Len ganzen Hergang der Blutthat der Gerichtskom­mission mittheilte.

München, 27. August. Die Malzfabrik von Pasing hat an die Handels- und Gewerbekammer für Oberbayern im Hinblick auf die diesjährige schlechte Gerstenernte das Ersuchen gestellt, sich beim Bundes- rathe dahin verwenden zu wollen, daß den Malz­fabrikanten der Zoll für die aus Oestreich bezogene Gerste, welche zu Malz bereitet wieder ausgeführt wird, zurückvergütet werde. Wie in dem Schreiben hinzugefügt wird, ist in diesem Jahre der Bezug der Gerste aus Oestreich nothwendig geworden und sind die bayrischen Malzfabrikanten durch Bezahlung des Zolles der dortigen Konkurrenz gegenüber bedeutend in Nachtheil gekommen.

Der Wirth Graimel in Penzing bei Wasser­burg wurde von einem Handwerksburschen durch einen Stich in das Herz getödtet, die Wirthin liegt von 9 Stichen getroffen im Sterben. 7 Kindern wurde der Vater entrissen. Man hat den Mörder bereits festgenommen,' derselbe heißt Gustav Metzel, ist 30 Jahre alt, zu Schwarzenberg, OA. Freuden­stadt, im württembergischen Schwarzwald beheimathet und von Gewerbe ein Glasmacher.

Berlin, 29. Aug. Prinz August von Würt­temberg verabschiedete sich gestern brieflich vom Gardekorps, indem er hervorhob, daß er letzterem mit kurzer Unterbrechung 50 Jahre angehört habe.

Berlin, 29. Aug. Die peinlichen Vorgänge, welche in den letzten Tagen in Paris ohne jede Veranlassung gegen den dortigen deutschen Turn­verein in Scene gesetzt worden, haben begreiflicher­weise hier ebenso befremdlich wie unliebsam berührt. Nach den verläßlichen, wohl amtlichen Berichten, welche hier vorliegen, hat inzwischen auch die fran­zösische Regierung ihr lebhaftes Bedauern über diese Ausschreitungen aussprechen lassen und die Versiche­rung hinzugefügt, daß ihrerseits alles geschehe, um Wiederholungen kräftig vorzubeugen. Die Deutschen in Paris waren erklärlicher Weise durch die erwähn­ten Vorfälle in nicht geringe Aufregung versetzt.

Berlin, 30. August. Ein längerer in der Frage der Mischehen gegen dieGermania" gerich­teter Artikel derNordd. Allg. Ztg." führt aus, alle Versuche derGerm.", die früheren Artikel der Nordd. Allg. Ztg." zu widerlegen, seien mißglückt. Das religiöse Gefühl der Protestanten sei tief ver­letzt dadurch, daß man es wage, eine nach bürger­lichem Recht eingcgangene, vom protestantischen Geist­lichen eingesegnele Mischehe für ungültig zu erklä­ren. die Kinder aus solcher Ehe als unehelich zu brandmarken, und damit ihnen das Erbrecht abzu­sprechen. Der Artikel schließt: Die protestamische Bevölkerung Preußens sei tief verletzt durch die Miß­achtung, die man seitens der von derGermania" vertretenen katholischen Kreise in der hohnvollsten Weise gegen den Protestantismus zur Schau trage. Die Protestanten in Preußen werden es nun und nimmermehr dulden, daß auch nur auf einem Fuß breit preußischer Erde der kanonische Satz in Kraft besteht, wodurch eine giltig eingcgangene protestan­tische Ehe für nichtig und die daraus hervorgegange- nen Kinder für Bastarde erklärt werden." (St.-A.)

In Berlin hat sich abermals sein Posten veranlaßt gesehen, auf Personen Feuer zu geben und dabei einen Arbeiter getödtet. Für heute nur die nackte Thatsache, über die die Untersuchung sofort ein­geleitet wurde.

Schlözer's Instruktionen gegenüber der römi­schen Kurie sollen auf Abwarten lauten.

Es gibt einzelne französische Blätter, denen nicht wohl ist, wenn sie sich nicht hin und wieder versichern können, daß es in Deutschland ärger aussieht, als in der ärgsten Räuberhöhle. Seit sich die deutschen Blätter mit dem bevorstehenden Seda »feste beschäftigen, haben verschiedene Pariser Blätter ihr großes Mißfallen darüber ausgesprochen, daß die Deutschen diesen Tag in Deutschland nicht in Sack und Asche begehen wollen. DieFrance" schlägt vor, am Sedanfeste nachstehenden Siegesgesang anzustimmen:Die Husaren singen, die Kanonen donnern, wir folgen alle dem General Wrede (?), der für uns schon manche Schlachten gewonnen hat. Brüder, wenn wir keinen Pfennig mehr in der Tasche haben, laßt uns nach Frankreich gehen, dort finden wir Gold! Brüder, wenn wir keine Sohlen unter den Füßen haben, so laßt uns barfuß nach Frankreich laufen, dort sindcn wir Schuhwerk in Masse! Brüder, wenn wir keinen Wein zu trinken

haben, so gibt's für uns doch einen Trost: in Frank­reich gibt's Wein! Laßt uns dahin gehen und den französischen Fässern den Boden einschlagen." So also soll nach derFrance" auf den deutschen Sedan- festen gesungen werden.Ich möchte glauben", sagt ein Pariser Korrespondent derKöln. Ztg." dazu, daß ein Thei! der französischen Leser wirklich glaubt, daß solche Lieder gesungen werden." Eine weitere Schätzung derFrance" über das, was man den deutschen Ruhm nennt, entbehrt nicht eines besonders erheiternden Charakters. Man höre:Den Degen ziehen für eine Idee, für die Vertheidigung des Vaterlandes, für Erringung der Freiheit? Welche Dummheit! Aber Krieg führen um Geld, Stiefeln und Wein zu erbeuten, ja, das ist was Anderes! Das ist wahrer deutscher Ruhm." Eines ist uns unfaßlich, daß es unter den gebildeten Franzosen Leute gibt, die an solchen Geschmacklosigkeiten Ge­fallen finden. Es hat sich eben in jüngster Zeit aufs Neue überhaupt gezeigt, wie tief eingewurzelt trotz aller scheinbar freundlichen Beziehungen von Kabinet zu Kabinet im Pariser Volk der Haß gegen Deutschland und die Deutschen noch immer ist. Hiezu bemerkt derTt.-A.": Die Thaten der Sansculot­ten sind ja längst in Frankreich vergessen. Viele Leser dieses Blattes erinnern sich wohl von ihren Großvätern gehört zu haben, wie im Jahre 1796 in Württemberg die Franzosen den Leuten nicht bloß die Stiefel von den Füßen gezogen haben, sondern auch Hosen und Röcke, Sackuhren, silberne Löffel u. s. w. mitlaufen ließen. Und wie vor hundert Jahren, so wäre cs heute wieder, wenn diese Gäste wiederkämen. Wenn man heute in die französischen Zeitungen hinein­sieht und die Ansammlung von Deutschenhaß, die darin jeden Tag niedergelegt wird, betrachtet, so muß man sich immer wieder sagen: Abrüstung solchen Geg­nern gegenüber wäre einfach Selbstmord.

In Berlin ist eine interessante Holzsendnng aus Mainz cingetroffen. Es sind die Reste von den Pfahlbauten der Brücke, die von Castell nach Mainz führte und die schon im Jahre 53 nach Christi Geburt nachweislich benutzt worden ist. Die einzelnen Hölzer, Eichen, Rüster, Weiß- und Roth- buchenstämme, sind kerngesund erhalten und an ihrem unteren Ende mit einem Eisenschaft versehen. Ein Theil dieses Holzes soll zur Anfertigung eines Pionier-Gehäuses verarbeitet werden und einen anderen Theil will der Eigenthümer dem Museum überweisen.

Oesterreich-Ungarn.

Prag, 31. Aug. Aus sonst sehr gut unter­richteten Kreisen verlautet, daß die österreichische Regierung wegen der Uebcrhanduahme der socialisti- schen Umtriebe ein Ausnahme-Gesetz wider die Sozial­demokratie ähnlich dem deutschen Oktobergesetz von 1878, vorbereite. ^Fr. I.)

In der letzten Sitzungsperiode des Nieder- österreichischen Landtages ist der Beschluß gefaßt worden, die Regierung sei zu ersuchen, diejenigen landwirthschaftlichen Vermögen, welche von der Zwangspfändung auszunehmen seien, statistisch fest- zustcllcn und dem Reichsrathe einen Gesetzentwurf über die Schaffung eines pfändungsfrcien Vermögens- Minimums für die Landwirthschaft vorzulegen. Wenn so etwas in dem landwirthschaftlich weit besser situirten Oesterreich geschieht, warum soll es nicht in Deutschland geschehen können? Möchten doch unsere landwirthschaft­lichen Vereine sich dieser Angelegenheit sofort mit Nachdruck annehmen und sie nicht eher von der Tagesordnung absetzen, bis ein be­friedigendes Ziel in dieser Hinsicht erreicht ist. Die landwirthschaftlichen Wahlkreise sollten aber kei­nem parlamentarischen Candidaten ihre Stimme geben, der nicht die Verpflichtung eingeht, für ein derartiges Gesetz seine beste Kraft in die Waagschale zu werfen. Frankreich.

Paris, 31. Aug. Der deutsche Turnverein konnte sich gestern in seinem gewöhnlichen Lokal in der Rue Saint Marc nicht versammeln, weil der Besitzer die Hergabe des Lokals verweigerte, viel­mehr diepatriotische Liga" zu einem Bankett cinlud, welches gestern Abend stattfand.

Es ist nicht überflüssig darauf aufmerksam zu machen, daß während die französischen Blätter wie­der in blinder Wuth über deutsche Spionirerci schreien, eben in München ein wirklicher französischer Spion, der eingestandenermaßen für seine saubere Arbeit Tausende von der französischen Regierung be­zogen hat, in regelrechter Gerichtssitzung zur Abur- theilnng gelang.

England.

London, 28. Ang. Eine Depesche Wvlse-

ley's aus Jsmailia vom 27. Aug. schildert die Resultate der Gefechte am Donnerstag und Freitag als weit wichtiger, wie am Samstag angenommen wurde. Der Feind flieht in vollständiger Deroute gegen Zagazig unter Zurücklassung des Lagers mit Waffen, Munition und Vorräthcn aller Art. Der Hauptrathgeber Arabi's, Mahmud Fehmi, ist als Gefangener im Lager Wolseley's. DiePall- Mall-Gazette" dementirt das Gerücht, Wollseley ver­langte Verstärkungen. Wolseley verfügt über ein Korps von 11,000 Mann, 2770 Pferden und 27 Kanonen. (N. T.)

London, 29. Aug. Aus Jsmailia wird ge­meldet, daß das Gefecht von gestern Abend mit der gänzlichen Niederlage der Egypter. welche zehn Ka­nonen verloren, endete.

London, 29. Aug. Aus Jsmailia meldet eine Depesche des Generals Wolsely nunmehr offi­ziell, daß General Graham gestern Abend stark an­gegriffen wurde. Die Cavallerie von der Mahsa- meh-Station kam rasch zur Hülfe herbei und erzielte einen brillanten Erfolg. Elf Kanonen wurden er­beutet, aber mit einem Verlust von über hundert Verwundeten. General Wolseley ist im Begriff, zur Front abzugehen.

London, 31. Aug. Die heutige Meldung der Daily News, daß zwischen Arabi und Wolseley Fric- densunterhandlungen begonnen hätten, wird im Mi­nisterium Hierselbst noch nicht bestätigt. (Fr. I.)

Die englischen Truppen leiden schon sehr an Wassermangel, da Arabi den Süßwasserkanal in Händen hat, und keine Ergänzung des Wassers, d. h. keinen neuen Einfluß vom Nil her gestattet. Es sei, sagt dieN. fr. Pr." das Wasser des Süß­wasserkanals von den englischen Aerzten als untrink­bar erklärt worden, und zwar deßhalb, weil viele egyptische Leichen darin schwimmendieweil darin ersäufet sind u. s. w." Wir glauben auch, daß das Wasser untrinkbar ist oder werden wird, aber nicht aus dem angegebenen Grunde; es müßte denn sein, daß die Egypter ihre sämmtlichen Leichen den Eng­ländern zum Tort ins Wasser würfen. Die Stag­nation, der Mangel an Zufluß, erklärt die Ver­schlechterung des Wassers hinlänglich.

Rußland.

Die Stadt Taganrog (in Rußland, auf einer Landzunge im assowschen Meere) ist innerhalb 3 Ta­gen größtentheils niedergebrannt. Die Nihilisten werden der Brandlegung beschuldigt. (N. T.)

Türkei.

Konstantinopel, 29. Aug. Die Pforte rich­tete eine Note an den griechischen Gesandten Kondu- riotiS bezüglich der Grenzverletzung und der Besetzung von Karalidervand durch eine griechische Abtheilung, was gestern ein Gefecht zwischen türkischen und grie­chischen Truppen herbeiführte. Sieben Türken, dar­unter zwei Offiziere, blieben todt; (der griechische Verlust ist 7 Todte und 12 Verwundete.) Es wur­den 3 Gefangene gemacht und die Griechen wurden delogirt. (St.-A.)

Konstantinopel, 29. Aug. Seit gestern ist eine plötzliche Wendung eingetreten. Die Pforte nimmt die Militärübereinkunst mit einigen leichten Abänderungen, welche Lord Dufferin rolsrouclum genommen, an. Die Veranlassung zu diesem Um­schwung bildet wahrscheinlich die Niederlage Arabis vom 24. und 25. ds. Es bleibt indessen fraglich, ob die englische Regierung die erwähnten unbedeu­tenden Abänderungen nicht benutzen wird, um die Verhandlungen neuerdings zu verschleppen.

Egypten.

Aus Port Said 26. August wird gemeldet: Lesseps äußerte heute im Laufe einer Unterhaltung, er halte noch immer an seiner Meinung mit Bezug auf die Nationalpartei fest und fahre fort, Arabi als einen edlen Patrioten zu betrachten. Er fühle sich glücklich, zu denken, daß er einen großen Antheil daran hatte, Frankreich daran zu verhindern, an einem Abenteuer sich zu betheiligen, welches, wie er glaube, unglücklichere Folgen haben werde, als das von Me­xiko. Lesseps drückte die Ansicht aus, daß der Feld­zug lange dauern und daß die Engländer auf ent­schlossenen Widerstand stoßen werden, ehe sie Kairo erreichten und sicherlich ehe es ihnen gelingen werde, ganz Egypten zu besetzen.

Port Said, 29. Aug. Die Truppen Arabis griffen gestern Abend die englischen Stellungen bei Kassasin an, wurden aber zurückgeschlagen und ver­loren viele Mannschaften und 11 Geschütze. Den

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