sich der Maschinenbau und die Eisenerzeugung entwickelt, so daß die Zahl derartiger Geschäfte sich bedeutend vermehrt hat. Auch die Wollkämmerei, die Tuchmacherei, sowie die Teppich- und Strumpswaarenerzeugung erfreute sich eines guten Ge­schäftsganges, welche die Gewährung höherer Löhne gestattet.

Berlin, 19. Juni. Den MünchenerN. N." wird gemeldet: Der Reichskanzler hat der neuesten Mittheilung zufolge von einer Badekur bestimmt ab­gesehen. da die jetzt von ihm versuchte Kur ihm sehr gut bekommen soll. Er begibt sich nächster Tage zu längerem Aufenthalt nach Varzin.

Die Zahl der in der Krupp'schen Gußstahl­fabrik beschäftigten Arbeiter beträgt gegenwärtig 19605. Einschließlich der Familien derselben umfaßt diese Arbeiterzahl einen Personenstand von 65 381 Köpfen, worunter sich 13 083 schulpflichtige Kinder befinden.

Welch kolossale Dimensionen die Germania hat, die kommenden September auf dem Niederwald ent­hüllt wird, mag man daraus ermessen, daß nach neuerdings angestellten Messungen die Laternen in den Tunnels entfernt werden müssen, damit der Ei­senbahnzug passiren kann. Zum Guß waren 900 Ztr. Erz erforderlich, d. h. etwa 200 Ztr. mehr als veranschlagt war. Können doch in dem Kopf der Germania allein 7 Personen jPlatz finden. Der Platz, den die Germania auf dem Niederwald erhält, ist unstreitig der schönste, den irgend ein Denkmal in Deutschland einnimmt.

Breslau, 21. Juni. Durch Wolkenbrüche im Gebirge sind Nebenflüsse der Oder ausgetreten, vielfach stehen Ortschaften theilweis unter Wasser, wie Glatz, Schweidnitz, Hirschberg. Mehrfach sind Häuser eingestürzt, Brücken fortgerissen und Bahn­verbindungen unterbrochen worden, auch ist viel Vieh umgekommen.

Neisse, 21. Juni. Seit 24 Stunden haben wir hier furchtbares Hochwasser. Dasselbe hat den höchsten Stand seit 1829 erreicht. Die evangelische Schule und Kirche, sowie die Kaserne Nr. 2 und 4 und viele Kellerwohnungen stehen unter Wasser. Das Postamt befindet sich zum Theil, die Mühlen an der Neisse ganz im Wasser.

In Hallenberg, (Westfalen), hat ein am Samstag ausgebrochenes Feuer 100 Gebäude ein­geäschert.

Straßburg (Elsaß), 19. Juni. Gestern Abend 10 Uhr brach im Dachstuhl des Telegraphen- Amtes Feuer aus, wodurch die Fernsprech-Einrich­tung, welche gegen hundert Abonnenten zählt, voll­ständig zerstört wurde. Die Säle, worin die Te- legraphen-Apparate standen, wurden geräumt und erleidet der Telegraphendienst keine Unterbrechung. Nachts 1 Uhr wurde das Feuer bewältigt.

Oeftcrreich-Ungarn.

Wien, 20. Juni. Die Donau ist hier im Steigen begriffen. Ans Böhmen und Mähren laufen besorgnißerregende Nachrichten über den Wasser- ftand ein.

Preß bürg, 18. Juni. (Deutschenhaß.) Als eine neue Probe von ungarischem Chauvinismus und Deutschenhaß wird von hier berichtet, daß der Ober­gespan Graf Eszterhazy gegen den seit 22 Jahren an der städtischen Oberrealschule wirkenden Prof. Jakob Kreilisheim das Disziplinarverfahren eingelei^ tet hat, weil dieser der ungarischen Sprache nicht mächtig ist. Kreilisheim unterrichtet in deutscher Sprache und Mathematik. Der Disziplinar-Senat hat den Beschluß gefaßt, der Stadtrepräsentanz die einfache Entlassung Kreilisheim vorzuschlagen, ohne daß derselbe auf eine Pension Anspruch haben solle, obwohl der Gemaßregelte, ein in seinem Fache durch­aus tüchtiger Lehrer, auf eine solche rechtlichen An­spruch hat. Man ist jetzt begierig, ob die Stadtre­präsentanz auf den Antrag eingehen wird. Die Rück­sichtslosigkeit eines derartigen Vorgehens, die sich in ihrem blinden Haß über alles, was Recht und Billig­keit heißt, mit einem einfachen Machtspruch hinweg­setzt, richtet sich selbst.

Schweiz.

In Schaffhansen kam ein kleines Kind auf seltsame Weise um's Leben. Es hatte sich in die Schnur des Gummizäpfchens so verwickelt, daß es während des Schlafs sich selbst strangulirte; bei Rückkehr der Wärterin (eines schulpflichtigen Mäd­chens) war das Kind todt.

Luzern, 16. Juni. Die Betriebseinnahmen der Gotthardbahn stellen sich im Mai für den Per­sonenverkehr auf Fr. 428 000, für den Güterverkehr I ouf Fr. 272000, zusammen auf Fr. 900000. Die >

Betriebsausgaben beziffern sich auf Fr. 440000; der Ueberschuß beträgt somit Fr. 460000.

Frankreich.

Paris, 19. Juni. Von einem neuen Ver­brechen a la, Sobbe und Francesconi wird aus Ajaccio berichtet. Dasselbe wurde an dem Brief­träger Leccia in einem dortigen Gasthofe verübt. Der Briefträger erhielt auf dem Hinterkopfe eine sehr gefährliche Wunde mit einem eisernen Instrumente, das am Thatorte nicht vorgefunden wurde. Die Geldtasche fehlt. Dem Thäter gelang es, zn ent­kommen. Der Briefträger ist bewußtlos und kann keinerlei Angaben machen.

Paris, 20. Juni. Deputirtenkammer. In der Kommission für die Befestigung von Paris er­klärte Kriegsminister Thibaudin, er würde eher auf das Portefeuille verzichten, als seine Zustimmung zu der Niederlegung der Umfassungsmauer geben. Na- daud zog hierauf seinen Antrag zurück.

In Frankreich hat die Begeisterung für die Eroberung Tonkings eine gewaltige Abkühlung er­fahren. Der chinesische Botschafter in Petersburg, Paris und London, Marquis Tseng hat durch seine Aeußerung gegenüber dem Krönungskorrespondenten des NewyorkerHerald" den Franzosen viel Wasser in ihren kolvnialpolitischen Wein gegossen.China wird sich von Frankreich nicht demüthigen lassen, es hält sein Recht auf die Schutzherrschaft Annams unbedingt aufrecht" diese Worte des chinesischen Diplomaten haben den französischen Minister des Aeußern krank gemacht. Er ist nach Vichy gegangen und überläßt es nun vorläufig Jules Ferry, den geeigneten Weg zu einem diplomatischen Rückzug zu finden. Von einer ernstlichen Aktion in Tonking ist dermalen keine Rede mehr. Diese moralische Schlappe ist nicht nur für das Kabinet Ferry sondern auch für das ganze republikanische Frankreich sehr empfindlich. Es wollte wenigstens im fernen Asien zeigen, daß Frankreich nicht lahmgelegt sei, nachdem es in Eu­ropa aus seiner Jsolirung nicht herauskommt. Und jetzt steht Frankreich nur vor der Wahl, entweder ungeheure Opfer nutzlos zu bringen und sich eine thatsächliche Niederlage zu holen, oder lieber gleich jetzt sein Unvermögen einzugestehen. In beiden Fäl­len haben die Herren Republikaner der Wiedererrich­tung der Monarchie in Frankreich unschätzbaren Vor­schub geleistet.

England.

London, 18. Juni. Die Zahl der in Sun­derland erstickten Kinder beträgt 200. Außerdem sind noch Arm-, Bein- und Rippenbrüche, sowie massenhafte innere Verletzungen zu beklagen. Die ganze Stadt ist in tiefer Trauer.

London, 18. Juni. Das Oberhaus hat die Bill, welche die Schwägerschafts-Ehen gestattet, in zweiter Lesung angenommen. Sämmtliche Prinzen des königlichen Hauses stimmten für die Bill. Das Interesse, welches der Prinz von Wales, der Herzog von Edinburgh und die anderen Prinzen des könig­lichen Hauses für die Bill bekunden, hat seinen gu­ten Grund. Die Schwäger-Ehe betrifft die königliche Familie sehr nahe, und die Ursache, warum die jüngste Tochter der Königin, Prinzessin Beatrice, bisher unvermählt blieb, liegt eben darin, daß es noch nicht zulässig ist, den Gatten der verstorbenen Schwester zu ehelichen. Gleich nach dem Tode der Prinzessin Alice erfüllte die Königin der Gedanke mit Sorgen, wen der Großherzog von Hessen-Darm- stadt den zurückgebliebenen Kindern zur zweiten Mut­ter geben werde. Prinzessin Beatrice empfand gleich­falls lebhaft für die Waisen; zwischen ihr und dem Großherzog bestand stets das freundschaftlichste Ver- hältniß eine Sympathie, die nach dem Trauer- Ereignisse noch lebhafter wurde und hier das Mit­leid und dort die dankbar empfundene Theilnahme steigerte. Vier Jahre mühte man sich ab, den har­ten Sinn der Lords zu erweichen, und jetzt erst ist Aussicht vorhanden, die Bill passirt zu sehen.

Einen Bienenkorb als Mittel zn gebrauchen, um sich an den Gerichtsvollstreckern zu rächen, ist eine Erfindung von Mr. Samuel Gunn. Der Genannte, ein Hausbesitzer in Norwich, sollte wegen der Nichtbezahlung einer eingcklagten Schuld gepfändet werden. Die Gerichtsvollstrecker kamen zu ihm, wiesen ihm den Exekutionsbefehl vor und wurden von Mr. Gunn in ein Zimmer geführt, wo er sie in der freund­lichsten Weise einen Augenblick zu warten bat. Er ging hin­aus und kam gleich darauf mit einem Bienenkorb zurück. Denselben in das Zimmer zu schleudern und die Thüre zuzu­schließen, war das Werk eines Augenblicks. Die Bienen fielen wüthend über die Gerichtsvollstrecker her und wer weiß, wie schlimm cs ihnen ergangen wäre, wenn einer von ihnen nicht

die Geistesgegenwart gehabt hätte, das Fenster zu. öffnen und den Bienenkorb in den Garten zu werfen. Trotzdem waren die Beamten jämmerlich zerstochen und Mr. Gunn hat jetzt das, was er einenkleinen Scherz" bezeichnte, mit 28 tägiger Haft nebst Zwangsarbeit abzubüßen.

Belgien Md Holland.

Amsterdam, 20. Juni. Heute früh ist eine heftige Feuersbrunst auf dem königlichen Ma­rinewerft ausgebrochen. Das Feuer ergriff die beiden Kriegsschiffe Doggersbank und Kortcnaer, wovon erstereS durch den Einsturz der Werftmauern zerstört wurde. Der Schaden wird auf 3 bis 4 Millionen Gulden geschätzt.

Spanien.

Leres, 19. Juni. Von 17 Mitgliedern der Schwarzen Hand, welche der Ermordung Blancos angeklagt waren, wurden 7 zum Tode, 8 zu Zwangs­arbeiten verurtheilt.

Rußland.

Dem Cirkular des russischen Kaisers, worin derselbe den Souveränen Europas seinen Dank für die ihm bezeugten Sympathien ausspricht und die unveränderte Anhänglichkeit seiner Unterthanen an das russische Regentenhaus betont, folgt auf dem Fuße die Nachricht eines Banernaufstandes im Gouvernement Woronesch. Dort sollen sich 25 000 Muschiks gegen ihren Grundherrn, den Grafen Buturlin, empört haben, weil dieser sich weigerte, seine Liegenschaften unter sie zn vertheilen. Der Graf mußte fliehen, nachdem ein Versuch, sich mit Hilfe des Dienstpersonals gegen die Muschiks zu wehren, mißglückt war. Einem aufgebotencn Poli­zeidetachement gelang es nicht, die Ordnung herzu­stellen ; auch ein Bataillon regulären Militärs mußte unverrichteter Sache das Feld räumen. Die Ereig­nisse im Gouvernement Woronesch nehmen trotzdem an und für sich keine eigentliche Bedeutung in An­spruch; bedenklich aber erscheinen sie als Symptom der unter dem russischen Landvolk notorisch herr­schenden Gährung. Die Emancipation des Grund und Bodens das ist das Evangelium, von wel­chem dem russischen Völkercoloß das Heil kommen soll. Türkei.

Nach in Wien ans Skutari angelangten Nach­richten boten die meisten albanesischen Stämme­anführer Hafiz Pascha ihre Unterwerfung an und kann somit der Aufstand als beendet angesehen werden.

Afrika.

Im Zululande herrscht seit einiger Zeit all­gemeines Blutvergießen. Die Zurückführung Ketsch- wayos in sein heimisches Königreich durch die Eng­länder hat unter den übrigen Häuptlingen böses Blut gemacht und es kam zu Feindseligkeiten, na­mentlich zwischen Ketschwayo und dem Häuptlinge Oham. Letzterer wurde besiegt und sein Berather, der Engländer Herbert Nnnn nebst dessen Sohne, erschlagen. Die Wnth der siegreichen Kaffern richtete sich aber nicht blos gegen ihre Feinde, sondern auch gegen die in Ohams Land weilenden deutschen Missionare. Am 6. d. wurde der Missionar Schröder ermordet; man fand ihn mit aufgeschlitztem Bauche, den Körper von 6 Assagaistichen durchbohrt. Ein zweiter deutscher Missionar, Namens Hörnemann, soll gleichfalls in der Nähe von Ohams Kraal er­mordet worden sein. Die deutschen Missionare haben sich im Caplande nieinals in die politischen Händel gemischt und erfreuten sich allgemeiner Beliebtheit. Wenn der Tod Schröder's wirklich durch die Krieger des von England protegirten Ketschwayo erfolgte, dann wird es Sache Englands sein, auch für eine entsprechende Genngthuung zu sorgen.

Mexiko.

Ein versteinerter Wald befindet sich in Neu- Mexiko nicht weit vom Corrizo am Little Colo­radofluß. Wer ihn besucht, der wird, lange bevor er das Naturwunder selbst zu Gesicht bekommt, viel­fach Proben und Zeichen von Versteinerungen bemer­ken. Während er über den glänzend weißen Sand hinschreitet, wird da und dort sein Fuß an kleine ver­steinerte Holzstücke und sogar an größere Stumpen stoßen, welche ebenfalls vollständig versteinert sind. Zehn Meilen von Corrizo endlich betritt der Wan­derer das ungeheure, in einem Halbkreis sich hindeh­nende Bassin, welches von Schiefer und weißem Feuer­thon umgeben ist und den versteinerten Wald, ein wahres Paradies für den Petrefaktensammler, enthält. Auf allen Seiten erblickt man da versteinerte Baum­stumpen, Aeste, ja ganze Bäume. Seit Hunderten, von Jahren haben die Wasserläufe allmählich die hohen