vorhergehenden Jahre betreffen, sind in die neuen Register einzutragen.

Nagold, den 6. Dezember 1882.

K. Amtsgericht.

Daser, O.-A.-R.

Tages Neuigkeiten.

Deutsches Reich.

Wildberg, 5. Dezbr. Wie sehr in ge­genwärtiger Zeit geschwindelt wird und wie es immer noch Leute gibt, welche auf den Leim gehen und alles glauben, was ihnen vorgemacht und vorge­plaudert wird, davon zeugt folgender Vorfall. Kürz­lich stellte sich bei einer hiesigen, ärmeren Familie ein fremdes, gut gekleidetes Frauenzimmer ein und gab sich als eine alte Bekannte aus. Unter anderem gab sie an, sie sei eine reiche Witwe und sei gekom­men, um den ärmeren Leuten Geschenke zu machen. Sie übernachtete nun daselbst und ließ sich das Essen vortrefflich schmecken. Des andern Morgens nahm sie das siebenjährige Töchterchen mit unter dem Vorwand, sie wolle demselben in einem Laden etwas kaufen. Statt aber in einen Laden zu gehen, gieng sie mit demselben in der Richtung Calw zu. Nachdem das Mädchen etwa eine Stunde weit mit­gegangen war, fing es an zu weinen, weßhalb sie es heimschickte und fast ganz erfroren nach Hause kam. Unter ähnlichen Versprechungen blieb dieses Frauenzimmer auch in Holzbronn übernacht und nahm des andern Morgens ihre Quartiergcberin mit nach Calw, um ihr daselbst Kartoffeln, Schmalz u. dergl. kaufen zu können. Auf dem Bahnhofe sollte nun die Holzbronner Frau warten, bis ihre Wohl- thäterin in der Stadt bei einem ihrer Bekannten Geld geholt habe. Allein sie kam nicht mehr und so mußte die arme Frau leer nach Hause gehen. Außerdem kam sie noch um ihren Regenschirm und Armkorb, den die Schwindlerin auch mit sich genom­men hatte. Also aufgepaßt!

Während vor Kurzem in Mössiugcn OA. Tübingen der Herr Obernmtman», der Herr Schultheiß und der ganze Gemeinderath ans dem Rathhaus versammelt waren, macht isich irgend ein schlechtes Subjekt das Vergnügen, sammtliche Stöcke und Schirme, welche die Herren im Ochrn ausgestellt hatten, an- oder abznsägcn. Am schlimmsten kam dabei ein Gemein- dcrath weg: dessen Schirm hatte der Unhold mit seinen eige­nen Exkrementen gefüllt, znsammengewickelt und unter der Treppe versteckt.

Brandfälle: In Weingarten am 30. Nov. ein mit großen Vorräthen gefülltes Oekonomiegebäude; in Reichenbach (Göppingen) am 1. Dez. ein Wohn­haus samt Scheuer.

fVenusdurchgang.) Die Venus, der bekannte Mor­gen- und Abendstcrn, wird am 6. Dezbr. vor die Sonncnschcibe zu stehen kommen, ein Ereigniß, das keiner der gegenwärtig auf Erden Wandelnden jemals wieder erleben wird. Der Bor- übermarsch vor der Sonne dauert von Nachmittags halb 3 Uhr an ungefähr 6 Stunden.

Donaueschi ngen, 30. Nov. Ein junger kräf­tiger Bauer brüstete sich hier häufig mit seiner Stärke. Vor ein Paar Tagen neckte er im Wirthshaus einen Schneider und forderte denselben zum Ringkampfe auf. Der Schneider nahm die Forderung an und warf den Uebermüthigen derart zu Boden, daß der Unterliegende eine Fußverrenkung mit Knochenbruch davontrug. Im Bett wird der junge Bauer jetzt seine freiwillig übernommene Herkulesrolle wohl ver­wünschen.

München, 4. Dez. Der König hat zur au­genblicklichen Unterstützung der durch die jüngsten Hochwasser Beschädigten die Summe von 40 000 ^ zur Verfügung gestellt.

Zw ei brücken, 4. Dezbr. Heute früh erschoß die 20- jährige Katharina Mohr, Tochier eines Maurermeisters, den in ihrem elterlichen Hanse wohnenden 22jährigcn Buchhalter Heiß aus Waldkirch in Baden, als derselbe aufs Bureau -gehen wollte, im Hansgange und gab sich dann selbst einen Schuß, den, sie nach mehreren Stunden erlag.

Wittenberg, 30. Nov. DieSaale-Zeitung" berichtet, es habe sich Hierselbst ein Konnte gebildet, das sich die Aufgabe gestellt hat, in Wittenberg Re- formationsspiele nach dem Muster der Passionsspiele in Oberammergan einzuführen. Man beabsichtigt die Hanptmomente aus Luthers Leben zur Darstellung zu bringen und das erste Reformationsspiel an dem zu Luthers vierhundertsten Geburtstag in Aussicht genommenen Lutherfeste aufzuführen.

Berlin, 30. Nov. Der Reichstag beräth in dritter Lesung den Antrag Winterer-Germain, betref­fend die fakultative Zulassung der französischen Sprache im Landesausschuß von Elsatz-Lothringen. Minister v. Bötticher bekämpfte die Forderung und erkärt, es sei keine Aussicht Vorhänden, daß der Bun­

desrath einen solchen Antrag jemals zum Gesetz wer­den lasse. Achtzig Prozent der reichsländischen Be­völkerung gehörten dem deutschen, nur elf dem fran­zösischen, die übrigen einem gemischten Sprachgebiete an. Von einer Nothwendigkeit der Zulassung der französischen Sprache darf daher nicht gesprochen werden. Ans dem Jubel der französischen Presse über die bloße Einbringung des Antrages kann man die politische Spitze desselben deutlich erkennen. Ben­nigsen spricht gleichfalls gegen den Antrag und zwar unter Hinweisung auf das ziffermüßig viel stärkere Polenthum in Posen, dem man ein Zngeständniß, wie es die numerisch viel schwächere französische Par­tei fordert, niemals gemacht. Um die Reichslande wird man mit Frankreich nochmals kämpfen müssen, wenn die in der Republik wogende Gährung zum Austrage kommt; in der Zwischenzeit darf man die französischen Sympathien in den Reichslanden unter keinen Umständen stärken; auf eine solche Stärkung zielt der Antrag in letzter Linie ab. Windthorst tritt für den Antrag ein und führt aus, derselbe sei ganz und gar ohne politische Bedeutung. Deutsch­land werde die Neichslande zu behalten wissen, auch wenn zuweilen in Straßburg französische Reden ge­halten werden. Das Hans lehnte denselben mit 153 gegen 119 Stimmen ab.

Berlin, 2. Dez. Bismarcks verlorener Post­beutel ist anscheinend unversehrt, aber außerhalb des gewöhnlichen Weges aufgefunden worden.

Berlin, 4. Dez. Fürst Bismarck ist gestern Mittag in Berlin angekommen.

Berlin, 4. Dez. Fürst Bismarck empfängt heute den Gesandten v. Schlözer. In klerikalen Kreisen erblickt man hierin einen günstigen Stand der Aussichlcn für den Ausgleich.

Berlin, 4. Dez. Am Freitag traten aus al­len Fraktionen des Abgeordnetenhauses die in Rhein­land gewühlten Abgeordneten zu einem Comite zu­sammen, was gegenüber den furchtbaren Ueberschwem- mungen zu thnn sei. Dasselbe veröffentlicht in den Blättern bereits einen Aufruf um Beiträge.

DieNordd. Allg. Zt." sagt, Giers' Besuch in Varzin scheine den polnischen Blättern sehr un­erwartet gekommen und höchst unbequem zu sein. DieGazeta Narodowa"' habe bereits gewisse Maß­regeln anfgezählt, welche sie mit freudiger Zuversicht erfüllten und nach ihrer Meinung die Hoffnung er­wecken mußten. Rußland stehe am Vorabend eines Krieges mit einem seiner Nachbarn. Dieselbe wisse nicht recht, wie sie die Varziner Zusammenkunft mit jenen kriegerischen Vorbereitungen in Einklang bringen sollte, kommen aber schließlich doch zu der Ansicht, daß mit Giers' Reise die einstweilige Aufrechterhal­tung des Friedens bezweckt sei. Die Aeußerungen des Blattes zeigten, mit welchen Hoffnungen die pol­nische Jnsurrektionspartci sich hcrumtage. Alle Welt wünsche den Frieden, die Polen sehnten sich nach dem Krieg und zwar, was besonders charakteristisch sei, nach einem Krieg, dessen Schauplatz die polni­schen Provinzen seien.

Bei Orlamünde wurde kürzlich die Leiche eines unbekannten Mannes aus der Saale gezogen und wegen vorgeschrittener Verwesung unweit des Ufers der Erde übergeben. Da kamen eines Tages Leidtragende und erklärten, daß der Unbekannte mit großer Wahrscheinlichkeit ein vermißter, kinderloser, bei dem großen Wasser verunglückter Schwager sei, und sorgten für die Beerdigung des Verlebten auf dem Gottesacker. Ohne Kosten ging das nicht ab, auch sollte der arme Schwager mit einem Grabdenk­mal bedacht werden. Man sagt, daß der Verlebte ein hübsches Erbe hinterlassen habe, und ob sich die Leidtragenden auf der Heimreise mit dem Gedanken eines Erbschaftsantrittes zu befreunden suchten, ist un­bekannt geblieben. Genug, als sie nach Hanse kamen, sitzt der eben beerdigte liebe Schwager kreuzfidel am Tische, eingehend mit dem Genüsse von Klößen be­schäftigt.

Metz, 4. Dez. Die von dem Bischof Dupont des Loges getroffene Anordnung, daß in allen hie­sigen Pfarrkirchen an jedem Sonntag einmal deutsch gepredigt wird, hat hier in allen Kreisen lebhafte Anerkennung gefunden, die Protestler selbstverständlich ausgenommen.

Italien.

Rom, 1. Dez. Minister v. Giers wurde heute Mittag vom König und der Königin empfangen.

Neapel, 29. Nov. Der Fürst Filangerie schenkte der Stadt sein prachtvolles Museum. Der Gemeinderath dankte

für die hochherzige Schenkung, und die Steuerbehörde setzte ihm dem Schenkgcbcr 300,000 Lire Schenkungsgcbühr au. Der Fürst eilte nach Nom und sagte dem Fiuanzministcr: In diesem Fall wird Neapel, so viel Ueberwinduug es mich kostet, meine Sammlung nicht bekommen. In Paris bietet man mir 3 Säle im Louvre an, das nehme ich an: man wird daun im Katalog lesen:Die Sammlung war für Neapel be­stimmt, aber die Habsucht des ital. Fiscus hat sie ins Ausland getrieben." Der Minister will dem Parlament ein Gesetz un­terbreiten, um derartige Schenkungen von der Steuer zu be­freien.

In Mailand wüthet seit einigen Tagen ein deftiger Straßenkampf gegen die Cy lind crhüte: man will auf solche Weise die Bevölkerung zwingen, wieder den Garibaldihut auf­zusetzen. Die Polizei daselbst hat nun beschlossen, die Rechte des Cylinderhutes mit aller Macht zu schützen und jeden An­griff gegen denselben mit einer Geldstrafe zu ahnden.

Schweiz.

St. Gallen, 2. Dez. Der große Rath hat die Einführung der Todesstrafe in zweiter Berathung mit 100 gegen 47 Stimmen beschlossen.

Frankreich.

Paris, 30. Nov. Von der Rhone und Ga- ronne werden Ucberschwemmnngcn gemeldet.

Tr^tz aller Dementis behauptet Rochefort: Gambetta beabsichtigte zu heirathen und hatte des­halb mit jener seit einigen Tagen in allen Blättern erwähnten Dame, die ihm nahesteht, einen heftigen Auftritt, der mit dem Pistolenschuß endete."

DerKreuzztg." wird aus Paris gemeldet: Hier herrscht allgemein eine sehr trübe Stimmung, Man fürchtet vor Ende des Jahres einen neuen Bör­senkrach. Gleichzeitig wirkt die Ungewißheit der po­litischen Lage bedrückend. Alle Welt ist darüber ei­nig , daß cs mit der gegenwärtigen republikanischen Regierung nicht mehr lange weiter geben kann. Ir­gend welche Anssicht auf einen Bestand bietenden Ersatz ist aber noch nicht gefunden."

Ein furchtbares Unglück ereignete sich vor Kurzem tu Crozou iu dem französischen Departement Fiuistbrre. In nächtlicher Stunde brach nämlich auf dem Dache des Mairic- gebäudes ein Brand ans, und in weniger als einer Viertel­stunde stand das ganze Gebäude iu Hellen Flammen. In dem Hause war die Kommunalschule uutergcbracht: der Direktor wohnte mit seiner Familie im ersten, zwei Lehrer mit zwölf Zöglingen im Alter von 10 bis I I Jahren im dritten Stocke. Als der Brand auSbrach, war woht die Löschmannschaft bald zur Stelle, allein die Apparate waren alle äußerst mangelhaft, auch fehlte es an Wasser. Der Direktor und seine Famili- einer der Lehrer und drei Knaben wurden gerettet, die Ucbr gen fanden den Tod in den Flammen und winden erst Ta darauf als verkohlte Leichen aus dem Schutte gezogen.

England.

London, 4. Dez. Aus Kairo wird gemel­det, daS Kriegsgericht habe Nachmittags Arabi schul­dig erkannt und das Todcsurtheil ausgesprochen. Der Khedive verwandelte die Todesstrafe in lebens­längliche Verbannung.

London, 4. Dez. Aus Konstcmtinopcl wird gemeldet, daß die Wiedereinsetzung Said Paschas eine Folge der Panik ist, welche den Sultan ergrif­fen hat. Derselbe ist dermaßen von der Furcht be­herrscht, daß er seinen Harem kaum zu verlassen wagt und keine Speisen zu sich nimmt, die nicht in seiner Gegenwart zubereitet worden sind. (Ein armer Mann!) Es verkantet als bestimmt, daß Lord Duf­ferin nicht nach Konstantinopcl zurückkehren wird. Rußland.

Zur Feier der silbernen Hochzeit des deutschen Kronprinzen, so schreibt man dem D. M. Bl. aus Petersburg, beabsichtigen die in Rußland lebenden Deutschen ein großes Asyl für Personen deutscher Nationalität zu gründen, welche ohne eigenes Ver­schulden in Rußland beschäftigungslos geworden sind. Es soll sich dabei nur um zeitweise Aufnahme dieser Personen handeln, denen der Vorstand des Asyls außerdem behilflich sein wird, Arbeit zu verschaffen. Wie verlautet, ist die obrigkeitliche Genehmigung zu dieser Stiftung bereits erfolgt und ebenso die Er­laubnis;, in allen Städten des Reichs Sammellisten aufznlegen.

Egypten.

Aus Kairo erfahren wir, daß der Ausgang des Prozesses gegen Arabi für maßgebend betrachtet wird für die Bestrafung der übrigen Gefangenen. Man erwartet, daß Letztere sämmtlich, vielleicht mit Ausnahme der gar zu stark Compromittirten, wie Suleiman, ebenfalls des Landes verwiesen werden. Als Verbannungsort für Arabi Hort man das Cap, Malta oder die Bermudas-Inseln nennen.

Amerika.

New-Nork, 3. Dez. Auf dem Michigan-See fand die DampfschaluppePeters" durch eine Feuers­brunst ihren Untergang. 13 Personen haben dabei das Leben eingebüßt.