In Berlin spielte dieser Tage ein Feldarbei­ter während der Mittagspause mit seinem 3jährigen Töchterchen, wobei er dessen Ball, den es Tags zu­vor zum Geburstag erhalten hatte, einige Mal hoch in die Luft warf. Hierbei flog der Ball auf einen Baum und setzte sich in den dürren besten an der Spitze desselben fest. Der Vater machte vergebliche Versuche, den Ball herunterzuwerfen, und wollte schon davon abstehen, als das Kind zu weinen begann. Jetzt faßte er den Entschluß, auf den Baum zu stei­gen. Während er oben in den Aesten emporkiomm, stand das Mädchen mit hocherhobenen Aermchen unter dem Baum, um seinen Ball abzufangen. Da brach ein Ast unter den Füßen des Mannes: ehe er sich zu halten vermochte, stürzte er herab und mit voller Gewalt auf das Kind. Der Vater kam ohne erheb­liche Verletzungen davon, aber das Kind wurde so schwer getroffen, daß es auf dem Transport zum Arzt starb.

Unter den Arbeitern der Textilindustrie in Berlin herrscht gegenwärtig eine lebhafte Bewegung, welche eine durchschnittliche Erhöhung der Löhne um 1015 o/o als eine dem jetzigen Stande genannter Industrie durchaus angemessene und bescheioene an­strebt. Mvtivirt wi>d dieses Verlangen namentlich auch dadurch, daß die Fabrikanten durch den Schutz­zoll beträchtliche Gewinne erzielt haben und deren für die Folgezeit noch mehr erwarten dürften, da nachweislich vielfach der Export an Deutschland übergegaugcn sei: cs sei also nicht mehr wie recht und billig, wenn sie endlich auch ihren nvth- leidenden Arbeitern etwas davon znkommen lassen. Die Arbeiter also erkennen, was die Wirthschafts- pvlitik des Reichskanzlers für Früchte schon getragen hat und noch tragen wird, die Fortschrittler aber im Bunde mit den Manchester männern machen die Augen zu, um nichts zu sehen und den Mund weit auf, um das waS ist, wegzuläugnen.

In Straßburg sind die Blattern sehr heftig ausgebrochen. Allen Einwohnern ist dringend ange- rathen worden, sich von neuem impfen zu lassen.

Oesterreich-Ungarn

Wien, 10. April. DerMoutagsreouc" zu­folge hat der Ministerpräsident Graf Taaffe ge­messene Weisung ertheilt, Versammlungen mit ausge­sprochener antisemitischer Tendenz überhaupt nicht zu gestatten. Die Polizeiorgane sollen angewiesen wer­den, Versammlungen, in welchen derartige Bestre­bungen auch nur nebenher anftreten, sofort aufzu­lösen. Die Regierung halte fick für verpflichtet, einen jeden Staatsbürger ohne Rücksicht auf seine politische oder konfessionelle Anschauung in allen sei­nen Rechten zu schützen.

W ien, 11. April. Die Morgenblättcr erkennen durchgehend-:' das eminent friedliche Symptom an, welches durch die Ernennung Gicrs, oder hauptsäch­lich durch die Nichternennung Jgnntieffs zum Aus­wärtigen Minister in Erscheinung getreten sei.

P e st, 10, April, Ein Zige u n erweib hat dieser Tage in Temesvar ein Njahrigcs Kind gestohlen. Die Polizei erhielt Kenntnis) und forschte nach. Schon nach wenigen Stunden wurde eine Zigeunerin in der Vorstadt Fabrik ding­fest gemacht, die in einem durch verschiedene Verschlingungen an den Rücken festgebnndenen großen Sack ei» kleines Kind untcrgebracht hatte. Der Oberstadthauptmann ließ das Kind aus dem Sack hcrauszichen und fragte es um seinen Namen: jetzt war die Sache geklärt man hatte es hier mit dem verschwundenen Mädchen zu thun. Das Zigeunerweib behaup­tete hartnäckig, cs wäre ihr eigenes Kind und blieb bei ihren Aussagen so lange, bis der Vater des Mädchens eintrat und dasselbe ihm mit dem Ausrufe:Vater, da bin ich!" zueilte. Das Kind wurde nach Aufnahme eines Proiokolles den freudig erregten Eltern, das Zigeuncrweib aber der Oberstadthaupt- mannschast zur weiteren Amtshandlung übergeben,

'Am 24. April werden in Wien die gericht­lichen Verhandlungen wegen des Ringtheaterbran­des beginnen. Dieselben dürften das Bild einer aufs tiefste verlotterten Theaterleitung entrollen und ein trauriges Nachspiel der entsetzlichen Katastro­phe sein.

(Im April erfroren.) Der in der Nacht zum Ostersonn­tage eingctretene Frost hat in Wien ein Opfer gefordert. Samstag Nachmittags begab sich der 38jährige Maurergehilfe Stoifl in eine Branntwcinschanke, trank sich einen Rausch au, verließ spät Abends das Lokal und wurde iu der Frühe todt anigesundcn: er ist im Laufe der Nacht erfroren,

Italien-

Roni, 12. April. Seine Majestät der Kö­nig von Württemberg ist gestern Nachmittag hier eingetrosten und von König Humbert und dem Pa- laslpräfekten Grasen Panissera empfangen worden. Auch dem Papst soll ein Besuch zugedacht sein. TicSüddeutsche Presse" bemerkt zu dieser Nach­

richt:König Karl ist lutherisch, hat aber stets für die katholische Bevölkerungsmiuderheit seines Lan­des große Rücksicht und Fürsorge bewiesen und wird schon deshalb bei Leo XIII. eines schmeichelhaften Empfanges sicher sein können."

Nom, 12. April. Der Papst empfing heute den Besuch des Prinzen Heinrich von Preußen, wel­cher von Herrn v. L>chlözer und seinem Gefolge be­gleitet war. Später besuchte Prinz Heinrich den Kardinal-Staats-Sekretär Jacobini.

Schweiz.

Tessin, 8. April. Iu Luiuo wurden zwei als Nouneu verkleidete Jünglinge gefangen genom­men, welche Liebesgaben für den Wiederaufbau ihres angeblich uiedergebrannten Klosters in Rom einsam- metlen. Sie hatten bereits über 10,000 Frcs. ein- geheimst. Dieselben hatten Aufnahme im Frauen­kloster iu Canobio gefunden, ohne daß sie hier ent­deckt worden wären.

England.

Viele Geschäftsleute in England und Deutsch­land fangen au, den Wochenlohn ihrem Personal am Freitag statt am Sonnabend auszuzahleu, und finden, daß der Freitag kein lluglückstag, sondern ein Gtückstag für ihre Leute ist. Sie führen dafür au 1) daß die Frauen der Arbeiter ihre Einkäufe au den sonnabendlichen Wocheumärkteu machen können und daß 2) die Arbeiter ihren Lohn am Freitag nicht so leicht wie am Sonnabend vertrinken und verjubeln, weit sie am Sonnabend noch einen Ar­beitstag vvr sich haben. 3) seien die Sparkassen zwar am Svnnabend, aber nicht am Svnutag geöffnet. Richlanü.

Petersburg, 12. April. Infolge des Apo­theker-Erlasses sind die besten Apotheken entvöl­kert. AuS Moskau wurden in letzter Zeit über 5000 Inden auSgewiesen. (Fr. I.)

Odessa, 7. April. Zur Verhütung von Ju­den Hetzen hat die Behörde energische Maßregeln ergriffen. In Cherson sind gestern drei Hvlz- schneidefabriken, eine Wollwäscherei und eine Mehk- mühte abgedrannt. Der Schaden beträgt eine Million. Taufend Arbeiter sind brodlos.

Die Moskauer Krönnngsfeicr soll wie­der verschoben werden, wenigstens wird dies in rus­sischen Hofkreisen befurchtet. Als Grund wird ein Bericht des Moskauer Generalgouverneurs, Fürsten Dokgvrukvw, angegeben, worin der letztere sich da­hin äußert, daß er, nach allen Erkundigungen, die er eingezvgen, nach Allem, was ihm auf verschiede­nen Wegen zngegangen, jede Verantwortlichkeit für etwaige Ereignisse ablehnen müsse und nur rathen könne, die Krönung auf bessere, ruhigere Zeiten zu verschieben. (Sch. Bk.)

In Moskau ist der Haupt-Nihilist und At­tentäter, der bei der Ermordung Kaiser Alexander II. detheiligt war, entdeckt u. nach Petersburg gebracht worden. Er ist unter dem Namen Koboseff, der Käse- Händler bekannt. Sein rechter Name ist Bogdonvwitsch. Er ist geständig.

Amerika.

New-Port. Die zur Verhinderung einer Einwanderung von Gesindel ernannten Beamten ha­ben ihren Dienst angetreten. Dieselben werden die in den hiesigen Hafen einlaufenden Schiffe bei der Quarantäne besteigen und alle auf denselben befind­lichen Einwanderer aus Grund ihrer Instruktionen einer Inspektion unterwerfen.

Ein franz. Blatt warf kürzlich die Frage ans:Wenn eine Dame den Besuch eines Herrn empfängt, füll sie sich er­heben oder sitzen bleiben, wem, der Besucher eintritt und wenn er sich beurlaubt?" Ein amerikanisches Blatt beantwortet diese Frage in folgender Weise:Wenn eine Dame in Washington lebt, wird sie sich ohne Rücksicht auf die Pariser Etikette er­heben und den Besucher bis in die Vorhalle des Hauses be­gleiten, schon aus dem Grunde, um zu sehen, ob er nicht einen Regenschirm von Seide und mit Elfenbeingriff im Werthc von 10 Dollars mitnimmt, statt des eigenen baumwollenen Schirms sür tyz Doll., wie solche unsere Staatsmänner bei Besuchen gewöhnlich mit sich führen."

In Chicago fand unlängst eine komische Gerichtsver­handlung statt, welcher nachstehender Vorfall zu Grunde lag: Ein Deutscher hatte die Ehefrau eines Nachbarn mit den Wor­ten beschimpft:Du schlechtes, miserables Mensch, bast du gestern noch nicht genug gelogen?" Zur sprachlichen Definirnng der Beleidigung hatte die Anklage 2 gebildete deutsche Sach­verständige lserbcigezogen, welche bestätigen, daß die Bezeichnung einer Frau alsdas Mensch" einen ehrenrührigen Sinn habe. Der Advokat des Geklagten wußte sich zu helfen. Er stellte den Geschworenen 3 deutsche Bauern als Sachverständige vor, welche bezeugten und beschworen, daß zwischender Mensch" unddas Mensch" gar kein Unterschied bestehe.Der Mensch" sei überhaupt nur ein Unsinn, ein Widerspruch in sich selbst: es könne nur heißendas Mensch". Und die Geschworenen,

von denen kein einziger ein Sterbenswörtchen deutsch verstand, sprachen den Angeklagten frei, weildas Mensch" grammati­kalisch richtig nnd ein würdiger Titel sei.

Handel H Merk ehr.

Mittlere Frachtpreise per Centner

vom 1. bis 5. April 1882.

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(St.-Anz.)

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Eier das Hundert 4L 50 -4 bis 5 ^ 60 -!, Butter 1. Qual. 1 ^ 30 2. Qual. 1 20 Kartoffeln 100 Kilo 4

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Allerlei.

Der Klatsch und das Klatschen. Zu den vielen räthselhaften Erscheinungen in dem Menschenleben gehört auch die Liebe zum Klatsch. Dieses komisch lautende Wort ist auch nicht ernst­lich zu definieren, denn eS fehlt ihm der bestimmte "cgrifs für wirklich Vorhandenes: man sollte des­halb glauben, cs habe keine Bedeutung, und doch ist das Gegentheil der Fall. Der Klatsch ist ein großer Feind der menschlichen Gesellschaft, er steht wie ein Gistbaum in derselben, der unaufhörlich Blüten treibt und seine bitteren Früchte Jedem zu kosten gibt. Er gehört nicht zu den Widerwärtig­keiten, denen das menschliche Leben bei der Unvoll­kommenheit der Dinge hier auf Erden unterworfen ist, er ist von dem Menschen selbst geschaffen, wird von ihm erhalten nnd gepflegt. Biele können ihn nicht entbehren, würden sich ohne ihn gelangweilt, unbehaglich fühlen: manchem dient er sogar zur in­neren Befriedigung, ist er ein Labsal. Und dabei, das ist das Räthfclyaftettc, sagt sich doch Jeder, daß er den Menschen entwürdigt nnd erniedrigt, wie kaum etwas Anderes. Jeder kennt die bösen Folgen des Klatschens, weiß, wie oft er da? Familienglück zerstört, den guten Ruf untergräbt, Freunde ent­zweit nnd, einmal in Kurs gesetzt, sich in immer häßlicher werdender Gestalt lawinenartig verbreitet nnd nicht eher ruht, bis das Opfer gefallen oder eine Blamage die Folge ist: Der Klatsch be­sitzt einen geheimen Zauber, er wird geliebt, gehaßt nnd gefürchtet, aber nie bekämpft, nicht einmal vom Gesetze, denn er hat nicht eine greifbare Gestalt. Deshalb verfolgt er auch ungehindert den Harm­losen, der sich nicht selbst mit ihm befassen will und fern dem Treiben der Menschen seine eigenen Wege geht. Wehe diesem, wenn er sich eine wirkliche oder auch nur vermeintliche Blöße giebt, dann zeigt der Klatsch seine Macht nnd Verfolgungswuth, der sel­ten jemand entgegen zu treten wagt und beweist, wie richtig ein gefeierter Dichter singt:Die Falsch­heit herrschet, die Hinterlist bei dem feigen Menschen- geschlechte." Der Klatsch fühlt sich so recht in seinem Elemente in kleinen Orten, wo die Menschen ans einander angewiesen sind und ihrer Neigung zur Geselligkeit folgend, Vereine und Gesellschaften grün­den, um sich miteinander zu befreunden und zu amüsieren. Elemente, die diesem löblichen Zwecke hinderlich sein können, pflegt man fern zu halten, nur dem Klatsch, dem Erbfeind der Geselligkeit und des Friedens, kann man nicht verwehren, sich als würdiges Mitglied gleich einzuführen, um der Gemüthlichkeit bald ein Ende zu machen. Diese böse Einmischung des Klatsches zeigt sich vorzugs­weise in denjenigen Kreisen, wv komplizierte Ver­hältnisse und Ueberfluß an freier Zeit ihn begün­stigen: weniger in den bürgerlichen, wo einfache Sitten und Denkweise ihn nicht zur Geltung kommen lassen. Nicht mit Unrecht nimmt man an, daß Frauen, besonders alte unverheirathete, den Klatsch vorwiegend lieben nnd ihn meistens vom Stapel lassen. Aber weil man das weiß und in der Natur der Dinge auch begründet findet, ist er in seinem weiblichen Gewände von bei weitem nicht so großer Bedeutung und Nachhaltigkeit, als wenn ihm die männliche Autorität sei es aus zarten Rücksichten, Gefälligkeit oder anderen Beweggründen zu Hilfe , kommt und ihm den Stempel der Wahrheit auf-

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