-l

Bei Untersuchung des Wagens fand man verschiedene Sachen, so ein Stück Wildschwein, Stücke von einem Pferde, mehrere Gewehre rc.

Eine Oelquelle in Oelheim in Hannover hatte schon früher bei 192 Fuß Tiefe viel Oel ge­liefert, war aber matt und schwach geworden. Da bohrte man noch 36 Fuß tiefer und heimst nun mächtige Strahlen Oel ein. Große Freude in der ganzen Provinz.

Das Berliner Tageblatt bringt einen interessanten Be­richt über den König von Bayern nnd seinen Kabinets- sekrelar v. Ziegler. Der letztere muß dem König, dessen Abgeschlossenheit in den 19 Jahren seiner Regierung immer mehr zugenommen hat, über alle Staats- und Privatgeschäfte, die Finanzen ausgenommen, Vortrag halten, ein enorm ver­antwortlicher und schwieriger Posten. Herr v. Z. schien dem König unentbehrlich. Im August v. I. bat er den König dringend, das 700jährige Jubelfest der Witcclsbacher Dhnastie in Äünchen durch seine Gegenwart zu verherrlichen; der Kö­nig antwortete nach wiederholter Bitte deS wohlmeinenden Se­kretärs:Ich gehe nicht, aber Sie." Da ging Ziegler nach Meran zur Traubenkur. Nach zwei Mvnaten lies; ihn der König wieder ruien, damit er sein Amt wieder übernehme. Ziegler stellte folgende Bedingungen: 1) das; sein Dienst nicht über die lOte Abendstunde ausgedehnt werde (der König macht oft die Nacht zum Tag); bewilligt, 2) das; er seine 3 -Sstiin- digen Vorträge sitzend halten dürfe: bewilligt, aber schwer, 3) das; er seine Vorträge nicht hinter einer Portiere (Vor­hang) halten dürfe, sv, der» im Angesichte des Königs; be­willigt, aber nach schwerem Kample. Jetzt aber hat v. Z. dennoch seine Entlassung erbeten.

DieNordd. Allg. Ztg." schreibt: Um unseren Lesern ein Beispiel zu geben, welche Früchte die schimpflichen Hetzereien der Fortschrittspresfe gegen den Reichskanr er zeitigen, veröffentlichen wir nach­stehend einen der Drohbriefe, wie sie dem Reichs­kanzler jetzt wiederholt zugehen, nm ihn zum Aus- geben seiner auf die Verbesserung des Looses der Arbeiter gerichteten sozialen Resoniipläne zu veran­lassen.O großer eherner, resp. einfältiger Reichs­kanzler, was Hort und liest man dloß von Dir. Nichts als Lächerliches. Glaubst Du etwa daß Du Deiner gefällten Strafe entgehen kannst? Nein! Nein! Was wir Dir einst zugeschworen, wird für Dich sicher in Erfüllung gehen und wenn Du den Polizeiring um das zehnfache vermehrst der Dich etwa schützen soll vor dem Bestrafte Deiner verübten Tyrannei. Wie es bei Dir in Kissingen^ ausficht wissen wir ganz gut. Traurig genug daß Du es

Deutschland. Desto eher kannst Du Dich mit dem Todtengräber bekannt machen. So wie damals die Würfeln für uns sielen, so sind diese auch schon für Dich gefallen, d. h. vorläufig die kleinen, bis Dich der große Würfel für immer und ewig trifft. Dei­nen Sohn Wilhelm mit leinen bisherigen maskirten und lächerlichen Redensarten werden wir auch bald was zuschwören wenn er nicht aufhört zu wühlen. Die Bismarcksbrut muß ausgerottet werden." Die­sem Briefe, welcher am 25. Juli in Hamburg auf die Post gegeben war, lagen Ausschnitte aus fort­schrittlichen Blättern mit einer Karrikatur aus der Hamburger Reform" bei, auf deren Lektüre die Ent­stehung dieses Drohbriefes also zurückzuführen ist.

Paderborn, 27. Juli. Anläßlich der Aufstellung eines neuen Pfarrers in der Diözese Paderborn spricht der klerikale ..Liboriusbole" den Wunsch aus, es möge der neu anzustellende Pfarrer auch darüber examiuirt werden, ob er im Zeitungskorrcspondenzsache bewandert sei, weil ohne diese Fer­tigkeit heutzutage ein Pfarrer nicht mehr durchkomme.

Oesterreich-Ungarn.

Der Presse zufolge würde der Kaiser von Oesterreich sich nach der Zusammenkunft mit Kaiser Wilhelm von Gastein aus über München nach der Insel Mainau begeben, um daselbst mit dem Groß Herzog von Baden und der Köni­gin von Sachsen und Württemberg zusammen zu treffen. Nach dem Wiener Blatte soll dieser Besuch als eine erneute Kundgebung des innigen Freund­schaftsverhältnisses aufzufassen sein, welche die öster­reichisch-ungarische Monarchie mit dem deutschen Reiche verbindet. Nach dem bisherigen Programme trifft der Kaiser von Oesterreich am 3. Mg., Vor­mittags, in Salzburg bei dem kronprinzlichen Paare ein, geht am 4. Aug. nach Gastein, wo er mit dem deutschen Kaiser zusammcntrifft, kehrt des Abends nach Salzburg zurück, besucht die Prinzessin Gisela in München, reist am 6. Aug. nach Mainau ab, wo er mit dem Grvßherzog von Baden, dem König von Württemberg und wahrscheinlich auch mit dem König von Sachsen zusammeiitrifft. Am Abend des 7. Aug. tritt er die Reise nach Vorarlberg an, besucht Bre­

genz, Feldkirch, Bludenz und reist über Arlberg nach Tyrol, nimmt in Landeck und Innsbruck Aufenthalt und kehrt am 16. oder 18. August nach Ischl zurück.

Olmütz, 27. Juli. In dem Orte Lejska bei Prerau wurde vor wenigen Tagen der dortige Ge­meindevorstand ermordet. Der Unglückliche, der vor kurzem ein Tanz verbot erlassen hatte, siel als Opfer der Rache. Die Leiche des Gemeindevor- standes wurde in einem Brunnen aufgefunden.

Der Glücklichste aller Sterblichen ist ein Ober­lieutenant P. in Olmütz, der gestern noch wenig Geld und viel Schulden hatte, und heute Erbe von 17 Mill. Franks geworden ist. Ein in Paris ver­storbener Fürst Ruspoli, sein Vater, hat ihn zu sei­nem Erben eingesetzt. Der Sohn hatte von diesem Vater keine Ahnung und machte sich auch keine Ge­danken darüber, daß er von Zeit zu Zeit große Summen von unbekannter Hand erhielt. Der Schlag hat ihn aber nicht gerührt vor Ueberraschung.

Ein Sonderling. Gesten; Morgens starö Ul Fünf- Hans bei Wien, Earolinengasse 13, ein Sonderling, welcher zu den bekanntesten Borortefignren zählte. Jeden Tag zwischen halb 12 und 12 Uhr Mittags erschien derselbe vor der Volks­küche, sein Mittagessen holend, und ward besonders dadurch bemerkbar, das; er immer wie ein Geistlicher gekleidet war. Dieser Mann war der 73jährige Rentier Anton Windisch- bauer, ein sehr reicher, vom Geschäfte zurückgezogener Eisen­händler, welcher im Gegenrheil zu seiner schäbigen Kleidung und geizigen Lebensweise seine Wohnung in obenerwähntem Hanse mit größtem Luxus nnd Komfort eingerichtet und darin die lmrlhvollsten Antiken gesammelt hatte. Er zeigte Nie­manden seine Schätze und außer seinem Sohne dürste kaum Jemand diese Räume betreten haben, da er nicht einmal eine Bedienerin hielt und Alles selbst reinigte. Er soll ein Ver- mogen von mehr als einer Million hinterlassen haben. Vor­gestern erschien Herr Windischbauer wie gewöhnlich in der Volksküche, gestern Morgens erlng er einem Schlaganfalle.

Wie derKrakonvs" meldet, sind der Redak­teur der Trautenauer Zeitung, Lindemayer, und der Buchdruckereibesitzer Moravek in Trautenau von der Gitjchiner Staatsanwaltschaft in Anklagestand versetzt worden wegen Vergehens der Störung der öffent­lichen Ruhe durch Abdruck des Manifestes der deut­schen Abgeordneten.

Frankreich.

Paris, 27. Juli. Den amtlichen Ableug- uungeu entgegen wird in militärischen Kreisen ver­sichert, daß die Regierung die Absendung vvu 10,000 Mann nach Tunis ungeordnet habe, da die Lage dort täglich ernster wird. In Kerouan, welches angeblich seine Unterwerfung augezeigt ha­ben sollte, wird der Ausstand energisch iu's Werk gefetzt. Das 1. Husareuregimeut in Marseille, wel­ches Befehl hatte, nach Tunis wieder zurückzukehreu, har Gegenbefehl erhalten, weil in demselben der Ty­phus zum Ausbruch gekommen ist. Gegenwärtig hat dasselbe vor der Stadt ein Lager bezogen.

Der drohende Wassermangel hat den Pari­ser Gemeiuderath zu dem Beschluß veranlaßt, mit einem Aufwand von 150 Mill. ein Wasserquantum von stz Mill. om per Tag zu beschaffen und über Paris zu vertheiteu.

Italic«.

Die Verhandlungen zwischen dem Vati- ean und Rußland zur Herbeiführung einer Verstän­digung zwischen dem Papste und dem Czaren, als dem Oberhaupte der orthodoxen Katholiken in Ruß­land, gelten als gänzlich hoffnungslos. Es sollen sich von beiden Seiten Schwierigkeiten erhoben haben, welche das Zustandekommen auch nur eines inoäns Bvonäi als sehr zweifelhaft erscheinen lassen. Auch die slavische Pilgerfahrt nach Rom dürfte aus das jedenfalls sehr geringfügige Resultat der diplomati­schen Verhandlungen keinen Einfluß üben, um so weniger, als das slavische Rendez-vous in Rom von der russischen Regierung gerade nicht sehr freundlich betrachtet wurde.

Rußland.

Moskau, 29. Juli: Der Kaiser ist mit der allerhöchster Familie heute in Moskau eingetroffen und von der Bevölkerung enthusiastisch begrüßt wor den. Während der Entgegennahme von Salz und Brod vom Moskauer Stadthaupt geruhte der Kaiser folgende Ansprache zu halten: Nach der durchlebten großen Trauer, welche Mich und Meine Familie und ganz Rußland erschüttert hat, schätze Ich Mich endlich glücklich, Meinen Herzenswunsch ausführen zu können, indem Ich die alterthümliche erste Resi denz besuche. Herzlich danke Ich Ihnen für den Mir nnd der Kaiserin und Meinen Kindern bereite ten treuherzigen Empfang. Mein seliger Vater hat mehr denn einmal Moskau für seine Ergebenheit ge-

W

dankt. Moskau diente stets als Beispiel für ganz Rußland. Ich hoffe, daß es auch in Zukunft so bleibt. Wie früher so auch jetzt bezeugt Moskau, daß in Rußland Zar und Volk ein einmüthiges festes Ganzes bilden.

Spanien.

Aus einem Privatbriefe des evangelischen Pre­digers Fritz Fliedncr in Madrid entnimmt die Krzztg.", daß derselbe am 9. Juli in den nahen Gebirgen, wo er bei der schrecklichen in Madrid herrschenden Hitze für einen Andern einen kühlen Aufenthaltsort suchen wollte, von der Polizei auf­gehalten wurde, weil er keinen Paß hatte. Das möchte noch zu entschuldigen sein, aber geradezu scheußlich ist es, daß man ihm Handschellen, Fuß­ring und eiserne Kette im Gewicht von 300 Pfund wie einem gemeinen Verbrecher anlegte, und ihn mit fünf anderen Gefangenen in ein Loch sperrte, bis er am Sonntag früh durch einen besonderen Boten aus Madrid erlöst wurde. Ein solches Ver­fahren dürfte wohl ein energisches Einschreiten der deutschen Botschaft rechtfertigen. Dem Vernehmen nach soll auch der Vertreter Deutschlands bereits Auftrag erhalten haben, den erwähnten Fall nebst verschiedenen anderen, wo spanische Provinzialbe- hörden sich gegen Angehörige des Deutschen Reiches Ausschreitungen haben zu Schulden kommen lassen, zur Kenntnis; der spanischen Regierung zu bringen. Holland.

Die Holländer feierten am vergangenen Dienstag das dreihimdertjährigc Jubiläum der Los- reißung der Niederlande vvn Spanien, während zu gleicher Zeit eigenthümliches Zusammentreffen! in der belgischen Nachbarstadt Lüttich die 50jührige Jubelfeier zur Erinnerung an den Befreiungskampf der Belgier gegen Holland von 1831 feierlich began­gen wurde.

England.

London, 26. Juli. Die Bemühungen der Polizei in Liverpool, die Absender oder Em­pfänger der aus Boston Angeführten Höllenmaschi­nen zu ermitteln, (die Sache hat nämlich doch ihre Richtigkeit), sind bis jetzt erfolglos geblieben. Man fürchtet, daß die verfrühte Veröffentlichung des Komp­lots die Aussicht auf Ermittelung der Schuldigen vereitelt hat. Eine Prüfung der Maschinen hat er­geben, daß ihre Entladung fürchterliche Verheerungen angerichtet haben würde.

London, 29. Juli. Die Nachricht von der Verbrennung von 119 Frauen und Kindern im südlichen Rußland wird in einer Zuschrift an die Daily News für gänzlich unbegründet erklärt.

Afrika.

Der Voss. Ztg. wird aus Kairo geschrieben.:

In der ersten Woche dieses Monats wurde in Ae­gypten eine epochemachende Entdeckung gemacht.

Nicht weniger als 36 wohkerhaltene Sarkophage, fast alle Königen und Königinnen der älteren thebani- scheu Dynastieen angehörend, sind mit ihren Mumien, Papyrusrollen, Osirisstatuetten, letztere zu Tausen­den, Kanopen, Schmuckgegenständen und Talismanen zu Tage gefördert worden. Die königlichen Namen werden in den Texten genannt und kennzeichnen von ft. ^ vornherein die ungeheure Wichtigkeit der soeben ge " machten Funde.

Goa'»Tochter.

(Fortsetzung.)

Heinrich Selbitz war ein reicher Mann; durch Unternehmungen von mehr als zweifelhafter Natur hatte er ein enormes Vermögen zusammengeschlagen- und lebte nun von feinen Zinsen, das heißt, er wirth- '« schäftete als Geldverleiher und zählte die jungen Le- K bemänner der Residenz zu seinen besten Kunden.

Die Liebe dieses Mannes war getheilt zwischen drei Objecten, sich selbst, seinem Gelde und seiner Tochter Amanda, ein gutes, hübsches, lebensfrohes Mädchen, das von den Erwerbsverhältnisfen feines Vaters keine Ahnung hatte. Sonst würde die Kin­desliebe zu ihm weniger hingebend, sonst würde diese mit einem bedenklichen Beigeschmack von Widerwillen versetzt gewesen sein; und Selbitz hütete sich auch sehr wohl, der Tochter von seinen wucherischen Geschäften auch nur das Geringste merken zu lassen. In ihren Augen war er der Wohlthäter, der allen Armen und Bedrängten half. I

Zu diesem Mann also begab sich Winkler im Aufträge Theophils und Winkler mußte mit Selbitz j sehr gut bekannt sein, denn das Geschäft zwischen Bei-

rov