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durch seine bisher bewiesene Treue befähigt, die Studien von Seminaristen zu leiten. Daneben sei sein menschenfreundliches, lebhaftes Wesen geeignet, auf jugendliche Gemächer belebend und leitend ein­zuwirken. Redner könne deshalb den neuen Rektor mit vollstem Vertrauen in sein Amt einführen. Es sei nicht nöthig, denselben an die Verantwortung desselben zu mahnen, da er aus eigener Erfahrung wisse, wie in einem Seminar nicht bloß für den Unterricht Sorge zu tragen, sondern wie der Haupt­beruf eines Seminarrektors der eines Erziehers sei. Im Blick auf die Seminaristen spricht Redner von dem hohen Ziel, dem dieselben entgcgenzuführen seien. Es sei dies nicht bloß das des Lernens, sondern es sei die Hauptaufgabe eines Seminarvor­standes, seine Zöglinge zu gottesfürchtigen Män­nern heranzubilden. Dies erwarte und verlange unser Volk, das auf die Ausbildung der Lehrer selbst in schweren Zeiten so große Kosten aufwende. Die Seminaristen seien aber auch zu Männern zu erziehen, die sich genügen lassen. Im Seminar soll ferner gelernt werden, unterthan zu sein aller menschlichen Ordnung; es soll in demselben kein an­spruchsvolles Wesen auskomme», sondern der Geist der Demuth und Unterordnung darin walten. Eine wichtige Aufgabe des Seminars sei auch, die Zög­linge zu wahrheitsliebenden Männern zu bilden. Endlich sei es nöthig, die Seminaristen auch zu wahrer Gesittung, Höflichkeit, Artigkeit, Eigen­schaften, deren Pflege besonders unserem Volksstamm noththun, hcrangebildet werden. Redner ermahnt die Zöglinge des Seminars, namentlich auch in die­ser Beziehung ihren Lehrern zu gehorchen, damit dieselben ihr Amt mit Freuden und nicht mit Seus- zen verrichten. Der neue Vorstand sei mit Freuden in seinen hiesigen Berus eingetrelen, in dein er schon jahrelang gewirkt und worin er seine Befriedigung gesunden habe; die Seminaristen sollen dafür sorgen, daß seine Freude in dieser Hinsicht nicht geschmälert werde. Endlich spricht Redner denjenigen Männern warmen Dank, die sich des Seminars in seinem un­fertigen Zustande durch treue Arbeit angenommen haben und schließt mit herzlichen Segenswünschen sür das neuerrichtete Seminar, das nicht nur eine Zierde der hiesigen Stadt sondern des württember- gischen Vaterlandes sei im Auslande sogar gelte es für das unter allen Seminarien am besten ein­gerichtete, daß dasselbe auch innerlich zu einer erfreulichen Blüte gelange und ausrichte, wozu es bestimmt sei.Der barmherzige Gott, von dem alles Gedeihen kommt, sei mit dem neuen Rektor, den Leh­rern und allen Zöglingen u. lasse von dieser Bildungs­stätte reiche Segensströme ausfließen zu seiner Ehre!" Seminarrektor Brügel dankt dem Vorredner für seine gütigen Worte sowie den HH. Geistlichen für ihre seitherige Thätigkeit. Er begrüßte seine nun­mehrigen Mitarbeiter und versichert, daß er sich freue, fortan mit ihnen thätig sein zu dürfen am hiesigen Seminar. Er dankt auch den anwesenden HH. Be­amten und den Vertretern der Stadt für ihre freund­liche Theilnahme. Das Gefühl der Freude, das ihn ergriffen habe, werde überwogen von dem Gefühl des Bangens im Blick auf die Größe der Arbeit. Nur der Glaube, daß ihn Gott hiehcr berufen habe, er­muntere ihn.Er stärke mich und gebe seinen Se­gen zu meiner Arbeit!" In gewandter, inhaltsrei­cher Rede spricht der neue Rektor eingehend davon, wie er seine Aufgabe am hiesigen Seminar auffasse; hiebei führt er des Näheren aus, wie das Seminar eine Stätte der Arbeit sei. Das hohe Ziel, dem die Zöglinge zuzustreben haben, sei die künftig ihnen anvertraute Jugend tüchtig zu machen zur Erfüllung ihres irdischen und himmlischen Berufs. Dieses Ziel stelle immer größere Anforderungen an die Erzieher, denen sich ein Seminar nicht entziehen könne. Das Lernen ohne Zucht wäre verfehlt, deßhalb sei die ganze Anstalt auf Zucht gegründet und eine eigent­liche Stätte der Zucht. Die Beobachtung und Erfüllung des göttlichen Gesetzes, aber auch der menschlichen Ordnung, wie sie das Zusammenleben so vieler Menschen mit sich bringt, wird den Semina­risten ans Herz gelegt. Er hätte keine bessere In­schrift ans neue Seminargebäude wählen können, als die, welche über den Eingang seiner Wohnung ge­setzt worden sei: Ich und mein Haus, wollen dem Herrn dienen!Die Religion ist und bleibt die Le­benswurzel für ein gesundes Volksleben. Der Ab­fall von Gott bringt den Zerfall von guter Sitte. Es soll daher der Geist unseres Hauses kein anderer

sein, als bei unfern Zöglingen gesunde und lebendige Frömmigkeit zu pflanzen, was dann der Fall fein wird, wenn wir fleißig beim rechten Meister in die Schule gehen. Wo die Gottesfurcht wohnt, kann auch der Unterricht gedeihen. Wo der Geist Gottes ist, da ist das rechte Licht, da ist die Quelle der rechten Freiheit, Demuth, Weisheit und Liebe." Endlich sei das Seminar auch eine Stätte der Freude im Sinn deS Wortes: Freue dich, Jüngling, in deiner Jugend rc. Dies sei das Ziel und die zu erfüllende Ausgabe deS Seminars. Der Erfolg freilich hänge von Gott ab.Darum wollen wir Ihn, von dem alle gute Gabe kommt, bitten, daß Er zu unserem Wol­len auch das Vollvrmgen schenken und unsere An­stalt zur Quelle des Segens machen möge für uns und unser Volk." Beim gemeinsamen Mahle iin Gasthof zur Post ergriff Dekan Kemmler zuerst das Wort. Er erinnert daran, daß das Seminar heute vom Provisorium ins Definicivum getreten sei. Da sei billig, unsers hochoerehrten Gastes, Ober- konsislorialraty Dr. Burk, zu gedenken, der wegen des Seminars schon so manchen Gang yieher ge­macht habe und mit Recht der geistliche Vater des­selben genannt werden könne. Ein französischer Schriftsteller, der alle Seminarien bereiste, habe das hiesige als daü schönste und besteingerichtete in ganz Europa bezeichnet. Der erste Toast galt Herrn Burk. Dieser spricht seine Freude darüber aus, das; bas Seminar, dessen Bestehen er von Anfang an mit Interesse begleitet habe, nun vollendet da- sieye und spricht die Hoffnung aus, daß es unter seinem ersten Rektor zu einer Blüte gelangen werde, welche der Ausstattung des Hauses entspreche. Das Band zwischen der Stadt und dem Seminar sei von höchster Bedeutung. Die hiesige Stadt sei besonders auch deßhalb zur Seminarsladt erhoben worben, weit man hier eine freundliche Ausnahme zu finden hoffte. Redner glaubt zuversichtlich, baß oer neue Rector auch für die weiteren Kreife der Stadl eine werth- volle Erwerbung sein werbe, so daß mau der Stadt zu seinem Besitz Glück wünschen dürfe. Er benützt diese Gelegenheit, den. herzlichen Wunsch auSzuspre- chen, daß das Leben des Herrn Rektors in Nagold für beide Theile ein gesegnetes und forderliches wer­den möge. Gewiß werde auch das ganze Seminar sich gebend und fördernd sür die Stadt erweisen. Möge das Verhältnis; zwischen Sradl und Semi­nar stetS ein inniges sein!" Der zweite Toast wurde dem neuen Rektor Brügel gewidmet. Rektor Brügel geht von den beiden hiesigen Prachtgebäu­den, Kirche und Seminar, aus und verrachret sie als Wahrzeichen des neuen Nagold. Kirche und Schule gehören zusammen und sollen deßhalo nicht geschieden werden. Beide unterstützen auch einander. Es fei ihm auch hier eine angenehme Pflicht, den beiden hiesigen verehrten HH. Geistlichen, als dem ersten Vorstand und ersten Professor des neuen Se­minars, den Dank im Namen der Anstalt auszusprechen. Beiden Herren galt sein Toast. Helfer Ströle gedachte der verehrten Frau Rektor, welche das große Opfer brachte, ihre Vaterstadt Eßlingen und ihre Angehörigen dort zu verlassen, um ihrem Mann hie- her zu folgen. Der Toast lautete: Aufs Wohler­gehen der verehrten Rektorsfamilie, besonders der Frau Rektor. Abends fand eine gesellige Vereini­gung der Seminaristen imt ihren Lehrern im Saale des Gasthofs zum Hirsch statt, wobei mehrere Reden gehalten und einer Reihe gut eingeübter Männer- chöre unter der längst bewährten, tüchtigen Leitung deS Hrn. Seminarleyrers Fink vorgetragen wurden.

Altenstaig Stadt, 3. Febr. Das gestrige, im hiesigen Trauvensaale abgehaltene Concert, exe- eutirt durch Herrn Hofmusikus Ar. Klein aus Stutt­gart unter Mitwirkung einheimischer Kräfte, hatte neben der Ungunst der Witterung auch dadurch zu lei­den, daß unsre Nagolder Freunde theilweise durch eine auf den gleichen Tag fallende Missionskonferenz, andere durch den Schwarzwald-Bienenzüchter-Verein, noch andere durch eine Besprechung mit unserem Landtagsabgeordneten von dem Besuch desselben ab­gehalten waren. Trotzdem waren alle Räume dicht gefüllt. Den Anfang machte ein frischer Männer- chvr aus einer neueren Komposition:Die Rhein­fahrt." Die gemischten Chöre wurden namentlich in dynamischer Beziehung recht gut vorgetragen und hat es sich als gut bewährt, daß jetzt auch der Alt von Mädchen gesungen wird. Die Krone der Ge­sangesleistungen zuerkennt ihr Referent in unmaßgeb­licher Weise dem Doppel-Quartett:Die Trommel

schlug zum Streite" v. Kücken. Text, Komposition und Vortrag deckten sich in schönster Harmonie, jede einzelne Stimme war eine Kunstleistung und verband sich mit den andern zu einem zündenden Ensemble. Fr. Fischer sang das -r mit virtuoser Kraft und Reinheit. Die beiden Sopransoloder Himmel hat eine Thräne geweint" v. Kücken undWaldvögelein" v. Lachner hatte Frl. Mczger übernommen, deren ge­schulte aber an und für sich etwas dünne Stimme gestern besonders gnt disponirt war und in einigen Passagen, besonders in der Obenlage, die zartesten, wie die kraftvollsten Töne mit feiner Nüancirung zum schönsten Ausdruck brachte. Die Klavier-Piecen leg­ten ein rühmliches Zeugniß präciser Spielart ab: Herr Maier und Herr Stadtpfarrer Mezger wußten die Beethoven'schen Schwierigkeiten siegreich zu überwinden, Herr Pf. Ansel zeigte sich bei der Schlußouvertüre von Mendelssohn' als den alten Meister in Technik und Vortrag und Frl. Schüler von Stuttgart legte eine Eleganz und Fertigkeit als Pianistin an den Tag namentlich auch im Anschlag daß man die Schulung des Konser­vatoriums sofort heraus fühlte. Die Palme des Tages errang sich im musikalischen Wettlauf der glückliche Bräutigam von Frl. Sch.: Herr Klein. Wir wissen nicht, sollen wir mehr bewundern die Kunst, die Kraft und die erstaunliche Fertigkeit die­ses Virtuosen auf der Viola, wie sie z. B. im

Concert militaire" und inEinsam bin ich nicht_

alleine" zum zündenden, packenden Ausdruck kam, oder die Eleganz, Reinheit und Weichheit, wie die herrliche Schattirung, welche z. B. beim Wiegenlied gleich Aeolsharfentönen unsere lauschenden Ohren entzückte. In seiner schönen KompositionFan­tasie" über eine russische BolkShymnc paarte sich das Strenge mit dem Zarten, die Kraft und die Anmuth auf die lieblichste Weise. Zum Schluß gab der Liederkranz noch einige Volkslieder zum Besten. Das Concert ist als ein wohlgelungenes zu bezeich­nen und gewiß ging jeder Besucher befriedigt nach Hause mit dem Danke gegen den unermüdlichen Arrangeur und Dirigenten: H. Stadtpf. Mezger.

In Pfalzgrafenweiler hat sich der Besitzer der Brauerei des Gasthofs z. Engel, Mäder, durch einen Fall in die Malzpfanne nicht unerheblich verbrannt.

Stuttgart, 2. Februar Gestern beriech die Kammer der Abgeordneten den Etat deS Kult­departements vollends zu Ende.

Cannstatt, 1. Jan. Die Bürger von Berg haben letzten Samstag in einer Versammlung be­schlossen, eine Petition an Se. Majestät den König abzusenden, mit der Bitte, die für Stuttgart projek- tirte neue Kaserne in die Nähe Bergs zu bauen. Die Cannstatter werden sich dieser Petition voraus­sichtlich anschließen.

Blaubeuren, 30. Janr. In der letzten Werbevereinsversammlung wurde beschlossen, es eine Sparkasse angelegt werden, in welche die glieder beliebige Einlagen machen können, um nach und nach zu einem Fonds zu gelangen, der eine zahlreiche Betheiligung am Besuch der Landes­gewerbeausstellung in Stuttgart ermöglichen soll. Weitaus die Mehrzahl der Anwesenden erklärte sich hiezu bereit und es legen nun ziemlich viele Mit­glieder alle 14 Tage 50 L bis 1 in die Spar­kasse ein. Daraus ist zu schließen, daß von hier aus der Besuch der Ausstellung ein sehr zahlreicher werden wird.

Berlin, 31. Jan. Im Bundesrath wurde das Reichsstempelabgabengesetz gegen die Stimmen der Hansastädte angenommen, gegen die Quittungs­steuer stimmten u. A. Sachsen, Württemberg, Hessen, Baden, die Hansastädte, gegen die Steuer der Cheques und Giroanweisungen Baden, Hessen und die Hansastädte, gegen eine solche auf Lotterieloose Sachsen und beide Mecklenburg.

Hamburg, 1. Febr. Heute Morgen 8 Uhr brach in dem Seidenwaaren-Lager der Firma R. D. Marburg Hierselbst Feuer aus, welches erst Nach­mittags 52/4 Uhr gelöscht wurde. Dasselbe hat einen großen Theil des Waarenlagers zerstört.

Türkei.

Konstantinopel, 2. Febr. Es heißt, die Mächte beabsichtigten, den Vorschlag der Pforte vom 14. Januar anzunehmen, vorausgesetzt, daß die Pforte sich verbindlich mache, die in ihrer Note vom 3. Okt. enthaltenen Gebietskonzessionen erheblich zu erweitern.

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