschen Propheten hat jetzt solche Fortschritte gemacht, daß die Beduinen eine ganze egyptische Truppenabtheilung schlugen und der Gouverneur von Suakim sich kaum gegen den falschen Propheten wird halten können. Wenn die neuesten Berichte englischer Zeitungen wahr sind, so ist das 10,000 Mann starke Heer Hicks Paschas von einigen Hunderttausend Beduinen vollständig aufs Haupt geschlagen. Die Sache wäre in diesem Falle gerade umgekehrt als sie die neulichcn Gerüchte ver­kündeten, welche von einer Niederlage des falschen Propheten wissen wollten.

Türkei.

Auch im Orient beginnt der Unglaube einzu­reißen. Wenigstens behauptete dies der Scheikh, der auf dem Berge Arifa von seinem Kamele herab die Schlußpredigt zur diesjährigen Wallfahrt nach Mekka hielt. Sie dauerte vier Stunden. Er schloß mit der üblichen Mahnung, sich zu bessern, da der Unter­gang der Welt in nächster Zeit unwiderruflich erfol­gen werde. Viel Glauben wurde dieser Prophezei­ung freilich nicht beigelegt, denn die Spenden, zu denen der Alte dann einlud, fielen ziemlich mager aus und für das Kamel, auf dem er gesessen, wurde beim Verkauf nur 1250 Francs geboten.

England.

London, 22. Nov. In Exeter Hall fand gestern Abend eine große Frauenversammlung statt, welche den Zweck hatte, Mittel ausfindig zu machen, um der zunehmenden Trunksucht unter den Frauen Englands zu steuern. Ein anwesender Geistlicher hob hervor, daß den Polizcibcrichten zufolge im ver­flossenen Jahre nicht weniger els 1l,872 Frauen wegen Trunkenheit mit oder ohne unordentliches Be­tragen polizeilich bestraft wurden.Die Verhandlungen endigten mit Annahme einer Resolution, welche die Aufhebung des Gesetzes verlangt, das die Spezerei- waarenhändlcr zum Verschleiß berauschender Getränke befugt.

London, 24. Nov. Die Polizei verhaftete gestern Abend in einem Hause am Vincent Square in Westminster einen Mann, in dessen Besitze zwei Höllenmaschinen von großer Zerstörungskraft sich befanden. Der Verhaftete heißt Wilhelm Wolfs und ist einer der Führer der deutschen Sozialisten. Es wird ihm die Absicht zugeschrieben, die deutsche Botschaft in die Luft zu sprengen.

Am 19. ds. ist in London der Ingenieur Wilhelm Siemens gestorben. In englischen Blät­tern wird hervorgehoben, daß die wissenschaftliche Welt seit dem Tode Darwins keinen solchen Verlust erlittten habe. Darwin habenur die Wissenschaft" bereichert (??), Siemens aber habe der ganzen Welt durch die Erfindung und Ausnutzung neuer Kräfte genützt. W. Siemens war am 4. April 1823 zu Lenthe bei Hannover geboren. (Was die Parallele zwischen Darwin und Siemens betrifft, so haben wir hier in Deutschland doch eine höhere Meinung von Darwin als seine Landsleute, die Engländer. Dar­win war der Copernicus der Naturwissenschaften, der Einlenker in eine neue Weltanschauung.)

Gehören die Thiere auch zu den Feinden der Feniers in Irland? Man sollte es glauben, wenn man liest, daß die Feniers vielen Pferden das eine Ohr abschnitten und die Zunge mit einer Lvchnur an das andere Ohr befestigten. Natürlich schwoll die Zunge entsetzlich an und bereitete den armen Thie- ren die größten Qualen._

Harrdel K Uevkehr.

(Konkurscröffiiinig cii.) Mich. Baumaiin, Schuh­macher van Rudolfsberg, Gmde, Mariä-Kappel; Alfred S ch mid, Kommissionär in Göppingen; Herm. Geiger, Weitzgcrbcr in Kirchheim u. T.; Louis Wolf, Schneider von Tuttlingen, flüchtig; Nud. Scheiffcle, Ledcrhändler in Ulm, entwichen.

Nürnberg, 22. Novbr. (Hopfen) Württembergcr Prima 175185 .6, do, mittel 155165 do, gering 140 bis 148 Badischer Prima 155160 do. mittel 145 bis 155 do. gering 130135 Elfaßcr Prima 155165 do. mittel 145150 do. gering 135 140

Aas Auelt.

Schovien hatte Cläre begrüßt. So selten er auch verlegen wurde, so stand er ihr doch einen Augen-