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ganisateure in die türkische Armee soll von militärischer Seite nichts entgegenstehen.
Berlin, 4. Jan. Am Neujahrstage empfing der Kaiser das Staatsministerium. Der Kaiser sagte dabei, wie die „Prov.-Corresp." berichtet, die Verstimmung in Preußen sei um so weniger zu begreifen, als doch ein Btick auf Europa Jedermann belehren müsse, wie gut verhältnißmäßig unsere Zustände seien.
Unter den dem Reichskanzler zugegangenen Neujahrswünschen befindet sich auch folgendes Telegramm aus Schlüchtern:
Biel tausend Wünsche bringet dar Dem alten Aar das neue Jahr.
Hoch leb', trop Richter, Sonnemann,
Der Eisenmann! Drauf stosj' ich an,
Wenn Bosheit und Verlogenheit Vor blassem Neid noch lauter schreit,
Hör' freundlich meine Bitte an!
Kehr' dich nicht dran du großer Mann!
Denn deutsche Lieb' und Dankbarkeit Bleibt dir in alle Ewigkeit!
Ein deutsches Herz.
(Diakoiiissensache.) Ein Beweis von der Wahrheit und Kraft des Christenthums ist z. B. der Stand der Diakonissensachc in Deutschland. Wir haben gegenwärtig 3524 Diakonissen, je 1 auf etwa 5000 Evangcchche im Reiche. Am zahlreichsten gingen sie aus Westfalen hervor und aus den Lippe'schen Fürstenthümern. Auch Württemberg und das Großherzogthum Hessen haben viele ihrer Töchter diesem Wer:- der Barmherzigkeit zugeführt. Am Wenigsten thate.i in dieser Hinsicht die thüringischen Staaten und Oldenburg, wo der .Rationalismus unbeschränkt im Regimente sitzt, der von christlicher Liebe viel und schön redet, aber die Kraft des Glaubens, der in der Liebe thülig ist, entbehrt. Bon unseren Diakonissen sind 177 Pfarrerstöchter, also etwa der zwanzigste Theil, und das ist wiederum ein Beweis dafür, daß in unseren evangelischen Pfarrhäusern gesundes Christenthum pulsirt.
Das Jahr 1882 ist offenbar ein Sonntagskind. Es beginnt und schließt init einem Sonntag. Möge das gute Ohmen Recht behalten.
Das abgelaufene Jahr war ein sehr verhäng- nißvolles für die Schifffahrt aller Länder. Im Ganzen sind im vorigen Jahre nicht weniger als 2039 Schiffe untergcgangen oder 359 mehr, als im vorhergehenden Jahre. Bon den untergegangenen Fahrzeugen gehörten 1048, darunter 191 Dampfer, der britischen Flagge an. Der Werth des verloren gegangenen Eigenlhums wird auf Lst. 280,000 geschätzt, wovon Lst. 180,000,000 auf England und dessen Colonien kommen. Die Zahl der bei diesen Schiffbrüchen verloren gegangenen Menschenleben beträgt 4l34 oder 134 mehr als in 1880.
Auf die Frage: Wie viel Uhr ist es, wird man nächstens :wann, ist noch unentschieden) Antworten erhalten, wie: halber fünfzehn, ein viertel siebzehn rc. Ein Berliner Uhrmacher hat nämlich eine De- cimaluhr angefertigt und an seinem Schaufenster ausgestellt, auf der die Tageszeit in 20 anstatt 24 Stunden eingetheilt ist, und zwar fortlaufend von 1 bis 20. Es gibt kühne Leute genug, die prophezeien, die Einführung der Decimaluhr sei nur eine Frage der Zeit. (Ein bischen Schalkheit steckt nebenbei auch in dieser Prophezeiung, denn eine Frage der Zeit ist es auf alle Fälle).
Der Abg. Richter behauptet in einem neuesten von ihm geschriebenen Artikel, daß der Antrag Windthdrst mit erheblicher Majorität zur Annahme gelangen werde, da das überwiegende Groß der Fortschrittspartei dafür stimmen werde. Was von den Maigesetzen endgültig aufzugeben sei, das werde die Fortschrittspartei näher formuliren. Vorarbeiten hierüber seien innerhalb der Fraktion im Gange. Die Fortschrittspartei wolle die deutsche Gesetzgebung unabhängig von Rom behandelt wissen, und darum werde sie die Geldmittel für einen Gesandten beim päpstlichen Stuhl verweigern.
Der preußische Landtag soll am 14. ds. zusammentreten. Es heißt, die Regierung habe beschlossen, von einer Revision der Maigesetze abzusehen.
Beachtenswerth ist die Antwort, welche der Kaiser der Berliner Stadt-Verordneten-Versammlung auf deren Glückwunschschreiben zum Jahreswechsel hat zugehen lassen. In derselben dankt der Monarch den Stadtverordneten für ihre immer von Neuem hervortretende Beweise warmer Anhänglichkeit und gibt dann dem Wunsche Ausdruck, daß die begonnene Lösung der Schwierigkeiten, welche nur I
allzulange auf dem wirthschaftlichen Leben lasteten, im neuen Jahre kräftig fortschreiten möge, damit unter dem gesicherten Schutze des Friedens der Wohlstand der Nation, aus dessen Förderung das ganze Streben der kaiserlichen Regierung gerichtet sei, sich zu neuer Blüthe entwickele. Der Kaiser zweifle nicht, daß diese seine ernsten Bemühungen in dem umfangreichen Gemeinwesen Berlins, zum Heil und Segen der Stadt eine kräftige und nachhaltige Unterstützung finden werden.
In der Politik ändert sich das Wetter oft ebenso rasch wie in der Natur. Heute heiter, morgen trübe; jetzt Sonnenschein, dann Regen. So liegen heule zwei Nachrichten vor, die wohl geeignet sind, furchtsame Gemütyer zu beunruhigen. In der einen heißt es, daß in den Londoner Arsenalen und Docks eine äußerst rege Thätigkeit herrscht; es würde besonders die Vollendung aller noch unfertigen Panzerschiffe eifrigst'betrieben. Nach der anderen herrscht im italienischen Kriegsdepartement eine ähnliche Thätigkeit, wenn auch noch nichts Direktes verlautet. Der König habe beim Neujahrsempfang die Aeußerungen gethan: die Beziehungen zwischen Italien und dem Papste seien häusliche Angelegenheiten, in die kein anderes Land sich zu mischen habe. Als Ursache der englischen Rüstungen wird die ezyprische Frage genannt, die fortwährend zu Beunruhigungeil Anlaß gibt. Haben die Engländer vielleicht die Lösung des Räihsels gefunden, das diese Sphinx den ihr Nahenden aufgibt? Sie mögen sich vorsehen, denn wie manchem tapferen Helden hat sie übel mitgespielt, dem Marcus Antonius, dem Napoleon Bonaparte . .. Bei den Italienern Handel! es sich auch um ein Spyinxräthsel, das aber weit schlimmer ist als das egypüsche.
Oesterreich-Ungarn.
Wien, 6. Jan. Mehrere Blätter melden übereinstimmend die bevorstehende Entsendung müßiger Truppenverstärkungen in ungefährer Gesammt- zahl von 7000 Mann nach Süddalmatien behufs einzuleitender Pacificirung der Krivoszije.
P r a g, 4. Jan. Kardinal Schwarzenberg sagte in Erwiderung auf die Glückwünsche der Geist- licvkeit zu seiner Rückkehr aus Rom: Der Papst gedenke durchaus nicht, Rom zu verlasse,«, vielmehr sei er bereit, fein höchstes Hirtenamt als guter Hirt unerschrocken zu vertreten, und wenn es Gott zuließe, auch sein Leben im Amte zu opfern.
Ein Nachkomme Götz von Berlichingen's ist vor wenigen Tagen in Wien gestorben. Es war der 54 Jahre alte Rittmeister Götz Frhr. v. Ber- lichingen, Herr auf Jaxthausen, der wie sein Ahne ein Urbild deutscher Biederkeit und Rechtschaffenheit und ein verwegener Reiter war. Er diente lange Jahre in der österreichischen Armee, aber stets nur in Zeiten kriegerischer Verwicklungen.
Durch Petroleum stumm geworden. Die „Pannonia" erzählt aus Kaschau folgenden merkwürdigen Fall, den man wohl so lauge bezweifeln müssen wird, bis neuere Aufklärungen darüber verlauten. Freitag Nachts wurde Dr. Vandracsek zum Hausmeister Josef Terna, Fleischhauergasse Nr. 3, gerufen, nachdem dort die ganze Familie stumm geworden ist. Als der Arzt in's Zimmer trat, fand er die ganze Familie bei Tisch nach dem Nachtmahle sitzend, aber ganz betäubt. Eine Petroleumlampe, die fortwährend rauchte, verbreitete in dem vom Rauch schon erfüllten Zimmer ein spärliches Licht. Sofort wurde frische Luft hereingelassen, welche auf die Hausbewohner belebend wirkte; aber zu sprechen vermochte keines der Familienglieder, und sie verständigten sich nur durch Zeichen. Tags darauf ging es den Kranken bedeutend besser, ohne daß sie jedoch ihr Sprachvermögen wieder erlangt hätten.
Italien.
Die längste Brücke der Welt ist die Brücke, welche Venedig mit dem Festlande verbindet. Sie mißt 3601,43 Meter. Die Brücke ist aus Stein, in 222 Bogen, römischen Styles, und deren Pfeiler ruhen auf 75 000 Pfählen, da in den Lagunen kein fester Grund vorhanden. Sie wurde im Jahre 1841 angefangen, im Jahre 1846 vollendet. Im Jahre 1848 wurde sie gesprengt und von den Venetianern hartnäckig vcrtheidigt. Später hergestellt, besteht sie unversehrt.
Schweiz.
Der Tunnel durch den St. Gotthard hat eine Länge von 14 900 m, d. h. fast zwei deutsche
Meilen, er übertrifft den Mont Cenis-Tunnel noch um 2600 m und ist gegenwärtig der längste der Welt. Frankreich.
Die französischen Bischöfe scheinen den Culturkampf ganz anders zu verstehe» als die deutschen. Der streitbarste unter ihnen ist ohne Zweifel der Bischof von Grenoble, der in einem Hirtenbriefe sagt: Die Beleidigungen, die uns ange- than werden, können nicht mit Thränen gesühnt werden; sie fordern Blut, Gott verlangt dieses Blut, und er wird es erhalten. Das Verbrechen der beleidigten Majestät Gottes ladet dem Volke, das sich seiner schuldig macht, eine furchtbare Schuld auf, welche es nur mit Blut bezahlen kann.
England.
In den Zuständen Irlands ist seit dem Beginne des neuen Jahres keine wesentliche Veränderung cingetrcten. Gewaltakte gegen Pächter gehören noch immer zur Tagesordnung. Die Frauen- Landliga fährt fort zu wühlen, und haben sich die Behörden endlich veranlaßt gesehen, zu Verhaftungen zu schreiten. So wurden gestern die Präsidentin, die Schriftführerin und zwei andere Mitglieder der Frauenliga verhaftet und nach dem Gefängniß in Limerick gebracht. Die Verhaftung der vier jDamcn verursachte große Aufregung in dem Distrikt.
Eine neue englische Tauchergesellschaft will mit Hilfe des elektrischen Lichtes zur Beleuchtung des Meeresgrundes den Versuch machen, die Stelle zu finden, wo das mit 8 Millionen Pfund (160 Millionen Mark) beladene Schiff „Brook" im Jahre 1798 versank.
Rußland.
Petersburg, 1. Januar. (Eine Brannt- weinhütten-Lvlterie.) In der russischen Stadt Charkow findet im Lause dieser Woche eine höchst eigenthümliche Lotterieziehung statt. Der dortige Stadtrath hat nämlich vor einiger Zeit beschlossen, die in der Stadt nach Hunderten bestehenden Branntweinhüttcn auf blos hundertfünfzig zu redu- ciren. Gegen neuntausend Personen bewerben sich nun um die Concession für einen Branntweinschank, und da es der Stadtrath für unmöglich fand, die diesbezüglich eingereichten Gesuche zu prüfen und dieselben zu begutachten, so beschloß er, daß das Loos zwischen den Petenten entscheiden soll. Die Ziehung wird im Stadthause stattfinden und als Einsatz gilt der dem Concessionsgesuch beigegcbene 60 Kopeken-Stempel. Beachtenswerth ist es, daß sich in einer Stadt wie Charkow, die kaum 100,000 Einwohner zählt, 9000 Personen, also 9 pCt. der Bevölkerung, befinden, die sich um die Concession zu einer Branntweinschänke bewerben.
Warschau, 3. Jan. Wie sich jetzt herausstellt, wurde am 25. December in drei Kirchen gleichzeitig der Versuch gemacht, eine Katastrophe herbeizuführen, was in der Kreuzkirche leider auch gelang. In Warschau müssen jetzt die Schänken um 5 Uhr Abends geschlossen werden; die Dagegen- handelnden sind mit einer Geldstrafe von 500 Rubeln und einer Leibesstrafe (25 Stockstreiche) bedroht. Die Verhafteten wurden nach verschiedenen Städten verschickt, weil es in Warschau an Raum zu ihrer Unterbringung mangelt.
Aus Rußland wird abermals von hochwichtigen Verhaftungen berichtet, welche in Moskau vorgenommen wurden und jedenfalls mit neuen nihilistischen Umtrieben Zusammenhängen. Auf Moskau scheint übrigens jetzt die russische Polizei ein wachsames Auge zu haben, was sich aus dem Umstande erklärt, daß in der alten Hauptstadt des Cza- reureiches die Krönung Kaiser Alexanders und seiner Gemahlin stattfinden soll und daß es vorher noth- wendig erscheint, das Terrain von den Nihilisten gründlich zu säubern. Ob das Letztere aber gelingen wird, ist freilich zweifelhaft und es haben die Nihilisten an Kaiser Alexander III. ja die Drohung gelangen lassen, daß sie seine Krönung unter allen Umständen zu verhindern wissen würden. — Die chinesische Regierung hat durch die Londoner Firma Baring und Brothers die erste Rate der durch den Kuldscha-Vertrag bedingten Entschädigungssumme an Rußland auszahlen zu lassen. Trotzdem fahren aber die chinesischen Grenzbehörden fort, die Grenzbewohner von Russisch-Kuldscha zu belästigen und selbst Streifzüge chinesischer Banden auf russisches Gebiet zu gestatten, so daß die Möglichkeit neuer Zwistigkeiten zwischen Rußland und China wegen des Gebietes von Kuldscha nicht ausgeschlossen erscheint.
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