sten Bismarck ist hier eingetroffen und nach der oberen Saline gebracht worden.

Aus Sachsen wird derAllg. Z." über die Kraszewski-Affaire geschrieben:Die Voruntersuchung ist abgeschlossen, die Akten liegen beim Reichsgericht in Leipzig, von dem die Entscheidung, ob eine An­klage zu erheben ist oder nicht, schon in den nächsten Tagen erwartet wird. Die Voruntersuchung, für welche zwei vereidete Dolmetscher thätig gewesen sind, soll nichts weiter als Verdachtsgründe ergeben haben. Kraszewski hat noch nicht ein einziges Mal seine Zelle verlassen, um von der Erlaubnis; zu einer Promenade im Hofraum Gebrauch zu machen. Das alleinige Mittel, sich sein Loos erträglich zu machen, sucht er im Lesen und Arbeiten. Beides ist ihm gestattet. Die zahlreichen Verhaftungen, welche nach derKrzztg." außer in Berlin und Dresden an ver­schiedenen Orten vorgenommen worden sein u. mit der Kraszewski-Affaire im Zusammenhang stehen sollen, gehören ins Gebiet der Fabel."

Plauen. 5. Juli. Während gestern Nach­mittags um 3 Uhr König Albert von Sachsen die Wollkämmerei von Georgi u. Comp, in Mylau besichtigte, bestieg derselbe mit Kreishauptmann Dr. Hübel, Geheimrath Bär, Oberstallmeister v. Ehren­stein, Flügeladjutant v. Malortie, Handelskammer- Präsident Georgi, Bürgermeister Jacob, Direktor Clad und Amtshauptmann Welck einen Fahrstuhl, um vom ersten in den zweiten Stock zu fahren. Wider Erwarten bewegte sich aber der Fahrstuhl abwärts und stieß mit mächtiger Gewalt am Fuß­boden aus. Unmittelbar darauf erfolgte ein schwerer Schlag. Ein großes Gewicht hatte sich oben abge­löst und tödtete den Kreishauptmann Dr. Hübel, während Direktor Clad einen Armbruch erlitt. Alle übrigen, insbesondere auch der König, blieben unver­sehrt. Der König hat, tief erschüttert, die Reise sofort abgebrochen und ist nach der Residenz zurück­gekehrt.

Berlin, 3. Juli. Ein Privattelegramm der Voss. Z." meldet:In Havre ist ein Passagier des Orientdampfcrs an der Cholera gestorben. Darauf verhängte der Präfekt der Seine infvrieure Quarantaine-Maßregeln über den Hafen von Havre."

Berlin, 3. Juli. Die Enthüllung des Na­tionaldenkmals auf dem Niederwald soll am 28. September erfolgen. Der Kaiser hat sein Erscheinen mit großem fürstlichem Gefolge zugcsagt.

Berlin, 3. Juli. Nach der jetzt fcrtiggcstellteu Red­nerliste hat in der letzten Session des Reichstags Eugen Rich­ter nicht weniger als SSO Mal das Wort ergriffen. Ihm zu­nächst kommt Windthorst, der 198 Mal sprach. Auffallend wenig sprachen Häncl und Schorlemer-Alst, die nur 27 resp. 26 Mal das Wort ergriffen.

Berlin, 3. Juli. Die Agitation gegen den Schulzwang, wie sie Herr Windthorst eiugeleitct hat und wie sie von der Germania fortgesetzt wird, macht in Regierungskreisen sehr lebhaften Eindruck und wenn auch eine heutige Andeutung der Berl. Pol. Nachr., es würde schließlich bei Fortsetzung der Hetzereien das neue Kirchengesetz ebenso wenig zur Ausführung gelangen, wie das vorjährige Ultimo­gesetz in Folge ähnlicher Hetzereien, etwas zu weit zu gehen scheint, so darf man doch in dieser Andeu­tung die tiefe Verstimmung erkennen, welche Platz zu greifen angefangen hat.

Berlin, 4. Juli. DerReichsanz." meldet: Gestern fanden im Reichsamt des Innern unter dem Vorsitz Bötticher's kommissarische Bcrathnngen der betheiligtcn Behörden Preußens und des Reichs über Maßregeln gegen Einschleppung der Cholera statt; cs sollen fortan amtliche Cholera-Nachrichten im Reichsanz." veröffentlicht werden.

Berlin, 4. Juli. DieNordd. Allg. Ztg." meldet: Während des Urlaubs des Fürsten Bismarck dürfen demselben weder amtliche noch nichtamtliche Schriftstücke vorgelegt oder nachgesandt werden; es ist deshalb auf eine Beantwortung nicht zu rechnen.

Berlin, 4. Juli. Nach den letzten Nach­richten, welche aus Frohsdorf in Paris cingetroffcn sind, ist die Hoffnung, den Grafen Chambord am Leben zu erhalten, ganz verschwunden.

Frohsdorf, 5. Juli. Der päpstliche Nun­tius Vanutelli übcrbrachte gestern dem Patienten den päpstlichen Segen.

Vom Schwurgerichte zu Thorn wurde dieser Tage ein Mann Namens Grapentin aus Hohenkirch, der am 4. Dezember vor. Js. wegen Brandstiftung zu 3 Jahren Zuchthaus verurtheilt war, nach Wie­deraufnahme des Verfahrens auf Grund der bcigc-

brachten Entlastungsbeweise freigesprochen, wonach er bereits sieben Monate der Zuchthausstrafe un­schuldig verbüßt hatte.

Der Krieg und die Frauen. Der Ausschuß der Internationalen Friedens- und Schiedsgerichts- Gesellschaft hat eine Adresse erlassen, in welcher er die Frauen aller Länder und aller Stände auf den Zweck der Gesellschaft: die Zwistigkeiten der Natio­nen nicht durch den Krieg sondern durch die Schieds­gerichte beizulegen, aufmerksam macht. Es heißt darin u. A.:Dies ist eine wahre Frauenfrage, denn die Mütter und Weiber haben unter dem schlimmen und brutalisirenden Einflüsse des Krieges am meisten zu leiden. Wir wenden uns daher an die Frauen, um uns ihren Rath und ihre Mithilfe für unser schönes Werk zu erbitten. Wir werden uns glück­lich schätzen, die Frauen aller Stände, aller religiö- sen Bekenntnisse und aller Länder zu Mitgliedern zu gewinnen, damit sie uns den Fortschritt der Hu­manität zu fördern helfen."

Adorf (i. Vogtl.), 4. Juli. Heute Morgen 3 Uhr ist im Gasthof Engel Feuer ausgebrochen. Es verbrannten 36 Häuser und 12 Scheunen.

In Schleiz (Thüringen) werden die Semi­naristen im Feuerwehrdienst so ausgebildet, daß sie beim Eintritt ins Amt befähigt sind, die Leitung einer Feuerwehr zu übernehmen.

Oestcrreich-Nugarn.

Wien, 4. Juli. Kaiser Wilhelm trifft nach einem Telegramm der Frkft. Ztg. am 16. Juli Nach­mittags von Mainau kommend in Gastein ein. In seinem Gefolge befindet sich Minister Bülow.

Nyiregyhaza, 3. Juli. (Prozeß Tisza- Eszlar.j Die heutige Verhandlung begann mit der Vernehmung des angeklagten jüdischen Flößers Hers ko, welcher mit Smilovicz an dem Leichen­schmuggel theilgenommcn haben soll. Hersko zieht alle vor dem Untersuchungsrichter gemachten Ge­ständnisse zurück und erklärt, er wisse nur, daß seine Mitflößcr bei Dada eine Leiche in der Theiß sahen. Die Geschichte von dem Leichenschmuggel habe er gestanden, weil er durch fortgesetzte Mißhandlungen des Sicherheitskommissärs dazu gezwungen sei. Er habe alle Aussagen aus Furcht gemacht, der Unter­suchungsrichter habe ihm gesagt, er werde ihn nur frei lassen, wenn er gestehe.

In dem Orte Leopoldschlag bei Linz brach am 29. Juni Vorm, bei starkem Winde aus unbe­kannter Ursache ein Brand aus, der den ganzen Ort einäscherte; 26 Häuser und größere Ockonomie- gebände, die Kirche und der Pfarrhof fielen den Flammen zum Opfer. Die Kirche stürzte ein, die meisten übrigen Gebäude sind total ausgebrannt. Leider forderte der Brand auch drei Menschenleben. Viele Stücke Vieh, Geld, Werthpapiere und Einrich­tungsstücke verbrannten. Das Elend ist groß. Schweiz.

In Bern ist lautHaudelscourier" eine Fa­milie mit Vierlingen gesegnet worden, welche alle am Leben blieben. Die Eltern sind mit diesen Kindern aus der Nähe von Schlipfen nach Bern gekommen. Die Kinder, 2 Knaben und zwei Mäd­chen, find bereits 2Vz Jahre alt.

Frankreich.

Paris, 3. Juli. Große Erregung hat die Nachricht hervorgerufen, daß auch in Alexandrien ein Cholerafall vorgckommen sei. So oft sich nämlich die Cholera in Alexandrien gezeigt hat, so ist sie jedesmal 14 Tage später schon in Marseille gewesen. Und von Marseille bis Paris ist ja bei den heutigen Vcrkehrsverhältnissen blos ein Schritt.

Gleich nach der Ankunft des Grafen von Paris hielten alle Orleans einen Familicnrath; die Ab­geordneten der Rechten ihrerseits beriechen ebenfalls über die Situation. Ein Korrespondent derN. Fr. Pr." will erfahren haben: Wenn Graf Cham­bord sterbe, so werden die Prinzen, einen Akt der Höflichkeit erfüllend, zu dem Begräbnisse nach Frohs­dorf gehen. Es werde sich dann fragen, ob die republikanische Regierung nicht schon hierin einen Prätendentenakt sehen und die Prinzen ausweisen werde. Würde das geschehen,- dann würde der Graf von Paris ein Manifest erlassen. Die Mehrzahl der Legitimisten werde zu den Orleans übergehen. Daß Graf Chambord sein schweres Erkranken dem Grafen von Paris selbst anzeigte, sei Beweis genug, daß er ihn als seinen legitimen Nachfolger ansehe.

Belgien und Holland.

Brüssel, 3. Juli. Der Untcrrichtsminister

unterbreitete heute der Kammer einen Gesetzentwurf, welcher den Unterricht vom 6. bis 12. Jahr obliga­torisch macht und die Arbeit in Fabriken während dieser Jahre verbietet.

England.

Glasgow, 3. Juli. Bei dem Stapellauf des DampfersDaphne" in Lindhvuse schlug das Schiff um, wobei gegen hundert Personen ertranken.

Londv n, 3. Juli. Gestern sind in Damietta 130 Todesfälle an der Cholera konstatirt. In Man- surah sind zwölf, in Kairo vier, in Alexandrien an­geblich acht Todesfälle an der Cholera zu verzeichnen. Auf Cypern, Malta, Gibraltar sei Qnarantaine an- geordnet. Auch England traf Vorsichtsmaßregeln.

London. 4. Juli. Die Zahl der Personen, welche bei dem Stapellauf des DampfersDaphne" umgekommen, wird auf ISO geschäht. Durch Tau­cher wurde festgestellt, daß der Maschinenraum mit Leichen ungefüllt ist.

London, 5. Juli. DemStandard" wird unterm Gestrigen aus Schanghai gemeldet: Li-Hung Chang lehnte definitiv alle von Frankreich bezüglich Tonkins aufgestellte Bedingungen ab und ersuchte Tricon, sich künftighin in dieser Angelegenheit an das Konnte für die auswärtigen Angelegenheiten in Pecking zu wenden. Tricon erklärte, wie auch die Entscheidung der chinesischen Regierung ansfallen sollte, Frankreich werde sich volle Aktionsfreiheit wahren.

Eine Privatdepesche desWr. Extrabl." aus London meldet, daß 30 Schooner, welche auf Rob­benfang ausgefahren, im nördlichen Tbeile des Sankt Lorenz-Golfs von berghohen Eis Massen umzingelt sind. Die Mannschaften sind dem Verhungern nahe. Alle bis jetzt unternommenen Rettungsversuche blie­ben erfolglos.

Spanien.

Madrid, 4. Juli. Man versichert, zufolge einer amtlichen Depesche sei der Ausbruch der Cho­lera auf Malta konstatirt worden.

Madrid, 4. Juli. Ein Kreisschreibcn des päpstlichen Nuntius in Madrid ladet die spanischen Priester ein, die Religion nicht mit der Politik zu vermengen, und beschwört die katholische Presse, die religiöse Polemik nicht mehr weiter zu führen.

Egypten.

Alexandria, 3. Juli. Die Sanitätskom­mission ordnete an, die Einwohner von Damiette unter Zelten unterzubringen. Das angesteckte Vier­tel soll desinfizirt werden. Die Truppen des Sa- nitätskorps haben Befehl, auf Flüchtlinge zu schießen. Bis jetzt forderte die Seuche 1116 Opfer, unter denen jedoch sehr wenig Europäer sich befanden. Dänemark.

Eine Eierinscl. Ein Fischer von Santa Barbara, Cal., hat nahe San Miguel Island eine kleine Insel entdeckt, welche einen Flächeugchalt von etwa drei Acres hat. Der Boden ist mit einer Schichte Guano bedeckt, in welche die Seevögel der verschiedensten Art ihre Eier legen, so das; die Oberfläche fast gänzlich mit Eiern bedeckt ist/ Der Entdecker erzählt, es sei ihm schwer geworden, zu gehen, ohne auf die Eier zu treten, deren Zahl so groß sei, daß sie eine ganze Schiffsladung aus­machen würden.

China.

Ju Bezug auf den französisch-chinesischen Con- flikt wird dem Standard aus Hongkong vom 2. ds. Mts. gemeldet:Obwohl erfahrene Europäer be­zweifeln, ob China wirklich beabsichtigt, die französi­schen Anmaßungen durch Waffengewalt direkt anzu­fechten, kann es keinem Zweifel, unterliegen, daß es seine Vorbereitungen energisch betreibt. In England, Amerika und Deutschland werden für chinesische Rech­nung große Ankäufe von Waffen und Schießbedarf gemacht. Die Franzosen scheinen geneigt zu sein, Hongkong anstatt Saigon zu ihrer Operationsbasis zu machen. Die Situation in Tonkin bleibt unver­ändert, ausgenommen, daß Krankheiten unter den Truppen in Folge der großen Hitze, des schlechten Wassers und einer mangelhaften Verpflegung im Allgemeinen zunehmen.

Handel H Nerirehr.

N e u e u b ü r g, 3. Juli. Holzverkau f aus dem Revier Wildbad. Erlös für Stammholz durchschnittlich 93 pCt., Brenn­holz durchschnittlich 174 pCt.

Hellbraun, 3. Juli. PWollmarkt.j Erster Tag. Der Verkauf, welcher schon gestern Nachmittag begonnen, nahm heute einen raschen Verlauf, so daß der größere Tlicil der Zufuhren, welche zwar gegen das Vorjahr schwächer, verkauft sind. Für mittlere Qualitäten wurden zum Theil bessere Preise als anderwärts bezahlt.

Hellbraun, 3. Juli. (Wollmarkt.) Fast Alles verkauft, feinere Sorieu ca. 5000 Ctr.