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DieS ch l a ch t h a u s v er w altu n g Stuttgart" macht in den Blättern bekannt, daß sie über den Preis der Ochsen-, Rinds- und Kalbs- Häute und des Unschlitts an etwaige Käufer jederzeit unentgeltlich Auskunft erteile und empfiehlt sich zum Abschluß von Lieferungen oder Accorden.

Möckmühl, 30. Oktbr. Die heute stattgefundene Stadtschultheißen­wahl zeichnete sich durch lebhafte Beteiligung und ein seltenes Ergebnis aus, da von 351 Wahlmännern 315 abstimmten und 309 Stimmen sich auf den Amtsverweser und Ratsschreiber Jolda vereinigten.

Aus Oberschwaben, 29. Okt. Der diesjährige Hagelschaden in 106 Gemeinden in 27 Oberämtern wird nach einer Bekanntmachung der Zentralleitung des Wohlthätigkeitsvereins nach den Schätzungen auf 4 Mill. berechnet: 53 Gemeinden in 15 Oberämtern haben bei der Zentralleitung des Wohlthätigkeitsvereins Unterstützungsgesuche eingereicht, welchen bloß bei reichlichen Kollekten für diesen Zweck entsprochen werden kann. Nachdem wir in den letzten Tagen starken Sturm hatten, schneit es seit heute nacht beständig.

Die Kenevatvevsarnrntung öes kanöw. Mezivksveveins irr ALLHengsteLL crrn 23. Aktoberr

wurde in Verhinderung des Vereinsvorstandes von Sekr. Horlacher er­öffnet und geleitet. Die Räume des Gasthauses zum Adler waren fast über­füllt und es gereicht dem Berichterstatter zur Freude, bestätigen zu können, daß diese Versammlung als eine in jeder Beziehung wohl gelungene bezeichnet werden kann, indem die Vorträge ein äußerst aufmerksames Gehör fanden, stets von dem lauten Beifall der Versammelten begleitet waren und, wie aus manchfachen Aeusserungen geschlossen werden darf, auf einen so günstigen Boden fielen, daß die Redner die Befriedigung, nicht tauben Ohren gepredigt zu haben, mit nach Hause nehmen konnten.

Der erste Vortrag, mit bekannter Sachkenntniß gehalten von Hr. O.-A.« Thierarzt Leytze, gab eine Reihe der beachtenswerthesten Winke für die Viehzucht, bei der das Bestreben darauf gerichtet sein müsse, in möglichst kurzer Zeit ein Produkt zu erzielen, welches das in dasselbe verwendete Futter am geeignetsten verwerthe, sei es durch Körpergewicht, durch Ansatz von Fett oder durch Milchergiebigkeit. Hiezu sei zunächst eine richtige Auswahl der Zuchtthiere erforderlich, ebenso der männlichen, wie der weiblichen, da beide Thiere sowohl ihre guten, wie ihre schlechten und unedlen Eigen­schaften auf ihre Nachkommen vererben. Ein Farren z. B., welcher von einer milchergiebigen Raffe stamme, sei eben so wohl fähig, die Milchergiebigkeit seiner Abstammung auf seine Nachkommen zu vererben, wie die Kuh. Unser Farrenhaltungsgesetz bedeute in dieser Beziehung einen bedeutenden Fortschritt in der Rindviehzucht, da die Schaubehörde das Recht habe, geringe Farren von der Zucht auszuschließen. Ein Fehler aber sei es, daß die Farrenhaltung noch so vielfach im Abstreich vergeben werde, weil man dabei keine Garantie für richtige Auswahl der Thiere habe. Besser sei es schon, wenn die Ge­meinden die Thiere selbst ankaufen und dem Farrenhalter nur in Pflege geben. Das Beste aber sei die Gemsindefarrenhaltung, die freilich nur in Gemeinden mit 4 Farren, wie z. B. in Gechingen, möglich sei. Bezüglich der weiblichen Thiere sei sehr zu beklagen, daß so manche wirklich schöne Thiere selbst von bemittelten Bauern des hohen Preises wegen verkauft wer­den und dadurch für unsere Zucht verloren gehen. Es gebe dadurch leider keine Constanz in unserer Zucht, während den am weitesten vorgeschrittenen

Viehzüchtern in der Schweiz, in England und Holland ein ausgezeichnetes Thier um keinen Preis feil gemacht werden könne.

Neben der richtigen Auswahl der Zuchtthiere sei aber in zweiter Linie auf die richtige Ernährung der jungen Thiere zu achten. Häufig beginne die naturwidrige Behandlung des Jungen schon unmittelbar nach der Geburt, indem die erste Milch nicht dem Kalbe, sondern der Mutter gegeben oder gar merkwürdig, aber wahr als Delikatesse als sogen. Kuhpriester" verzehrt werde, während durch dieselbe das Mutterpech aus dem Kalbe entfernt und hierdurch den häufig nach einigen Tagen auftretenden Verdauungsleiden, Magensäure und Diarrhöe vorgebeugt werden sollte. Ein zweiter Fehler sei, daß die Muttermilch dem Jungen zu kurze Zeit gegeben, daß dasselbe ohne irgend einen Uebergang schon nach 14 Tagen, meist aber mit 34 Wochen abgewöhnt werde. Bei jedem andern Säugethier sei der Uebergang von der leicht verdaulichen Muttermilch zu anderem schwer ver­daulichen Futter leichter, als bei den Wiederkäuern mit ihrem complicirten viermagigen Verdauungsorgan. Bei dem zu frühen Uebergang von Milch auf anderes Futter sei der unentwickelte Magen nicht im Stande, das Futter zu verdauen und in die für den Organismus nöthigen Nährstoffe umzuwandeln. Das Futter bleibe zu lange in dem Magen, es entwickeln sich daher in dem­selben Gase, die Thiere werden aufgebläht, bekommen Diarrhöe, magern ab, werden rauhhaarig, blutarm, bleiben in der Entwicklung zurück und viele derselben gehen an Blutarmuth und Entkräftung ein, während andere nach einem halben Jahr kaum werth seien, was sie als Saugkälber gekostet hätten. Bei richtiger Ernährung müsse dem jungen Thiere mindestens 6 Wochen lang genügend Muttermilch gegeben werden, von da an könne man der Milch Wasser zusetzen, dieselbe nach und nach mehr verdünnen, wodurch das Junge zu anderer Nahrung Lust bekomme und sich die Mägen an consistentere Nähr­mittel allmählig gewöhnen. Aber etwas Milch sollte immer noch bis zum Ende des 3ten Monats gegeben werden. Eine Beimischung von geschrotenem Haber, Roggen, Gerste, Erbsen, Ackerbohnen oder von Palmkernkuchen zum Futter wirke außerordentlich günstig auf die Entwicklung des Jungen, nur soll demselben kein Mehl im Trinkwaffer gereicht werden.

Aber nicht allein richtige Ernährung, sondern auch ein richtiger Stall, gute Wart und Pflege sei zu einer guten Entwicklung des jungen Thieres nöthig. Reinlicher Stall mit gutem Abfluß der Jauche, reine Luft, genügend Licht und gute Streu seien unentbehrliche Erfordernisse. Die Krippen seien für die jungen Thiere meist zu hoch, während sie so nieder wie möglich angebracht sein sollten. Durch zu hohe Krippen, vornen niedern und hinten erhöhten Stand werden sogar solche Thiere, die einen ebenen Rücken und schönen Bug haben, bugleer, eingeschlagen, hängerückig und säbelbeinig, während bei niedern Krippen, vornen hoher, hinten niederer Stellung die eben genannten Fehler und Tadel sich verlieren. Am zweckmäßigsten seien Lauf­ställe für junges Vieh, und es sollte besonders bei Neubauten mehr Rücksicht auf richtige Einrichtung der Stallungen genommen werden. Wer diese Rath­schläge und Winke befolge, dem werde es sicher nicht zum Schaden gereichen.

(Fortsetzung folgt.)

Hine schwere Wahl ist es für Jeden, welcher zur jetzigen Jahreszeit von Erkältung Schnupfen, Husten, Heiserkeit, Katarrhen re. heimgesucht wird, ein rasch wir­kendes, unschädliches Mittel unter den vielen Präparaten auszusuchen. Berücksichtigt man jedoch, daß nur dann ein Mittel von Erfolg sein kann, wenn es sich auf die Ur­sache des Katarrhs (die entzündeten Schleimhäute) direkt einwirkt, so kann kein Zweifel darüber bestehen, daß hie Apotheker W. Voß'schen Katarrhpillen das beste Mittel sind. Erhältlich in den Apotheken. Jede ächte Schachtel trägt den Namenszug vr. wsä. Wittlinger's.

Aeuiü-ersn. (Nachdruck »erboten. 1

Kin Irauenkeben.

Roman aus den baltischen Provinzen Rußlands.

Von Milly Pabst.

(Fortsetzung.)

Nun gehe", sagte sie, leise abwehrend,das Kind könnte erwachen und durch Deine Gegenwart aufgeregt werden. Sollte es mit ihm schlimmer werden, so werde ich Nachricht senden!"

Nein", entgegnete Feodor hastig,ich komme selbst, um mir diese Nach­richt zu holen! Niemand soll's mir wehren, es ist mein Kind, ich habe ein Recht dazu! Nicht wahr, Lina, Du erlaubst, daß ich komme?"

Sie sah ihn erschreckt an. Doch als sie wahrnahm, wie sein Antlitz bei ihrem Zögern sich schnell wieder verdüsterte, senkte sie den feinen Kopf und ein leisesKomme" tönte zu ihm herüber.

In Feodor's Augen leuchtete es wunderbar auf. Noch einmal umfaßte er mit einem langen Blick Mutter und Kind und eilte dann hinaus.

Im Korridor traf er auf Herrn Falkenstein, welcher fast erschreckt vor der unerwarteten Erscheinung zurückprallte. Feodor eilte mit einer flüchtigen Verbeugung an ihm vorbei. Plötzliche Scham über sein Eindringen in diese Räume, aus denen, er sich selbst durch seine schmachvolle Handlungsweise verbannt hatte, war beim Erblicken des ehrwürdigen alten Freundes über ihn gekommen.

Als Feodor am andern Morgen über die Erlebnisse des verflossenen Tages nachdachte, erschien ihm Alles gleich einem verworrenen Traume, aus dem nur die Gestalt Lina's deutlich vor seinem inneren Auge schwebte. Es war ihm fast unfaßlich, daß er den Mut gehabt hatte, bis zu ihr zu dringen und er fragte sich, ob er auch ferner den Mut finden würde, von der erhaltenen Erlaubnis Gebrauch machen zu können. Aber der Gedanke an sein krankes liebliches Kind, das durch die niedere Rachsucht seines Weibes in Lebensgefahr gestürzt war, spornte ihn zu neuem Handeln an. Er riß Flinte und Jagd­tasche vom Nagel und rüstete sich, gleich im frühesten auf die Jagd zu gehen, vielleicht konnte er ein zartes Wild erjagen, welches er dann der Kranken ichicken wollte.

Am Frühstückstisch blieb Aglaja's Platz leer. Feodor bemerkte es mit finsterer Miene, that aber weiter keine Frage nach ihrem Befinden. Er bekam sie auch nicht zu Gesicht, als er abends mit reicher Beute beladen heimkehrte.

Am anderen Morgen, als Aglaja wiederum nicht erschien, that Frau Harders eine Frage nach ihrer Schwiegertochter an die Kammerjungfer derselben.

Die gnädige Frau hat sich eingeschloffen", entgegnete das junge Mäd­chen.Gestern abend befahl die gnädige Frau mir, Alexei's Bett in ihr Schlafzimmer zu stellen und sie heute nicht eher zu stören, als bis sie meiner Hülfe bedürfe.

Mutter und Sohn sahen sich fragend an.

Was soll denn das heißen?" meinte erstere.

Weibergrillen!" entgegnete Feodor gleichmütig.Sie wird nach einigen Tagen schon ausgeschmollt haben!"

So verstrich die Zeit bis zum Mittagessen. Die Kammerjungfer meldete, die Gnädige hätte noch immer nicht geklingelt, es wäre doch unmöglich, daß Beide, Mutter und Kind, noch schlafen könnten; es sei ganz still drinnen.

Sie wird sich doch kein Leid angethan haben", dachte Frau Harders und teilte diese Besorgnis sofort Feodor mit. Dieser ging mit ihr zu Aglaja's Thür. Der Schlüssel war abgezogen.

Oeffne, Aglaja!" rief er befehlend.

Nichts rührte sich drinnen. Auf wiederholtes Pochen und Rufen erfolgte keine Antwort.

In Feodor stieg nun eine böse Ahnung auf. Er befahl dem Diener, das Schloß mit Gewalt zu sprengen.

Nach langer Mühe ging endlich die Thür auf doch welch ein Anblick bot sich den Eintretenden. Kleidungs-, Toilettengegenstände, Bücher, Nipp­sachen Alles wild durcheinandergeworfen lag auf den Stühlen und dem Boden umher. Ein zusammengefalteter Streifen Papier war so auf den Tisch gelegt, daß er leicht in die Augen fallen mußte.

Feodor entfaltete ihn und tiefe Bläffe bedeckte sein Angesicht. Stumm reichte er ihn seiner Mutter hin. Diese las:Du hast mich tödlichst beleidigt! Ich verlasse Dich und nehme mein Kind mit, um es Deinen Mißhandlungen zu entziehen! Forsche nicht nach mir Du siehst mich niemals wieder!!

Aglaja."

(Fortsetzung folgt.)