und wofür wir in erster Linie verantwortlich sind; zweitens, weil wir zu den Christen in England das Vertrauen haben, das; sie als Salz und Licht in ihrem Land das Ihrige thun, und drittens, weil wir glauben, daß wir in Englang ungeschickte Evangelisten wären, weil unsre Art eine ganz andere ist als die englische. Nun, soviel Vertrauen zu uns und soviel bescheidene Rücksicht aus unsre deutsche Eigenart konnten wir von unfern englischen Mitchristen ebenfalls beanspruchen, und mochten zugleich wünschen, daß sie sich fragten, ob sie wirklich mit ihren eigensten und nächsten Aufgaben so weit fertig seien, daß sie den Berus haben, Evangelisten in andere christliche, evangelische Länder zu senden, oder o» sie nicht vielmehr in ihren eigentlichen Aufgaben gerade so stark im Rest sind wie wir Deutsche. Sie mögen uns doch unsre deutsche Art und Weise des Christcn- thums lassen, wie sie sich geschichtlich entwickelt hat und von Gott schon reichlich gesegnet worden ist; wir lassen ihnen auch die ihrige, wie sie ebenfalls unter des Herrn Leitung geworden ist und Segen gestiftet hat. Die Rede: „es schadet ja doch nichts, im Gegentheil nimmt vielleicht mancher Hörer einen Segen mit," chut mir nicht genug. Der Segen ist mir, wenigstens was seine Dauerhaftigkeit betrifft, zweifelhaft, und ledcnwlls ist das, daß einzelne Leute einen Segen von einer Sache haben, noch kein Beweis, daß die ganze Sache gut ist. Dazu kommt aber noch ein wirklicher uns eigentlicher Schade. Dieser besteht ° der Erschütterung des von den Vätern überkv :.-enen bewahrten geistlichen Erbes und Besitzes, jo daß Verwirrung in vielen Herzen entsteht und den Sekten und Schwarmgeistern Thür und Thor geöffnet wird. Der Schaden besteht ferner darin, daß jener Athenersinn immer mehr zunimmt, der nicht zufrieden ist, wenn es nicht immer wieder auch in christlichen Dingen erwas Neues, Pikantes, Fremdartiges zu hören gibt zbei Ilr. Som- merville liegt das Pikante hauptsächlich in seinem ganz theatermäßig anSgckünsleltcn Geberdenspiel); jene geistliche „Schleckerei," wie man in Schwaben sagt, der die einfache, gesunde Hausmannskost nüchterner, ruhiger, evangelischer Erbauung nicht mehr genügt, und die immer neue Reizmittel begehrt; die Art jener „Weiblein, die immerdar lernen und können nie zur Erkenntnis; der Wahrheit gelangen" (2 Tim. 3, 6). sondern ;e das Neueste gilt ihnen als daS Wahrste und Beste. Deßhalb bemächtigen sich die Methodisten mit Erfolg dieser Bewegungen, und auch Or. Sommrrville ist bei seinem Aufenthalt in Stuttgart ganz und gar in ihre Hände gerathcn, obwohl er eigentlich keiner der ihrigen ist. Es sollte uns nicht wundern, wenn demnächst auch die englische „Heilsarmee" einen Einfall bei uns machen würde, um Deutschland nach ihren Rezepten und ihrer Methode zu „evangelisiren."
Vmniffw Höchster Entschließung vom 6. März d. I. baden Seine Königliche Majestät dem Begründer und Leiter der Anstalten zum Bruderhand-, Gustav Werner in Reutlingen, in gnädigster Anerkennung seines langjährigen und segensreichen Wirkens aus dem Gebiet der Armenpflege das Ritterkreuz erster Klasse des FriedrichsordcnS in Gnaden verliehen.
Seine Königliche Majestät haben das König!. Ministerium der Auswärtigen Angelegenheiten, Abtheilung für die Verkehrsanstaltcn, gnädigst ermächtigt, eine allgemeine Te- levlwnanstalt in Stuttgart einzurichtcn und der Benützung zu übergeben, sowie in Stuttgart und andern Orten des Landes unmittelbare Telephon-Verbindungen zwischen einzelnen Wohnungen und Geschäftslokalen hcrzustcllen und an Private zur Benützung zu überlassen. Die Eröffnung der hiesigen allgemeinen Telephonanstalt, wenigstens des größeren Thcils der bis jetzt angcmcldeten Verbindungen ist auf Mitte Mai d. I. in Aussicht genommen. Der „St. Nnz." vom lö. Mürz enthält die Bedingungen für die Benützung der Allgemeinen Telephonanstalt in Stuttgart, sowie von unmittelbaren Telephonverbindungen zwischen einzelnen Gebäuden.
TageS-Neuigkeiten.
Deutsches Reich.
/v Wildberg, 13. März. Auf das am 6. März an Se. Maj. den König nach Florenz abgegangene Glückwunsch-Telegramm ist am 9. d. M. folgende Antwort eingetroffen: „Seine Majestät haben den telegraphischen Glückwunsch aus Wildberg wohlgefällig ausgenommen und lassen den Betheiligten für diesen Beweis treuer Anhänglichkeit gnädigst danken." Auf Allerhöchsten Befehl: Kabinet des Königs : Griesinger.
Stuttgart, 11. März. Anläßlich des hohen Geburtstages Sr. Maj. des Königs sind laut „N.-Z." aus dem hiesigen Zuchthaus ca. 10—12 zum Theil zu langjähriger Zuchthausstrafe verur-
theilte Verbrecher unter der Bedingung begnadigt worden, daß sie auswandern. Der größere Theil der Begnadigten ist nach Australien abgesegelt. Die Ver. Staaten haben sich vor derartigen künftigen Staatsbürgern verwahrt und event. mit Repressalien gedroht. Laß das Zuchthaus zur Zeit seinen Insassen Ersparungen eher ermöglicht als eS die sonstigen bürgerlichen Verhältnisse erlauben, beweist der Umstand zur Genüge, daß die begnadigten Sträflinge zum Theil Ersparnisse in der Höhe von 300—400 Mark zu verzeichnen hauen.
Stuttgart, 13. März. (Vom Katharinenhospital.) Schneider Wahl hat bereits entlassen werden können, auch das Befinden seiner Schwägerin, der Mayer, ist ein bcfrieoigendes, dagegen ist wenig Hoffnung vorhanden, den Buck am Leben zu erhalten.
Stuttgart, 13. März. Der „St. A." schreibt: Es ist heute ein Jahr verflossen, seit der höchstseligc Kaiser Alexander 1l. von Rußland, der Bruder Ihrer Majestät der KöniginOlga, durch ein fluchwürdiges Verbrechen einen gräßlichen Tod gesunden hat. Dieser Jahrestag der Trauer ist heute durch einen Gottesdienst in der russischen Hoskirche des Königlichen Residenzschlosses begangen worden. Auch in Berlin ist ein Lrauergottesdiensr gehalten worden.
Tübingen, 12. März. In der Nacht vom 7. aus 8. März wurde im hiesigen Klinikum eine Frauensperson von Drillingen männlichen Geschlechts entbunden. Dieselben haben nun in der Taufe die Namen Kaspar, Melchior und Balthaser erhalten.
Reutlingen, 12. Mürz. Seit mehr als 40 Jahren wirb hier der 12. März als der Geburtstag Gustav WeruerS, des Begründers und Leiters der Erziehungs- und Rettungsanstalten zum Bruder- Hans, festlich begangen. Diesmal, am 74. Geburtstag des Vaters der großen Familie des Bruder- Hauses, haben sich besonders viele Gäste cingesunden. Alle Festiyeilnehmer sind voll Freude, baß sich Werner trotz seines hohen Alters so gesund und geistig frisch unter ihnen bewegt. Werner hat, die Zeit ins Auge fassend, da er seinem Werke nicht mehr wird vorsteheu können, zusammen mit seiner Ehefrau die Gustav Werner-Lüftung zum Bruderhaus mit der Bestimmung begründet, daß die Stiftung seine Nachfolgerin werbe und seine ll Erziehungs- und Ret- tungsaustalteu mit mehr als 900 Insassen zur Fortführung in seinem Geiste übernehme. Unerwartet sollte sich aber das dießmalige Fest zu einem freudigen, die Sorge für die Zukunft bannenden dadurch gestalten, daß der interimistische Vorstand der Kreisregierung, Oberregierungsrath v. Stammler, mit dem Oberamtmann und dem Stadrvorstand sich eiufand und den Auftrag vollzog, Werner das von Sr. Majestät dem Könige ihm gnädigst verliehene Ritterkreuz I. Klasse des Friedrichsordens zu überreichen, den Glückwunsch des Staatsministers des Innern v. Hölder übermittelte und die Nachricht überbrachte, daß das K. Ministerium das von Werner eingereichte Gesuch um Verleihung der juristischen Persönlichkeit an seine Stiftung möglichst zu fördern sich gerne angelegen sein lassen werde. Werner war tief gerührt und gab dem Gefühl des Dankes und der Beruhigung Ausdruck, daß er nun bei der hohen und höchsten Theilnahme für sein Bruderhaus dessen segensreiches Wirken auch dann, wenn er nicht mehr sei, erhoffen dürfe.
Levnberg, 11. März. Der Fischotterjäger Schmidt aus Westfalen ist durch den Kronprinzen Rudolph nach Oesterreich berufen worden und dahin abgereist. Schmidt hat die Nagold, Enz und die Würm von diesen den Fischen so schädlichen Thieren befreit und im Ganzen 25 Stück erlegt. 2 lebendig gefangene Fischottern hat er nach Westfalen gesendet, deßgleichen einen Balg von einem Otter, der von außerordentlicher Größe sein und dort präparirt werden soll. Die 2 Otterhunde, welche Sch. zur Jagd abgerichtet hat, haben die Gestalt und Farbe eines Fuchses, nur etwas größer, und gehen nur auf die Fährte eines Fischotters; sie tauchen sogleich unter, wenn sie einen Otter wittern. Die Fischottern haben einen ganz feinen Geschmack und man findet sie besonders in Bächen oder kleinen Flüssen, in welchen sich Forellen aufhalten, wie in der Teinach, der Enz, Würm und Nagold. (Sch. M.)
Winnenden, 13. März. Heute Nachmittag gab auf Veranlassung des Herrn Direktor Zeller Herr Hofkünstler Meunier in der hiesigen Jrren-
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anstatt emc Zaubervvrstcllung; die von dem Künstler vorgeführten Experimente fanden bei den Pfleglingen sehr großen Beifall.
Brandfälle: In Jettenburg (Tübingen) am 11. März ein Wohnhaus sammt Scheuer.
Das Schullchrcrseminar in Würzburg mußte LZZSKK wegen Ausbruchs des Typhus geschlossen werden. KZ »-AH. Es kamen 8 Typhnserkranknngen vor.
Berlin, 11. März. Der permanente Aus- Kl ! schuß des Volkswirthschaftsrathes erledigte heute die ^
Bcrathung der Tabakmonopol-Vvrlage und geneh- migtc mit 16 gegen 9 Stimmen das ganze Gesetz HZ, 8 ^
»üt mehreren Aendernngsvorschlägen und einer die Z. Z-1-ZjistV RücksichtSnahme ans Hamburg und Bremen empfehlenden Resolution. HH 3 HA 3 Z
Deutschland, England, Frankreich und Schwe- ' "
den unternehmen gemeinschaftlich meteorologische NZ-Z* Beobachtungen am Nord- und Süd-Pol, die «rs«, einen Zeitraum von zwei Jahren in Anspruch neh- .
men. Deutschland und Frankreich schicken je ein k-siS -- Schiff nach dem Südpol, England und Schweden je Z' eins nach dem Nordpol. z «Z!
D!c Kleider dcS Kaisers Wllljelm befinden sich ' " " im Souterrain deS Berliner Palais. Da sind zuerst die großen und kleinen Uniformen dcS Kaisers: sämmtlicbc Garde- o'u, regimcnter, alle Leibregimenter, ferner eine badensischc, bape- cZ"' -- rische, sächsische und württembergische Uniform, vier russische BD Uniformen, sowie die Uniform seiner österreichischen Linien- 3
und Husareuregimentcr. Zu den Uniformen gesellen sich die Clvilanzügc des Kaisers, bochelegant. meist in dunklen Farben
gehalten, obwohl ein Helles Beinkleid ans der Promenade zu_,
Ehren kommt. Als Kopfbedeckung trägt ver Kaiser in Civil nur den hohen Hnt. Die Jagdanziige erfahren nur selten eine Erneuerung. Von historischen Kleidern ist, was vorhanden gewesen, längst in die verschiedensten Museen gewandert, nur die Kleider, welche der Kaiser an dem Tage des Attentats von Nobiling getragen hat und welche die Spuren jener unseligen Thal aufweisen, befinden sich noch lm Palais. Das interessanteste Stuck der Garderobe aber ist der bekannte graue Havelock des Kaisers, in welchem er im Frühjahr und Herbst seine Ausfahrten zu machen pflegt. Der Havelock ist jetzt fast 2b Jahre alt, dcr Kaiser mag sich nicht von ihm trennen.
Seine gesammten Uniformen und Anzüge werden noch heute von Demselben angeferlust, dessen Familie schon den ersten Wafscurock für den jungen Prinzen Wilhelm machen durfte.
Wie reichlich aber auch die Garderoben des Kaisers sein mögen, einen Gegenstand wird man vergeblich darin suchen, den sich jeder Staatsbürger gönnt: einen'Schlafrock. Selbst während seiner Krankheit hat der Kaiser nur den Wassenrock getragen.
Gestern wurde in allen sechs Berliner Reichstags-Wahlkreisen von zahlreich besuchten Versamm- lnngen fortschrittlicher und liberaler Wähler eine Resolution angenommen, wonach mit aller Entschiedenheit gegen die Einführung des Tabaksmonopols prvtestirt wurde, da das Tabakmonopol die Vernichtung einer großen lebenskräftigen Industrie, die Einschränkung des Tabakbaues und die unbedingte Abhängigkeit großer Bevölkerungsklassen von der Regierung bedeute. Ebenso erklärten sich die Versammlungen gegen jede weitere Erhöhung der Zölle und Steuern auf Tabak.
In einer Betrachtung über das Tabaksmonopol äußert die „Saarbrücker Zeitung", daß, wenn auch die Hoffnungen, mit welchen die Vorlage dem Ertrage des Tabaksmonopols entgcgensteht. sanguinisch sein mögen, und wenn die 165 Millionen auch für die nächsten Jahre um Vs ermäßigt werden müßten, die Sache doch für alle Fälle, für Krieg
und Frieden, von dcr größten Bedeutung wäre.
Nicht die politischen Fragen, sondern die wirthschaft- lichen seien es, an denen zunächst die Einheit hänge und seine Stellung in der Welt. Könne Jemand die wirthschaftlichen Bedürfnisse befriedigen ohne
Monopol, so sei es besser, „er sage uns seine bessere Methode, so wollen wir ihn anhören, aber schweige, wenn er nur deklainiren kann über Selbsthülfe, Freiheit, parlamentärische Rechte und andere allgemeine Phrasen, die wir schon auswendig können."
Oesterreich-Ungarn.
Wien, 11. März. Uebereinstimmenden Mel
dungen hiesiger Blätter zufolge wäre die ganze Critz ose je unterworfen, die Insurgenten in wilder Flucht und in der Richtung auf Montenegro zurückgeworfen.
Die größten Feinschmecker der Welt. Die „Wiener Deutsche Ztg." schreibt: Gestern sind die zwei Brüder Knotwell, welche sich vor zehn Jahren des Rufes als die größten Feinschmecker der Welt erfreuten, auf einer Reise nach Paris begriffen, aus Amerika in Wien eingetroffen. Die beiden Herren zählen der eine 48, der andere 53 Jahre und sind dadurch bekannt geworden, daß sie ihr Erbtheil, ein Vermögen von 3 Millionen Gulden, in dem kurzen Zeitraum von 6 Jahren vollständig verausgabten.
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