Landvolk, der muh nach Kräften dazu beitragen, daß ein Gesetz zu Stande kommt, wonach nicht das Bauerngut selbst verpfändet werden kann, sondern nur ein Theil des Ertrages auf eine bestimmte An­zahl von Jahren, und daß schlimmsten Falls dem Bauer sein Haus und ein gewisser Theil der Grund­stücke nicht auf dem Zwangswege verkauft werden darf, wonach man überhaupt nicht mehr die Grund­stücke verhandeln und verschachern kann wie ein Zeugte oder ein Stück Bettbarchent.

Und wer ist es, der diese 4 Forderungen zu Gunsten des Bauern erhebt, wer will dem Bauern dazu verhelfen, daß er aus seiner Noth heraus­kommt? Die Liberalen, die Fortschrittler sind es nicht. Wer dein Bauern ehrlich und aufrich­tig helfen will, das sind die vielverlüsterten Konservativen.

Aber die Konservativen können allein dem Bauern nicht helfen, sie können ihm, weil sie als ehrliche Leute niemand durch Erweckung trügerischer Hoffnungen täuschen dürfen, wie es ihre Gegner nun schon lange Jahre hindurch lhun, nichts anderes versprechen, als daß sie bereit sind, für die Rechte und Interessen der Bauern nach besten Kräften ein- zustehen. Der Bauer muß sich selbst helfen. Hilf Dir selbst, so hilft Dir Gott", sagt ein wah­res Sprichwort. Es genügt nicht zu sagen,diese Ansichten sind ganz richtig" und sich dann darauf zu verlassen, daß die Konservativen nun alles Uebrige schon besorgen werden. Rein! Die Bauern müssen sich selbst zusammenthun, sie müssen Vereinen bei­treten, in welchen die hier behandelten Dinge offen besprochen werden, sie müssen mit ihren Lckandesge- nossen in ganz Deutschland in Fühlung treten, ihre zögernden Mitbürger ausklärcn über die wahren Ur­sachen der Nothlage des Bauernstandes. Um immer mit dem was im öffentlichen Leben vorgcht, was die Herren Volksvertreter Gutes und Böses be­schließen auf dem Lausenden zu blciöen, müssen sie solcheZeit ungen lesen, welche den Muth haben, öffentliche Mißständc anszudecken und Finger aus die Wunde zu legen. Nur dann, wenn sie diese Voraussetzungen erfüllen, dann sind die Bauern auch in der Lage, die verborgenen Krallen der Schönmehlschwätzer" von Demokraten u. s. w., welche die Bauern gern als Stimmviehherumkrie-'. gen" möchten, selbst zu erkennen und wenn es zrch den Wahlen kommt, sich für ihre wahren und aufrichtigen Freunde zu entscheiden und so viel kon­servative Männer in den Reichstag und in die Landtage zu schicken, bis diese die Mehrheit haben und ihren Willen zu Gunsten der unterdrückten Bauern auch wirklich durchsetzen können.

Laßt euch nicht bethören, ihr Männer der har­ten 'Arbeit in Hitze und Kälte, in Regen u. Schnee, wenn die Verführer zu euch kommen, um euch Steuererleichterungen in Aussicht zu stellen, welche doch niemals wahr werden, lind wenn jeneVolks- männer" zu euch kommen, um über die Rückschrittler von Konservativen zu schelten, welche angeblich das finstere Mittelalter wieder heraufbeschwören möchten, um über diePfaffenpartei" zu witzeln, dann fraget sie einmal, wie vielePfaffen" schon ganze Gemein­den in den Gant gebracht haben und fraget sie fer­ner, wie sie sich zu den oben genannten 4 Forde­rungen stellen.

Wenn jeneVolksmänner" ench darüber nicht ganz feste Zusagen geben können, sondern wie die Katze um den heißen Brei herumgehen, dann hütet euch vor ihnen! Wenn ihr aber auch jetzt noch nicht ganz aufwachet und euch fest zusammen schlie­ßet, um mit euern wirklichen Freunden, den Konser­vativen, eure gerechten Forderungen durchzusetzen, dann beklaget euch nicht, ihr, die ihr heute noch etwas habt, wenn ihr nach wenig Jahren auch von Haus und Hof vertrieben werdet, um alt, krank und verzweifelnd in fernen Ländern ein Glück zu suchen, das ihr in der Heimat hättet haben können, wenn ihr nur rechtzeitig gewollt hättet. Wenn ihr euch selbst nicht helfet, dann kann kein Gott euch mehr helfen! (Die Ausfälle auf den Libe­ralismus wird wohl nicht jeder Bauer gutheißen und unterschreiben. Die Red.)

Die niedere Dieustprüfung im Departement des In­nern haben u. a. bestanden: Schmid, Karl Gustav, von Calw, Stotz, Christian Wilhelm, von Herrenberg, Braun, Wil­helm/von Dornstctten, Gramer, Eugen von Horb, Groß­mann, Friedrich, von Aichhalden, Hapdt, Albert von Calw, Kehle, Karls, von Aitenstaig Stadt, Krais, Friedrlch, von Neubulach, Rapp, Gottlob, von Haiterbach, Schuou, Gu­

stav, von Haiterbach, Vetter, Johannes, von Bondorf und Wörner, Johann Bernhard, von Sulz.

Die erledigte evang. Pfarrei Malmsheim, Dekanats Leonberg, wurde dem Pfarrer Hornberger in Spielberg gnädigst übertragen.

Gestorben: Den 23. Juni zu Stuttgart Karl Bälz, früher Werkmeister in Bietigheim, später Direktor der allgem. Ballgesellschaft, Abg. für Besigheim 1870 -76, 60 I. alt; den 24. Juni zu Stuttgart: Frcihofer, Lotte, geb. Kommerell, Dekans Wtwe; den 24. Juni in Weissach Pfarrer Jäcl, früher Präc. in Freudenstadt, Pfr. in Warth und Erbstetten, R. I. Kl. d. Fr.O., 83 I. a.

TageS-Neuigkellerr.

Deutsches Reich.

'/'Altenstaig, 26. Juni. Vor einigen Tu­gen passirte ein leichtes Fuhrwerk von Grömbach unsere Stadt. Bei der Krone kamen 2 Kinder ^Geschwister) von 4 und 3 Jahren, welche soeben in die Kiuderschule wollten. Sie wurde» vom Fuhrwerk erfaßt, kamen unter die Pferde und ein Kind ist nun lebensgefährlich verletzt, während das andere mit dem Schrecken davon kam. Ob der Fuhrmann zu schnell gefahren, ist noch eine offene Frage; es ist immerhin riskirt, zwei kleine Kinder ohne Aufsicht über öffentliche Plätze und Straßen zu schicken. Gelegentlich möchten wir hier noch dar­auf aufmerksam machen, daß außer dem schnellen Reiten und Fahren durch unsre Stadt auch der weitere Unfug hier einreißt, daß beinahe jeden Tag auf den belebtesten Plätzen die Pferde frei herum­jagen oder, von kleinen Kindern geritten, allein von und zur Schwämme gehen. Gestern gieng der Magd eines hiesigen Gerbers ihre Kuh durch und warf das etwa 25jährige Mädchen so unglücklich unter die Räder, daß der Oberschenkel abgebrochen ist und wieder eingerichtet werden mußte. Das Gewitter am letzten Mittwoch hat Gottlob! auf unsrer Markung keinen erheblichen Schaden gemacht: Salat u. a. wurde theilweise versetzt, auch manche Baumzweige abgeschlagen und manche Halme und Hopseiiranken geknickt, aber im ganzen dürfen wir zufrieden sein. Mögen wir vor fernerem Schaden bewahrt bleiben. Letzten Freitag halten wir eine Beerdigung nach dem Ritual der Methodistenkirche, natürlich ohne Klang und Sang der evangelischen Landeskirche.

Haiterbach. Ergebnis; der Stadtschulthei- chenwahl am 22. d. M. Wahlberechtigte: 362, ab­gegebene Stimmen: 338. Hievon erhielten: Geome­ter Krauß 207, Stadtpfleger Knorr 147, F. Rapp z. Löwen 67, Berw.-Cand. Kehle v. Altenstaig 32, Verw.-Cand. Sch non von hier 22 Stimmen. Wie es gewöhnlich bei Wahlen zu geschehen Pflegt, fehlte es auch diesmal nicht an boshaften Bemerkungen in den Stimmzetteln. So wurde z. B. NN.Vorstand der Nihilisteu u. Obmann der Holzfrevlerbande" ein- , stimmig gewählt.

E i n Komet. Der von anderwärts augekün­digte Komet ist nun auch für uns sichtbar geworden u. wurde erstmals am 23. nach 9 Uhr am nördlichen Himmel, ziemlich hoch über dem Horizont, beobachtet, Der Komet, der in den nächsten Tagen uns jeden­falls noch näher kommen wird, fällt jetzt schon durch seinen Glanz und die Größe des senkrecht in die Höhe stehenden Schweifes dem unbewaffneten Auge alsbald auf und bietet einen prachtvollen Anblick. Ob es der gleiche ist, der 1807 in die Sonnennähe kam, oder ein bis jetzt noch nicht beobachteter, dar­über sind bis jetzt die Meinungen getheilt.

Freudenstadt, 23. Juni. Der Bau der Rip- poldsauer Straße auf württ. Seite ist zufolge Be­schlusses der bürgerl. Kollegien vom Gestrigen gesichert.

Stuttgart, 23. Juni. Der große Preis für die Ausstellungslotterie wurde bei Ed. Föhr gekauft. Es ist ein Halsband, eine Broche und ein Armband in Brillanten, farbig gehoben durch Sa­phire, Rubinen und Smaragden. Es ist eine künst­lerisch bedeutende Arbeit im Stile der Renaissance. Die Arbeit gewinnt an Werth dadurch, daß sie sich in einzelne Theile zerlegen läßt, aus denen dann Diadem, Anhänger, Nadeln u, s. w. sich bilden lassen. Werth des ganzen Schmuckes 12,000

Aixheim (Spaichingen), 23. Juni. Bei dem gestrigen Gewitter nach 9 Uhr Abends hat der Blitz in das Wohn­haus der Brigitta Mo osmann, Wittwe, eingeschlagen und die schon bejahrte Besitzerin, welche am Ofen in der Wohn­stube Platz genommen hatte, so getroffen, das; sie sofort tcdt war. Eine noch weiter in der Stube anwesende Tochter wurde nur betäubt und leicht verletzt. Am Gebäude selbst ist der durch den Blitz entstandene Schaden nur ein unbedeutender.

Brandfäle: In Zöbingen, (Ellwangen), am 22. Juni ein Wohnhaus; in Oberberken,

(Schorndorf), am 24. Juni ein Wohnhaus; in Auf­haufen, (Geislingen), am 24. Juni ein Wohnhaus sammt Scheuer.

Aalen, 23. Juni. Endlich hat sich der Besitzer der Nr. 6241 der Stuttgarter Kirche nbaulotterie, dem der Gewinn von 20,000 zugefallen ist, gezeigt. Es ist der Müller Melch. Pfisterer von Horn, OA. Gmünd.

Karlsruhe, 25. Juni. Das Ministerium hat strenge Anordnungen behufs Einschränkung des Branntweingenusses erlassen.

Karlsruhe, 2l. Juni. Am Sonntag den 3. Juli wird aus Anlaß der württembergischcn Landes-Gewerbe- ausstelluiig ein Extrazug zu ermäßigten Preisen von Karlsruhe nach Stuttgart und zurück abgcfertigt.

Pfullendorf, 24. Juni. Gestern früh schlug der Blitz während des Gottesdienstes in die Kirche zu Großschönbach, und tödtete 3 Frauenzimmer, ent­zündete mehreren Mädchen die Kränze ans den Köpfen und brachte etwa 10 weiteren Personen schwerere und leichtere Verletzungen bei.

Darm st adt. Unter entsetzlichen Erscheinungen ist in Neu-Isenburg ein Sjähriges Mädchen an der Tollwuth gestorben. Das Kind war vor etwa vier Jahren von einem Hunde gebissen worden. Die Wunde, welche ganz unbedeutend gewesen sein soll, heilte mit gutem Verlauf. Vvr etwa 14 Tagen wurde das Mädchen Plötzlich krank, bekam Schaum vor den Mund, verzerrte Gesicht und Glieder, wollte stets küssen und dabei um sich beigen. Dabei klagte es über brennenden Durst, schauderte aber vor dem Wasser zurück. Das arme Kind hatte entsetzliche - Martern auszustehen, bis es endlich nach vier Ta­gen durch den Tod erlöst wurde.

75 homöopathische Aeczte hatten den Redakteur des Aerztlichcn Vereinsblattes" vr. Heintze verklagt, weil er in einem Aufsätze:Kurpfuscherei" die' Homöopathen beleidigt habe. Die Klage wurde vvr dem Amtsgericht in Leipzig ver­handelt. Der gerichtliche Sachverständige, Geh.-R. vr. Son- nenkalb, erklärte, er sei kein Freund homöopathischer Extrava­ganzen, halte aber den Bvrwurf des Schwindels und der Charlatanerie für beleidigend. Es werde sowohl bei den Allo­pathen wie bei den Homöopathen mit den Arzneimitteln viel experimcntirt. Dir Behandlung, z. B. der Typhuskranken sei in de» Wiener, Pariser und Berliner Spitälern sehr verschie­den, aber keinem Spitaldirektor Werve es einfallen, seinen an­ders denkenden und handeinden College» einen Charlatan zu nenne»; jeder Arzt sei für sein Thun und Handeln verant­wortlich. Der Gerichtshof schloß sich dieser Auffassung an und verurtheilte den vr. Heintze zu 100 ^ Geldstrafe.

Berlin, 23. Juni. Wie verlautet, hat der Bundesrath ia seiner heutigen Sitzung das Ar- beiterunfallversicherungsgesetz in der Fassung, die es im Reichstage erhalten, ab gelehnt, dagegen die Gerichtskosten-Gesetz-Nvvelle nach den Beschlüssen des Reichstags angenommen. Die Vor­lage, betr. den Hamburger Zollanschluß, wurde an die diesbezüglichen Ausschüsse zur Vorberathung verwiesen.

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^ Berlin. Die Berliner Börse wird gegenwärtig durch «-

"einen große» Anbau erweitert. Beim Brunnenbohren zu die- >-»

ser Arbeit ist man dabei aus einen untergcgangencn ffrwald_**

gestoßen. Man fand uralte Bäume, die noch mit Zweigen "

versehen, fest in der Wurzel sich befanden und offenbar die Reste eines Waldes bilden, der sich in ältester Zeit hier be- ^

fuvde» haben muß. Ein besonders starker Stamm ist ausge-§AZ§^ gravcn und dem Märkischen Provinzial-Mnseum überwiesen Lg worden.

Dortmund, 25. Juni. DieDortmunder ffZ'Lw-Z ^ Zeitung" meldet aus Larop: Auf der ZecheLouise 7 ?

Tiefau" war gestern Nachmittag 3 Uhr auf der Mit- lZZ tetsohle vvn FlötzWittwe" eine Explosion schla- §HZLH gender Wetter. 17 Bergleute sind getödtet und 5AZssD leicht verwundet worden. Sümmtliche Leichen sind^" zu Tage gefördert. i-s

Parchim. Ein Reiterbravourstück führte vor einigen' '

Tagen Rittmeister von Lücken vom hiesigen Dragoner-Regiment "'-"A ans. Es handelte sich dabei um eine Wette von 800 Mark. A Rittmeister v. Lücken hatte mit anderen Offizieren gewettet,!" Kff ^ daß er mit je einem seiner drei Pferde über einen gedeckten ff Tisch setzen wolle, ohne irgend einen Gegenstand dabei uinzu- °°

stoßen. In einer der Reitbahnen war nun zu dem besagten A

Zweck eine Tafel ausgestellt und mit Tellern, Schüsseln. Bon- ^

willen re., versehen. Herr v. Lücken kam mit großer Eleganz und Geschicklichkeit der sich gesetzten Aufgabe nach, er voltigirte mit dem dritten Pferde sogar ohne Sattel über die Tafel hin­weg und hatte somit die Wette glänzend gewonnen.

Oesterreich-Ungarn.

Wien. Eine Erfindung, deren Folgen noch unübersehbar sind, macht hier viel von sich reden.

Sie besteht aus einer kleinen Gummihohlkugel, aus ! welcher durch einen stumpfen Metallschnabel eine Flüssigkeit gespritzt wird, deren Zusammensetzung das !

Geheimniß des Erfinders ist. Diese Flüssigkeit ver- ;

breitet beim Verspritzen einen durchdringenden, ab- i scheulichen Ammoniakgeruch und versetzt die Person, s deren Brust und Gesicht aus kurzer Entfernung da- ! mit getroffen wird, in den Zustand der vollständigen !

Wehrlosigkeit, der ungefähr eine Minute andauert.