das eingehendste Studium der thatsüchlichen Verhältnisse zur festen und sicheren Grundlage derselben zu machen bemüht ist."
Um der Auswanderungslust entgegenzuwirken, hat der preuß. Minister des Innern die Regierungspräsidenten ersucht, ein Verbot zu erlassen, daß auf Auswanderung beMliche Plakate der Auswanderungs- Agenten öffentlich angeschlagen oder in öffentlichen Lokalen verbreitet würden.
Die „N. Fr. Pr." findet, daß mit dem neuesten Erlaß Fürst Bismarck, der Kanzler des deutschen Reiches, aus das Gebiet der preußischen Königs- Politik zurückgekehrt sei, die er einst als Abgeordneter und später während des Militär-Konfliktes dem Volkswillen zum Trotze vertreten hatte. Er versuche nun die Uebertragung der Tradition des Hauses Hohenzollern aus das deutsche Reich . . . Das Blatt prophezeit dem deutschen Staatsmann in Folge dessen den Untergang seiner Popularität. „Da er sich als deutscher Staatsmann fühlte, war von Con- stanz bis Tilsit seine Popularität eine unbegrenzte; seitdem er den preußischen Minister, den Minister des Hauses Hohenzollern hervorkehrt, ist seine Volks- thümlichkcit in rapidem Sinken begriffen, und seine wahren Freunde sehen mit tiefer Wehmuth, wie er seinen politischen Gegnern mit eigener Hand die Zukunft vorbereitet."
Oesterrcich-Uilg! rn.
Pest, 9. Januar. Ein von hier datirtes Telegramm der T cner „Presse" meldet: Die Schmöl- nitzer Schwefeln üben sind in Brand gerathen. Die Arbeit wurde eingestellt. Die Gefahr ist sehr groß. Wenn der Brand nicht bald erstickt wird, sind Millionen von Werthen gefährdet, tausend Arbeiter brodlos.
Italien.
In Rom ist der 9. Januar, der Jahrestag des Todes Victor Emmanuel s, mit einer großartigen Demonstration begangen worden. Vom Capitol und dem JesuSplatz bewegte sich nach dem Pantheon, der Grabstätte Victor Emmannel's, ein imposanter Zug, an welchem die Municipalität, die italienischen Veteranen, zahlreiche Vereine, Deputationen vieler Städte, die Territorial-Miliz u. s. w. theilnahmen. Eine große Menschenmenge hatte sich auf den Straßen, weiche der Zug passirte, aufgestellt; zahlreiche Kränze wurden am Grabe Victor Emmannel's niedergelegt. Die offiziöse Trancrfeicr- lichkeit wird jedoch erst am 16. Januar statifinden. Frankreich.
Paris, 9. Jan. Dem Korrespondenten der „N. Fr. Pr." wird mitgetheilt, der deutsche Botschafter Fürst Hohenlohe habe vor seiner Abreise dreimal mit Gambetta konferirt, auf die schwierige Situation in Rußland, welche für die nächste Zukunft beunruhigende Vorfälle besorgen lasse, hingewiesen und ihn zu bewegen gesucht, einem lieber - einkommen wegen Auslieferung Politischer Verbrecher beizustimmen. Gambetta habe jedoch jede bestimmte Antwort verweigert mit dem Hinweise, daß er in dieser Angelegenheit nur im Vereine mit England Vorgehen wolle. — Der „National" bringt heute die Nachricht, Gambetta wolle wegeu des Listeu-Skruti- niums gelegentlich der Debatten über die Revision der Verfassung die Kabinetsfrage stellen und sich in die Opposition zurückziehen, wenn das Listen-Skru- tinium abgelehnt würde.
Der Republikanismus in Frankreich und speziell die gambettistische Richtung desselben hat bei den am 8. Januar stattgefundenen Ersatzwahlen zum französischen Senat einen neuen Triumph gefeiert. Von den 79 neugewählten Senatoren gehören 64 der republikanischen und nur 15 der conservativen Partei an. Da die Republikaner 22 Sitze gewonnen haben, so werden, wenn man die Nachwahlen mit in Betracht zieht, welche aber ohne Zweifel in republikanischem Sinne ausfallen werden, die Republikaner im Senate 207, die Conservativen 93 Mitglieder zählen und da diese Mehrheit sich größten- theils aus Anhängern Gambetta's zusammensetzt, so kann der französische Ministerpräsident nunmehr mit Entschiedenheit an die Durchführung eines seiner Lieblingsprojekte, an die Revision des Senates, gehen. Von dieser „Revision" aber bis zur vollständigen Unterdrückung des Senates ist kein allzuweiter Weg mehr und wenn sich Gambetta konsequent bleiben will, so muß er aus diesem Wege sort- schreiten und mit der Beseitigung des Senates würde dann das letzte „Bollwerk" beseitigt sein, in welchem
sich bisher die französischen Monarchisten noch mit einem gewissen Erfolge gegen die anstürmendcn republikanischen Ideen zu vertheidigeu wußten.
England.
Im Hafen von London liegt das Schiff „General Donville", das über's Meer gefahren war. Als man es umlegte, um allerlei Schäden auszubessern, fand man im Bauch des Schiffes eingeklemmt und abgebrochen das 18 Zoll lange Schwert eines Schwertfisches.
Rußland.
Petersburg, 10. Ja». Nach einem Telegramm des „B. Tgbl." ist in hiesigen maßgebenden Kreisen - die Parole ausgegeben, in der russischen Presse jegliche feindselige Bemerkung gegen Deutschland zu vermeiden. Der betreffende Befehl soll sehr bestimmt lauten.
Amerika.
dl ew - Aor k, 10. Jan. In den Hauptstädten der Vereinigten Staaten breitet sich die Pockenepidemie in beunruhigender Weise aus.
Washington, 6.Jan. (Prozeß Guiteau.) Guiteau's Vertyeidiger haben dem Gerichtshof eine Denkschrift überreicht, die Geschworenen mögen in- struirt werden, daß der Angeklagte auf jeden vernünftigen Zweifel bezüglich seines Geisteszustandes Anspruch habe. Wenn die Jury glaube, daß er in Folge von Irrsinns unter einem unwiderstehlichen Antriebe gehandelt habe, sollte er nicht schuldig gefunden werden. Wenn die Jury indeß der Ansicht sein sollte, daß der Angeklagte zur Zeit des von ihnt verübten Mordansalles auf Präsident Garfield bei gesundem Verstände gewesen, daß aber die That nicht aus Bosheit verübt worden, so solle der Wahrsprnch der Geschworenen nicht auf vorsätzlichen Mord, sondern aus fahrlässige Tödtung lauten.
Or. Tanner, der berühmte Hungerer, ist gegenwärtig gegen einen jungen schwedischen Gutsbesitzer eine Wette eingegangen, worin er sich verpflichtet, sich ini Monat Januar dieses Jahres jeder Speise zu enthalten. Der mißtrauische Nordländer läßt Or. Tanner von seiner eigenen Dienerschaft überwachen und hat für diese Leistung ein splendides Honorar bestimmt, das jeden Bestechungsversuch von vornherein als lächerlich erscheinen läßt.
Afrika.
Die Schreckensnachricht, daß der König der Aschanti 200 den benachbarten «Stämmen geraubte junge Mädchen habe ab schlachten lassen, wird jetzt bestätigt. Was sagt ihr dazu, ihr Herren Engländer? Was haben die sechs Kriege und Friedensschlüsse, die ihr mit den kanidalischen Häuptlingen dieses Landes geführt und unterzeichnet habt, denn geholfen? Man darf darauf gespannt sein, wie England diesen neuen Fanstschlag ins Angesicht der civilisirten Welt, und speciell in il:r eignes, hinnehmen wird.
Handel «L Berkehr.
Ellwangen, 11. Jan. (Kaller Markt.) Die Zufuhr an Pferden betrug 7-800 Stuck. Preise anfänglich hoch, später rückgängig. Handel ziemlich gut. Ed wird bezahlt für lyz—2 jährige Fohlen 358- 490 .6, 4—6 jährige Arbeitspferde 50 0—650 -til _
Im Banne der Leidenschaft.
(Fortsetzung.)
IX. Kapitel.
In Schönhain hatte sich bei unseren Bekannten seit den zuletzt geschilderten Ereignissen nur wenig verändert. Die Baronin von Baben lebte mit ihrer Tochter nach wie vor eingezogen und still um ihren Sohn trauernd. Der Schmerz beider war noch vergrößert worden, als eines Morgens ihr Pflegling, der ihnen so theuer geworden, verschwunden war. Sie lebten von diesem Zeitpunkte an noch zurückgezogener denn früher. Der alte Freiherr von Schönhain hatte sich nach und nach darein gefunden, von seinem Lieblinge getrennt zu sein. Die Winter brachte er im Hause seiner Tochter in Bonn zu und im Sommer weilte Rosa nebst ihrem Gemahle regelmäßig lange Zeit in Schönhain. Heiteres Lachen und Scherzen schallte dann wieder durch die sonst stillen Räume des großen Hauses und noch lebhafter ward es, als Rosa ihrem Vater ein Enkelsöhnchen mitbrachte, das diesen zum glücklichsten Großvater der Welt machte.
Wieder war der Frühling gekommen. Rosa hatte ihren Vater früher als sonst besucht, auch ihr Gemahl war mitgekommen. Es handelte sich diesmal nicht um ein längeres Verweilen des glücklichen Ehepaares in Schönhain, sondern um einen schweren Abschied.
Herr von Buchenau hatte schpn längst gewünscht, seine früheren Reisen durch einen Besuch Nordamerikas zu vervollständigen. Er wollte dort die nördlichen Seeen und die sie umgebende eigenthümliche Vegetation kennen lernen. Bisher war die Reise durch den amerikanischen Bürgerkrieg verzögert worden, doch jetzt, wo nur ganz im Süden der Verewigten Staaten noch die letzten Kämpfe stattfanden und deren Abschluß binnen Kurzem zu erwarten war, hatte der Professor die Reise fest beschlossen. Schmerzlich war der Abschied von seiner jungen Gemahlin und seinem kleinen Sohne, nur der Gedanke, daß er sie unter gutem Schüße zurückließ, erleichterte ihm die Trennung.
Eine glückliche Fahrt brachte den Professor von Buchenau bald nach Quebeck, von wo aus er den Hudson herauf fuhr und die Küsten des Ontariosees durchstreifte. Dann reiste er wieder nach Westen, das Weltwunder des Niagarafalles zu sehen.
Es war ein prächtiger sonniger Tag, als der Professor an dem Niagarafalle anlangte. Er betrat die in schwindelnder Höhe über den Fall führende eiserne Hängebrücke und schaute von da hinab auf die unter ihm sich über die Felsen und Klippen stürzenden Wassermassen.
Wie ein unendlicher Donner schallte das Brausen des Falles zu ihm herauf. Keuchend und sprudelnd, in weißen Schaum aufgelöst stürzte sich der Fluß, über den hufeisenförmig ausgewaschenen Felsrand hinab in ein Becken von unergründlicher Tiefe Wild brausten da unten die Wogen in stetem Wech-^ sel empor und wieder niedertauchend, gleich als wäre das Becken ein riesiger Kessel, dessen Inhalt von einem mächtigen Feuer im Sieden erhalten würde. Hohe Dampfwolken, gebildet von zerstäubtem Wasser, stiegen auf und bildeten im Sonnenlichte farbenreiche Regenbogen, die, vollständige Ringe bildend, dem Auge durch ihr wechselndes Erscheinen und Verschwinden einen entzückenden Anblick boten.
Lange Zeit betrachtete der junge Professor das imposante Schauspiel. Sein Gemüth ging auf im Anblick der vor seinem Auge ausgebreiteten Natur- Herrlichkeiten. Der mächtige Fall unter ihm, dessen Donnerstimme von der Macht der Naturgewalten erzählte, der breite Strom, den er aufwärts weit mit den Blicken verfolgen konnte, dazu die steilen mit frischem Grün bedeckten Berge zu beiden Seiten des Flusses, gaben zusammen ein Bild, das sich seinem Gemüthe unverwischbar einprägte.
Endlich vermochte Herr von Buchenau sich von dem fesselnden Anblick loszureißen. Langsam ging er dem Ufer entgegen seinem Hotel zu. Nahe dem Ufer standen zwei Herren auf der Brücke. Sie wandten sich beim Nahen des Professors um.
Wie ein Blitzstrahl schien sie sein Erscheinen zu treffen. Die bleichen Züge Beider rötheten sich bis zur Schläfe, ihre Augen waren starr auf den Professor gerichtet. Dieser in Gedanken versunken, hatte die Herren gar nicht beachtet, erst als er unmittelbar an sie herangekommen war, blickte er unwillkürlich nach ihnen auf und zog ebenso unwillkürlich grüßend seinen Hut, als er sich so sonderbar betrachtet sah. Wie erstaunte er aber, als der eine der Herren auf ihn zutrat und ihn bei seinem Namen nannte. Einige Augenblicke schaute er prüfend in das bärtige, bleiche Antlitz, durch welches sich eine tiefe Narbe zog, dann erkannte er den vor ihm Stehenden, und im Tone der höchsten Ueberraschung rief er aus: „Sie hier in Amerika, Herr Baron von Baben!"
„Wie Sie sehen, Herr von Buchenau," antwortete dieser mit einem wehmüthigen Lächeln, „und hier ist noch Jemand, der sie nicht minder freut, Sie hier zu sehen, denn ich."
Zögernden Schrittes trat der zweite Herr, der kein anderer als der Graf Belhazy war, heran und dem Professor die Hand entgegenstreckend, sagte er mit bewegter Stimme:
„Herr von Buchenau, Ihr Erscheinen nimmt eine schwere Last von meiner Seele, ich hatte nicht gehofft, Sie jemals wieder zu sehen. Wenn Sie mir verzeihen können, daß ich im Rausche der Leidenschaft Sie einst schwer kränkte und die tödtliche Waffe, gegen Sie erhob, so thun Sie es, ich bitte Sie herzlich darum. Es steht Ihnen heut ein anderer Mensch gegenüber, als bei unsrer letzten Begegnung im Walde drüben in Deutschland.
„Herr Graf Belhazy," erwiderte der Professor, die ihm gereichte Hand ergreifend, „ich bin in Rosas Liebe so glücklich geworden, daß ich Ihnen schon längst verziehen habe. Lassen wir die Vergangenheit
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