herziger Nächstenliebe mit Gottes Gnade auch der Menschen Wohlgefallen haben!

Vo» der K. Regierung für den Schwarzwaldkreis wurde Franz Kehle, Flaschner und Gcmeinderath in Unterschwan- dorf, zum Schultheißen dieser Gemeinde ernannt.

Tage»-Neuigkeiten.

Deutsche- Reich.

** Nagold, 6. Febr. Die werthen Leser d. Bl. werden wiederholt an den morgenden Diens­tag (Abends 7 V, Uhr) im Saale des Gasthofs zum Hirsch" stattfindenden Bortrag des früheren Feld­predigers Pfarrer Faul Haber über die Schlacht von Sedan rc. erinnert.

Stuttgart, 3. Febr. Der Extrazug Ihrer Mas. der Kaiserin von Oesterreich (auf der Durch­reise zur Fuchsjagd in England) musste in Eßlingen unfreiwilliges Stilllager von 5 Stunden nehmen. Ein Achslager an dem Salonwagen I. M. der Kaiserin war in Brand gerathcn und geschmolzen.

Daß man in Amerika ganze Häuser von ihrem Platze nimmt und an einen andern versetzt, hat man wohl schon gelesen. Daß aber auch bei uns mit der Zeit schiesgewvidene Häuser vermittelst me­chanischer Kraft wieder aufgerichtet und gerade gemacht werden, ist wohl Manchem neu. Und -och wird dies jetzt, wie dasN. T." meldet, der Fall sein bei oem altersgrauen Hanse Charlvtten- straße Nr. 2 in Stuttgart (neben dem Kriegs­ministerium), welches einem Consortium, bestehend aus den HH. <.tahl und Federer u. A., gehört. Dieses Haus ist nämlich, wie fast alle auf dieser Seite der Eharlottenstraße gelegenen, im Laufe der Zeit etwa um W/z Fuß nach der Hintcrscite zu eingesunken, da durch die jetzige Kanalstraße früher ein Graben lief und der dortige Platz aufge­füllt ist. Das schief gewordene Gebäude soll nun demnächst mittelst hydraulischen Winden wieder in den Sinket gebracht, d. h. gerade gestellt und hier­auf einer umfassenden Umänderung und Mvderni- sirung unter Leitung des Architekten Fuchs unter­worfen werden.

Ein richtiger Mistfinke ist ein Bauer in Erpfingen (Reutlingen). Er ließ sein Vieh vom vorigen Herbst an ohne jegliche Reinigung des Stal­les stehen, so daß die armen Thiere, die auch kei­nerlei Streu bekamen, schließlich in ihrem eigenen Kothe bis an den Leib herauf steckten. Der Bauer ist beim Oberamt angezeigt worden.

Heidenheim, 2. Febr. Gestern wurde von Gerstetten ein 3638 Jahre alter Bauernknecht an das Oberamtsgericht eingeliefert. Derselbe ist von Lehr bei Ulm und kam dem Polizeidiener in Ger- stettcn durch auffallendes Benehmen verdächtig vor. Als man ihn untersuchte, fand man, daß er 2 Paar Hosen anhatte. Das untere Paar war gewaschen, zeigte aber Blutspuren. Der Verhaftete ist im Ver­dacht, das 13jührige Mädchen bei Ulm ermordet zu haben.

Brand.fälle: In Witschende, Gemeinde Bergatreute, OA. Waldsee, am 1. Febr. 1 Wohn­haus und Scheuer.

Karlsruhe, 2. Febr. Die sog.Schwei- zerpilten" des Apothekers Brand in Schaffhausen, welche ein Alos enthaltendes Abführmittel von häu­fig gesundheitsschädlicher Wirkung sind und für welche lebhaft Reklame gemacht wird, dürfen in unserm Lande als ein Geheim mittel zufolge Ministeriums des Innern in den Apotheken nicht verkauft werden.

München, 2. Febr. Bei der Vereinnahmung von Hundert-Mark-Scheinen so schreibt die Pfälzer Ztg." ist die größte Vorsicht geboten, da eine in Kassel und Bieberich verhaftete Fäl­scherbande zahlreiche falsche Scheine an Kleinhändler anbrachte.

Frankfurt, 1. Febr. Ein arm'er Musikant, Mitglied einer hiesigen renommirten Kapelle, hat lautF. I." vor einiger Zeit 100,000 Lire in der Mailänder Lotterie gewonnen. Er hat über sein Glück kein Sterbenswörtchen verlauten lassen und bläst feine Clarinette harmlos weiter, als wäre er noch so arm als vorher.

In Unterliederbach bei Höchst hat sich ein 20jähriger Bauernsohn erschossen, dessen Vater 400 Morgen Land besitzt und 40 Kühe und 10 Pferde im Stall hat; er wollte nicht länger Knecht sein.

In Magdeburg hat sich die Firma Corne­lius Bach bankerott erklärt. Dieselbe betrieb Zu­ckereinkäufe im großartigsten Maßstabe und war ein

sehr blühendes und angesehenes Geschäft. Vor meh­reren Jahren nahm der Chef seinen Sohn Rudolf als Sozius auf und dieser konnte dem Drange nicht widerstehen, heimlich an der Börse zu spekuliren. Er spekulirte unglücklich, flüchtete und schrieb seinem Va­ter, was er gethan. Die Wechselschuldcn, die er eingegangen, betrugen 2,900,000 die andern Schulbeu 760,000 und überstiegen die Aktiva des Hauses fast um 1 Million. Der unglückliche Vater hat sich sofort für zahlungsunfähig erklärt.

Hannover, 2. Febr. lieber einen Masseneinbrnch aus dem Eise berichtet derHann. Courier": Gestern Nach- mittag ereignete sich aus dem Cise der Masch ein Unfall, wel­cher aufs Neue zu größter Vorsicht mahnt. Hinter Bella-Vi­sta hatte sich eine große Zahl von Schlittschuhläufern auf einer Fläche, welche besonders gutes Eis bot, vereinigt, als dieses plötzlich an einer Stelle nachgab. Zuerst brach ein Einzelner durch das Eis, dieses verlor dadurch die Spannkraft, und im Augenblick war eine Flüche, etwa von der Größe des Bahn- hospiatzes, vollständig zertrümmert. Einige hundert Personen versanken, und zweifellos iväre eine Katastrophe fürchterlichster Art ersolgt, wenn nicht zum Glück das Wasser au dieser Stelle so geringe Tiefe gehabt hätte, daß wenigstens für die Erwach­senen keine unmittelbare Gefahr vorhanden war. Schlimmer stand cs mit den zahlreichen Kindern, welche bis an den Hals ins Wasser geriethen und die Lust mit ihrem lauten Hilsege- schrei erfüllten. Zum Glück wurden dieselben durch daS ener­gische Einschreiten der Bahnwärter sämmtlich gerettet, und wenn auch ein Knabe besinnungslos ans Land gebracht wurde, so soll derselbe doch mit dem Leben davongekommen sein. Trotz­dem dürfte der Unfall nicht ohne mannigfache üble Folgen bleiben: denn auch die Erwachsenen, darunter viele Damen, mußten geraume Zeit in dem kalten Bade verweilen, bis sie sich Lurch die Eisschollen zum Lande durchgearbeitet hatten. Ein einsam umherschwimmender Schlitten, zahlreiche Muffe und Kopfbedeckungen allerlei Art bczeichneten die Stelle des Unfalls.

Berlin, 2. Febr. Die Blätter berichten, daß Fürst BiSmarck bei dem jüngsten Diner eine Früh- jahrsscssion des Reichstags für unnöthig erklärt habe.

Berlin, 3. Febr. Fürst Bismarck beabsich­tigt demnächst aus einige Zeit nach Friedrichsruhe überznsiedeln. Seine Gesundheit läßt augenblicklich nichts zu wünschen.

Berlin, 3. Feb. Die Diphtheritiskrank- heit nimmt gegenwärtig einen wahrhaft epidemischen Charakter an. Am intensivsten tritt die mörderische Seuche in den Vorstädten auf, während das Centrum, wie die freier gelegenen Vororte, weniger zu leiden haben.

In Berlin ist jetzt die größte Dame der Welt zu sehen. Sie ist ein Thüringer Kind und nennt sich Marian, Geburtsort wird nicht angegeben. Sechsunddreißig und einen halben Zoll mißr dieses Wunderkind. ES sei hier bemerkt, daß die kleinste Dame der Weit, die Mexikanerin Miß Lucia Zarate nur 24 Zoll groß ist. Das macht gerade den vier­ten Theil der Größe der Thüringerin aus.

Siargurd, 31. Jan. lieber ein entsetzliches Ver­brechen berichtet die ,,-sturg. Ztg." folgendes: Eiu Dienst­mädchen, das bis vor kurzer Zeit hier in Dienst stand, hatte sich ein kleine» Kapital gespart, welches sie auf der hiesigen Sparkasse angelegt hatte. Bor einige» Tagen nun hob sie das Geld ab und fuhr damit nach Schueidemühl, in welcher Gegend sie zu Hause war. Dort angelangt, begab sie sich zu einem ihr bekannten Fleischcrmeister und entdeckte ihm im Laufe des Gesprächs, daß sie eine größere Geldsumme bei sich trüge. Der Fleischer gab dem Mädchen nun den Rath, das Geld cinzuwickeln und sich auf den Kopf ins Haar zu binden, welchen das Mädchen auch befolgte. Sie wollte sich zu Fuß nach ihrem etwa ^ Stunden entfernten Wohnort begeben und bat, da ihr Weg znm größten Theil durch die Heide führte, unterwegs einen zufällig daherkommenden Gens­darm, sie §urch dieselbe zu begleiten. Der letztere willigte auch ein und begleitete das Mädchen den größten Theil des Weges. Kaum war er indessen einige hundert Schritte znrück- gcgangen, da hörte er einen herzzerreißenden Schrei. Er eilte sogleich zurück, kam aber leider zu spät, um das gräßliche Verbrechen zu verhüten, denn er fand nur den Leichnam des Mädchens, jedoch ohne Kopf, an der Straße liegen. Der Verdacht des Gensdarmen lenkte sich sofort aus den Ueischer- mcister, da er von dem Mädchen unterwegs gesprächsweise er­fahren, daß letzterer um das Geld wußte und ihr den Rath ertheilt habe, das Geld ins Haar einzubinden. Er eilte sofort in die Wohnung des Fleischers und tras daselbst nur die Frau an. Auf die Frage, wo ihr Mann wäre, antwortete sie:er ist noch nicht zurück vom Schlachten." Nach einigem Warten kam der Mann nach Hanse und brachte einen Gegenstand in ein Tuch eirigcwickeit mit. Der Gcnsdarm fragte, was er darin hätte, worauf er die Antwort erhielt:Ach, es ist nur ein Hammelkopf." Das Packet wurde dann unter das Bett geworfen. Der Verdacht des Gensdarmen war nun zur Ge­wißheit geworden. Er verließ anscheinend befriedigt das Haus, kehrte jedoch in kurzer Zeit in Begleitung mehrerer College» zurück und untersuchte nun das Packet, dessen Inhalt aus dem Mädchcnkopf bestand. Die Verhaftung des Fleischers ersolgte sofort.

Bei dem jüngsten Pariser Krach, der bis Ber­lin nachzitterte, soll eines der größten Berliner Bank­häuser 5 Millionen Francs verloren haben.

DerReichs-Anzeiger" veröffentlicht das Preis­ausschreiben, betreffend die Errichtung des Reichs-

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tagsgebäudes. Auf Grund der Bedingungen der Concurrenz sind die deutschen Architecten eingeladen, sich an der Cvncurrenz zu betheiligen. Programm und Bedingungen werden den Architecten, welche sich betheiligen wollen, auf schriftlichen Wunsch von dem Bureau des Reichsamtes des Innern übersandt werden. '

Aus dem Elsaß, 2. Febr. Aus Pfalzburg wird berichtet: Gestern Abend wurde in dem nahe­liegenden Wilsburg ein Mord begangen. Dort wohnte ein Hagestolz, Schütz mit Namen, welcher neben dem Betrieb eines Mehlhandels auch Speze- reiwaaren feilbot. Derselbe wurde in vergangener Nacht erdrosselt, sein Bett durchwühlt und die vor­handene, ziemlich beträchtlich Baarschaft entwendet. Der Thäter ist gefänglich Angebracht. Derselbe ist ein Ausländer, der erst vor Kurzem aus dem Zucht­haus entlassen wurde.

Oesterreich-Ungarn.

Wien, 1. Febr. Graf Beust soll nach der Köln. Ztg." nicht als österreichischer Botschafter nach Paris znrückkehren. Er habe zuviel in Salvns der Frau Adam verkehrt, wv gegen Deutsch­land kvnspirirt wird. Ferner habe er dem mexika­nischen Gesandten in Paris ein Fest gegeben, ob­gleich zwischen Oesterreich und Mexiko, seit die Me­xikaner den Bruder des österreichischen Kaisers erschossen, jedwede diplomatische Verbindung abge­brochen ist. Auch habe er es trotz des zwischen Deutschland und Oesterreich bestehenden innigen Ver-' hältnisses dahin gebracht, daß alle Chauvinisten ans ihn die größten Hoffnungen setzen. So habe er jüngst in einer zu Paris in der Rne Vivienne ab­gehaltenen Versammlung der Association Litteraire seine Gefühle ausgesprochen in einer Rede, welche in den Worten gipfelte: Älon anro sst roeonnais- sanio, moa oosnr sst trammis." Der österreichischen Regierung sei es nun zu viel geworden, durch einen Botschafter mit französischem Herzen" in Paris vertreten zu sein, umsomehr als derselbe keine Zeit gefunden, seine Regierung über solche Dinge wie die Bvntoux'schen Unternehmungen, die französischen Zet- tclungen mit der Donaufrage u. drgl. zu unterrichten.

Wien, 2. Febr. Offiziell wird gemeldet: Bei Kvrito fand am 30. Jan. ein anderthalb- stündiges unbedeutendes Gefecht statt. Zwei Kom­pagnien kämpften gegen 140 Insurgenten, welche über die montenegrinische Grenze geworfen wurden. Diesseits kein Verlust. Nachmittags überfielen 200 Insurgenten den Proviantzug eines Privatunter­nehmers und nahmen angeblich vier Thiere weg. Eine Kompagnie und Gensdarmen trieben die In­surgenten gegen Dobrostika. Wir hatten keine Ver­luste, von den Insurgenten blieb einer todt, drei verwundet. Nachmittags gingen 400500 Insur­genten gegen den von einer Kompagnie besetzten Ort Kruscvic vor. Die Kompagnie griff an, eine an­dere Kompagnie wurde in den Rücken der Insur­genten dirigirt, welche nach dreistündigem Kampfe gegen Kameno flüchteten. Ein Soldat war todt, einer leicht verwundet. Der Verlust der Insurgen­ten soll beträchtlich. Nenn Todte wurden von den­selben fortgeschafft. Die Haltung der Truppen ist sehr brav."

Pest, 3. Febr. DerPest. Lloyd" meldet: Staatssekretär Giers habe vorgestern unaufgefordert Kalnoky sein Bedauern über Skobeleff's Toastrede ausdrücken lassen.

Die Lage im Süden der österreichischen Monarchie ist fortdauernd eine ernste und verhehlt man sich in Wien keineswegs das Bedenkliche der Situation. Die österreichische Regierung fährt da­her fort, energische Maßregeln zur Unterdrückung des dalmatinischen Aufstandes anzuordnen und sind in den letzten Tagen wiederholt Truppenverstär­kungen nach den aufständischen Bezirken abgegangen. Nach den Mittheilungen, welche der Kriegsminister in dem Budgetausschuß der Reichsrathsdelegation am Mittwoch gab, hat sich der Aufstand nunmehr gegen die herzegowinisch-bosnische Grenze hingezogen und bilden die orthodoxen Christen das Hauptcon- tingent der Jnsurgentenbanden. Die Mohammedaner ziehen nur gezwungen mit und benutzen jeden An­laß, um sich wieder zu entfernen. Im Uebrigen hat der Budget-Ausschuß der Reichsraths-Delegation die von der Regierung zur Niederwerfung des Auf­standes geforderten Credite bewilligt.

Frankreich.

Paris, 2. Febr. Das Handelsgericht hat

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