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und freute sich der Operation und der geringeren Schmerzen. Ob er's überlebt, wird sich zeigen.

Bi ainz, 3. Feb. (Dieliebe Jugend.) Ge­stern kam eS vor, daß zwei Jungen den Billetschal­ter des hiesigen Theaters erbrachen und eine Anzahl Billets entwendeten. Man zeichnete nun die noch vorhandenen Billets und erkannte sonach in den ein­gehenden nicht gezeichneten die gestohlenen. Dieser Umstand führte natürlich zur Entdeckung der Diebe, deren sich dann sofort die Polizei freundlichst an- uahm. Die beiden hoffnungsvollen Bürschchen gehen noch in die Schule und sind noch keine 13 Jahre alt.

Der Reichstag ist aus 15. Febr. Unberufen.

Wie ein tüchtiges Donnerwetter oft gar plötz­lich die unerträgliche Temperatur abkühlt und gutes Wetter bringt, so scheint sich Fürst Bismark neulich mit seinen Kraftworten von parlamentarischenFle­geleien und Klopsfechtereien" den hoch aujgehäusten Groll vom Herzen weggeredet zu haben. Am 4. Februar erschien er unerwartet im prenß. Landtag seit langer Zeit zum erstenmal und nahm vollstän­dig ruhig und leidenschaftlos das Wort zu einer längeren Rede über die Steuerreform. Seit Jahren hatte er das Haus verlassen, sobald der Ab­geordnete Richter das Wort ergriff; dasmal folgte er mit größter Aufmerksamkeit einer mehr als ein- stündigen sehr scharfen Rede Richters über die Steuer­reform und erhob sich dann zu einer Gegenrede, Richters Talent in Ernst und Scherz vielmals rüh­mend und halb ernst halb ironisch versichernd, die Welt muß erfuhren, in wie vielen Dingen wir einig und wie gute Freunde wir sind. Das ganze Haus staunte: denn Richter war am Schluß seiner Rede fast leidcnschschastlich geworden. Wir heben aus Bismarks Rede heraus, was das Deutsche Reich, alio uns Alle und nicht nur Preußen angeht. Der Anschuldigung Richters gegenüber, daß der Kanzler das Volk für die erhöhten Steuern durch Berspre- chungen aller Art zu entschädigen suche, erklärt BiS- mark: Ich habe Niemand etwas versprochen und bin nur als Bittender gekommen, als uh die Steuern erhöhen wollte. Meine Ahsichr ist- die Landwirt h- schaft zu heben und gegen Mißernten des Aus­landes sicher zu stellen. Die Kornzölle werven von den ausländischen Importeuren getragen, das be­weist die Erhöhung der russischen Zolle, die eine Antwort darauf gewesen. Die Grundsteuer soll auf­hören der Maßstab für Zuschläge zu sein. Er wün­sche denjenigen, der nur von seiner Hände Arbeit lebe, ganz steuerfrei zu stellen und die Belastung erst da beginnen zu lassen, wo wirklich' Capital Hortfun­den sei. Wenn durch die Ueberweisungen an die Kreise auch nur eine Erleichterung der Schullast eintrcte, w sei das schon eine unendliche Wohlthat. Sein Prinzip sei nicht eine bestimmte Abschaffung von Steuern gewesen, sondern ein Ausgleich zwilchen dem zu großen Maß der direct en und dem zu ge­ringen Maß der indireclen Steuern, worin uns England und Frankreich längst vorausgeeilt seien. Er wolle mehr indirccte als directe Steu­ern und nur die Einkommensteuer bcibehalten, die übrigen Stenern nicht abschaffen, sondern sie den Kreisen und Communcn überlassen.

Berlin, 5. Feb. Aus der gestrigen Rede Fürst Bis­marcks im Abgeordnetenhaus,! heben wir noch Folgendes aus: Ich bekenne mich," so sagte der Kanzler im weitern Ncrlans seiner Rede,unumwunden zu der Ansicht, daß der Tabak mehr Geld bringen muß, und wenn die Herren Richter und Rickert an meiner Stelle wären, würden sie vielleicht das Monopol einsühren, dem ich vorläufig nicht cntgegenstrcbe. Ich bekenne mich also ganz offen dazu, der Tabak muß mehr bluten, als er bisher geblutet hat; ebenso die Getränke. Wenn ich sehe, daß die Getränkesteuern in Frankreich 450 Mill. Franken ungefähr liefern, etwa ebensoviel der Tabak und ebensoviel die Stempelabgaben, so muß ich mich immer fra­gen: sind wir weniger klug, verstehen wir das Geschäft we­niger? Nein, das ist es nicht, sondern die Art unseres parla­mentarischen Lebens und der Corpsgeist, den wir in dasselbe von den Universitäten lstneintragen, hindert uns. Ich bin überzeugt, jeder würde es gerade so machen, wenn er an der Spitze der Geschäfte stände. So lange er dies nicht kann, fühlt er sich unwillkühriich veranlaßt, die Ansichten, welche die Regierung hat, als schlecht zu betrachten. Ich bin zwar auf lange parlamentarische Kämpfe, die mir das Leben schwer machen, in diesen Fragen gefaßt; aber ich werde nicht um ein Haar breit darin schwanken. Vor zwei Jahren habe ich die Absicht, zurückzntreten, ziemlich unumwunden erklärt, weil ich mich körperlich den Anstrengungen nicht genügend gewachsen fühlte und weil ich bei meinen College» nicht überall die Un­terstützung fand, deren ich bedurfte. Ich halte es für nützlich, zu constntircn, daß ich von diesem Gedanken ganz zurückge­kommen bin; es fällt mir nicht ei», zurückzutreten (stürmischer Beifall rechts), bis Sc. Majestät cs für gut findet. (Erneuter Beifall.) Zu diesem meinem Entschluß hat nicht unerheblich beigelragen, daß ich gesehen habe, wer sich eigentlich darüber freut, wenn ich zurücktrete, und welche Herren es sind, die

meinen Rücktritt erstreben. Nachdem ich die Herren scharf ins Auge gefaßt habe, habe ich mir immer gesagt, es muß dem Vaterlands doch noch in etwas nützlich sein, daß ich bleibe (lebhafter Beifall), und ich habe mich entschlossen, so lange ein Atom an mir ist, dem Baterlande zu dienen (Beijall), und das führe ich auch als Erklärung für das an, was der Herr Vorredner wechselnde Ueverzcngung bei mir nannte. Ich habe gar nicht gewechselt, dis ich in die Zoll- jrage näher eingeircten bin. Ich habe aber früher gar keine eigene Uederzeugung in Zollsachen vertreten, sondern die mei­nes College« Delbrück, weil ich daniais, wo das ganze Deutsch­land und Europa sich in Gährung befanden, wo man nach rechts und links sehen mußte, daß einen die Wellen nicht ivegspüttcn, keine Zeit hatte, mich damit zu beschäftigen. Erst nach Delbrücks Rücktritt bin ich dieser Frage näher getreten. Ich bestreue, baß meine früheren Ansichten den heutigen ent­gegengesetzt waren, weit sie eben gar nicht existirien. Ich habe Dewruck'jchr Ansichten vertreten, so lange nur Herr Delbrnck zur Seite stand, und als er mir die Gemeinschaft gekündigt hat, bin ich gezwungen worden, meine, wie ich nicht verkenne, in manchen Dingen allerdings von den seinigen abweichenden Ansichten anszusprechen." - Die Köln. Ztg. bemerkt zu der Rede ÄiSinarckS, welche sie ein Ereignis; im vollen Sinne des Wortes nennt, u. A.:"Nach dieser Rede vranchen wir keine weiteren klärenden Ereignisse, aus welche die offiziöse Presse seil einigen Wochen hiuveutete, mehr abzuwarlen; die Lage tsr nach allen Seiten vollfländig cmsgehellk. Bismarck erttärt, daß er, jo lange em Atom an ihm sei, nicht von der Stelle weichen und die von ihm eingeschtagene Politik bis an sein Lebens­ende verlhetöigen und durchführen werde. In diesen! seinem Enlschlnsse, aus seinem hohen Posten ausznharren, will der Reichskanzler namenliich dadurch gefestigt worden sein, daß er sich die Leute schärfer angesehen, weiche seinen Rücktritt wünschen. ES sollen das wohl Herr Engen Richter und seine Gesiiliintlgsgenvssrn sein, die das Wort:Fort mir dem Für­sten Bismarck l" ausgegeben haben. Der Abg. Richter war auch gestern der unmittelbare Vorredner des Reichskanzlers. Und wenn man erwägt, mit wie großer Ruhe und Lustigkeit der Reichskanzler diesmal dem Avg. Richter seine Ausfälle heimzahlle, während er noch in Ser letzten Session jedesmal den Saat verließ, wenn Richter zu reden begann, so wird man sich srenen Vürsen, daß er die 'Nervosität vecloren und seine ganze Kraft und Rüstigkeit wieder gewonnen hat." - - Das Abgeordnetenhaus verwies heule Las Verwendnngsgesetz an eine besondere Kommission von 28 Mitgliedern.

Bccitu, 7. Feö. v. Bennigsen hat den Abg. v. Ludwig zum Duell gefordert. Ludwig hat nämlich tn derHenrichen Landeszeilung" den Schluß der Rede veröffentlich!, an deren Halten er im Av- gevrdnerenhause in Folge der Wortentziehung durch das Haus verhindert worden war. In der Publi­kation erbtirtte Bennigsen eine schwere Beleidigung seiner Ehre. Ludwig lehnte zuerst die Forderung mit der Bemerkung ab, er halte denfeloen nu.hr für sarisfaktioussähig. Nach kurzer Zeit erklärte sich Ludwig dagegen zur Annahme des Dnecks bereit, woraus Bennigsen ihm jedoch durch die Unterhänd­ler sagen ließ, daß er sich mit einem Manne, wel­cher binnen einer Stunde so verschiedene Erklärun­gen in so ernster Sache abgebe, nicht schlage. Ben­nigsen durste den gerichtlichen Weg beschreiten.

Berlin. Wie vorsichtig man verfahren muß, wenn man etwas sinder, zeigt folgender Fall. Im Frühjahr vorigen Jahres fand ein hiesiger Ein­wohner ein altes Geldtäschchen mir 8 -4L 18 L Inhalt. Er machte darüber die erforderliche An­zeige, der Verlierer meldete sich seovch nicht, und wurde von ihm in Folge dessen das Ausschluß­verfahren beim hiesigen Amtsgericht I. beantragt. Zuvörderst wurde von ihm ein Kostenvorschusz von 6 -4L 30 ^ eingezogen und ihm am 28. Dezember v. I. das Eigenlhumsrechl zugesprochen. Jetzt hat nun der glückliche Finder vom Gericht eine Kosten­rechnung erhallen, welche mit dem Bielrage von 10 -4L 20 ^ abschließt, so daß also verlangt wird, da das Geldtäschchen selbst keinen Werth hat, daß er in Folge eines Fundes noch 2 -4L 2 P, Kosten aus eigenen Mitteln zahlen soll. Die Kostenrech­nung stellt sich folgendermaßen zn,ammen: l -4L 23 L Schreibgcbühren. Pvrro und Zustellungs- gebühren, 8 -4L 70 L Anzeigegebuhren, 90 L Gerichtsgebühren, in Summa 10 -4L 20 L.

Düsseldorf, 5. Febr. Prinz Wi-Yelm von Hohenzollern, dessen erdichtete Entführung >o unlieb­sames Aufsehen erregt hat, ist nach Brussel abgereist.

Dem General v. Gäben soll cm Standbild in Koblenz errichtet werden. Der Kaiser und die Kaiserin haben dem Vorhaben ihre Theitnahme ge­schenkt, die Kaiserin hat bereits ein Geschenk von 1000 -4L als Beitrag gespendet. Die Stadt Kob­lenz hat zu gleichem Zweck einen Betrag von 15 000 c/sL zur Verfügung gestellt.

Oesterreich-Ungarn.

(Wie man sich gegen die Vaganten Hilst.) Eine Wiener Vorvrtgemeinde, welche ihre Vaganten mit Kleidung und Wäsche versorgt, hatte fortwährend ihre liebe Noch, denn die Herren Va­ganten verklopften gewöhnlich das Erhaltene in der

nächsten Branntweinkneipe und fielen so der Ge­meindebehörde stets aufs Neue zur Last. Der Se­kretär gedachter Gemeinde verfiel nun auf die Idee, die gewährten Vertheilungen dadurch zu kontroliren, daß er sich von dem Empfänger einen Schuld­schein ausstellen läßt. Das betreffende Dokument lautet:Der Vagant 17. 17. bestätigt, daß ihm von der Gemeinde 17. 1 Hemd, 1 Halstuch, 1 Weste, 1 Hose, 1 Rock re. leihweise zur Benützung über­geben sind und verpflichtet sich, diese Kleidungs­stücke in möglichst gutem Zustande zu erhalten und dieselben weder zu verkaufen, noch muthwilligerweise zu zerreißen. Eigenhändige Unterschrift rc." Ein Evrrespondent derSvc. Corr." glaubt, daß die Idee dieser Vagabunden - Schuldscheine von allen Gemeinden, welche unter ähnlichen Uebcln zu leiden haben, aeceplirt werden sollte, denn die betr. Ge­meinde werde durch den Besitz solcher Schuldscheine in die Lage versetzt, falls der Vagant wirklich mit den erhaltenen Kleidungs- und Wäschestücken Han­del treiben sollte, denselben wegen Nichteinhaltung der eingegangenen Verpflichtungen, wegen Verun­treuung fremden EigenthnmS, bezw. wegen böswil­liger Beschädigung, vor den Strafrichter zu citiren. Ferner, meint derselbe, ließe sich durch die Ausstel­lung eines solchen Schuldscheines vielleicht doch bei Manchem das halb erstorbene Ehrgefühl wecken.

Frankreich.

Gambetra halt es für sein Privilegium, das französische und wo möglich europäische Wetter und Krieg und Frieden zu machen. Ec ist außer sich, daß der Minister des Aeußern Barthelcmy in der Kammer gesagt hat: wir wollen den Frieden und werden ihn behalten; er sieht das als einen Ein­griff in sein Recht des Wettcrmachens an und ist un Aecger so weit gegangen, in seiner Zeitung (Re- publ. sranc.) verkündigen zu lassen: Der allgemeine Krieg ist höchst wahrscheinlich in Folge der Fehler des Ministers des Aeußern Barthelemh." Uns Deutschen ist Fürst Bismarck eine bessere Autorität als Gambetla, an ihn wollen wir uns halten, der vor drei Tagen in seiner großen Rede im Abgeord- netenhause gesagt hat:Die Parteigcgensütze, die bet uns noch obwalten, schwinden nur vorübergehend, wenn das Vaterland in Gefahr steht; das ist aber eigentlich nur in Kriegszeiten der Fall und diese sind Gott sei Dank nicht vorhanden, es ist auch gar keine Aussicht dazu". Der kleine Mann an der Seine strampelt gern in allerlei Wassern und macht sie trübe; lassen mir ihn strampeln.

Italien.

Rom, 7. Febr.Italic" meldet: der Kar­dinal Jacabini werde die Unterhandlungsversuche als zurückgewiesen erachten, wenn die preußische Regie­rung den Antrag Windthorsts, die Aushebung des Sperrgesetzcs betreffend, adlehne.

England.

London, 5. Febr. Thomas Carlhle, einer der ausgezeichnetsten Kenner und Förderer deutscher j Literatur in England, entschlummerte heute Morgen 8Vs Uhr. Zu allen Verlegenheiten, welche Eng­land momentan beängstigen, kommt noch eine neue: die Aschantis drohen auf's Neue, einen Krieg zu beginnen. Veranlassung für ihr drohendes Auftreten ist die Weigerung der afrikanischen Kolonialregierung, den Häuptling Gamin auszuliefern, der sich von den Aschantis aus englisches Gebiet geflüchtet hat.

Tobten kranz.

(Niedergclegt am Grabe des Schullehrer Gauß in Nagold im Namen der Amtsbrüder.)

Vom Thnrme das Geläute Wem gilt es trauernd heute?

Wen führen sie, o Lieber,

Vorüber?

Wem füllen sich die Straßen?

Wem wird vom Thurm geblasen?

Wem weht zur ernsten Mahne Die Fahne?

Wem gelten schöne Reden,

Solch Singen und solch Beten,

Solch Trauern und solch Sehnen In Thränen?

Fragt nur im lieben Städtchen Die Frauen und die Mädchen Wen sie in diesen Tagen Beklagen.

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