Vagabunden niemals zu solcher Landarbeit entschließen, wie die Erfahrung überall zeigt. Es müssen Herzen und Hände da sein, sie mit Liebe und Freundlichkeit aufzunehmen, ihnen vorzuarbeiten im Schweiße des Angesichts. Möge Wilhelmsdorf und das Vorgehen seines Gründers darin vorbildlich werden! Mögen viele aufstehen, die in solcher Weise „für unser Volk ein Herz" haben! _
Tages-Neuigkeiten.
Deutsches Reich.
sj Nagold, 24. Juli. Die Turnfahrt des hiesigen Turn-Vereins am Himmelfahrtsfest nach Rottenburg erwiderte die dortige Turngemeinde gestern durch einen noblen Besuch des hiesigen Vereins. Nach herzlichem Empfang und nöthiger Erfrischung fand gemeinsamer Spaziergang auf den Schloßberg statt. Nach eingenommenem Mittagsmahl im Hirschsaal, wobei der Gesangverein der Rottenburger Turngemeinde manches schöne Lied ertönen ließ, führten wir unsere Rottenburger Gäste in die schöne Turnhalle, um auch der edlen Turnerei Genüge zu leisten, woselbst zu gleicher Zeit der Gau-Turnwart des Nagoldgaues, Herr Georgii von Calw, die Gau- Vorturnerstunde abhielt. Nach dieser gethanen Arbeit erfrischte und stärkte der edle Gerstensaft im Waldhorngarten die trockenen Kehlen und erschlafften Glieder, auch noch manches schöne Lied erheiterte die jugendliche Turnerschaar und verkürzte den Nachmittag bis zur Trennungsstunde nur gar zu schnell. Ein „Gut Heil" auf das fernere Bestehen der Freundschaft zwischen dem Nagolder und Rottenburger Turn-Verein war der Abschiedsgruß, welcher stürmisches Echo fand.
/V Wildberg, 21. Juli. Das vor 2 Jahren so schwer heimgesuchte Ziegelbachthal, welches von Bulach herzieht und bei der Thalmühle endigt, ist gestern wieder von einem Wolkenbruch betroffen worden. Der Ziegelbach erfüllte das ganze enge Thal, unterwühlte einige Häuser, so daß das Vieh geflüchtet werden mußte, und führte eine Masse Steine, Schutt und Holz aller Art mit sich. Kornfelder und Wiesen hatten sehr zu leiden, letztere werden theilweise nicht mehr abgemäht werden können. Auch Gültlingen hat durch das gestrige Gewitter einigen Schaden erlitten. — Das Bezirksgesangfest wird Heuer hier, voraussichtlich am Schäfermarkt, 21. Sept., abgehalten werden.
Tein ach, 20. Juli. Vor einigen Tagen starb hier eine Frau aus O., welche zum großen Erstaunen vieler Badgäste ohne Begleitung in einer Kiste mittelst eines Einspänners im Galopp durch den Ort auf die Station zur Weiterbeförderung in ihre Heimath befördert wurde. Wäre es da nicht auch am Platze gewesen, man hätte der verewigten durch das Läuten „auch nur eines Glöckchens" und durch Begleitung auch nur einiger Personen das Geleite gegeben? (N. T.)
Stuttgart, 21. Juli. Dem Chefredakteur des „Deutschen Volksblattes," Hrn. A. Kümmel, ist durch den hochwürdigsten Bischof von Rottenburg eine silberne Medaille übersandt worden, welche laut Schreiben des Kardinal-Staatssekretärs Jacobini S. H. der Papst Hrn. Kümmel sür seine Bemühungen um Sammlung der Peterspfennige sammt seinem Segen verliehen hat. Die gleiche Auszeichnung wurde laut „Jpf" dem Redakteur des letztgen. Blattes, Kaplan Wengert in Dirgenheim, zu Thcil.
Dem Schultheißen von Obern heim, OA. Rottweil, wurden in der Nacht vom 13./14. d. M. über 1100 Pflanzensetzlinge, bestehend in Kraut, Kohlrüben und Rüben abgemäht, so daß ein ganz bedeutender Schaden entstanden ist.
In Herbrechtin gen brachte eine Kuh drei ausgewachsene und lebensfähige Kälber zur Welt.
München, 20. Juli. S. M. der König hat zufolge allerhöchster Entschließung vom 9. ds. Mts. die Bewaffnung der Infanterie- und Jägerbataillone des 2. Armeekorps mit dem Mausergewehr genehmigt und das Kriegsministerium zum Erlasse der Vollzugsbestimmungen ermächtigt. Das 2. Armeekorps hatte seither noch das abgeänderte Werdergewchr.
Berlin, 20. Juli. Die „Vossische Zeituug" meldet: „Der Deckoffizier Meiling hat den Lan- desverrath niit vollem Bewußtsein und gegen eine hohe Bestechung begangen. Der Judaslohn war so hoch, daß der russische Kapitän Newakowitsch auch das durch Verrath erlangte deutsche Mariuegeheim- niß an einen französischen Offizier verkauft hat."
B . :: i r. 21. Ivli. Im Aquarium ist dic eine der
großen Hagcubeck'schen ist st.se lisch tan gen, welche daselbst.'.::r 28. April ihren Einzug gehalten haben, gestorben. Es ist diejenige, welche vor einem Monat Sb Eier legte. Wie es scheint, hat der Akt des Legens das Thier zu sehr entkräftet. Bei seinem Tode wog es noch 83 Pfund und hatte eine Länge von bp, Meter. Der Kadaver ist dem anatomischen Museum der Universität überwiesen worden.
Berlin, 21. Juli. Gegenwärtig ist eine allgemeine Auswanderung hiesiger Droschkenführer nach Amerika im Gange. Am letzten Montag sind erst wiederum 8 Mann zu Schiffe gegangen und im Laufe dieser Woche schließen sich noch 20 Droschkensüh- rer an u. weitere Trupps wrganisiren sich zur Abreise.
Berlin, 22. Juli. Das kriegsgerichtliche Ur- theil über den des Landesverraths angeklagten Obersteuermann Meiling, der zum hiesigen Hydo- graphischen Amt commandirt war, ist am 13. gefällt worden. Ueber den Ausfall desselben verlautet natürlich bis jetzt nichts. Das llrtheil wird nach der kaiserlichen Bestätigung, wie wir hören, von Seiten der kaiserl. Admiralität mit einem kurzen Bericht über die ganze Untersuchung veröffentlicht werden.
In Berlin hat abermals ein Dienstmädchen durch unvorsichtiges Umgehen mit Petroleum das Leben verloren. Auch einem Nähmädchen, Großmann von Pfalzgrafenweiler, passirte in Stuttgart ums Haar das gleiche Schicksal.
Neueste Kraftleistung Ehren-Sigl's. Im „Bayr. Vaterland" finden wir über dic „Reichspost»,«rkc" folgenden saftigen Erguß: „Von Berlin her droht uns neues Unheil in Postsachen. Man beansprucht trotz der Re- servatrcchte — vorerst offiziös, offiziell kimmt's später! — daß die Reichs-Postverwaltung auch für Bayern jund Württemberg) eine gemeinsame Reichspostmarke ein- führo. — Diese neueste preußische Unverschämtheit läuft auf nichts Geringeres hinaus, als die bayerische Post von der Reichspost auffressen zu lassen, wie der bayrische T c- legraph bereits vom Reichstelegraphcu'bis auf die Telegra- phcnstangen aufgefrefsen ist, indem der internationale Verkehr von Bayern preußisch abgeleitet wurde. Ist die Post dahin, dann werden die Eisenbahnen auch bald Nachfolgen, und was bleibt uns dann noch von unserer „Selbstständigkeit"? Schatten und Schein! Wir könnten dann die leere Bude unserer „Selbstständigkeit" ruhig zuschlietzeu. Hoffentlich wird unser Ministerium so viel Kraft und Muth haben, bei Zeiten dem Offiziösen da eins auf die freche preußische Schnauze zu geben, zum Zeichen, daß es nicht gewillt ist, unsere Post so leicht in die unersättliche Preußentasche ohne Boden stecken zu lassen."
Vor einigen Tagen ist einer jungen Dame in Berlin der beginnende Lippenkrebs mit glühendem Eisen ausgebrannt worden. Verursacht war derselbe durch gewohnheitsmäßigen Druck der Zähne auf die Lippen. Comptoiristen und Briesschreibende glauben öfter, sich die Gedanken aus den Lippen pressen zu können, während sic in Wahrheit nur einem Krebsgcschwür Vorarbeiten. Auch viele Damen versuchen sich oft durch ein Beißen auf dje Unterlippe ein energisches Aussehen zu geben und theatralische Wirkuag zu erzielen. Wer daher unter seinen Angehörigen einen Lippenbcißer hat, möge mit allen Mitteln dafür sorgen, ihm diese verhängnißvolle Unart abzugewöhnen.
Die Stadt Berlin hat ein Wachsthum wie nur wenige Städte in den Goldregionen Amerikas und Australiens. Die Stadt zählte 1680 nur 9800 Einwohner, 1780 erst 142,000, 1880 schon über 1 Million Einwohner. Von 1830—60 wuchs sie um das Doppelte, in den nächsten 15 Jahren wieder um das Doppelte und 1882 zählt sie 1,150,000 Einwohner. Das Polizeipräsidium zählt 5000 Beamte. Der städtische Haushalt beträgt 43 Millionen und mit der Polizei, Gerichten, Stadtpost, Telegraphie, Universität (vom Staat bestritten) 100 Mill. Die Schutzmannschaft ist seit 10 Jahren von 1570 auf 3352 Mann gewachsen.
Nach dem „Hamb. Korrespondent" beabsichtigt Fürst Bismarck, im Reichstag eine Sammlung diplomatischer Aktenstücke über die Haltung der deutschen Reichsregierung in der eghptischen Angelegenheit vorzulegen, da die Reichskasse durch die eghptischen Vorgänge zu verschiedenen Ausgaben veranlaßt wurde.
Der frühere Direktor des preuß. statistischen Bureaus, Geheimrath Dr. Engel, hat sich bereit erklärt, ein Mandat zum Abgeordnetenhause anzunehmen. Gehcimrath Engel wird als Kandidat der liberalen Partei in dem Wahlkreise Halberstadt-Wer- nigerode ausgestellt werden.
Die „Eisenhändler-Zeitung" schreibt zur Lage des Eisengeschäfts: Daß der Eisenhandel in Deutschland im Augenblick nicht ganz ungünstig liegt, auch eine weitere Besserung sich noch bestimmt erwarten läßt, das zeigen uns die verschiedenen Korrespondenzen sowohl, als auch die meisten Handelskammerberichte. Nun cs wird ja auch endlich Zeit, wir haben lange genug gehofft, daß sich unsere Branche erholen soll, und jetzt sind wir überzeugt, daß zur Besserung der Eisenindustrie einen guten Theil wohl auch der Schutzzoll beigetragen haben mag.
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Kaufmann in einer Provinzialstadr der Provinz Hannover hat die erste Badezeit mit seiner Familie ln Wiesbaden verlebt und seine Wohnung dem erst am 1. Mini in Dienst genommenen Dienstmädchen überlassen. Bei der Rückkehr war daS Haus leer, und cs wurde sestgestellt, daß das Mädchen mit seinem Geliebten davongegangen war, indem es alles Wert.hvolle und einigermaßen Transportable aus dem Vermögen der Herrschaft mitgenommen hatte. Die Letztere klagte nun aus Schadenersatz gegen die frühere Herrschaft des Mädchens, da diese, obwohl das Mädchen wegen Unehrlichkeit aus dem Dienste entlassen war, dennoch dem Mädchen das Zeugnis;: „Treu und zuverlässig" ins Dienstbuch geschrieben halte. Das Gericht hat in der That angenommen, daß diese Ausdrucke gleichbedeutend seien mit „ehrlich", daß dieses Zeugnis; besonders veranlaßt habe, das Mädchen in Dienst zu nehmen und ihm hohes Vertrauen zu schenken, und hat in Folge dessen die erste Herrschaft zum Ersatz des zugefügten, 16,000 betragenden Schadens ver- urthcilt.
Oeftrrreich-Niigurii.
Wien, 20. Juli. Kaiser Franz Joseph hat, wie die „N. sr. Pr." berichtet, gestern Nachmittags um halb 2 Uhr dem deutschen Kronprinzenpaare in dessen Appartements im „Hotel Imperial" einen Besuch abgestattet. Derselbe verweilte mehr als eine halbe Stunde und wurde sodann von dem Kronprinzen bis zur Hof-Equipage geleitet, wo sich Beide unter herzlichem Händeschütteln verabschiedeten. Während des Besuches des Kaisers war auch verdeutsche Botschafter Prinz Reuß im Hotel anwesend. Nach dem Dejeuner, welchem auch der Maler Angeli zugezogen war, begab sich der Kronprinz in Begleitung des Kammerherrn Grafen Leckendorss in die Hofburg, um den Besuch des Kaisers zu erwidern. Hierauf stattete er dem Minister Grafen Kal- noky einen Besuch ab.
Wien, 20. Juli. Die heutige Antwort der Pforte besagt, die Türkei sei bereit, mit den Mächten zur Konferenz zusammenzutreten, um mit ihnen über die Bedingungen zur Herstellung der Ordnung in Egypten zu berathen. Da sich England schwerlich auf weitere Verhandlungen entlassen wird, so hält man hier der „Fkftr. Z." zufolge die Situation durch diesen Schritt der Pforte wenig verändert; derselbe dürfte auch nur den Zweck haben, die Entscheidung hinauszuschieben. Die Konferenz dürfte kaum noch zu einem Beschluß über die Intervention gelangen.
Italien.
Als der Papst die Einzelnheiten des Bombardements von Alexandrien und der späteren Zerstörung der Stadt durch Feuer vernahm, verfiel er — so berichtet der römische Berichterstatter des „Standard" — in einen merkwürdigen Zustand nervöser Aufregung und rief mehrere Male aus: „Es ist unmöglich, daß England sich einer solchen Gräuelthat schuldig gemacht haben sollte. Wenn es wahr ist, so trägt es die ganze Verantwortlichkeit." Er ließ unverzüglich den Staatssekretär Jacobini rufen und befahl ihm, in seinem Namen schriftliche Vorstellungen an sämmtliche Mächte, insbesondere an England zu richten, mit der flehentlichen Bitte, eine Erneuerung der Massacres zu verhüten.
Schweiz.
In Volketsweil (Zürich) wurde eine ältere Hausfrau von einem Mutterschwein, das eben Junge geworfen hatte, so furchtbar zugerichtet, daß an ihrem Aufkommen gezweifelt wird. Die Frau wollte nämlich ein Junges vom Erdrücktwerden schützen; da stürzte das Thier auf sie los, biß ihr ein Bein vollständig entzwei, zerfleischte ihr beide Arme und brachte ihr außerdem noch starke Bißwunden am Leib und im Gesichte bei.
Frankreich.
Paris, 21. Juli. Das französische Expeditionskorps wird 15,000 Mann betragen. Dasselbe befehligt Thomassin; wenn große Operationen vorgenommen werden, Gallifet.
Nach einer Meldung aus Paris nahm die Kammer mit 298 gegen 105 Stimmen eine Tagesordnung an, welche bedingungsloses Vertrauen zur Regierung ausdrückt. Die Ministerkrise erscheint dadurch beendet.
Der Plan Gambetta's, das Ministerium Frey- cinet in der Frage der Bewilligung der eghptischen Kredite zu stürzen, ist nicht geglückt. Mit überwältigender Mehrheit wurden die vom französischen Ministerium geforderten 7,800,000 Fr. bewilligt. Es war auch ganz natürlich, daß ein solcher Plan keine Aussicht auf Erfolg haben konnte und bald aufgegeben wurde, wie wenigstens aus dem Abstimmungs- ergcbniß zu ersehen ist. Aus zwei Gründen mußte er von vornherein scheitern. Erstens konnte Gam-
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