Weiber sind mit bunten Tuchläppchen geschmückt. Es ist recht interessant, das Treiben des Polarvölk­chens anzusehen. Einige deutsche Worte haben sie schon aufgeschnappt, auch russisch können sie etwas.

Stuttgart. jBlitzzug.j Mit dem 1. Juni d. I. wird der sogenannte Blitzzug zwischeu Paris und Konstantinopel und zurück definitiv in's Leben treten und vorerst wöchentlich zweimal nach jeder Richtung die weite Strecke durcheilen. Fahrzeit zwi­schen Paris und Wien 27 Stunden 46 Min.

Brand fälle. Im Monat März d. I. sind in Württemberg 25 Brandfälle zur Anzeige gekom­men. Es brannten ab: Hauptgebäude 18, Neben­gebäude 7. Beschädigt wurden: Hauptgebäude 22, Nebengebäude 1. Hiebei find 65 Personen zu Scha­den gekommen. Der von der Gebäudebrandversi­cherungsanstalt zu vergütende Gebäudeschaden beträgt 133 051 vlL Der Mobiliarverlust beziffert sich im Ganzen auf 80033 ^

Cannstatt, 17. Mai. Nach derC. Ztg." wurde hier ein Verein gegen das Grüßen durch Hutabnehmen gegründet. Die Mitglieder sahen sich durch die Nothwendigkeit allzu osten Grüßens bei den Spaziergängen auf dem Sulzerrain zu die­ser Gründung veranlaßt. Sie haben diesen Beschluß dem Stadtschultheißenamt angezeigt, mit der Bitte, durch Anschlag in den Kursaalanlagen andere Be­sucher zu gleichem minder förmlichem Grüßen zn er­muntern.

Ulm, 16. Mai. Bei den dießjährigen Muste­rungen stellte sich ein Militärpflichtiger, der bei eben­mäßiger Körperentwickelung nur ein Gewicht von 25 Kilogramm hatte.

Einer Mittheilung derU. Schnellpost" zufolge ist nunmehr ein kaufmännischer Unterstützungsverein für Württemberg in der Gründung begriffen.

Oberndorf, 18. Mai. In dem benachbar­ten Winzeln ereignete sich vorgestern ein höchst be­dauerlicher Unglücksfall. Kinder eines Sailers da­selbst sollen schon öfters durch Schaukeln mit Sailen theils in der Stube an den Ofenstanqen, theils in der Scheuer gespielt haben. Ein 14jähriger Sohn dieses Sailers hat sich vorgestern Abend durch An­bringen eines gewöhnlichen Strickes an eine quer in der Scheuer angebrachte Stange in den Strick mit dem Kopfe gelegt und muß sich so lange mit dem Strick um den Hals im Kreise herumgedreht haben, bis er schließlich in bewußtlosem Zustande hängen blieb und auf diese Art sich selbst erdrosselte.

Brandfälle: In Dalkin gen (Ellwangen) am 17. Mai ein Bauernhaus sammt Wagenschup­pen, Schaden ca. 5500

Das arme Dorf Enchenreuth (Bayern) ist schon wieder von einem furchtbaren Feuer heimgesucht worden: 65 Wohnhäuser, einschließlich des Post- und Telegraphenamtes, liegen in Asche.

In Nordhausen wurde der Flcischermeister Rinneberg nebst Frau wegen Verkaufs einer kranken Kuhleber zn 250 oder 50 Tagen Gefängniß bestraft, ferner der Mühlenbcsitzer Wender zu 1000 bezw. 3 Monaten Gefängniß wegen Ver­kaufs von Mehl aus ausgewachsenem Roggen.

Mainz, 19. Mai. Eine schreckliche Kunde dringt wieder von Rüdesheim zu uns; heute Mit­tag um 12 Uhr entstand in einem Hause Feuer, welches sich in Folge des furchtbaren Sturmes so rasch verbreitete, daß es in wenigen Stunden ein ganzes Häuserquadrat, circa 30 Häuser in Asche legte, über 40 Familien sind obdachlos.

Berlin, 16. Mai. Es dürfte positiv ange­nommen werden, daß Waddington mit einer allgemei­nen politischen Mission betraut war; es handelte sich darum, etwaige internationale Friktionen der letzteren Zeit durch rückhaltlose Aussprache zu entfernen. Waddington hat Berlin heute, anscheinend durch das Resultat der Besprechungen in hohem Grade '.befrie­digt, verlassen und seine Reise zur Czarenkrönung nach Moskau fortgesetzt.

Berlin, 18. Mai. Der Papst hat die letzte Note Preußens bereits beantwortet und ist seine Antwort an Herrn v. Schlözer übergeben worden. Die Germania sieht darin den Abbruch der Verhand­lungen, weil Preußen unrealisirbare Zumuthungen gestellt habe; von anderer Seite verlautet, Herr v. Schlözer verlasse Rom mit längerem Urlaub, was als Beweis zu betrachten sei, so daß diesseits auf eine Fortsetzung der Negociationen mit der Curie verzichtet werde.

Aus dem Regen in die Traufe. Der Schrift­setzer G. in Berlin betheiligte sich am Montag mit seiner Ehefrau au einer Partie nach Hundekehle, und da während dieser Zeit die Wohnung ohne Aufsicht blieb, so nahmen die

Eheleute bet vermeintlichen Sicherheit wegen ihre Ersparnisse, bestehend aus 10 Stück Aktien der Hannoverschen Bank zu je 600 und eine Stammaktie der Märkisch-Schlesischen Ma­schinenfabrik über 3000 zusammen über 9000 äk mit, und die Frau verbarg diese Papiere in ihrer Klcidertasche. Als die Ausflügler Abends 12 Uhr heinikehrten und die Papiere fort­legen wollten, war die Kleidertasche der Frau leer die Pa­piere verschwunden. Dieselben sind entweder verloren oder von Taschendieben gestohlen worden. (Das Geld wurde im Walde wieder gefunden.)

Der Kaiser hat dem Vater des Finanzmi- nisters, Geheimen Sanitätsrathe Scholz, und dessen Familie den erblichen Adelstitel verliehen.

Der Reichskanzler gibt sein Prinzip, verwor­fene Vorlagen immer wieder und wieder in den Reichstag einzubringen, nicht auf. Ein Artikel der Abenduummer der Nordd. Allg. Ztg. stellt in Aus­sicht, daß auch die kürzlich abgelehnte Vorlage über Erhöhung der Holzzölle von Neuem eingebracht wer­den wird.

DieGermania" hat rund heraus erklärt, so lange die preußische Regierung sich nicht zu einer organischen Revision der Maigesetze entschließe, seien die Verhandlungen xio rrilrilo, oder, wie der Deutsche sagt, für die Katz'. Und dieGermania,, muß es wissen.

In Bezug auf das Sehnen der deutschen Ka­tholiken nach religiösem Frieden, sagt ein gutgläubi­ger Katholik Oberschwabens in einer Einsendung des Schwäb. M.": Der einzig mögliche Weg dazu ist die Anerkennung der Staatshoheit durch und über alle religiöse Bekenntnisse. Alle bedürfen zu ihrer Existenz der rechtlichen Anerkennung u. des Schutzes des Staates. Alle können auch unbeschadet ihres Wesens die Oberhoheit des Staates anerkennen. Die Glaubenssätze der einzelnen Konfessionen, die das saoruna derselben bilden, tastet der Staat durchaus nicht an, aber die Staatsordnung legt dem Staat die Pflicht auf, Verfehlungen gegen seine Gesetze u. Bestimmungen auch in kirchlichen Dingen, soweit sie in die Erscheinung treten und zur öffentlichen That- sache geworden sind, zu bestrafen. Aber auch vom allgemeinen Standpunkte aus betrachtet erscheint die Oberhoheit des Staates über alle Konfessionen voll­kommen begründet. Jedes religiöse Bekenntnis; hat nur Einen Zweck, wenn auch den höchsten für das menschliche Dasein; auf dem Staat aber ruht die Gesammtheit der Sorgen für alle Zwecke der menschlichen Gesellschaft, auch die geistigen nicht aus­genommen. Jede einzelne Konfession verhält sich also zum Staat wie ein einzelner Theil zum Ganzen. Wem dieß etwa Haarsträuben verursachen sollte, den frage ich: ist der Sohn Gottes mit Recht zum Mar­tertode geführt worden, oder hat er ein himmel­schreiendes Unrecht erduldet, um den Willen seines himmlischen Vaters und seine göttliche Sendung zu vollenden, und ist nicht aus diesem Ergeben in die­ses entsetzensvolle Unrecht, gegen welches er 70 Le­gionen Engel vom himmlischen Vater hätte erbitten können, das Heil der ganzen Welt entsprossen? Wollen die Herren Ultramontanen die Sache etwa besser machen?

Frankfurt, 12. Mai. Aus Newyork kommt folgender Warnungsruf: Die Noth so vieler unserer hiesigen Fachgenossen macht es unserem Verein zur Pflicht, unsere deutschen Geschäftskollcgen vor der Auswanderung nach hier zu warnen. Während die Löhne seit einigen Jahren fortwährend fallen, steigen die Lebensbedürfnisse, besonders aber die Wohnungs­rente, im Preise, so daß der Durchschnittslohn bei weitem nicht mehr hinreicht, gesunde Wohnung und Kost zu beschaffen. Der Hunger treibt die Neuein- gewanderten, für jeden Preis zu arbeiten, und statt des geträumten Glückes finden sie harte Arbeit und Entbehrungen aller Art, Monate lang gehen viele Arbeit suchend herum und sind auf die Mildthätigkeit guter Freunde angewiesen. Während es früher noch Manchem gelang, eine auskömmliche Stellung zu fin­den, ist durch die riesige Einwanderung der letzten Jahre der Arbeitsmarkt so überhäuft, daß jetzt kaum mehr daran zu denken ist. Mögen dies unsere deutschen Fachgenossen beherzigen!

Newyork, April 1883.

Der Newyorker Drechsler-Verein.

I. A.: Demuth. Mono.

Frankfurt, 16. Mai. In der neuesten Num­mer des amtlichen Organes der Stadt Newyork, der City-Record ist eine Zusammenstellung der während des Jahres 1882 in Newyork vorgekommenen Selbst­morde enthalten. Aus dieser amtlichen Zusammen­stellung ergibt sich, daß von im Ganzen 199 Selbst­

mördern 79 also fast 40,0 pCt. ihrer Nationalität nach Deutsche waren. Unter den 199 Selbstmör­dern waren aber überhaupt 161 Männer und 38 Frauen, von letzteren also 29 pCt. deutsche Frauen. Es ist dies ein weiteres deutliches, aber recht trauriges Zeichen für das Scheitern der von vielen Auswanderern jenseits des Oceans erhofften Glück­träumereien.

Frankfurt. Unverhofftes Glück. Hier wurde ein Familienvater ausgepfändet. Der Gerichts­vollzieher leitete das Ausladen der Habseligkeiten, wäh­rend die Frau weinend zwischeu Hausthür und Straße stand, als sich plötzlich freundlich grüßend ein Mann nahte und erklärte, daß er in der Absicht komme, ihrem Manne den Lotteriegewinn, den dieser wohl abzuholen vergessen hätte, auszuzahlen. 450 Mark wurden ihr gegen das Loos auSgehäudigt, die Schuld sammt Kosten mit 90 bezahlt und das alte Hausgeräth von den Kindern mit Jubelgeschrei in die elterliche Wohnung znrücktrandportirt.

An den Vorarbeiten zum Mainkanal zwi­schen Frankfurt und Mainz werden viele Hundert Arbeiter und Tagelöhner ihr Brod finden. Aus Italien sind nicht weniger als 1800 Erdarbeiter für den Bau des Mainkanals engagirt worden mit einem Taglohn von einer Mark.

Köln. Ein Spiel der Natur ist für Vogelliebhaberin der Minoritcnstraße zu sehen. Dort entschlüpfte' aus dem Er ein Kanarienvogel mit zwei Köpfen. Das Thierchcn ist bereits sechs Tage alt und wohl auf.

Einen furchtbaren Kind ermord beging am Mittwoch ein Mädchen in Margetshöchheim, indem sie das Kind mit der Futterschneidmaschine zerstückle. Oesterreich-Ungarn.

Der Mensch elektrisch beleuchtet. Die praktische Anwendung der Elektrizität erstreckt sich wieder auf ein neues Gebiet in dem voraussichtlich großartige Erfolge zu verzeichnen sein werden. Wie das Patent-Bureau von Richard Lüders in Gör­litz mittheilt, fertigt der bekannte Fabrikant chirurgi­scher Instrumente, Joseph Leiter in Wien, neuer­dings Apparate, mittelst welcher das Innere des menschlichen Körpers, der Magen, Hals u. s. w., direkt elektrisch beleuchtet und besichtigt werden kön­nen. Der Apparat besteht aus einem gebogenen Rohr, das an seinem Ende ein Fenster besitzt und Leitungsdrähte, wie feine Röhren einschließt. Elftere führen zu dem elektrischen Beleuchtungs­apparat, der sich im Magen oder anderen zu inspizirenden Körpertheil selbst befindet. Die feinen Röhren dienen dazu, Wasser in den Apparat zur Abkühlung, wie auch in den Magen, um letzteren auszuweiten, zu führen. Ein System von Prismen und Linsen ermöglicht es dem Arzt, die jedesmal beleuchtete Stelle zu beobachten. Derartige Instru­mente sind, wie gesagt, für alle nur zugänglichen inneren Organe des menschlichen Körpers gebaut und liegt es auf der Hand, wie sorgfältig die Untersu­chungen bei der vorzüglichen Helle des elektrischen Lichtes auszuführen sind.

Dem Rechtsanwalt Dr. Pann in Wien, dem Rechtsbeistand der Erben des M. Ott, ist vom Groß­herzog von Baden der Zähringer Orden I. Kl. ver­liehen worden. Von den 59 Erben des M. Ott hat sich jeder ein Bild des reichen Erblassers anfertigen lassen. Ob sie alle zusammen zu einer größeren Gabe an eine milde Stiftung sich vereinigt Hütten, davon ist bis jetzt nichts an die Oeffentlichkeit ge­drungen.

Italien.

Rom, 16. Mai. Die Erben des verstorbenen Pabstes Pius IX. führen einen Prozeß mit der ita­lienischen Regierung, indem sie in Gemäßheit des Garantiegesetzes die Dotation der letzten fünf Regie­rungsjahre des Papstes, welche dieser nie bezogen hat, beanspruchen. Es handelt sich um eine Summe von ungefähr 17 Millionen Francs. Der zuerst vor das Civilgericht gezogene Prozeß ist gegen die Erben entschieden, in den letzten Tagen ist derselbe vor dem Appellations-Tribunal verhandelt worden, welches binnen Kurzem seine Entscheidung veröffentlichen wird. Das Urtheil auch der höchsten Instanz kann kaum zweifelhaft sein, da Pius IX. ebenso wie gegenwär­tig Leo XIII. den Bezug dieser Dotation stets zu­rückgewiesen hat.

FrankreiS.

In Paris erfreut sich ein Arbeiter eines Bartes, der nicht weniger als 1 Meter 20 Centim. mißt, und an den seit 12 Jahren keine Scheere oder Rasirmesser herangekommen ist. Der Träger dieses Bartes wickelt sich, wenn er seiner Arbeit uachgeht, den Bart, der sich auf der Brust in zwei Thcile son-