und Muth ins Auge fasse. Er hosfr insbesondere, daß dann die Errichtung dieser Bildungsanstalten, namentlich für das hiesige Lokalerziehungswesen, sich fruchtbar erweisen werde. Dem richtigen Fortschritt in diesem Sinne galt sein Trinkspruch. Präzeptor vr. Lindmaier toastirt aus das harmonische Zu­sammenwirken der hiesigen Bildungsanstalten im Na­men der Lateinschule, und Werkmstr. Schuster auf die bürgerlichen Kollegien hiesiger Stadt. /

.//- Oberjettingen, 2. Juni. Schullehrer Maier von hier, welcher seit mehr als 20 Jahren in unverdrossener Weise an hiesiger Schule wirkte, wurde in letzter Zeit in den wohlverdienten Ruhe­stand versetzt. Der Abzug fand gestern statt. Mit­tags 1 Uhr versammelte sich der Ortsgeistliche, die bürgerl. Kollegien, ein Theil der Feuerwehr und des Liederkanzes, die Schuljugend, sowie ein großer Theil der Einwohner vor der Schule, wo nach Ab- singung von je einem Liede die herzlichsten Abschieds­worte ausgetauscht wurden, die alle Anwesenden zu sichtbarer Rührung bewegten. Etwa 40 Männer begleiteten sodann den Scheidenden nach Nagold, wo er sein ferneres Domieil zu nehmen gedenkt, und im Gasthaus zum Bären, wohin sich dieselben be­gaben, wurden dann noch manche herzliche Worte ausgetauscht und Toaste ans den Gefeierten und seine Familie ausgebracht, wobei seine Verdienste um die Schule hauptsächlich hcrvorgehoben wurden. Auch hier wurde wieder der Beweis geliefert, wie das Verdienst geehrt und welche Sympathie guten Leh­rern entgegengebracht wird. Möge daher Herr Schul­lehrer Maier in Nagold noch ein sonniger Lebens­abend vergönnt sein.

Stuttgart, 31. Mai. Alle Stimmen, die sich in Bezug aus die Landesgewerbeausstellung vernehmen lassen, harmonireu in der Bestätigung, daß die Aussichten für das Gelingen die besten sind. Natürlich geht man bei allen Berechnungen davon aus, daß das kommende Jahr politisch keine bedeu­tenderen Störungen bringe. Wenn es sich bloß darum handeln würde, die gebotenen Räumlichkeiten zu füllen, so wäre bei 900 Ausstellern heute schon Material in Menge da. Allein es wird darauf ge­sehen, daß die Vertretung der Industrie auch eine vollständige, allseitige ist. Und das ist ein Streben, das nur im vollsten Maße gebilligt werden kann.

Stuttgart. Nur nvbel. Ein Bahnhosportier fand heute früh im Wartesaal II. Klasse ein Portemonnaie, welches mehrere Hunderte Mark in Gold erhielt; die Recherchen des ehrlichen Finders ergaben, daß dasselbe einer Französin gehörte und eS wurde auch- derselben von dem Portier eingehändigt. Die Dame sprach hierauswsrvi Lloumsui" und steckte das Portemonnaie in die Tasche, ohne einen Pfennig Belohnung gegeben zu haben.

Rottenburg» 2. Juni. Der in Nro. 66 d. Bl. verrichtete Fall, betreffend das Ausreißen aller Stöcke im Hopfengarten der Wittwe Sch., hat gestern Nacht ein ebenso unerhörtes Nachspiel gefunden, indem auch in einem zweiten Hopfengarten derselben durch die teuflische Bosheit ihres Sohnes sämmtliche Stöcke ausgerissen wurden. Wittwe Sch. besitzt 3 Hopfengärten, zwei davon sind für dieses Jahr mit­hin ohne allen Ertrag, obwohl bis zur Zerstörung viel Mühe und Kosten aufgewendet wurden. Aber auch für den dritten fürchtet die Mutter, da es bis jetzt nicht gelungen ist, den Thäter in Nro. Sicher zu bringen.

Bei der Weltausstellung in Sydney wurde der württemb. Uhrenfabrik in Schwenningen ein erster Preis zugetheilt.

Nach derLauph. Ztg." hat die Werheug- > fabrik Wiest u. Co. in Laupheim die silberne Medaille von der Weltausstellungsjury in Sydney erhalten.

Brandfälle: Am 27. Mai in Altersberg, Stabs Kleinaspach, (Marbach) ein Wohnhaus samt Scheuer; in Fischbach (Tettnang) am 1. Juni 1 Wohnhaus sammt Scheuer.

In Heilbronn kam am Sonntag Abend ein junger Arbeiter vom Turnplatz, wo er allein sich geübt hatte, nach Hause zurück, öffnete und verschloß wieder die Hausthüre, fiel aber gleich darauf im Oehrn nieder und starb bei vollem Bewußtsein nach einer Stunde; der herbeigerufene Arzt bestätigte, daß der Mann sich eine innere Verletzung dadurch zu­gezogen hatte, daß er während des Turnens den Gürtel allzufest zuschnürte.

In Heilbronn wurde ein 21jähriger Gold­arbeiter Namens Kircher in Hast genommen, der unter dem Verdacht steht, einen andern Arbeiter, mit dem er vor 3 Wochen Nachts von einem

Wirthshaus fortging und dessen Leiche inzwischen im Neckar gefunden wurde, getödtet zu haben.

München, 3. Juni. Der König h'ät dem bairischen Gesandten in Berlin Rudhart einen zwei­monatlichen Geschüstsurlaub ertheilt und mit der interimistischen Führung der gesandtschaftli- chen Geschäfte den Legationssekretär Frhr. v. d. Pforten beauftragt. (Schw. B.)

Die Geschichte von dem bei vier Tobten ein­gesperrten und aus Furcht gestorbenen Mädchen in Magdeburg wird als erfunden widerrufen.

Magdeburg, 1. Juni. Heute Vormittag ist der von hier über Oschersleben-Börssum nach dem Rhein abgegangenen Schnellzug zwischen Blumenberg und Hadmersleben auf freier Bahn aus unbekannten Ursachen entgleist. Zwei Personen wurden dabei getödtet, 4 schwer und 30 leicht verletzt.

Aus einem großen Gute bei Swinemünde brannten dieser Tage die Gutsgebüude ab; viele Ochsen, Kühe und Pferde und 1500 Stück Schafe sind mit verbrannt.

Berlin, 2. Juni. Heute Vormittag 11 Uhr hat die feierliche Enthüllung des Goethe­denkmals im Thiergarten stattgefunden. Der Kai­ser, der Kronprinz, Prinz Wilhelm, Erbprinz und Erbprinzessin von Meiningen, die Prinzen August von Württemberg und Friedrich von Hohenzollern wohnten der Feier bei. (R. T.)

Berlin, 2. Juni. Fürst Bismarck befand sich heute mit seiner Gemahlin unter den Gästen des Kaisers bei der Verlobung des Prinzen Wilhelm. Es war nach langer Pause zum erstenmal, daß Fürst Bismarck wieder am Hofe erschien. Der Reichs­kanzler wird schon am 12. Juni in Kissingen erwar­tet; er wird also kaum an den Plenarberathungen des Abgeordnetenhauses über die kirchenpolitifche Vorlage theilnehmen. Bezüglich der Annahme der Vorlage herrscht in Regierungskreisen eine sehr zu­versichtliche Stimmung; man scheint sich viel von der Vorlegung weiteren Aktenmaterials zu versprechen.

Berlin, 3. Juni. Gortschakoff ist heute Vormittag nach Frankfurt abgereist. Bismarck hat gestern Abend den ihm von Gorschakoss abgc- statteten Besuch erwidert. (Schw. B.)

DerR. A." veröffentlicht folgende Bekannt­machung, betreffend die Ernennung eines Bevoll­mächtigten zum Bnndesrath: Auf Grund des Artikel 6 der Verfassung ist von Seiner Majestät dem Könige von Württemberg der Oberfinanzrath v. Schmid zum Bevollmächtigten zum Bundesrath ernannt worden. Berlin, 30. Mai 1880. Der Reichskanzler, v. Bismarck.

In derKöln. Ztg." liest man, Fürst Bis­marck habe bezüglich seines Verhältnisses zu Falk geäußert, er (Bismarck) trage allerdings die Verant­wortung für die Maigesetze, aber nur für die Rich­tung der Gesetze im Ganzen. Die Einzelheiten aus­zuarbeiten habe er Falk als Juristen überlassen, der sich wiederum juristischen Beistand nach Belieben habe nehmen können. Für die Einzelheiten der Mai­gesetze trage er daher keine Verantwortlichkeit. Es habe sich gezeigt, daß die Abfassung nicht in allen Punkten glücklich gewesen und die Maigesetze hin und wieder über das Ziel hinausschießen. Er be­trachte es daher als einen Gewinn bei der gegen­wärtigen Vorlage, daß der Staat alles abstreifc, worüber sich die Katholiken irgend mit Recht be­klagen können.

Der Reichskanzler soll über die scharfe Beur- theilung, welche Falk über die kirchenpolitische Vor­lage ausgesprochen, sehr unwillig sein und über die frondirettden Exminister sehr mißbilligend geäußert haben. In den ziemlich heftigen Angriffen des Abg. Graf Limburg-Stierum, preußischen Gesandten in Weimar, der in den Falk'schen Ausführungen jede Spur von staatsmännischem Geiste vermißt, wollte man einen Ausfluß der Mißstimmung des Reichs­kanzlers erkennen.

Die zwischen Griechenland und der Türkei herrschenden Grenzstreitigkeiten haben denn auch richtig eine neue hochdiplomatische Conferenz fertig gebracht, welch' letztere Anfang Juli in Berlin zusammen­treten soll und zwar unter dem Vorsitze des Fürsten Bismarck. Rußland hatte beantragt, daß auch die übrigen unerledigt gebliebenen Punkte des Berliner Congresses von Neuem auf dieser Nachconferenz wieder aufgefrischt werden sollten. Weil die Groß­mächte aber befürchteten, daß damit die mit Müh' und Noth zu Grabe getragene orientalische Verwi­

ckelung wieder von vorne anfangen könne, lehnten sie diesen Plan rundweg ab.

Die Verhandlungen des Abgeordnetenhauses über den ucuen Maigesetzentwurf haben zwar nur einen Theil der Fragen beantwortet, welche durch die Vorlage wachgerufen worden sind; aber über dke Stellung der Regierung und der einzelnen Par­teien kann man nachgerade nicht mehr im Zweifel sein. Herr von Puttkamer hat trotz einzelner IspLus linAnao den Verdacht beseitigt, als ob die Regierung eine Politik befolge, die nach dem Wahlspruch:der Starke weicht muthig zurück" wesentliche Rechte des Staates der Kirche gegenüber zu opfern geneigt sei. Verschiedene Parteien suchen sich bis zum letzten Augenblicke eine Hinterthüre offenzuhalten und geben ihren Standpunkt durch den Mund ihrer Führer in allerlei zweideutigen Redewendungen zu verstehen. Wenn irgendwo, so gilt aber hier das schöne Wort der Bibel:Eure Rede sei Ja, Ja; Nein, Nein."

Cassel, den I. Juni. Bei einer heute statt­gehabten Entgleisung des Berlin-Kreiensen-Frankfur- ter Tagesschnellzuges wurden 6 Personen getödtet und viele verwundet. Die angerichtete Verwüstung ist eine furchtbare.

Goslar, 27. Mai. Heute Vormittag brach in dem Gehölze am Jüngelsberge ein großer Braud aus. Es sollen 300 Morgen, großer und kleinerer Bestand, nach Aussage Anderer sogar 6 700 Morgen, abgebrannt sein. Hundert Mann Jäger und die Feuerwehren halten Wache, da man einen neuen Ausbruch befürchtet.

Italien.

Nom. 1. Juni. DieVoce della Verita" sagt in ihrem heutigen Artikel über die preußische Kirchenvorlage: Wenn die Verhandlungen zwischen dem Vatikan und der Berliner Regierung zu keinem Ergebnisse führten, so ist dies nicht die Schuld des Vatikans. Das Schreiben des Papstes an den Erz­bischof von Köln ist genügend, um einen Begriff von dem versöhnlichen Geiste der Kurie zu geben. Der Papst konnte aber die Versöhnlichkeit nicht so weit treiben, die Kirche mit gebundenen Händen und Fü­ßen der Staatsgewalt auszuliefern. Er könne dem­nach die in der preußischen Vorlage geforderten dis­kretionären Vollmachten nicht billigen. Das Journal resumirt sodann die einzelnen Artikel der Vorlage und fügt hinzu, die in dem Gesetzentwürfe enthaltenen Ansprüche Preußens seien größer als diejenigen, die in den Maigesetzen enthalten seien. Der Artikel spricht seine Billigung zu der Absicht der Katholiken aus, die Vorlage zu verwerfen. Der preußische Landtag könne dieselbe nicht genehmigen, ohne seine Würde zu verletzen. Im Uebrigen sei klar, daß kein Katholik eine ähnliche Vorlage annehmen könne, widrigenfalls er den in der apostolischen Bulle an- gcdrohten Strafen verfallen würde, welche die große Exkommunikation verhängt. Die Böswilligkeit der Vorlage sei nicht nur von dem katholischen Deutsch­land, sondern auch von den Weisesten unter den Protestanten erkannt worden. (W. L.)

Garibaldi läßt wiedereinmal etwas von sich hören! Seine wenigen und dazu noch überflüssigen Worte werden von seinen Anhängern mit einem ko­lossalen Jubelgeschrei beantwortet. Garibaldl sprach seinen Wählern seinen Dank für seine Wiederwahl aus und erging sich nebenbei in allerlei abenteuerliche Orakelsprüche über die italienische Monarchie und deren Königshaus. Garibaldi, der sich von der italienischen Nation jährlich einen Eyrensold von 100,000 Franks ausbezahlen läßt, hält es wohl für seine Pflicht, hin und wieder seinen Leuten einmal und etwas Ab­wechslung in der Politik zu bereiten.

Schweiz.

Genf, 3. Juni. Rochefort erhielt bei dem heutigen Duell mit Köchelin einen Degenstoß in djen Magen. Die Verwundung ist eine schwere. Köchelin ist unverletzt. (Sch. B>)

jGotthardbahn.j Seit Eröffnung des Tun­nels stnd die Unglücksfälle an der Tagesordnung und ist die Unsicherheit im Tunnel größer, geworden. Das felsige Innere, welches seit Erschaffung der Welt von der Luft abgetrennt war, scheint unter der zerstörenden Wirkung derselben zu leiden, und von Zeit zu Zeit lösen sich von den bröckelnden Wänden Steinblöcke ab, welche schon so viele arme Arbeiter zu Grabe gebracht haben. Die Direktion der Gotthardgesellschaft soll deshalb von dem Vor­satz einer nur theilweisen Ausmauerung abgekommen