Kinder an Diphtheritis, 70 liegen noch schwer er­krankt darnieder. (Sch. B.)

Ein »deutscher Händedruck" brachte einen Maurer in Erfurt in nicht geringe Verlegenheit und für seine Verhält­nisse ziemlich hohe Geldkvstcn. Er muß nämlich einem Zimmer­mann, dessen Hand er bei einer Begegnung so übermäßig drückte, daß der Daumen ausgcrenkt wurde, allwöchentlich 12 und zwar so lange zahlen, bis sein Freund wieder ar- bcitssähig ist.

Köln, 24. August. Ein hiesiger Kaufmann in Hopfen And Malz, früher Agent, jetzt selbstständig, ist vor ewigen Ta

gen auf Reisen

nicht ohne einzelnen hiesigen Und

auswärtigen Bankhäusern und mancher Firma, mit dir er Ge­schäfte machte, '.'.Nstbsäme Andenken zu hinterlassen. Gefälschte

Wechsel, auf denen die Acccpte sehr täuschend nachgemacht sein sollen, will man bereits in der Höhe von N Million Mark entdeckt haben.

Berlin, 22. Aug. Eine Ermittlung, welche seitens des evangelischen Oberkirchenraths in Preußen über die Zahl der ungetaufteu Kinder nach Ein- führungdesZivilstandsgesetzes angestellt wurde, beweist, daß nur in ganz verschwindenden Fällen die Taufe bis zum sechsten Lebensjahre unterblieben ist, und datz, wo die Taufe bis dahin unterblieben war, dieselbe nachgeholt wurde mit dem Eintritt der Kinder in die Schule. In Rheinland (wo die Zivilstandsgesetz­gebung beinahe seit einem Mcnschenalter besteht) und in Westfalen ist in keinem einzigen Falle bei der Einschulung eine Taufverweigerung bekannt gewor­den; in Pommern, abgesehen von Stettin, in einem Falle. In Schlesien wurden 45 Kinder ungetanst cingeschult, von welchen alsbald 25 getauft wurden. In Ost- und Westpreußen wurden 51 Fälle bekannt, von denen bei 31 die Taufe erfolgt ist und nur in 3 Fällen eine bestimmte Weigerung kundgegeben wurde. In Sachsen fanden sich 91 ungetanst ein­geschulte Kinder, von denen 71 nachher getauft wor­den sind. In der Provinz Brandenburg (außer Berlin) fanden sich 32 Kinder, von denen 6 nach der Einschulung getauft worden sind. In Berlin selbst wurden 224 Kinder ungetanst eingeschult, in den Bezirken der Kreissynoden Berlin-Land und Berlin-Källn-Land 32 Kinder. Davon waren schon 108 bis zum Schluß des vorigen Jahres getauft.

Berlin, 22. Aug. Das Centrum ist jetzt entschlossen, bei den Wahlen die Kandidaten anderer Parteien nur zu unterstützen, sofern sie erklären, für die Frcigebung der Spendung der Sakramente und des Messelesens und für Aushebung des kirchlichen Gerichtshofes zu stimmen.

Berlin, 24. Aug. Die heute erfolgte Reise des Gesandten v. Schlözer zum Fürsten Bismarck fällt auf, da die Verabschiedung des Gesandten bei seiner neulichen Anwesenheit in Varzin erfolgt war. Es heißt, Herr v. Schlözer überbringe dem Fürsten Bismarck einen besonderen Auftrag des Kais.:. zu­folge seiner neuerlich wiederholten Audienz.

Berlin, 25. Aug. Der Krcuzzeituug zufolge hat der Kaiser das Abschiedsgesuch des Comman- deurs des Gardecorps, Prinzen August von Württem­berg, nunmehr bewilligt.

Das Proklama, über welchem der Streit betr. die Mischehen entbrannt ist, ist nun auch in Berli­ner katholischen Kirchen, so in der Matthiaskirche in der Potsdamerstraße und in Moabit angeschlagen.

Deutschland und Oesterreich sind eifrig bemüht, die Uebereinstimmung der Mächte durch die Konferenz wenigstens äußerlich zusammenzuhalten, weil sonst, wie ein leitender Staatsmann geäußert haben soll, der Ausbruch größerer Orientkrisen noch in diesem Jahre kaum zu vermeiden sei. Wenn gleich die egyptische Frage zunächst an Gefahr für Europa verloren zu haben scheint, die sonstige Lage des Orients scheint wegen der immer klarer zu Tage tretenden türkcnfeindlichen Gesinnung einzelner Mächte dunkler und bedrohlicher zu werden und mahne zur höchsten Vorsicht.

Metz, 23. Aug. Von dem massenhaften Vor­kommen der Kreuzottern in diesem Jahre kann man sich so meldet die Str. Pr. eine unge­fähre Vorstellung machen, wenn man vernimmt, daß der hiesigen Kreisdirektion seit vergangenen Samstag nicht weniger als 374 dieser Thiere abgeliefert wor­den sind. Wie sehr lohnend der Otterfang übrigens ist oder unter Umstünden sein kann, geht daraus hervor, daß ein Einwohner in Gorze, Namens Ba- cacr, am Samstag 140 und heute bereits wiederum 174 gclödtetc Schlangen nach Metz brachte und von dem Kreisdireclor die ausgesetzte Belohnung von 2 Mark sür das Thier, im Ganzen also 942 Be­lohnung in Empfang nahm.

Straß bürg, 23. Aug. Seit heute Mittag

brennt das größte, etwa 12,000 kbm enthaltende Holzlager der Gebr. Ulrich unter furchtbarem Sturm. Auch das Kohlenlager ist gefährdet. Der Schaden wird auf 180,000 -FL geschätzt. Die städtische und die Militär-Feuerwehr ist unausgesetzt thätig.

Hamburg, 19. Aug. Die Kammerjungfcr einer im Haimoverscheu wohnhaften Gräfin wurde wegen Verdachts, ihr neugeborenes Kind getödtet zu haben, verhaftet. Nachdem sie das Kind ohne jede Hilfe geboren hatte, schlug sie demselben mit einem, Neue Kops und Beine ab, warf diese Theile in ein Closet am Klosterthor und behielt den Rumps bei sich in der Wohnung ihrer Verwandten. Als sie den Besuch einer Freun­din erhielt, vertraute sic sich derselben an mir der Bitte, den Körper des Kindes zu vergraben. Die Freundin machte der Polizei Anzeige, worauf die Verhaftung erfolgte. Die Ma­thilde Otte, t8 Jahre alt, ist ans sehr guter Familie, und hat die That, um ihre Schande zu verbergen, verübt.

Oesterreich-Ungaru.

Wien, 24. Aug. Rußland zieht seit einiger Zeit Truppenmassen an der armenisch-kurdischen Grenze zusammen, wühlt unter den Kurden und unterhält Verbindungen mit dem kürzlich aus Konstantinopel entflohenen Scheikh Obej Dullah.

Wien, 25. Aug. (Fr. I.) Eine Meldung der Presse zum Sozialistenattentat theilt mit, es seien zehn Verhaftungen erfolgt, darunter die des Redakteurs des sozialdemokratischen Organs Zukunft und zwei Frauen. Bei den Hausdurchsuchungen fand sich eine große Correspondenz mit den englischen Arbeiterführern und Most. Die Polizei hat An­haltspunkte, daß der Einbruchdiebstahl bei Graf Andrassy in Pest von derselben Gesellschaft verübt wurde.

Budapest, 24. Aug. In der Tisza-Eszlarer Affaire hat sich heute ein Zwischenfall von unbe­rechenbarer Tragweite ergeben: Drei Zeugen er­schienen vor dem Gerichte und erklärten, daß ihre Aussagen ihnen durch Folter abgezwuugen wurden. Der Commissär habe sie gefesselt und aus das grau­samste gepeinigt, um ihnen die Geständnisse auszu­pressen. Das Gericht nahm über diese Aussagen Protocoll auf. (Fr. I.)

AchtKinderverbaniit. Aus Ipolyfatu (Ungarn) wird unterm 20. ds. geschrieben: Gestern gegen halb 12 Uhr Vormittags kam auf eine bisher noch nicht aufgeklärte Weise in einer am westlichen Ende der Ortschaft gelegenen Scheuer Feuer zum Ausbruche, das thatsächlich binnen wenigen Minu­ten den größten Theil von Jpolyfaln ergriff und in ein hetl- loderndcs Flammenmeer verwandelte. Hiebei haben sechs Eltern­paare zusammen acht Kinder verloren, die ihren Tod in den Flammen fanden. Gerettet konnte säst nichts werden, da wah­rend des Ausbruchs des rasend schnell um sich greifenden Bran­des die erwachsene Bevölkerung sich bei der Ernte auf den Feldern besand. Wahrscheinlich ist die.Entstehung des Brandes einigen mit Zündhölzchen spielenden Kindern zuzuschrciben.

Wie von gewissen Leuten Kapital aus dem Fall von Tisza-Eszlar zu schlagen gesucht wird, geht auS folgender Ge­schichte hervor: ES geschah jüngst in einem Dorse des Trcnk- siner Komitatcs, daß die Magd eines jüdischen Schäch­ters händeringend aus dessen Hause stürzte und wehklagend erzählte, cs hätten die jüdischen Insassen dieses Hauses den Beschluß gesaßt, der Magd das Blut avzuzapfen, und sie sei mit knapper Noth dem Tode entronnen. Die Volksmenge, durch die Erzählung der Magd empört, war schon im Begriffe, das Haus des Schächters in Brand zn setzen, als Plötzlich Ser Slnhlrichter erschien und durch sein ebenso besonnenes wie energisches Einschreiten die erregte Menge von Thätlichkeiten abhielt. Derselbe nahm sofort Len Schächter und dessen Fa­milie, sowie die Magd in Gewahrsam. Nach einem strengen Verhöre gestand Letztere, daß sie von zwei Einwohnern des Dorfes unter dem Versprechen eines später zn erfolgenden Geldgeschenkes zn der schmählichen Anklage bewogen worden sei.

FrankreiS-

Paris, 24. Aug. Paris zählt nach der neue­sten Statistik 82,352 Häuser, während es im Jahre 1876 deren nur 71,783 besaß. In fünf Jahren sind also 10,479 neue Häuser gebaut worden. Die Durchschnittsziffer der Bewohner eines Pariser Hauses beträgt 2627.

Paris, 26. Aug. Es wird ein heute erfoch­tener Sieg der Engländer bei Ramses über das etwa 10,000 Mann starke Haupt-Corps Arabrs gemeldet. Dem Memorial diplomatique zufolge wird Eng­land eine Proklamation erlassen, worin es seiner Uneigennützigkeit Ausdruck geben will.

Paris, 26. Aug. Nachrichten ans Jsmailia zufolge gedenkt General Wvlseley mit 9000 Mann direkt nach Kairo zu marschireu. Das Niveau des Süßwasserkanals sinkt in erschreckender Weise. Arabi setzte einen Preis auf den Kopf des Herrn von Lesseps.

In Marseille ist ein Streik der Fuhrleute ausgcbrochen; 1500 bctheiligen sich daran. Mehrere Werkstätten sind bereits geschlossen, viele Arbeiter entlassen. Ouais und Bahnhof sind überfüllt, letzte­rer derart, daß die nach Marseille versandten Waaren wegen Mangel an Raum nach dem Handelshafen

von Narbonne verschickt werden müssen. Fünf Werk­stätten sind bereits ins Stocken gerathen; wenn der Strike noch einige Tage dauert, so werden 30 Werk­stätten geschlossen und 40,000 Arbeiter arbeitslos. Der kommerzielle Verlust beläuft sich bereits auf 10 Millionen.

Schweden und Norwegen.

Ein König, der sein Leben versichern läßt. König Oskar II. von Schweden und Norwegen hat, skandinavischen Blättern zufolge, vor dem Antritte seiner Reise nach Norwegen sein Leben auf 600,000 Kronen versichern lassen. Die politische Stimmung in Norwegen wird durch diese trockene Meldung cha­rakteristisch illustrirt.

England.

London, 24. Aug. Sämmtliche zehn Mörder der irischen Familie in Mullamorghe wurden ergrif­fen. Drei glaubwürdige Zeugen gegen die Thäter sind vorhanden, dieselben sind benachbarte Farmer.

London, 25. Aug. Die Abendblätter publi- ziren eine Depesche aus Alexandrien, 24. August,

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Meldung eingegangen, daß die Engländer Tel-el- Kebir eingenommen hätten. Sie haben 2000 Ge­fangene gemacht. (St.-A.)

London, 25. Aug. Die Nachricht von der Einnahme von Tel-el-Kebir hat sich bisher nicht bestätigt.

London, 25. Aug. Wie es heißt, verlangt Rußland, daß die Unterzeichnete Konvention der Kon­ferenz vorgelegt werde, daß ferner England in for­meller Weise auf jeden eigenen Vortheil in Egypten Verzicht leiste und die endgültige Lösung der egypti- schen Frage der Entscheidung Europa's überlasse.

London, 26. Aug. Eine Depesche des Ge­nerals Wolseley berichtet von einem neuen Gefecht

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mit den Eghptern am 25. August bei Mahula, wo-

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bei 1500 Engländer die Eghpter schlugen; dabei wurde das Feldlager, fünf Krupp'sche Kanonen, Munition, Gewehre und 75 Eisenbahnwaggons voll Proviant erobert. Der beiderseitige Verlust ist noch unbekannt. Der englische Verlust bei dem Gefecht am 24. Aug. betrug 6 Todte und 12 Verwundete.

London, 26. Aug. Laut Berichten aus Js­mailia von gestern Abend, hielt sich General Wolse­ley am Donnerstag mit 1000 Mann .Infanterie, einer Abtheilung Marinesoldaten, der Gardc-Cavallerie und zwei Geschützen gegen eine egyptische Truppenmacht von 10,000 Mann und 10 Kanonen. Ein brillan­ter Angriff von zwei Schwadronen Garde-Cavalleric benahm dem Feinde die Lust zu einem direkten An­griffe. Trotzdem dauerte der Geschützkampf fort. Auf englischer Seite leisteten zwei Gatling- (Mitrail- leusen) Geschütze gute Dienste. Der Damm zwischen Magfar und Tell-el-Maschuta wurde besetzt. (Fr. I.)

Die schottische Häringsfischerei dürfte die­ses Jahr ergiebiger auöfallen, als seit Menschenge­denken. Die Buchten und Küsten schwärmen förm­lich mit Häringen und die Fischer können kaum Salz genug zum Einsalzen bekommen. In voriger Woche allein wurden in Kirkwall von 200 Fischerbooten 20,000 Crans Häringe gelandet, das Cran zu etwa 10,000 Fischen gerechnet und von anderen Orten kommen ähnliche Nachrichten. Auch an der irischen Küste haben sich ungeheure Häringszüge gezeigt. Rußland.

Petersburg, 21. Augstst. Die Vorberei­tungen zur Krönung haben eine unliebsame Stö­rung erfahren. Die acht Schimmelhengste, welche den Krönungswagen ziehen sollten, sind heute todt im Stalle gefunden worden. Es ist zweifellos, daß dieselben von den Nihilisten, wahrscheinlich durch Gift getödtet worden sind. Alle Gerüchte über den Termin der Krönung, auch die von den Offiziösen verbreiteten, sind unrichtig. Die Krönung wird, wie bestimmt verlautet, urplötzlich angesagt werden.

Petersburg, 24. Aug. Aus kompetenter Quelle wird derKreuzzeitung" geschrieben, daß von einer Reise des Kaisers gar keine Rede sei, ebenso­wenig auch die Krönung in diesem Jahre vor sich gehen werde.

PeterSbnrg, 25. Aug. Den offiziellen Ernre- berichten zufolge ergab das Winterkorn im Durch­schnitt für das ganze Reich einen Mittelertrag. Das Sommer-Getreide verspricht gleichfalls mindesten einen Mittelertrag. Die Heuernte in den östlichen und südöstlichen Provinzen ist reich, in den übrigen Gou­vernements wenig befriedigend.

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