die fortdauernde Vertretung des Volts durch den Ausschuß, das Recht, daß die zweite Kammer allein das Budget im einzelnen festfetzt. Diese Rechte wä­ren bei einer Revision der Verfassung zu wahren. Dafür, daß die in der Kammer befindlichen Staats­diener die Kosten der Stellvertretung selbst bezahlen, habe er sich schon beim letzten Landtag ausgesprochen. Im Allgemeinen bemerkt Redner noch, daß er zu einem vernünftigen Fortschritt geneigt sei, zugleich aber der Ansicht huldige, daß man Maß halten und sich nicht überstürzen solle. Im Falle einer Wieder­wahl wird sich derselbe sehr geehrt fühlen und be­strebt sein, die Vertretung zur Zufriedenheit der Her­ren Wähler auszuführen. Nachdem Redner seinen Vortrag beendigt hatte, stellte Herr Sann Wald noch einige Fragen über den Hausirhandel und den Geschäftsbetrieb der Musterreisenden, Herr Pslei- derer über die Patentabgaben der Hausirer, Herr Wurst im Namen einiger Wirthe über die Be­steuerung der Privatweineinlagen. Welch' befriedi­genden Eindruck der einsiündige, freie und klare Vor­trag bei allen Anwesenden hervorgebracht, bewies das von Hrn. Verwaltungs-Aktunr Wurst auf den geehrten Redner ausgebrachte Hoch, das den freu­digsten und kräftigsten Widerhall fand.

tz: Haiterbach. Letzten Freitag beehrte Re­gierungsdirektor v. Luz unsere Stadt mit einem Besuche, um den Wählern von hier und Umgegend über seine Thätigkeit im letzten Landtage Bericht zu erstatten, sowie denselben Gelegenheit zu geben, die Aufgaben kennen zu lernen, welche in der kommen­den Legislaturperiode zu erledigen sind und die Stellung, welche er (Redner) diesen Aufgaben gegenüber ein­nehmen werde, falls das Zutrauen der Wähler des Bezirks ihm ein Mandat übertrage. Der 1^/,stün- dige klare Vortrag fand ungetheilten Beifall. Nur ein Wähler, bekannt alsGeist, der stets verneint", glaubte auch dieses mal feiner Oppositionsmanie Luft machen zu sollen. Seine unverständlichen Faseleien wurden indeß von einem Theil der Anwesenden mit Zeichen des Unwillens, von andern mit mitleidigem Lächeln begleitet. Laut eingelaufenem Dekret wurde die hiesige Stadtpfarrei dem Pfarrer Stock mayer in Sulz übertragen.

Wildberg, 17. Dez. Unter sehr zahlrei­cher Betheiligung versammelte gestern Abend im Gast­haus zum Hirsch unser seitheriger Abgeordneter Herr Regierungsdirektor v. Luz die Wähler von hierund Umgebung. Er legte zuerst einen Rechenschaftsbe­richt über seine seitherige Thätigkeit im Landtage ab. Hierauf trug er in einer längeren Rede sein Pro­gramm vor, welches allgemeinen Beifall fand. Red­ner schloß mit der Erklärung, daß sein Grundsatz stets sein werde: Vernünftiger Fortschritt, in allem Maß zu halten, auf stäte Entwicklung hinzuarbeiten, streng zu prüfen und nur das Wohl des Bezirks im Auge zu behalten. Herr Forstmeister Hopfen gärt- ner empfahl hierauf noch mit warmen Worten die Kandidatur des Herrn Regierungsdirektors, und glaubt versichern zu können, daß er mit Glanz aus der Wahlurne hervorgehen werde. Er schloß seine Rede mit einem Hoch auf den Kandidaten als einen guten Deutschen und guten Württemberger.

Wildberg, 17. Dez. (Eingesandt.) Gestern Abend hatten wir die Ehre, unfern bisherigen Land­tagsabgeordneten Hrn. Regierungsdirektor v. Luz in unserer Mitte zu sehen, welcher als Candidat der nächsten Laudtagspcriode sein Programm entwickelte. Es ist unbestritten, daß er alle Anwesenden für sich gewonnen hat. Selbst diejenigen, die für einen Ab­geordneten, der zugleich Staatsbeamter ist, nicht sympathisiren, sind durch die unpartheiische, gerechte, wohlerwogene und erfahrungsreiche Beurtheilung der vorliegenden Fragen überzeugt worden, daß dieser Beamte das Volk aufrichtig zu vertreten und eigene Interessen dem zu Liebe zurückzusetzen vermag, was dadurch genügend bewiesen wurde, daß er die Be­zahlung der Stellvertretungskosten eines Beamten während der Landtagssitzungen durch den Staat als ungerecht beurtheilt und für Aufhebung dieser Aus­lage spricht. Das ist der rechte Sinn eines Abge­ordneten, dieser gehört allen an und nicht einer Parthei. die so gerne herrschen möchte und im Ge­heimen Stimmung zu machen sucht aus Furcht vor einer andern, die sie zu sehen glaubt, im Grunde genommeu aber nicht existirt. Unser Herr Candidat hat durch sein Programm in unverdunkelter, offener und klarer Weise selbst jeneElemente" vollauf befriedigt, deren Ansichten man in gewissen Kreisen

nicht huldigen zu können glaubt. Der Vortrag brachte das Gefühl, daß Herr v. Luz nicht trennen, sondern binden will, daß er ein Herz hat für Alle, hoch und nieder und daß er das menschenmöglich Gerechteste anstrebt. Wären überall solche edel ge­sinnte Candidaten, dann wäre Parteihaß am schnell­sten aus der Welt geschafft. Daher gehören unsere Stimmen alle diesem Ehrenmanne. Mehrere Wähler.

Horb, 13. Dez. Unsere beiden Kandidaten, Nuß bäum er-Rexingen und Erath-Horb, bezw. deren Anhänger, bekämpfen sich in unserem Amts­blatte aufs Heftigste. Wie man hört, wird ;Nuß- baumer, da sein Verhalten im Halbmondsaale aller Welt klar vorliege, von Wahlreisen absehen. Ebenso scheint auch Erath darauf zu verzichten, sich den Wüh­lern persönlich vorzustellen. (N. T.)

Rottenburg, 14. Dez. Noch ist der Mörder des Kaufmann Buß nicht entdeckt. Daß derselbe sich aber stets noch in der Gegend aufhält, darüber gibt ein Brief Aufschluß, den die junge Witwe vor einigen Tagen aus Freundeshand erhalten. Bei einer Schlittenparthie nach Schömberg ins sog.Neu­häusle", das etwas abseits liegt, sahen die Theil- nehmer beim Eintritt in die Wirthsstube einen Mann aufstehen, schnell fortgehen und dem Walde zusprin­gen, den der Briefschreiber als ganz gewiß als den Mörder Straßer aus Balingen erkannt haben will. Es wäre zur Beruhigung der aufgeregten Gemüther dringend zu wünschen, daß derselbe endlich einmal dingfest gemacht würde. (N. T.)

Tübingen, 16. Dezbr. (Schwurgericht.) Heute Mittag 12 Uhr wurde die S2 Jahre alte Friedericke Blum gcb. Hcrrmann von Pliezhausen nach Istündiger Berathung durch den Wahrspruch der Geschworenen sür schuldig erkannt, ihren Mann in der Nacht vom 17./18. Aug. d. I. durch Er­drosselung ermordet zu haben, und wurde auf Grund dieses Wahrspruchs vom Schwurgerichte die Todesstrafe gegen sic ausgesprochen.

Lon der Rottweiler Strafkammer wurde der homöopathisirende Schuster A. Scckingcr von da, vom Landvolkc Professor titulirt, wegen gesetzwidriger Abgabe von Arzneien mit 60 bestraft.

Von der Fils, 12. Dez. Fabrikant Staub von Altenstadt ist, wie man demD. V." schreibt, nicht eines natürlichen Todes gestorben; derselbe hat sich vielmehr am Dienstag den 5. Dezbr. mit einem Revolver in den Unterleib geschossen; er lebte noch einige Tage unter heftigen Schmerzen; bei der Sek­tion wurde das Gehirn nicht ganz normal befunden. Die Beerdigung desselben fand am Samstag statt, und an demselben Tage wurde auch schon die Er­öffnung des Konkurses über sein Vermögen bean­tragt. Ein Haus soll allein eine Forderung von 1 Mill. angemeldet haben.

Brandfälle: In Mühringen (Horb) in der Nacht vom 8./9. Dez. eine mit reichen Vorräthen gefüllte Scheuer und ist dies der zweite Brand in­nerhalb 14 Tagen; in Haslach (Leutkirch) am 11. Dezember ein Wohnhaus sammt Scheuer.

Vom Lande, 12. Dezbr. (Der Bauern Rache.) Ein Bierbrauer bezieht seine Gerste aus dem Magharenlande, verkauft aber sein Bier an unsere Bauern und Gewerbs- leute. Drum wollt er ihnen die Vergünstigung eines Gän- seschmauses zukommen lassen, aber Notabene die Gäste sollten den Schmaus und was drum und dran hängt bezahlen. Er lud der Gäste viele, die wollte» aber nicht kommen, sondern ließen ihm entbieten: Er könne ihre Gerste nicht brauchen, drum können sie auch vom Schmaus nichts wissen. Er solle seine Gäste vom Ungarland kommen lassen.

Die Frau eines Einwohners von Käserthal (Rheinpfalz) wurde jüngst von ihrem 26. Kinde ent­bunden.

Berlin, 14. Dez. Der sozialdemokratische Antrag an den Reichstag, zu erklären: daß er die in Nr. 99 der Drucksachen angeführten Motive zu der vom Bundesrath beschlossenen Verhängung des sogen, kleinen Belagerungszustandes über Berlin, Leipzig und Hamburg-Altona nebst dazu gehörigen Gebieten als eine ausreichende Begründung der erwähnten Maßregel nicht erkennen kann;" ist gestellt von den sozialdem. Abgeordneten und unterstützt durch die volksparteilichen Abg. Köhl, Sonnemann, Hähnle, Mayer (Württ.)

Berlin, 15. Dezbr. Wie dieNordd. Allg. Ztg." hört, besteht in Anbetracht der mehrseitig ge­meldeter Thatsache, daß die Franzosen eine Abnei­gung hegen, Produkte deutscher Industrie zu beziehen und diese Abneigung gegenwärtig wo immer möglich bethätigen, deutscherseits die Absicht, Frankreich gegen­über nicht bei der gegenwärtigen enthaltsamen Zoll­scala zu verbleiben, sondern insbesondere moussirende Weine sowie sogenannte ^rtivlss äs Pario höheren Zollsätzen zu unterziehen.

Berlin, 15. Dez. Minister Scholz erklärte im Abgeordnetenhaus- mit aller Entschiedenheit, daß das Tabakmonopol nicht wieder kommen werde, be­tont aber, daß eine Reichs-Konsumsteuer für geistige Getränke und den Tabak an den Reichstag kommen werde. (Fr. I.)

Im Reichstage ist der Antrag auf Aufhe­bung des Sozialistengesetzes gegen die Stimmen der Sozialdemokraten, des Fortschritts und der Demo­kraten abgelehnt worden. Der Reichstag hat sich bis zum 9. Januar vertagt.

So einstimmig hat sich der deutsche Bundes­rath selten gegen etwas ausgesprochen wie gegen den Antrag Mecklenburgs auf Aufhebung der bürger­lichen Ehe. Alle Regierungen erklärten sich gegen den Antrag und Mecklenburg zog sich verschämt zurück.

DieKöln. Ztg." will die verbürgte Mitthei­lung machen können, daß das Bündniß zwischen dem deutschen Reich und Oesterreich-Ungarn auf eine be­stimmte Frist, nämlich auf fünf Jahre abgeschlossen sei.Es wurde, schreibt das Blatt, am 15. Oktbr. 1879 abgeschlossen, dauert also bis zum 15. Oktbr. 1884; aber es hat sich bisher so bewährt und ver­spricht auch künftig eine so große Friedensbürgschaft für beide Reiche zu bleiben, daß man wohl auf des­sen Verlängerung rechnen kann. Es ist ein Ver- theidigungsbündniß, als dessen wesentlicher Inhalt angegeben wird, daß, wenn eins der beiden Reiche von zwei Seiten zugleich angegriffen würde, das andere Reich zur Hilfeleistung verpflichtet sei. Uebri- gens wird durch das Bündniß keineswegs ausge­schlossen, daß ein Staat dem andern Hilfe leiste, wenn er auch nur von einer Seite angegriffen wer­den sollte. Das hängt von den Umstünden ab. Ueber den Abschluß dieses wichtigen Bündnisses er­fährt man nachträglich noch einige nähere Umstände. Man weiß, wie große Mühe es gekostet hat, den Kaiser Wilhelm zur Unterzeichnung zu bewegen. Fürst Bismarck hatte die Verabredung in Wien mit den österreichischen Staatsmännern und in Gegen­wart des Kaisers Franz Joseph getroffen, konnte aber nicht im Voraus bestimmen, ob es ihm ge­lingen werde, die Zustimmung seines kaiserlichen Herrn zu erlangen. Doch setzte er sein Reichskanz­leramt an diese Angelegenheit. Man erinnert sich, daß Graf Otto v. Stolberg-Wernigerode nach Ba­den-Baden reiste, wo sich damals die kaiserlichen Herrschaften aufhielten, um die Genehmigung des Kaisers zu erwirken. Es wird versichert, daß da­mals Fürst Bismarck zur Unterstützung des Grafen täglich an den Kaiser geschrieben und jedem seiner Briefe eine kleine Denkschrift beigelegt habe. Diese Bismarck'schen Promemorien von 1879 werden als kleine Meisterstücke gepriesen. Kaiser Wilhelm kam es sehr schwer an, einen Vertrag zu unterzeichnen, der zwar nur ein Vertheidigungsbündniß sein soll, aber doch möglicherweise gegen Rußland zur Aus­führung kommen könnte, während er stets ein inniges Verhälrniß zu Rußland und seinem theuren Freunde Alexander II. als Grundlage seiner Politik betrach­tete. Er machte bei der Erthcilung seiner Unter­schrift die Bedingung, daß nach Petersburg Mit­theilung über den Vertrag zugleich mit Betonung des ausschließlich friedlichen Zweckes desselben ge­macht würde. Der Vertrag selbst scheint nicht nach Petersburg mitgetheilt zu sein. Offenbar hindert er nicht, daß die verbündeten Mächte zu Rußland in den freundlichen Beziehungen stehen können, wie dies denn gegenwärtig glücklicherweise der Fall ist. Da­für bürgt schon die Reise des Herrn v. Giers nach Varzin, die mit Vorwiffen und auf Wunsch des rus­sischen Kaisers unternommen wurde." (St.-A.)

DasD. Tgbl." beschäftigt sich in seiner Nr. 342 mit demSubmissionswesen" und macht die Bemerkung: Beständen noch Innungen u. Zünfte in ihrer alten Kraft und Zucht, so wäre ein Aus­weg nahe zur Hand. Man könnte die Sache der Zunft übertragen und sich aus freier Hand mit ihr einigen. Dadurch würde die Möglichkeit ungerechter Bevorzugung einzelner, wenigstens von Seiten der vergebenden Behörde, wegfallen und die Zunft hätte das eigene Interesse, die Ausführung zu überwachen. Leider fehlen hierzu die Vorbedingungen, und wie die Verhältnisse jetzt liegen, dürfte es am gerathen- sten sein, statt der geheimen Submission eine öffent­liche Lizitation anzustellen, mit dem Vorbehalte, un­ter den Bewerbern ohne Rücksicht auf ihr Gebot freie Auswahl treffen zu können. Die Oeffentlichkeit wird dann am sichersten gegen unerlaubte Begünsti-