angestellt worden sind, als deren Ergebniß die An­nahme des Modells Mauser sicher zu sein scheint. Nötigenfalls ist dann Deutschland in der Lage, seine Infanterie mindestens eben so schnell mit einem Re- petirgewehr zu bewaffnen, wie Frankreich.

Der Mörder Sobbe gab in seiner vorgest­rigen zweiten Vernehmung zu Berlin an, er habe, nachdem er eine kleine Erbschaft durchgebracht, die Mittel erwerben wollen, um sich eine selbstständige Existenz zu gründen. Der Raub, welchen Franccs- coni in Wien an einem Briefträger begangen, habe ihm den Gedanken eingegeben, sich auf ähnliche Weise Geld zu verschaffen. Das Verhör bestätigte, daß Sobbe kurze Zeit vor der That sich durch Eitelkeit hatte verlocken lassen, in einem Wirthshause sich in ein Gespräch über militärische Reitkunst einzu­milchen und dabei durch seinen Militärpaß sich als Sachverständigen darzuthun. Hierbei erblickte eine Kellnerin auch seinen Namen, der die Polizei später­hin auf die richtige Spur geführt hat. Auf den Vorhalt, ob ihm denn der arme Briefträger und dessen Familie nicht leid gethan, erwiderte Sobbe, er habe den Cossäth für unverheirathet gehalten, und als er aus den Zeitungen von der Existenz von Frau und Kindern desselben Kenntniß erhalten, habe ihn tiefe Reue und heftiger Schmerz gepackt.

Der Kassirer und Vorstandsbeamte des Vor­schuß-Vereins des Breslauer Landkreises, Paul Ku- phal, ist flüchtig geworden, nachdem er dem genann­ten Vereine etwa 120000 c/lL defraudirt hat. Außer­dem hat Kuphal Wechselfalsifikate im Gesammtbe- trage von etwa 140000 ^ in Umlauf gesetzt.

Saarlouis, 26. März. Großes Aufsehen erregt die hier am Samstag erfolgte Verhaftung des Oberstabsarztes Schmitten vom 30. Regiment, wel­cher in die bekannte Militärbefreiungsgeschichte mit verwickelt sein soll.

Einer armen Häuslerin in Obcrröslau fiel ein 5-Pfemngstück in eine Fuge ihrer Lade; sie nahm ein Beil, hieb den Boden auf und Iraf einen Doppelboden. In diesem lagen in einem Tuch eingebunden 22 Bcrcinsthaler, 37 Kro- nenthaler, 6 Conventionsthaler, 8 Yz-Thalerstücke und viele andere größere und kleinere Geldstücke. Die Lade hatte sie vor vielen Jahren gegen eine andere ümgetauscht, ohne eine Ahn­ung von dem heimlichen Schatze zu haben.

Oesterreich-Ungarn.

8. 0. Pest, 29. März. Georg Mai- lath, Präsident des obersten Gerichtshofes und des Oberhauses, wurde heute Morgen in seiner Wohnung auf der Festung erdrosselt gefunden. Die Hände waren gefesselt, die Zunge fehlt, das Bett war unberührt und die Leiche noch angekleidet. Mailath war noch um Mitternacht im Cavalleriecasino. Vom Fenster seines Schlafgemachs hieng ein dün­ner Strick herab, womit wahrscheinlich der Mörder durchs eingeschlagene Fenster flüchtete. Der Thäter ist bis jetzt noch unbekannt.

Eine Wienerin wachte Nachts durch einen Schrei ihres Kindleins von 18 Monaten auf; sie untersuchte das Kind und fand nichts Auffälliges. Von dieser Zeit an konnte das arme Kind keine Speise zu sich nehmen, ohne sich zu würgen und zu erbrechen, es magerte entsetzlich ab. Da fragte die Mutter einen Arzt. Er untersuchte das Kind, fand nichts und schüttelte den Kopf. Erzählen Sie mir den Vorfall noch ein­mal ganz genau. Es geschah und nun untersuchte er noch einmal sorgfältig den Magen und sagte, es ist eine Maus darin, sie ist durch den offenen Mund hineingeschlüpft. So war's: cs gelang mittelst künstlicher Instrumente die Maus hcrauszusischen und seitdem ist das Kind wohl und munter.

Frankreich.

Paris, 26. März. Der Minister des Innern, Waldeck-Rousseau, geht auf dem Wege der Sozial­reform voran; er hat einen Ausschuß ernannt, der betraut ist: 1) die Mittel zu suchen, um den Arbei­tervereinen die Zulassung zur Uedernahme der Staats­arbeiten zu erleichtern; 2) zu untersuchen, wie weit von den Unternehmern die Beteiligung der Arbeiter an dem Gewinne des Unternehmens thunlich sei.

Marseille. 29. März. Infolge Explosion eines Petroleumkessels brach gestern Abend in dem hiesigen Oelmagazin Feuer aus. Vier Personen sind verbrannt, mehrere verwundet. (W. L.)

Das neu estc Gewehr und sein Er find er. Dem französischen Kricgsministcrium ist ein neues Gewehr zur Prü­fung vorgclegt worden, welches eine Fachautorität, der Gene­ral Frebanlt, unter seine Protektion genommen hat. Die neue Waffe führt den NamenMitrailleuscn-Gcwehr" und soll den Mann in den Stand setzen, dreißig Schüsse in der Minute abznfcucrn. Wer aber ist der Erfinder der interessanten Waffe, die, wenn Alles klappt, dreißig Menschen in der Mi­nute das Lebenslicht ausblasen könnte? Ein Soldat ist-? nicht, ! der sie erfunden hat, sondern ein Geistlicher. >

Es wurde von uns schon auf ein demnächst er­scheinendes Werk aus der Feder des ehemaligen fran­zösischen Marschalls Bazaine hingewiesen, welches, im Gewände der objektiven Geschichtsschreibung auf­tretend, dazu bestimmt sein wird, den Ex-Marschall zu rechtfertigen. Man hat von dem Werke da und dort bereits Episoden mitgetheilt. Von den rein militärischen Ausführungen Bazaine's sei nur er­wähnt, daß nach ihnen die Besetzung Weißenburgs, wie die Annahme der Schlacht von Wörth folgen­schwere strategische Fehler, lediglich der Unkennt- niß zuzuschreiben seien, in der sich Mac Mahon dauernd über die Bewegungen und Maßnahmen des Feindes befand. Ganz abweichend von allen sonsti­gen Schilderungen ist die Mittheilung Bazaine's, daß der Krieg von 1870 in Frankreich gänzlich unpopulär, und der Grund des Konfliktes dem Volke, wie namentlich dem Heere völlig unbekannt gewesen fei, so daß Soldaten wie Offiziere rein handwerksmäßig, ohne jede patriotische Begei­sterung in den Kampf gegangen seien. Wie schwer dies moralische Element aber wiege, habe eben jener Krieg auf Seiten Deutschlands gezeigt. Recht be­zeichnend für das Centralifationsfystem in der Hee­resleitung und -Verwaltung ist, daß den französischen Marschällen und Führern der großen Territorial- Kommandos keinerlei Initiative belassen war und jede, auch die geringste Maßnahme erst vom Kriegs­ministerium befohlen werden mußte. Alle Berichte, Meldungen u. s. w. gingen an das Kriegsministe­rium und alle Verfügungen wurden von dort direkt an die Spezialbehörden erlassen, so daß die Ober­kommandos von vielen Dingen, welche z. B. Artil­lerie oder Genie betrafen, gar keine Mittheilung er­hielten. Bazaine erklärt, daß er im Kriege bei sei­nem Eintreffen in Metz die erste Mitrailleuse in seinem Leben gesehen habe. Daß unter solchen Umständen der fehlerhaften Organisation eine größere Schuld an den Mißerfolgen beizumessen ist, als den Generalen, die man wissentlich über den Zustand und das Material der Armee in vollster Unkenntniß hielt, leuchtet wohl schon aus diesen kurzen Mittheilungen ein. Eine Beilage des Buches enthält die schon früher erwähnte Aufforderung, welche Bazaine am 14. September an die Kaiserin Eugen ie richtete, zu Pferde zu steige« und sich an die Spitze der Armee von Metz zu setzen. Bazaine verurtheilt die Weiterführung des Krieges durch die Republik als ein Unglück für Land und Volk.

Gräßlicher Uvglücksfall. Der Pariser Siecle be­richtet über einen in seinen Details grauenhaften llnglücksfall, welcher sich vor einigen Tagen zu Grenelle zugelragen hat. Ein in dieser Stadt bedienstetes Stubenmädchen wurde von ihrer Herrschaft in den Keller geschickt, um einige Flaschen Bier herauszuholen. Kaum mar das Mädchen, welches mit einem Lichte in den Keller ging, einige Minuten in der Tiefe geblieben, als der Concierge intensives Hilfegeschrci aus dem Keller zu Ohren drang. Entsetzt eilte sie die Kellertreppe hinab. In der Mitte des Wegs kam ihr das Stubenmädchen entgegen, über und über mit Blut bedeckt, welches aus zahl­reichen Wunden an Gesicht, Händen und Brust strömte. Nach­dem das Mädchen gelabt worden war, erzählte es, daß es, kaum in den Keller getreten, vvn einem großen Thiere ange­fallen worden sei. In ihrem Schrecken habe sie die Kerze fallen lassen, instinktiv eine Flasche ergriffen und damit auf das schreckliche Thier zugeschlagen, dessen Augen im Finstern unheimlich leuchteten und welches mit Krallen und Zähnen ihr das Fleisch von Gesicht und Händen riß. Der Zustand des Mädchens war thatsächlich ein geradezu grauenerregender, die Acrmstc fiel aus einer Ohnmacht in die andere. Während von einigen Hausgenossen Aerzte herbeigeholt wurden, unternahmen mehrere beherzte Männer unter Leitung des Hausmeisters eine Expedition nach dem Keller, in welchem das unheimliche wilde Thier in der That auch vorgefunden wurde. Man er­kannte in ihm eine tollgewordene Katze. Nach einer gefähr­lichen und langwierigen Schlacht gelang es den Männern, die wilde Bestie zu tödten. Der Zustand des von dem wüthenden Thiere gebissenen Mädchens gibt zu den ernstesten Besorgnissen Anlaß, trotzdem ihre zahlreichen Wunden sofort ausgebrannt worden waren.

Rußland.

Ueber militärische Vorgänge in Warschau verlauten Einzelnheiten, die von verschiedenen Seiten bestätigt werden und dazu angethan sind, eine er­höhte Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen. Die in Warschau stehenden Garderegimenter haben den Be­fehl erhalten, sich zum Abmarsch nach Moskau zu rüsten. Dieser Spaziergang der Petersburger und Warschauer Garde wird die Kleinigkeit von 2 500 000 Rubel kosten. Ueber allzu große Sparsamkeit kann man daher nicht klagen.

Türkei.

Beyrut, 12. März. Die Reise des Prinzen Friedrich Karl von Preußen in Syrien war reich an überraschenden Erscheinungen und Mühen aller Art. Gar mancher aus der Begleitung des Prin­

zen meinte, daß die Beschwerden eines Feldzuges nichts seien im Vergleich mit einer solchen Reise in Syrien. Das Wetter war aber auch so außeror­dentlich ungünstig wie schon seit vielen Jahren nicht. Regen, Schnee und Stürme gab eS in Hülle und Fülle. Daher mußte auch der ursprüngliche Reise­plan abgeändert werden. Prinz Friedrich Karl be­gab sich von Jerusalem nach Nazareth, von da nach St. Jean d'Acre, Tyrus und Saida (Sidon) und langte am Sonntag den 4. März in Beyrut an. Hier war eine Menschenmenge von gewiß 4000 Per­sonen Sr. k. Hoheit entgegengekommen, allein der Prinz hatte einen anderen Weg genommen, und so mußten die guten Leute in die Stadt zurückkehren, ohne ihn gesehen zu haben. Mittwoch den 7. März setzte der Prinz seine Reife nach Damaskus und Palmyra bei günstigerem Wetter fort. Er wird in Kürze nach Beyrut zurückkehren, um sich hier auf einem deutschen Kriegsschiff einzuschiffen. Die freund­liche Aufnahme, welche der Prinz überall gefunden, war ein neues Zeugniß der guten Beziehungen des deutschen Reiches zu der Türkei.

Amerika.

Im Staate New-Aork leben die meisten Advokaten. Dort finden unter einer Bevölkerung von etwa 5 Milk. Menschen nicht weniger als 8000 bis 10000 Advokaten ihr tägliches Brot. In ganz England gibt cs nu r 1100012 000 Advokaten.

Kandel K Verkehr.

Hcrrcilberg, 22. März. Der in heutiger General­versammlung veröffentlichte Rechenschaftsbericht hiesiger Vor­schuß bank E. G. weist voin abgelaufencn 17. Geschäftsjahr einen Gesammtumsatz nach von .L 1377 147.73. Die Mit­glieder erhalten von den dividendenberechtigten Monatsein­lagen eine Dividende von 5 Proz., das Guthaben der Mit­glieder aus Monatseinlagcn und Dividenden beträgt Mark 178 021.86. Der Reservefonds hat nunmehr die Höhe von 16 203.67 erreicht. Verluste kamen keine vor. Die Mit- gliederzahl beläuft sich auf 564. __

Zum ersten April.

Bismarks Geburtstag.

Ein deutscher Eichbaum.

Da wo der edle mächt'ge Baum Die Neste schützend breitet aus,

Fühlt man in seinem Schatten kaum Der Sonne Gluth, des Sturms Gebraus.

Und Viele schauen staunend auf,

Und Preisen dankbar solche Kraft,

Die rastlos in der Zeiten Lauf Für uns so vieles Gute schafft.

Doch was auf Erden gut und groß,

Dem fehlen Feinde nimmermehr;

Das ist auch dieser Eiche Loos:

Ihr droht ein ganz Pigmäen Heer!

An Wurzeln, an der Rinde nagt Begierig mancherlei Gethier,

Das Neid und Eigendünkel plagt;

Gern fällten sie die Eiche hier!

Und könnte sich das grüne Laub Nicht selbst so kräftig schütteln gar,

Würd' cs der schwarzen Käfer Raub,

Die summend stechen immerdar.

Der Eiche Gipfel überragt Die andern Bäume alle weit,

Dafür an deren Marke nagt Der Grimm ob eigner Niedrigkeit.

Den Boden selbst, auf dem sie stehen,

Die Großen wie die Kleinen all

Wohl ließen sie ihn untergehen:

Käm' nur die Eiche erst zu Fall!

Wie's immer in der Welt so geht,

So denkt manch Bämnlein, mancher Strauß: Der Eichbaum nur im Wege steht,

Sonst säh' man meine Größe auch."

Muß denn nicht jeder schöne Wald Aus Bäumen groß und klein bestehn,

Mit Laub von mancherlei Gestalt,

Und jede Art hübsch anzusehn?

Stünd' jeder nur am rechten Ort,

So wüchse jedem eine Krön'!

Und in der Eiche Schatten dort Trotzt' man getrost der Feinde Droh'n.

Ja, unfern Eichbaum schütze Gott!

Mit ihm den ganzen deutschen Wald;

Mach seine Feinde bald zu Spott,

D lange noch fein Ruhm erschallt! _

Hiezu Nr. 27 des Deutschen Unterhaltungsblattes.