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hebt er 5^/r°/» Zins. Nachdem die Schwierigkeiten der ersten Zeit überwanden waren, giengen die Bereinsgeschäfte in durchaus befriedigender Weise von Statten. Geldangebot und Geldnachsrage deck­ten sich im allgemeinen; die Rückzahlungsterinine, die möglichst nach dem Wunsch der Schuldner und auf kleinere Raten gestellt werden, wurden einge­halten. Schon nach Ablauf des 1. Halbjahrs lie­ßen sich Beispiele ansühren, daß die Bereinskasse sich wohlthätig erwiesen hat, daß ihre Mitglieder offen­baren materiellen Nutzen von ihr gehabt haben. Sie hat dem heillosen Treiben der wucherischen Vieh- nnd Geldhändler, wo sie beikommen konnte, energisch entgegen gewirkt und hat sich als Ziel ihrer Wirk­samkeit gesetzt, aus den Unterpfaudsvüchern die Na­men, die keinen guten Klang haben, auszutilgen, aus den Ställen das Bieh, das einen üblen Bei­namen hat, zu vertreiben und in der Gemeinde kein solches Geld mehr zu dulden, an dem so viel Un­recht, Betrug und Wucher hastet, kurz alles was jüdisch ist, zu verdrängen. Die sittliche Wirkung, die Gewöhnung zur Sparsamkeit und Pünktlichkeit in Zahlen dessen, was mau schuldig ist, wird wohl auch nicht ausbleiben. Neben der Darlehenskasse und in Verbindung mit ihr entfaltet die hiesige Pfennigspark a s s e, die gleichzeitig mit jener ent­standen ist, ihre kleine unscheinbare, aber doch segeus- volle Thätigkeit zur Hebung und Forderung des ökonomischen und sittlichen Wohlstandes der Ein­wohnerschaft. Es wurden bei ihr au Pfennigen ein­gelegt im 1. V,-rteljahr 54 -4L 10 L, im 2. Vier­teljahr 63 c,kL 66 im 3. Vierteljahr 63 -4L 75 L, mithin während 9 Monaten 181 53 Z in einer

Gemeinde von 546 Einwohnern. Wer die Verhält­nisse in Stadt und Dorf kennt, wird einen derarti­gen Erfolg nicht gar zu gering anschlagen. Diese 181 -H, 53 L wärenverduftet." In der Pfeu- nigsparkasse ist den Leuten ohne Ansehen und Unter­schied des Alters, des Geschlechts oder Vermögens­standes Anleitung und Gelegenheit zum Sparen ge­geben, wie. bei keiner andern -Sparkasse. Die grö­ßeren Sparinstitute, wie sie sich da und dort finden theils selbständig, theilS in Verbindung mit Banken bestehend, genügen nicht vollständig, sie erreichen ihren Zweck, den sparsinn namentlich unter der ärmeren Volksklasse zu wecken und die Hand zu bieten zur Sammlung eines KapitälchenS auf dem Wege, daß der redlich verdiente Pfennig zur Mark und diese zu einem kleinen Heirathsgut oder ^Roth- Pfennig für das Unglück und das Alter werden könnte, nur theilweise. Es muß sich ihnen die Pfen­nigsparkasse anreihen und unterordnen, um den grö­ßeren Sparkassen Handreichung zu thnn. Die bis jetzt besiegenden größeren Kassen sind zum Theil nicht für Jederman, sondern nur für die ärmere Volks­klasse benimmt, zum Theil liegen sie vom Wohn­ort des Sparers zu weit entfernt; auch nehmen sie für gewöhnlich keine Einlage unter 1 oder 2 -4L an. Das sind Uebelstände, denen abgeholfen werden sollte. Die Sparsamkeit muß allgemein werden, wenn der Wohlstand unseres Volkes sich heben soll; jedermann, nicht blos derarme Mann" muß das Sparen lernen und sich auf's Sparen verstehen. Auch für besitzende Familien können Zeiten beson­derer Ausgaben kommen, in denen ein angesammel- ter Sparpfennig vor Verlegenheit bewahren kann. Die Psennigsparkasse will deßwegen niemand aus­schließen, sondern jedermann zum Sparen herbei­ziehen, alle Altersklassen, Kinder wie Erwachsene, namentlich ist sie für das sparbedürftigste, zu un- nöthigen Ausgaben am meisten versuchte Alter zwischen Confirmation und Heirath berechnet, für die schul­entlassenen Jünglinge und Jungfrauen. Auch ist sie vhnH Beschränkung für alle Volksschichten bestimmt, für die Vermöglichen wie für die Unvermöglichen. Sie bietet jedem, der willig ist, sie zu benutzen, Ge­legenheit, kleine Summen auf leichte Weise zurückzu- legen. Der zweite Uebelstand, der namentlich unse­rer württembergischen Sparkasse in Stuttgart bei all ihrer Vorzüglichkeit anhaftet, ist ihre zu weite Entfernung von den Sparenden. Es fehlt auf diese Weise die ständige Mahnung zur Sparsamkeit, und es geht nach dem bekannten:aus den Augen, aus dem Sinn". Dieser Uebelstand, die zu große Entfer­nung der württembergischen Sparkasse in Stuttgart, ist besonders seit dem 1. April d. I., seit der Auf­hebung der Portofreiheit unangenehm fühlbar ge­worden. Der Verkehr mit dieser Kasse ist bedeutend erschwert. Früher konnten die K. Pfarrämter und

Schultheißenämter unmittelbar mit derselben ver­kehren; der ganze Verkehr wurde als portofreie Dienstsache behandelt. Seit jener Neuerung ist der direkte Verkehr aufgehoben und man muß sich in allen Sparkassen-Angelegenheiten der Vermittlung durch die Agenturen bedienen. Dadurch kostet das Ein­legen Zeit und Geld, Zeit bis das Geld zur nächst gelegenen Agentur getragen ist, Geld wenn das Er­sparte vollends der Agentur geschickt werden muß.. Diese Sendungen an die Agenturen müssen auf Ko­sten des Einlegers srankirt werden. Angesichts dieser Calamität wäre es wünschenswerth, daß an jedem Orte ersparte Gelder eingelegt werden könn­ten. Die Psennigsparkasse bietet wenigstens für kleinere Beträge Gelegenheit zur Unterbringung und verzinslichen Anlegung des ersparten Geldes ohne Verlust an Zeit und Geld. Wenn die größeren Sparinstitute, um auch den dritten Punkt noch zu berühren, nicht unter 1 -4L oder 2 ^/L anuehmen, so nimmt die Psennigsparkasse den kleinsten Betrag au in Gestalt von 5 L, ja unter Umständen kann sie bis auf 1 H herunrergeheu. Viele Geringe kom­men nicht dazu, in die vorhandenen Sparkassen ein­zulegen, weil sie nie 1 oder 2 oder 5 oder 10 beisammen haben und auch nicht im Stande sind, durch Zurücklegen von Pfennigen so viel zusammen zu bringen. Bis zum ersten 5L-Stück daS zweite und dritte hinzukommt, ist jenes langst ins Wirths- haus oder für eine Cigarre oder für eine Bretzel dahin gegeben; ein Pfennig folgt dem andern auf diestm Wege nach und bei den mancherlei Ver­suchungen zu verschwenderischen Ausgaben namentlich am Sonntag wird die Mark niemals volle. Darum müssen schon die einzelnen Pfennige, nicht erst die Markstücke, in Sicherheit gebracht werden, wenn sie zu 1 -4L anwachseu sollen. Der alte Hebel hat zur Zeit der Guldenwährung gesagt:

Weijch, wo der Weg zum Gulde isch?

Er goyt de rvthe Chrüzece uo,

Und ver uit uffe Chrüzer luegt,

Der wird zum Gulde schwerli eho.

Nun das hat seine Richtigkeit für viele auch heute noch zur Zeit der Mark- u. Pfennig-Währung. H.

Herreubcrg, 1. Sept. In dem hiesigen, über 300 Morgen großen Stadtwald fand gestern eine Treibjago statt, welche ziemlich gut ausfiel. Ein Stuttgarter Herr erlegte zwei Wildschweine, die an­dern Jäger zwei Rehböcke, zwei Hasen u. einen Fuchs.

^Fahrpreisermäßigung zum Besuch der Landesgcwerbr-Ausstellung.) Laut einer Be­kanntmachung des K. Ministeriums der ausw. An­gelegenheiten vom 1. sept. l. I. berechtigt von setzt bis zum Schluß der LandeSgewerbeausstellung die je am Mittwoch (ausgenommen Mittwoch den 28. September) auf einer württembergischen Ei­senbahnstation zur Reise nach Stuttgart gelösten einfachen Billete, wenn sie in der Ausstellung ab gestempelt sind, zur Rückfahrt nach der Aus­gangsstalion innerhalb der für die gewöhnlichen Re- lourbillete durch die Bekanntmachungen vom 11. Mai und vom 23. Juni cingeräumten verlängerten Gültigkeitsdauer. Die übrigen durch die gedachten Bekanntmachungen gewährten Vergünstigungen für Gesellschaftsfahrten und für Extrazüge bleiben, und zwar auch während der Volksfestwoche, bis zum Schluß der Ausstellung in Kraft.

Stuttgart, 1. Sept. Wer die Landes- zeicheuausstelluug besucht, so schreibt dersch. NA", möge ja'nicht versäumen, auch der Abtheilung mit den Arbeiten der Jnsaßen des K. Zuchthauses einige Aufmerksamkeit zu schenken. Es sind da Zeich­nungen zu finden, alle unterzeichnet mit Namen von Leuten, die ihr Talent einst auf weniger künstle­rischem Wege an den Tag gelegt, und jetzt eine un­zweifelhafte Begabung für Kunst erkennen lassen.

Stuttgart, 1. sept. Gestern Abend hielten die Vertrauensmänner der konservativen Partei in Württemberg hier eine Versammlung ab, die aus verschiedenen Theilen des Landes sehr zahlreich be­sucht war. Man wählte den Landesausschuß, der die Agitation für die bevorstehenden Reichstags­wahlen in die Hand nehmen soll und besprach dann die Schritte, welche hinsichtlich der Reichstagswahlen einzuleiten sind. Im Laufe dieser Besprechung trat eine sehr gehobene Stimmung ein; denn mit den Kandidatenlosen, der schrecklichen Zeit, hat's ein Ende. Eine genügende Anzahl geeigneter Persönlich­keiten hat sich bereit finden lassen, um ein konserva­tives Reichstagsmandat zu erwerben. Der Ausgleich

zwischen den Deutschkonservativen und der deutschen (liberalen) Partei, von welcher eine Anzahl hervor­ragender Mitglieder der gestrigen Versammlung bei­wohnte, ist geschlossen. Im Laufe der Begebenhei­ten war die deutsche Partei aus einer nationallibe­ralen eine freikonservative geworden; sie wurde immer weiter und weiter nach rechts gedrängt, bis sie nun von den Deutschkonservativen eingeheimst worden ist. Die Wahlagitation wird von beiden Parteien gemein­sam in die Hand genommen und in kürzester Frist soll der Wahlkampf eröffnet werden. Man muß zu­gestehen, daß die konservative Sache in Württemberg in letzterer Zeit sehr erstarkt ist, ein Erfolg, den sie zum nicht geringen Theil ihrer strammen Parteidis­ziplin, ihrem thatkräftigen Vorgehen zuschreiben darf. Was den Konservativen noch weiter zu gut kommen

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wird, ist der Umstand, daß die katholische Presse die -§>§

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Parole ausgegeben hat, daß die Katboliken überall da, wo sie keine Aussicht haben, einen Zentrumsmann durchzubringen, für den konservativen Kandidaten stimmen sollen. Früher entschied man sich in solch en Fällen lieber für die Demokraten.

Rvttenburg, 31. Aug. Das Drama, wel­ches sich im Mai d. I. in hiesiger Stadt abgespielt hat und in welchem 4 blühende Kinder von der Hand der leiblichen Mutter, Sofie Ulm er, zum Opfer gefallen sind, hat, wie man demSch. M." schreibt, in den letzten Tagen seinen Abschluß nun­mehr dadurch gefunden, daß die Thäterin für abso­lut unzurechnungssfähig erklärt und deßhalb die Untersuchung eingestellt worden ist. Die unglückliche Frau ist nun nicht blos aller ihrer Kinder, sondern auch ihres Mannes beraubt, indem derselbe vor eini- Z gen Wochen nach Amerika ausgewandert ist. SFS-S

Die Stadt Vaihingen a. d. E. besitzt einen Pokal in Form eines Löwen (Wappenthier der Stadt), für welch' hochinteressantes Jnventarstück der Gemeinde früher schon 700 Gulden geboten wur­den. Der Pokal befindet sich gegenwärtig in der Stuttgarter Landes-Gcwerbeausstellung. Nun aber traf am 30. d. aus Nürnberg von einem Liebhaber alterthümlicher Kunstgegenstände, Konsul Löwenstein aus Frankfurt, bei Herrn Stadtschultheißen Dietericb die telegraphische Anfrage ein, ob besagter Löwen­pokal für 10,000 -4L abgegeben würde. In einer alsbald anberaumten Sitzung des Gemeinderaths wurde die Ueberlasfung des Pokals an den Frage­steller zu dem erwähnten Preise mit großer Majo­rität beschlossen, welchem Beschluß der später beru­fene Bürgerausschuß einstimmig beitrat. In Folge hievon wurde der Pokal durch den Stadtschultheißen bereits von der Ausstellung zurückgefordert.

Tuttlingen, 31. August. In .Nusplingen wurde der ruchlose Versuch gemacht, dem Bauern Jgngz Alber seinen ganzen Viehstand, bestehend in 5 Stücken, zu vergiften. Alber wurde durch ein Geräusch im Stalle aufmerksam gemacht und fand beim Nachsehen in der Krippe viele mit abgekochtem Phos­phor vergiftete Kohlrabenschnitze. Einige der Thiere^sZjK hatten hievon gefressen, was aus dem aus ihrem»ZM Munde aufstcigenden Phosphorgeruch zu entnehmenDUIH war. Geeignete Gegenmittel haben die Thiere gerettet.

Der nationale Festtag des 2. September ist^K° auch diesmal in ganz Deutfchland festlich begangen 8 worden und die rege Theilnahme, welche die Bevöl-ZM kerung fast allerorten an dieser erhebenden Feier kund-AM ^ gab, beweist, daß die Erinnerungen an die großerZrsM weltgeschichtliche That des 2. Sept. 1870 in unse--?-st"/' rem Volke noch in aller Frische fortleben. Möchte ----S darum auch in späten Jahren das deutsche Volk die-^8^ sen seinen Ehrentag in aller Freudigkeit feiern, da-- W! mit es vor Allem den kommenden Geschlechtern tief - eingeprägt werde, daß es der Tag von Sedan war, welcher uns die nationale Einheit brachte.

In Saaldorf bei Laufen schlug der Blitz in einen Kuhstall und wurden hiedurch 10 Stück Kühe erschlagen und erstickt. i

Ingolstadt, 1. Sept. Der Kronprinz des deutschen Reiches hat sich über unsere Truppen sehr- lobend ausgesprochen; derselbe ritt sogar während des Manöverirens an einzelne Abtheilungen heran, um denselben mitBrav, Kinder! Das habt Ihr gut gemacht!" direkt seine Anerkennung auszusprechen.

Am Zentralbahnhof, der prächtig verziert war, wur­den ihm von einigen Damen prachtvolle Blumen­sträuße überreicht, die er dankend und sichtlich er­freut entgegen nahm und in sein Küpe bringen ließ.

Hannover, 1. Sept. Der Kaiser ist um halb 5 Uhr Nachmittags hier eingetroffen und von der

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