ihm mit Hülfe des Taschenmessers den von seinen eigenen Po­cken entnommenen Jmpssloss kräftig aus den Unterarm. Die Schnitte und Stiche mochten etwas tief cingedrnngen sein und so schwoll der Arm stärker an, als es sonst wohl geschieht. Am andern Morgen erklärte der junge Impfling seiner Mutter, daß er heute nicht zur Schule brauche, weil -- er geimpft sei. Nun kam die Geschichte an den Tag. Angesichts des entstellten und aeschwolleuen Armes hatte der Vater nichts Eiligeres zu thnn, als die beiden Delinquenten dem Arzte vorzusühren. Dieser stellte fest daß die Impfung regelmäßig erfolgt und als Erst- linqsleistung des jungen Chirnrgns immerhin anerkennenswerth ausqefällen sei auch wohl keine weiteren üblen Folgen »ach sich riehen werde. Nach diesem Bescheide zog der Vater mit seinen hoffnungsvollen Söhnen erleichterten Herzens von dannen.

Oesterreich-Ungarn.

Wien. 12. Juli. DerFrkf. Ztg." wird ge­meldet: Die vom Prager akademischen Senat wegen der in Kenchelbad verübten Exzesse eingeleitete Dis- ziplinaruntersuchnng ist abgeschlossen. Das dem Kultusminister unterbreitete Urtheil spricht die Rele- girnng sechs czechisclier Studenten von der Prager Universität und eines von sämmtlichen österreichischen Hochschulen anS.

Die unbegreifliche Politik des Mini­steriums Taafse treibt immer überraschendere Blüthen und ist augenblicklich mit der Massenver­nichtung der liberalen und dentschgcsinnten Zeitungen in Wien beschäftigt. Kaum ein Tag vergeht ohne Beschlagnahme und sedes Blatt, das Miene macht, für das verfolgte oder unterdrückte Deutschthum Oesterreichs eine Lanze zu brechen, sieht sich sofort den strengsten Maßregeln auSgesetzt. DieDeutsche Zeitung" hat -eit 1 . Juli vier Beschlagnahmen erlebt und wendet sich mit der Bitte an ihre Leser und Freunde, mit und bei ihr anSznharren in die­ser Zeit schwerer Prüfung. Wohin soll diese Strenge, dieses vollständige Verkennen des Umstan­des führen, daß ja eben das Deutschthnm al­lein es ist, welches den volkerreichen Kaiserstaat zu­sammenhält?

Italien-

Rom, 13. Juli. In verflossener Nacht fand die Ueberführung des Leichnams Pins IX. statt. Dem Sarge folgten 200 Wagen und 3000 Per­sonen. In den Straßen waren viele Fenster be­leuchtet, auf dem Petcrsplatze ertönten Ruse:Es lebe Italien'." welche an? dem Zuge mitEs lebe der Papst!" beantwortet wurden. Auf dem Platze der Thermen des Diokletian wiederholten sich die beiderseitigen Rufe und es kam zu Steinwürsen, wobei drei Personen verletzt wurden. Nach einigen Verhaftungen konnte der Zug ruhig seinen Weg fortsetzen. (Bad. Ldsztg.)

Frankreich

Paris, 11. Juli. In Cette brennt seit heute Mitternacht der Waarenbahnhof der Südbahn. Der Verlust ist sehr bedeutend. i.D. Rchsp.)

Paris, 12. Juli. In Algerien nimmt der Ausstand zu. In Oran versuchten Araber, sich der Gewehre einer Wache zu bemächtigen, wobei die Franzosen mehrere Araber verwundeten. Sfaxver- theidigte sich bis jetzt so gut, daß man vermuthct, die Belagerten seien durch tüchtige europäische Offi­ziere unterstützt. Die Franzosen glauben, daß 5000 Mann nöthig sind, um Ssax einzunehmen. Bis zum Abgang der letzten Depeschen sind 700 Bomben auf Ssax abgefeuert worden. «Bad. Ldsztg.)

Aus industriellen Kreisen empfangen wir folgende Mii- Iheitung über Lokomotivbestcllungen in Frankreich:Die Auf­träge, welche die französischen Eisenbahnen im laufenden Jahre speziell in rollendem Material crtheilten, übersteigen alle Erwartungen. So hat u. A. die Paris-Lyon-Mittelmeer- Bahn vor einigen Tagen das enorme Quantum von 400 Stück Lokomotiven bestellt. Hiervon wurden 75 «stück bei der Firma Gouin, 130 Stück bei der eigenen Lokomotivfabrik der Bahn und die übrigen bei österreichischen Fabriken in Auftrag gegeben.

Belgien und Holland.

Zum dritten Male in letzter Zeit ist das Dorf Winnene (Naniur) von einer großen Feuersbrunst heimgesucht worden : vorgestern wurden 70 Häuser eingeäschert.

England.

Wahrhaft Großartiges wirkt die Stadt-Mis­sion in London durch 450 Missionäre, Geistliche und Laien. Ihr Einfluß auf die 4 700000 Ein­wohner ist nicht hoch genug anzuschlagen. Wohin sich kein Polizeimann getraut und was keine Polizei zu schaffen vermag, das wirken die Stadtmissionüre, indem sie der Elenden, Verkommenen und Vaga­bunden sich annehmen und in ihr freudloses Leben das Licht des Evangeliums, in ihre leibliche Noth die Hülfe, in ihr stumpfes Hinsiechen den Weckruf

des Gebotes Gottes zu bringen. Wenn für eine Stadt von 4^/t Millionen Menschen aus fast allen Völkern der Erde eine Polizeimacht von 10000 Mann genügt, um Ordnung zu halten, so ist dies der stillen Friedensarbeit der Missionäre zu verdan­ken. Der Lord-Mayor (Oberbürgermeister) der Rie­senstadt rühmte jüngst öffentlich den großen Segen dieser Mission in sozialer, religiöser und politischer Hinsicht und freute sich besonders der Einigkeit, in welcher die bunte Vielheit evangelischer Bekenntnisse friedlich zusammenarbeite. Der Leiter u. die Seele dieser Mission ist der' weltbekannte edle Graf Shafts- burh, ein Achtziger. Er hob auf der jüngsten Fest- versammluug hervor, daß eS dem Einflüsse des Chri- slenthums zu danken sei, wenn in Zeiten, da Frank­reich und fast das ganze Festland von revolutio­nären Stürmen heimge>ucht worden sei, England ruhig blieb; der Einfluß der Stadt-Missionäre sei größer und wirksamer als der des Militärs und der Polizei; denn die Liebe sei eine größere Macht als die Gewalt. Er wies auch darauf hin, wie wich­tig es sei, daß Leute aus dem Handwerkerstande, Kaufleute, Arbeiter re. zu ihren Stanbesgenvffen als Missionäre gehen; sie könnten sich unter einan­der viel leichter und besser verständigen als dies oft dem studirten Geistlichen möglich sei.

Die Heerschau, welche die Königin von Eng­land am Samstag über 55,000 Freiwillige gehalten hat, versetzt die Engländer in einen Rauch des Ent­zückens. Das für englische Augen ungewohnte Schau­spiel mag sehr hübsch gewesen sein. Im klebrigen erkennen auch die Zeitungen an, daß das von den Kreiwilligeneorps Geleistete, das sich auf einen mü­ßig guten Vorbeimarsch beschränkte, nicht viel be­weist. So lange die Freiwilligencorps nicht der Heeresorgauisation förmlich eingereihc, unter militä­risches Kommando gestellt und gehörig eingeübr wer­den, wird ihr Werth über einen unterhaltenden Zeit­vertreib wenig hinausgehen.

Ein verunglückter Don Juan. Aus Liverpool wird geschrieben:Ein Fleischer aus Manchester, veryeiralhel und Vater von fünf Kindern, verliebte sich in sein OOjahrigeS Dienstmädchen und wollre am Samstag den 2. ds. mit ihr auf dem DampferMumesvtla" nach Amerika segeln. Am Lan­dungsplätze fand das Liebespaar die verlassene Gattin mit ihrer Mutter und ihrer Schweiler. Lüe erpere begann ihre Thäligkeil damit, dag sie ihre Rivalin säst oie Häl,tt ihres Haupthaares beraubte, die anderen Äeiber prügelten ben Manu weidlich ourch. Ein Konstabler brachte üen Verfolgten in ein Gab, doch bevor er dies besteigen konnte, schütteten ihn die wüthendeil Frauen vom Kopfe bis zu den Fußen mit rolher Farve an. linier allgemeinem Gejohle ward der FlüchUuig heimgebracht, nachdem die Gattin auch jämmtticheS Gepäck mit Beschlag belegt hatte."

Rußland.

In Cr 0 ustadt wurde gestern Abend die Leiche eines Verhörrichters mir dem bereits bekannten grauen Sack über dem Kopf im Wasser aufgefunden; auch ist, wie ich höre, der sehr eiugeweihte Sekre­tär Baronvsfs verschwunden. Baronosf selbst wagt sich nicht mehr in die Oeffentlichkeit ohne zahl­reiche Bedeckung von Untergebenen. In Peterhosi verlautet, die Sicherheit des Czarcn werde als so! gefährdet angesehen, daß der Czar einen Kiosk ohne Vvrrüume und Kellergewölbe beziehen werde, falls er nicht sich in der nächsten Zeit schon in's Auslande begebe; zuvor werde er die landwirthschaftlichen Re­formgesetze vollziehen und von Neuem das Volk ge­gen den Nihilismus aufrufen. Vor Peterhof wird am Strande nach Minen und Torpedos gesucht. Bulgarien.

Sistowo, 13. Juli. Der Fürst wurde von den Behörden empfangen und von der Bevölkerung enthusiastisch begrüßt. Er empfing alsbald den Ex­archen und das diplomatische Korps und erwiderte auf die Ansprache v. Thielau's, er schätze sich glück­lich, das diplomatische Korps unter so bedeutenden Umständen in dieser Stadt um sich zu sehen. Er zweifle nicht, daß Bulgarien auf dem Wege des Fortschritts in Sympathien und das Vertrauen Europas rechtfertigen werde. Er freue sich, daß die Vertreter der Mächte selbst konstatiren können, wo­hin der Wille der Bevölkerung gehe. Er danke ihnen für das lebhafte Interesse, welches sie während der Krisis an den Tag gelegt, welche entscheidend sei für die Zukunft der bulgarischen Station.

Sistowo, 14. Juli. Die große National­versammlung nahm durch Akklamation ein­stimmig die Bedingungen des Fürsten an. Die Session wurde sodann geschlossen. Der Fürst erließ eine Proklamation, worin er für das Vertrauen u. den Ausdruck der Treue der Natio­

nalversammlung dankt. Er will trotz seiner außer­ordentlichen Vollmachten die Landesvertreter alljähr­lich zur Berathung des Budgets und der Fragen allgemeinen Landesintereffes zusammenrufen. Er appellirt an alle Patrioten, mitzuarbeiten an dem großen Werke, das er mit Gottes Segen für sein liebes Bulgarenvolk zu vollenden hofft. (St.-A.)

Landes L Werkehr.

Vom bad. Schwarzw alde, 11. Juli. Die Heuernte ist nunmehr im vollen Gange und fällt sowohl bezüglich der Menge, als Güte recht zufriedenstellend aus. Die günstige Witterung erleichtert das Geschäft des Heuens außerordentlich, svZdaß in wenigen Tagen sammtliche Wiesen geräumt sind, während in vorhergehenden Jahren das Heu Wochen lang auf den Wiesen umher lag. Die Getreideernte berechtigt zu allen Hoffnungen und steht zu erwarten, daß es in diesem Jahre auch wieder einmal entsprechend schöne und volle Kör­ner und nicht nur Stroh, sowie viel und gutes Mehl, nicht, wie in den letzten Jahren, nur Spreue und fast unbackbares Mehl ergibt. Die Kartoffeln haben sich bis jetzt sehr schön entwickelt und ist von der unlcidigcn Kartoffelkrantheit noch nichts zu merken.

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Gva's Tochter.

(Fortsetzung.)

Nach all' diesem scheint ja der Oskar Wink­ler der rechte Mann zu sein, lieber Theophil, versetzte Hoffmann.

Ich werde an ihn schreiben! sagte Theophil, de>n es angenehm schien, diesen Geschäftsgegenstand fallen zu lassen. Apropos, Papa, mir fällt ein, daß sich nach meiner Ueberzeugung eine Vergrößerung des Pappenlagerraums immer dringender nothwendig macht. Wir könnten und müßten in größeren Posten abschlie- ßen und zugleich abnehmen, dazu fehlt uns aber jetzt der Raum. Nun höre ich, der Gelbgießer in Nr. 16 will sein Grundstück verkaufen. Es soll 48,000 Tha- ler kosten, wovon allerdings ein Drittel baar bezahlt werden müßte. Das Grundstück stößt mit dem unseren zusammen, wir könnten es ausbauen lassen.

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Aber auch dazu wäre wieder Geld nöthig! warf Hoffmann ein.

Höchstens 8 bis 10,000 Thaler! entgegnete Theophil. Der Kassenbestand ist ein guter, größere Verpflichtungen sind uns nicht nahe; ich dächte, wir benutzten die günstige Gelegenheit.

Ja, ja, .... ich hätte auch nichts dagegen eiilzuweudeu .... uuo es freut mich, daß wir Cas- ^ senbestand haben, denn .... ich selber bedarf dessen ^ jetzt zu meiner Erfindung. Ich muß jetzt einzelne § Theile des Modells ausführen lassen und das kostet '

An gut Stück Geld . . . Aber Du wirst sehen, mein Sohn, fügte der Alte selbstbewußt und zuversichtlich lächelnd hinzu, die Maschine wird etwas; sie bringt uns das, was sie kostet, hundertfältig wieder ein.

Nur ungern mochte Theophil gerade in diesem Punkte dem Vater widersprechen, obwohl er von der

zu erwarteten Erfindung keine allzuhohe Meinung-

hatte. Indessen diese Erfinder-Idee war das Stecken­pferd seines Vaters. Er durfte diesem die Freude daran, die Hoffnung daraus nicht trüben. Aus die-Z sem Grunde verschob der Sohn denn auch noch denZ

projektirten Ankauf des Nachbargrundstücks.-- F

Der alte Bach war entlassen. Herr Oskars, ^

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Winkler war in seine Stelle getreten. Herr Hoffmann

hatte sich Thränen aus den Augen gewischt, als Bach:

von ihm Abschied nahm. Doch man trennte sich ja nicht für immer. Bach sollte recht oft zum Besuch»'"^ kommen, hatte Herr Hoffmann gesagt, dagegen wollte AZ-M Hoffmann den Besuch, so oft es seine Zeit erlaubte, dd

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Diesem und Jenem, aber auf das, was eigentlich ihrp

Herz bedrückte, kamen sie nicht zu sprechen. Wozu auch? War's zu ändern? Herr Hoffmann war seinem Sohn gegenüber schwach und Theophil hatte sich zudem im Geschäft so vollkommen bewährt, fdaß man ihm einen Fehler, wenn die Entlassung Bachs überhaupt ein solcher war, Nachsehen mußte.-

Oskar Winkler war ein Mann von 26 Jahren, nicht hübsch zu nennen, aber doch von intelligentem Gesichtsausdruck. Man sah ihm so in Etwas den gewiegten Rechner an. Sein Benehmen war höflich, fast einsilbig; mit der für seinen Posten nöthigen Do­sis Selbstbewußtsein und Sicherheit paarte sich eine etwas zu stark zur Schau getragene Unterwürfigkeit gegen seine Chefs.

Er gefiel Theophil ausnehmend damit war seine Stellung gesichert.

Vierzehn Tage nach dem Eintritt Winklers er­hielt Theophil eines Morgens einen Privatbrief fol­genden Inhalts:

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