Tuttlingen, 31-Dezbr. Am heiligen Abend war ein 15jähriger Jüngling, welcher in Tcosfingen in der Lehre stand, irn Begriff, in seine Heimat in die Heuberggemeinde Bubsheim zu gehen, um in der Mitte seiner Angehörigen Weihnachten zu feiern. Bei Nacht und Nebel kam er von dem baumlosen Weg ab und irrte die ganze Nacht in tiefem Schnee umher. Schlimmes ahnend, suchten die Eltern am Christfestmorgen nach ihrem Sohne, welcher etwa 20 Schritte vom rechten Wege abseits in bewußt­losem, fast erstarrtem Zustande lag. Schnell wurden energische Wieder­belebungsversuche angewandt, aber leider ohne.Ecfolg. Kaum nach Hause ge­bracht, starb der ersehnte Gast.

Neresheim, 30. Dez. Die Arbeiten beim Nereshrimer Marmor­bruch schreiten stetig voran. In den letzten Tagen fand man groß; Blöcke, die sich zu Säulen eignen. Bis jetzt wurden 2400 Zentner Marmor (meisten­teils Abfälle) verkauft. Ein Architekt aus Newyork, dem Proben geschickt worden sind, bat um Übertragung der Generalagentur für Nordamerika und zahlt pro Kbm. 100 frei Bopfingsn. Die erste Lieferung wird baar gezahlt, spätere durch Wechsel unter Stellung einer Kaution. Auch Schultheiß Schmidtner in Dunstelkmgen scheint ein Geschäft mit dem in seinem Eigentum dort stehenden Marmorbruch machen zu können. Ein Bildhauer in Zürich nämlich, der Proben vom Dunstelkinger weißm Marmor erhielt, schreibt, das Material sei feinkörnig, kompakt und sehr gut zu hauen, es lasse sich fein schleifen und polieren. Schultheiß Schmidtner hat neben seinem Bruch eine Wasserkraft, welche zu einer Schleiferei benützt werden könnte.

Geislingen, 1. Jan. Gestern abend 7^ U)r kam bei dem di^ hiesige Station um diese Zeit passierenden Güterzuz auf der Geislinger Steige ungefähr 15 Minuten vom Bahnhof entfernt ein gräßliches Unglück vor, indem bei der an dem Zug verwendeten Schiebmaschine der Dampfkessel platzte. Dem auf der Maschine thätigen Führer wurden die beiden Beine abgstrennt, das Hirn eingeschlagen und er sodann über ein in der Nähe stehendes Häus­chen geschleudert, wo er dann in einem Straßengraben tot liegen blieb. Der Heizer wurde schrecklich verbrüht und verstümmelt, er starb nach Windigem schwerem Leiden im hiesigen Spital.' Weitere Menschenleben sind glücklicher­weise nicht zu beklagen, dagegen gerieten die zunächst vor der Maschine kom­menden zwei Güterwagen in Brand und wurden nebst ihrem Inhalt voll­ständig demoliert. An den in der Nähe liegenden Häusern wurden durch die Gewalt der Explosion mehrere Fenster zertrümmert. Das Auffahctsgeleise mußte bis auf weiteres gesperrt werden. (Nach einem zweiten Berichte heißt der verunglückte Heizer Karl Fingerle und ist von Wäldenbronn bei Eß­lingen; er ist erst seit einigen Monaten verheirathet. Ueber den angerichteten Schaden berichtet der St.-A.: 3 Wagen, wovon einer in Brand geriet, sind zerstört, der Materialschaden ist beträchtlich. Das Ulmer Tagbl. berichtet über das Unglück folgende Einzelheiten: Der Gütsrzug verließ zur vorge­schriebenen Zeit die Station Geislingen und hatte eine schwere Lastsnzug- maschine hinten zum Nachschieben angelegt. Noch hatte der Zug die Stadt Geislingen unterhalb in Sicht, als der Kessel der angelegten Hilfsmaschins unter mächtigem Getöse zerbarst und den Zug im Augenblick in eins undurch­dringliche Dampfwolke hüllte. Als sich diese verzogen hatte, bot sich dem Auge ein schrecklicher Anblick dar. Die Maschine, nur ein Trümmerhaufen von verbogenen und gebrochenen Stangen uns zerstörten Eisenteilen, lag bei­seite. Nicht weit davon entfernt lag der Heizer Fingerte mit abgerissenen Beinen und an der Brust schwer verletzt, so daß er, ohne wieder zum Be­wußtsein gekommen zu sein, nach 3 Stunden den Geist aufgab. Der Loko­motivführer Wagner wurde vermißt und erst später unterhalb der Bahn­böschung als Leiche aufgefunden. Auch der Wagenwärter Schmidt wurde vom Zug geworfen, hat aber keine erheblichen Verletzungen erlitten. Infolge der Zertrümmerung der Maschine gerieten einige Güterwagen in Brand und wurden mehr oder weniger beschädigt. Sofort wurde Hilfsmannschaft von Ulm und von Eßlingen an die Unglücksstätte beordert, und den vereinten

Anstrengungen gelang es, das eine Geleise frei zu machen, so daß der Zug­verkehr keine Störung erlitt. Mit der Hilfsmannschaft trafen auch höhere Bahnbsamte von Stuttgart, Eßlingen und Ulm in Geislingen ein und die Verhöre zur Feststellung der Ursachen, die das schreckliche Unglück herbeigeführt haben, wurden am Montag früh umfassend vorgenommen. Doch wird das Ergebnis fraglich bleiben, da die beiden Hauptzeugen im Tode verstummt sind. Die Getöteten waren in Ulm stationiert, und Lokomotivführer Wagner hinterläßt Frau und Kinder.

Ulm, 1. Januar. Von dem Lieutenant Krenzler, der in die Dienste der ostafcikanischsn Gesellschaft treten soll und bereits nach Berlin gereist ist. teilt dieSchnsllpost" aus einem Briefe folgendes mit:Es war der Wunsch der Deutsch-Ostafrikanischrn Gesellschaft, daß ich von der Gußstahlfabrik Krupp in Essen, zwei für den Dienst in Afrika bestimmte Geschütze übernehmen solle. Ich traf am 23. in Essen ein, wo alsbald in meinem Beisein das Anschießen der beiden Geschütze vorgenommen wurde. Dieselben sind ihrem Zweck entsprechend konstruiert, leicht zerlegbar, das Rohr kann von einem Manne bequem getragen werden. Tür Schwere der Lastete ist für die Tragfähigkeit eines Lasttieres berechnet. Das Kaliber des Rohres beträgt 4,7 om, das Geschoßzewicht 1,8 Kilo, die Ladung 0,2 Kilo. Die Schußweite beläuft sich auf 2000 m, die Anfangsgeschwindigkeit auf 400 m. Die Geschütze schaffen exakt. Gleichzeitig übernahm ich eine Gebirgskanone, welche von Krupp dem Sultan von Sansibar zum Geschenk gemacht wird. Es ist ein gutes Geschütz und ich soll an Ort und Stelle die Offiziere des Sultans mit dem Mechanismus vertraut machen. In Berlin erhielt ich die Weisung, mir im Offiziersverein die für die Expedition nötige Ausrüst­ung zu beschaffen. Das hiefür ausgestellte Verzeichnis enthält alles für afri­kanische Verhältnisse nur erdenkliche und beweist, in welch ausgezeichneter Weise die Gesellschaft für ihre Pioniere sorgt. Die Ausrüstung besteht ab­gesehen von einer sechsfachen Garnitur Jägerunterwäsche aus 3 vollständigen weißen resp. blauen Wollanzüzen (Blouse mit Pumphosen), 3 Paar GebirgS- schuhen resp. Stiefeln, Gamaschen, Korkhelm mit Schleier und Nackenschirm, einem Winchester Repetiergewehr mit einem Magazin für 14 Patronen, einer Büchsflinte, einem sechsläufigsn Revolver, einem Hirschfänger, Patrontaschr, einem Messer und verschiedenen Kleinigkeiten. In Bezug auf die Ausrüstung der zu gründenden Station ist gleichfalls die sorgfältigste und zweckmäßigste Auswahl getroffen. Ich nenne eine Hausapotheke mit Gebrauchsanweisung, eins Bibliothek, Meßapparate, Kochgeräte und Zelte. Die letzteren sind nach unten vollständig luftdicht abgeschlossen, um die Insassen vor den gefährlichen Ausdünstungen der Erde zu bewahren. Die Expedition wird ca. 150 Mann stark werden und hat zunächst folgende Zwecke: 1) Züchtigung des Stammes, welcher die Expedition des Lieut. Schmitt überfallen hat und Zerstörung des Dorfes Sutete in Usaramo. 2) Anlage einer Gesellschaftsstation am Pangani. Der Zeitpunkt des Abganges unserer Expedition ist noch nicht bestimmt. Die Vorbereitungen sind noch nicht beendet.

Aus Berlin wird berichtet: Die 40jährige Frau des Maurerpoliers H. in der Kirchstcaße wollte ihrem Mmne eine Weihnachtsüberraschunz mit einer Stickerei bereiten. Sie benützte dabei grüne Wolle. Während der Stickarbeit hatte Frau H. am Daumen der linken Hand ein kleines, ganz unscheinbares Bläschen bekommen, welches sie mit einer Stecknadel aufstach, worauf sie die begonnene Arbeit ruhig fortsetzte. Von der arsenikhaltigen Farbe muß nun der Giftstoff durch das offene Bläschen sich einen Weg in das Innere der Hand und von da in den Arm gebahnt haben, so daß eine lebensgefährliche Blutvergiftung eintrat. Ein renommierter Arzt wurde nun herbeigeholt, aber es war zu spät. Die Unglückliche starb an den Folgen der Verletzung. _

Ec wußte, als er nach einem gesunden und stärkenden Schlaf erwachte, nicht, welche Tageszeit es war. Ec sah die beiden Indianer, ihre Decken als Mäntel um die Schultern gehangen, in der Mitte der Höhle neben einem Feuer sitzen, unbekümmert um den erstickenden Rauch, der bei dem geringen Abzüge fast den ganzen Raum erfüllte. An einem Querstabe hing ein Blech­kessel, in welchem eine Flüssigkeit siedete. Neugierig, welcher Art das Getränk sei, das seine Gastfreunde brauten, trat er in dem Augenblick herzu, als diese den Kessel abhuben und den Inhalt in drei Töpfe verteilten.

Einer derselben wurde ihm zugeschoben und kaum hatte er das Getränk prüfend an seine Lippen gebracht, als er auch schon die Ueberzeugung gewonnen hatte, daß er eines aus scharfen Spirituosen und Wasser gemischte Getränk vor sich hatte, welches unter dem Namen Gin in allen Gasthäusern Nord­amerikas bekannt ist.

Trink", sagte Milantok,das Feuerwasssr ist gut. Hier ist auch Brot, Honig und Schinken. und stärke Dich. Nachher wollen wir auf­brechen und die Reise fortsetzen."

Wohin?" fragte Borrmann, willst Du mir nicht das Ziel unserer Reise angeben?"

Ich bringe Dich auf einen Weg, auf welchem Du eine Station der Zentral-Eisenbahn erreichst", rief der Indianer.In dieser Gegend bist Du nicht sicher und nach Deinem Hause darfst Du nicht zurückkehren, Blaßgesiht! denn dort ist die Kugel bereits für Dich gegossen. Kein Hahn kräht nach einem Dutschmann, wenn er das Licht der Sonne nicht mehr erblickt. Willst Du den besten Rat nicht verschmähen, den Dir der rote Sohn der Wälder geben kann, so kehre nie, nie nach Deiner Ansiedelung wieder."

Aber ich habe das Land mit dem letzten Rest meines Vermögens er­worben und nun soll ich wie ein Verbrecher von der Stätte fliehen, die ich mir zur zweiten Heimat hergerichtet habe?"

Der Indianer erwiderte Nichts hierauf. Er nahm ein kleines Säckchen, das mit einer sandigen Masse gefüllt schien und mit Bindfaden zugebunden war, und warf es in den Kahn, in den er alsbald mit seinem Begleiter ein-

stieg. Borrmann hielt es für das Beste, gleichfalls in dem kleinen Nachen Platz zu nehmen, der unmittelbar darauf von seiner Kette gelöst pfeilschnell in den Fluß hinausglitt.

Während der ganzen Fahrt sprachen die beiden Indianer nicht eine Silbe. Sie schienen ihre ganze Aufmerksamkeit dem Boote zugewendet zu haben, das sie mit bewunderungswürdiger Gewandtheit und Sicherheit an den vielfachen Strudeln und Klippen vocüberlenkten, von denen der Strom häufig unsicher gemacht wurde. Der letztere erweiterte sich allmählich und in demselben Grade traten auch die Uferfelsen zurück Einzelne Bäume, die mit ihrem mächtigen Geäst sich schräg auf den Wasserspiegel abwärts neigten, Sumpfboden und hin uns wieder ein verwahrlostes Welschkocnfeld nahmen ihre Stelle ein. Die Unsicherheit der Fahrt verminderte sich darum nicht. Eme Menge treibender Baumstämme, welche das Wasser aus dem lockeren Erdreich der Ufer gewühlt hatte, versperrten ihnen oft genug den Weg oder drohten im raschen Anpcallen das Fahrzeug zu zertrümmern, und es bedurfte der ganzen Gewandtheit und Körperstärke der beiden Führer, um es aus allen Gefahren siegreich hervocgehen zu lassen.

Endlich nahm die Gegend ein kultivierteres Aussehen an. E.nzelne Blockhäuser traten malerisch aus der grünen U nschlinzunz der Wälder hervor. Emgehsgte, im ersten Grün des erwachenden Frühlings prangende Saatfelder hoben sich anmutig von den düsteren Schatten der gewaltigen Baumciesen ab, die wie verlorene Posten jener ungeheuren Baumarmee erschienen, welche noch heutigen Tages die meilenweiten Länderstcecken zwischen dem Mississippi und Arkansas bedecken. Ja der Ferne zeigten sich die pcunklosen Turmspitzen und Dächer einer kleinen Stadl. Die Indianer stießen plötzlich wie auf Verabredung den Kahn auf eine flachere Ufecstelle. Jetzt ergriff Milantok das Säckchen und überreichte es Borrmann mit den Worten:

Hier, Blaßzesicht! nimm das zur Weiterreise. Das Beutelchen ist mit Golvstaub gefüllt. Du kannst es brauchen. Seeige aus und schlage den Weg nach dem Osten ein, dort bist Du sicher."

(Fortsetzung folgt.)