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Der
Amts- und Intelligenz-Blatt für den Oberamts-Bezirk Nagold.
M/» Erscheint wöchentlich Smal und kostet halbjährlich
Hk) ß ' hier (ohne Trägcrlvhnj 1 60 , in deni Bezirk
^ außerhalb des Bezirks 2 40 ^l.
Dienstag den 12. Dktober.
! Jnsertionsgcbühr für die lipaltige Zeile aus ge- ^ wohnlicher Schrift bei einmaliger Einrückung v -, I I
bei mehrmaliger je 6 v,
Keftelluilgcn auf k» „GMsWer"
für das laufende 4. Quartal können bei jedem Postamt und den Postboten gemacht werden.
Amtliches.
Nagold.
An die gemeinschaftlichen Aenrtcr.
Unter Beziehung aus nachstehende Bekanntmachung der k. Centralleitung des Wohkthäligkeits- Vereins vom 23. September d. I., betreffend die Unterstützung der ärmeren Hagelbeschüdigten, werden die gemeinschaftlichen Aemter veranlagt, eine Collekte in ihren Gemeinden zu veranstalten und das Ergebnis; innerhalb 4 Wochen hieher anzuzeigen. Da der ganze Oberamtsbezirk von Hagel verschont geblieben ist, und sämtliche Gemeinden einer gesegneten Ernte sich erfreuen dursten, so vertraut man zu den Bezirks-Angehörigen, daß sie gerne mit Gaben für die armen Hopel beschädigten anderer Bezirke sich betheiligen.
Den 8. Oktober 1880.
Kgl. Gemeinsch. Oberamt.
G üntner. Kemmle r.
Kekarrtttmachnng der CentraUeilnng des Mshltlfaligketts-Uerel«», betreffend die Unterstützung der ärmeren Hagelbeschn- digten.
In Folge unseres vorläufigen Ausrufs vom 29. Juli d. Js. sind bis jetzt zur Unterstützung der ärmeren Hagelbeschädigten 6038 v-L 66 bei unserem Kassenamt eingegangen, wofür wir mit Bezugnahme aus die speeiellen Anzeigen der Letzteren den Gebern und Sammlern unsern wärmsten Dank aus- drücken.
Nach den bisherigen Erhebungen sind im lausenden Jahr 162 Gemeinden in 29 Oberamtsbezirken von mehr oder weniger schwerem Hagelschlag betroffen worden und der Schaden ist von 104 Gemeinden bereits auf 4 283 235 berechnet, wornach im Ganzen wohl ein Hagelschaden von mehr als 6 Millionen Mark anzunehmen sein wird.
Wir müssen daher dringend um weitere Beiträge bitten, um wenigstens den Bedürftigsten unter den Hagelbeschädigten ihren Nothstand erleichtern und für eine richtige Bestellung ihrer Felder aufs nächste Jahr mithelfen zu können.
Bei den betroffenen Oberamtsbezirken wird cs sich empfehlen, zunächst in ihren verschonten Gemeinden eine besondere Sammlung von Geld und Naturalien für die bedürftigen Bezirksangehörigeu zu veranstalten.
Uebrigens hoffen wir auch von anderen Bezirken und Gemeinden, welche einer gesegneten Ernte sich erfreuen dürfen, sowie von sonstigen Armenfreunden und Wohlthütern auf kräftige Unterstützung, deren sorgfältige Vertheilung und Verwendung wir gerne vermitteln werden.
Die Gaben, welche an unser Kassenamt einge- sandt werden, sind von Privaten wie von Behörden postportofrei.
Stuttgart, den 23. September 1880.
Köstlin.
Nagold.
An die Grtsvorstetzer rrnd Kemeiirdeistittze.
Diejenigen Ortsvorsteher, welche noch mit der Anzeige über die Gebäude-Jahres-Einschätzung im Rückstand sind, werden an die alsbaldige Vorlage derselben unter Hinweis auf den Erlaß vom 26. Juli
d. I. (Gesellschafter Nr. 90) erinnert.
Den 8. Oktober 1880.
K. Oberamt. Güntner.
Die Schulstelle in Beihingen wurde dem Unierlebrer Singer in Nagold und die in Allingen vem Schullehrer Hai st in Pfaffenhofen üderlragen.
Tages-Neuigkeiten.
Leullches Reich.
* Nagold, 11. Okt. Der Bau des Seminars und der Turnhalle ist nunmehr soweit vorgeschritten, daß auch der Bauführer der Baumeister Geör. Hauper, Herr Kötzlc, jetzt der Stadt den Rücken gekehrt. Wie sehr derselbe sich hier beliebt zu machen wußte, zeigte der von dem Museum am letzten Freitag ihm bereitete Abschied. Nur ungern sieht man diesen stets bescheiden ausgetretenen Manu von hier ziehen, denn durch seine nicht gewöhnliche Gesangeskunst wußte er oft das öde Geselljchaftslebeu angenehm und heiter zu machen, wovon er bei dein Abschiede vermehrte Beweise gab. Auch der Gesangverein, der sich vor kurzer Zeit aus Mitgliedern des Museums rekrutirte, wird seine» Weggang bedauern, doch haben die Proben, die wir vei diesem Abschiede von dein jungen Verein zu hören hatten, den Beweis gegeben, daß durch den Austritt dieser tüchtigen Kraft derselbe in seinem Bestände gerade nicht nothleiden wird, wenn die Herren Sänger mit gleicher Liebe und Eifer wie seither den Gesangsproben sich unterziehen. Dem Scheidenden werden aber alle, die ihn kannten und ihm nahe standen, sicher ein freundliches Angedenken bewahren.
Stuttgart, 8. Oktbr. (Wiedereröffnung des Wahrheitstempels.) Die unter der Firma „Wahrheitstempel" im ganzen Land bekannte Weinwirthschaft des verstorbenen Bäckers und Redakteurs Eduard «schwarz ist von Herrn Konditor Bischof pachtweise übernommen worden, welcher neben dem Weinschank ein Cafo Herrichten wird. Die Eröffnung desselben soll am Sonntag stattfinden.
Das Befinden S. M. des Königs von Württemberg läßt seit einiger Zeit leider zu wünschen übrig. Seine Majestät soll beabsichtigen, die Wintermonate in einem südlichen Klima — man spricht von Cannes — znzubringen. Gesundheitsrücksichten sind denn auch die Ursache, daß König Karl den Domfestlichkeileu in Köln nicht anwohnen wird. Bei der Vorliebe des Königs Ludwig für die Zurückgezogenheit, welche ihn bekanntlich auch veraulaßte, der Wittelsbachfeier persönlich fernzubleiben, wird man in der Annahme kaum irren, daß auch der König von Bayern bei der Kölner Domseier nicht anwesend sein wird. Die übrigen deutschen Monarchen dürften wohl vollzählig in Köln erscheinen.
Die Häuser der Barmherzigkeit in Eßlingen und Wildberg sind durch letztwillige Verfügung des f Herrn Geheimen Kommerzienraths Eduard v. Hallberger von den Hinterbliebenen mit Legaten von je 3000 bedacht worden.
Tübingen, 9. Okt. Der „Hades", die bekannte alte und vielbesuchte Studentenkneipe, in neuerer Zeit von ihrem Besitzer Herrn C. Munding er „Deutsches Haus" getauft, ist an Hrn. Kaufm. Schaich aus Hechingen um die Summe von 37,000 käuflich übergegangen. Derselbe wird das Geschäft in bisheriger Weise fortführen.
In Böblingen wurden in Folge einer Heuer daselbst stattgehabteu Maß- und Gewichtsvisitation viele Strafen in dem Gesammtbetrag von über 600 cM verhängt. Fast in allen Fällen war es die
durch den Gebrauch und das Putzen der Gewichte entstandene Abnützung von an und für sich ganz unbedeutendem Werth icinige Decigrammc am Pfd.), welche zu den Strafen Veranlassung gegeben hatte.
Riedlingcn. In Erringen hat man, wie man dem „Jpf" von dort schreibt, sehr über die Verheerung durch Feldmäuse zu klagen. Von diesen wurden bereits 100,000 Stück abgeliefcrt, die Gemeinde bezahlt für 100 Stück 20 Trotz dieser enormen Jagd und der ungezählten Tausende, die sonst zu Grunde gingen, existirt noch eine Unmasse solcher Thiere.
Brandfälle: In Merkelbach, Gem. Vell- berg, (Hall) am 4. Okt. eine öbarnige Scheuer samt weleu Vorräthen.
In Ochscufurt ereignete sich gestern der erschütternde Fall, daß eine Bahnwärterfrau im auf- wallenden Zorne ihrer lljährigcn Tochter das Messer in den Unterleib jtieß, in Folge dessen die Unglückliche noch au demselben Tage starb.
lieber ein gräßliches Brandunglück in Kuhardt erhielt der „Land. Anz." folgenden Bericht: Am 29. Scpt., Abends nach 9 Uhr, brach in der Scheuer von Wilhelm Lacher Feuer aus. Die Hausleute waren schon zur Ruhe gegangen. Burschen sahen zuerst das Feuer, eilten zur Brandstätte und weckten die Bewohner des Hauses. Inzwischen war das Haus, welches mit der Scheuer unter einem Dache steht, von den Flammen ergriffen worden. Wilhelm Lacher eilte mit dem Rufe: „Mein Schwiegervater und mein Kind!" die Treppe hinauf nach der brennenden Oberstube, suchte im Bette die Genannten, allein sie waren nicht in denselben. Auf den Zuruf des Wilhelm Lacher antwortete Ludwig Geiger (der Schwiegervater): „Ich kann nicht mehr!" Betäubt vom Rauch mögen Geiger und das Kind die Thüre nicht gefunden haben, sie kamen dem Feuer zu nahe, wurden von demselben erfaßt und verbrannten förmlich zu Kohlen. Der an und für sich unbedeutende Brand wurde nach Verlauf einer Stunde gelöscht.
In Mainz wurde ein junger Mann verhaftet, der seinem Herrn, einem Juwelier in Wiesbaden, für 5000 cM an Brillantringen, goldenen Knöpfen u. s. w. gestohlen hatte.
Ans dem Breisgau wird der „N. B. L.-Z." geschrieben: Die Weinlese wäre nun auch vorüber. Seit Menschengedenken dürfte ein solcher Herbst in unserer Gegend wohl nicht erlebt worden sein. Keine Bütten, keine Zuber vor dein Hanse, kein Sing und kein Sang! Allenthalben trübe Gesichter. Statt aus Wägen wird in Handkörben Bacchus' ärmlicher Segen nach Hanse geschafft. Statt der Weinhändlcr und Wirthe erschienen Obsthändierinncn als Käufer und zahlen siir das — — Psnnd Trauben ganze 17 Pfennig. Heute erzählt mir eine Bauersfrau, die bei mittlerem Herbste ein Ochmchcn Wein geerntet hätte, daß sie den ganzen Ertrag ihres Herbstes, in 10 Pfund Trauben bestehend, für baare „zwei Mark" verkauft habe. Auch ein Erlös! Doch die Sache sieht sich, aus der Nähe betrachtet, wenig spaßhaft an. Die Folgen eines solchen Ausfalls machen sich allenthalben fühlbar. In Kippcnheim sucht sich ein biederer Lnndmann dadurch zu helfen, daß er, freilich ganz gegen das Einverständniß und natürlich ohne das Wissen des Betheiligten, das Erträgnis; seines Nachbars, vielleicht 200 Pfund Trauben, zu dem Sei- nigen nimmt, nach Adam Riese calculirend: 2X2—4 oder „Viel Wenig gibt auch ein Viel." Ileberhanpt macht sich daselbst ein Hang, das 7. Gebot zu übertreten, bedeutend bemerkbar, soweit dies die Feldsrnchte betrifft. Die Noth des Landmanncs greift auch in andere, scheinbar fernstehende Verhältnisse in recht fataler Weise ein. So wird mir von einem Angestellten, der sein Einkommen ans der Gemeindckasse zu beziehen hat und der in einer Gemeinde angestellt ist, die über ein Gcmeindcvermögen von über eine Million Mark verfügt, in der das Wort Umlage ein noch unbekannter Begriff ist, in der kein Schnlgeld zu entrichten ist und in der jeder Gcmcinde- bürgcr außer dem Bürgernntzen noch jährlich ein Sümmchen baares Geld ans dem Erlös für verkauftes Langholz seither erhielt, erzählt, daß sowohl er als seine Lebensgefährten seit mehr als Jahresfrist, ihren Gehalt nie zur bestimmten Zeit