neralstabschefs vom 10. Armeekorps in Hannover begleitet. Der neue Kriegsminister gehört auch zu den militärischen Lehrern des Prinzen Wilhelm. Die Stellung des Generals v. Verdy, Direktors des Allgemeinen Kriegsdepartements im Kriegsministerium, gilt als erschüttert.

Berlin, 9. März. Die Nachricht, daß Ge­neral v. Albedyll, der Chef des Militärkabinets, seine Entlassung einreichte, wird nicht bestätigt.

Eine schlimme Entdeckung ist in Berlin ge­macht worden. Ein dortiges Ehepaar hat seit län­gerer Zeit die Abtödtung keimenden Lebens gewerb­lich betrieben. Eine große Anzahl von Personen, man spricht über 50, meist den besten Familien an­gehörend, sollen in das verbrecherische Treiben ver­wickelt sein.

Die Besserung in dem Befinden des Fürsten Bismarck hat, wie verlautet, nicht lange angehal­ten. Mit der Aenderung der Witterung haben sich die alten Schmerzen wieder gezeigt.

Die besonderen Auszeichnungen, mit welchen der Prinz von Wales in Berlin ausgenommen worden, werden, so schreibt die Köln. Ztg., lebhaft besprochen. Die größte Auszeichnung war der Feld­marschallstab, den der Kaiser ihm persönlich über­geben haben soll. (Nach der Nat.-Z. fand nur diese Ueberreichung, nicht die Ernennung zum Feldmar­schall statt, da der Prinz schon englischer Feldmar­schall ist. Von englischen Militärs war bisher nur Wellington preußischer Feldmarschall.) Voraussicht­lich werden die Höfe von Berlin und London wäh­rend des nächsten Menschenalters von dem Bestreben beseelt sein, die Beziehungen zu einander zu erhal­ten. Und dieses Verhältniß beruht nicht bloß auf der Verwandtschaft der regierenden Familien, son­dern auch auf der Gesinnung der höher gebildeten Klassen beider Nationen, die Sinn haben für die Stammverwandtschaft der german. Völker. Hat sich doch in Berlin wie in London eine Gesellschaft ge­bildet, die sich die Pflege freundnachbarlicher Bezie­hungen zwischen Deutschland und England zur Auf­gabe gestellt hat. Es thut freilich noch noth, an der Beseitigung von Mißständnissen zu arbeiten. Selbst der Prinz von Wales war wohl ein Freund Gam­be t t a s; von seiner Freundschaft für Deutschland hatte man bis jetzt nichts vermerkt. Herrn Glad­stone aber kann man ohne Uebertreibung einen Deut­schenfeind nennen. (Sch. M.)

Wie man hört, sollen die Verhandlungen mit den süddeutschen Staaten bezüglich der Postwerth - Zeichen neuerdings einen recht befriedigenden Verlauf nehmen, eine Reihe von Vereinfachungen sei bereits vereinbart und derAbschluß der Berathungen stehe bevor. Oesterreich-Ungarn.

Wien, 8. März. Heute begann der Prozeß gegen die 29 Sozialisten, welche des Hochverrates, theilweise auch des Raubes bezw. der Theilnahme am Raube angeklagt sind, der an dem Schuhmacher­meister Merstallinger verübt wurde, um Mittel für die Organisirung revolutionärer Klubs zu beschaffen. Die Verhandlungen dürften etwa 14 Tage dauern. Schweiz.

In La Roche (Kanton Freiburg) war ein Mädchen während der Messe allein mit der Zube­reitung des Essens in einem einsam stehenden Hause beschäftigt, da drang ein Räuber in die Küche und verlangteGeld oder Blut!" Das Mädchen wies ihn zurück, ergriff, als er die Drohung wiederholend, auf sie eindringen wollte, die Pfanne voll siedender Butter und warf sie ihm in das Gesicht. Laut auf­schreiend vor Schmerz machte sich der Missethäter von dannen.

Frankreich.

Paris, 9. März. Bei einem Meeting stellen­loser Arbeiter hatten sich etwa 5000 Personen auf der Esplanade des Invalides versammelt, gegen welche mehrere Sturmangriffe seitens der Polizei ge­macht wurden. Es sind zahlreiche Verhaftungen vorgenommen worden, darunter die der Louise Mi­chel. Die Truppen consignirt, das Elysee und die Ministerien waren durch die Garde republicaine be­setzt. Augenblicklich ist Alles wieder vorüber.

Paris, 10. März. Für Morgen sind ernste Unruhen zu befürchten. Die legitimistischen Depu­taten und die monarchische Presse schüren. Die Regierung ist zu ganz energischen Maßregeln fest entschlossen. Im Ministerrath ging es stürmisch her. Im Publikum wächst die Besorgniß, Patrouillen Ziehen durch die Arbeiterquartiere. (Fr. I.)

Paris, 10. März. Ein Haufen von Demon­stranten versammelten sich gestern Abend wiederholt auf dem Boulwardplatz und auf dem Saint-Germain unter Führung von Louise Michel und plünderten mehrere Bäckereien.

Die größte Festung, der Welt ist Paris. Der äußere Befestigungsgürtel hat eine Länge von 125 Kilometern und schließt einen Flächenraum von 20 Quadratmeilen ein. Es ist also mehr wie eine befestigte Stadt, es ist eine befestigte Provinz. Sämmtliche Festungen der Welt könnte man auf die­sen Raum unterbringen. Die Befestigung besteht aus der bastionirten Stadtumwallung, 16 Außen­forts und der neuen aus 20 Forts gebildeten Linie. Die Kosten des Baues betragen Alles in Allein 240 Millionen Francs. 140 000 Mann mit 1100 schwe­ren Geschützen sind zur Besatzung erforderlich. Zur Belagerung würde ein Heer von 500 000 Mann mit der entsprechenden Geschützzahl kaum ausreichen.

Eine reiche Phantasie haben die Redakteure des in Lyon erscheinenden Republicain, in dem zn lesen ist: Ganz Deutschland wird von Bettlern durchzogen. 'An ein­zelnen Orten mußten Truppen aufgeboten werden, um sie zu zerstreuen. Das Elend ist so groß, daß für viele dieser Un­glücklichen das Gefängniß einen beneidenswerthe» Zufluchtsort bildet. In Baden und Württemberg, die früher so blühend waren, sind die Bettler so drohend geworden, daß die fried­lichen Bürger sich gezwungen sehen, Feuerwaffen zu tragen, um ihre Häuser zu schützen."

Italien.

Das Herz des verstorbenen Papstes Pius IX. ist vor Kurzem in dem unterirdischen Gewölbe der Peterskirche beigesetzt worden, ohne daß bei diesem Anlaß andere Ceremonien als die kirch­lichen erfolgt sind, und auch diese wurden ohne Ge­pränge vollzogen. Das Herz ist deßhalb in der un­terirdischen Gruft von St. Peter beigesetzt worden, weil die Herzen der Nachfolger Petri in der Nähe des Grabes des Apostelfürsten ruhen sollen. Dänemark.

Leith, 9. März. Der DampferNavarrc" ist auf der Fahrt von Kopenhagen nach Leith ge­sunken. Nur 16 Personen wurden gerettet, darun­ter der Bootsmann und 5 Passagiere.

England.

London, 8. März. DenDaily News" wird aus Berlin gemeldet, es gehe in Baden das Gerücht, die Krankheit Gortschakoffs sei die Folge ihm gereichten Giftes. Eine Untersuchung sei einge­leitet.

Rußland.

Einen großen Thcaterschrecken gab es (so schreibt man der St. Petersburger Nowoje Wremja) am 25. vor. Mts. im Stadttheater zu Nischnij Nowgorod in Rußland. Es wurde Schiller'sKa­bale und Liebe" aufgeführt, als Plötzlich im letzten Akte von der letzten Galerie die Rufe:Feuer! Wir brennen! Rettet Euch!" ertönten. Kaum waren jene Worte gehört, als das Publikum ernen ohrenbetäu­benden Lärm erhob und zu den Ausgängen stürzte. Es entstand ein fürchterliches Gedränge.... Vielen Frauen und Kindern wurden die Rippen gebrochen: in den Gängen fielen einige Personen, denen der Brustkorb eingedrückt war, leblos zusammen. Das Unglück wäre noch weit ärger geworden, wenn die Schauspieler nicht auf die Bühne getreten wären u. das hinausstürmende Publikum beruhigt hätten, daß im Theater gar kein Feuer ausgebrochen sei. Erst als das Unglück geschehen war, klärte sich die Lage auf. Die Feuerrufe waren von einigen Taschendieben erhoben worden, um im Gedränge stehlen zu können. Egypten.

Ein Privat-Telegramm der Presse aus Ale­xandrien vom 5. März meldet: Die egyptischen Truppen haben die Insurgenten in Sudan ge­schlagen; derfalsche Prophet" soll 2000 Mann auf der Wahlstatt gelassen und die Egypter unbe­deutende Verluste erlitten haben. Das Dar-Seeaar, die weitläufigen Landschaften am blauen Nil, von wo der Mahdi seine gefürchtete Reiterei bezogen, ist in Folge dieses siegreichen Treffens den Eqyptern wieder geöffnet. (Fr. I.)

Afrika.

Das Saharameer soll nun doch zu Stande kommen. Herr von Lesseps tritt dafür mit seinem Namen ein, und was Herr Lesseps bisher noch be­gonnen, das hat er auch durchgeführt (so sagen seine Leute). Die Untersuchungen sind ungefähr be­endet und er begibt sich dieser Tage an Ort und Stelle, um womöglich die Sache gleich in Angriff

zu nehmen. Abd-el-Kadcr, der für den Plan schwärmt, hat ihm Empfehlungsschreiben an die Marabuts und Scheikhs übersandt, worin sie ersucht werden, dem fremden Mann, der ihr Eigenthum schützen werde, ihren Beistand zu leihen.

Handel L Verkehr.

Stuttgart, 8. März. Wie wir hören, hat der Kon­kursverwalter der Volks bank, E. G., Schadens er satz­klage gegen die vorinaligen Berwaltungsraths-Mitgliedcr er­hoben. Die Höhe der cinqcklagten Ersatzansprüche soll sich auf 600 000 belaufen.

Calw, 5. März. Am 4. ds. fand eine Ple­narsitzung der hiesigen Handels- und Gewerbekammer statt, in welcher die Berathung des Jahresberichts pro 1882, des Etats pro 1883 stattfand und der Entwurf eines Gesetzes behufs- der Erhöhung der Hvlzzolle zur Diskussion kam. In letzterer Bezie­hung war die Kammer einstimmig der Ansicht, daß die von der Reichsregierung projektirte Erhöhung der Holzzölle, sowohl den berechtigten Interessen der Waldbesitzer als der Holzindustriewerke entspreche. Nach dem Tarif-Entwurf soll künftig der Zoll er­höht werden :

Von Bau- und Nutzholz, roh oder mit der Axt vorgearbeitet, von 100 30 L oder von 1

Festm.. 1 ^ 80 ^ (seither von 100 10 ^ oder

1 Festm. 60 L).

Von Bau- und Nutzholz, gesägt oder auf an­derem Wege vorgearbeitet und zerkleinert, Faßdauben und ähnliche Säge- oder Schnittwaaren, auch unge­schälte Korbweiden und Reifenstäbe, von 100 kg 70 lL oder von 1 Festm. 4 ^ 20 L (seither von 100 ks 25 ^ oder 1 Festm. 1 50 ^Z).

Die in den Motiven zu dem Gesetzes-Entwurf für den Fall dieser Zoll-Erhöhung in Aussicht ge­stellte erhebliche Ermäßigung der Eisenbahnfrachten sür den Holztransport wurde als unerläßliche Vor­aussetzung dieser Maßregel bezeichnet, um den Ueber- schuß an Holz an einem und den Mangel am an­dern Ort des deutschen Reiches möglichst auszu­gleichen.

Aus dem Jahresbericht der Kammer sind fol­gende Punkte hervorzuheben, die von etwas allge­meinerem Interesse sind:

Wander-Gewcrbe.

Seit einer Reihe von Jahren wird in den Jahresberichten der Handels- und Gewerbekammern, in Eingaben von Vereinen und Privaten an die Landes- und Reichsregierung, bittere Klagen über den großen Schaden geführt, welche die Wanderge­werbe dem ausäßigen Handel und Gewerbe zufügen. In dem von dem Hrn. Abgeordneten Wüst Namens der volkswirthschaftlichen Kommission im März 1881 in Folge der bei der Abgeordneten-Kammer einge­gangenen Petitionen erstatteten Bericht, sind die be­stehenden Mißstände in ganz objektiver und gründ­licher Weise dargelegt und nachgewiesen, daß die Besteuerung des Hausirgewerbes, der Wanderlager und Warenauktionen in Württemberg sehr beträcht­lich niederer ist als in Preußen, Baden, Bayern u. Hessen. Aus diesem Gerichte geht hervor, daß die Zahl der Hausircr in Württemberg im Jahre 1863 etwa 3000 betrug, und im Jahre 1880 17 056, also nahezu 6mal so viel, so daß auf je 100 Ein­wohner 1 Haussier und aufl 1 Gemeinde 10 Hau­ssier entfallen. Seit dem Jahre 1880 ist die Zahl der Haussier nicht nur nicht geringer geworden, sie hat sich sogar noch erheblich vermehrt, so daß das Land Württemberg nunmehr von der stattlichen Zahl von 19 629 Hausirern heimgesucht ist. Es kann wohl nicht bestritten werden, daß diese 16000 Hau­ssier, welche wir mehr haben, als im Jahre 1860, alle angewiesen sind, darauf auszugehen, dem ansä- ßigen Gewerbe und Handel seine Kundschaft wegzu­nehmen und es ist ihnen dieß auch nur zu gut ge­lungen. Für den ausäßigen soliden Geschäftsmann, der der bürgerlichen Gesellschaft in jeder Art zu die­nen hat und eine sichere Grundlage für die Steuer- Erhebungen des Staates bietet, tauschen wir ein Heer von Personen ein, welche an diesen Prästatio­nen in vielen Fällen gar nicht, in den meisten Fällen aber nur in ganz geringem Maße theilnehmen, deren Wirksamkeit in wenigen Fällen als eine nützliche, in den meisten aber als eine volkswirthschaftliche nach­theilige bezeichnet wird.

Die wirthschaftliche Commission der Kammer der Abgeordneten hat über die Petitionen, betreffend den Gewerbebetrieb im Umherziehen einstimmig be­schlossen, die K. Staatsregierung zu ersuchen, auf