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ausbezahlen und verschwand damit; hatte aber glück­licherweise seinen NamenFuhrmann" unterzeichnet, so daß die sogleich eingestellten polizeilichen Recher­chen von bestem Erfolg waren, und der Mann nebst dem Geld in seiner Wohnung anfgefunden werden konnte. (Gewiß eine kurze Freude.) (W. L.)

Augsburg, 5. Jan. Eine gräuliche Blnt- that wurde in der Nacht vom Freitag auf den Samstag dahier verübt. In der Bachwirthschaft vor dem ehemaligen Schwibbogenthvr übernachteten der Metzgerknecht Joh. Schmidt aus Baldingen bei Nörd- lingen und der Bürstenbindergeselle Maier aus Lauin­gen in einem Zimmer. Schmidt hatte seine in ca. 60 bestehende Baarschaft unter das Kopfkissen gelegt. Sein Schlafkamcrad, der während des Abends schon erfahren haben mochte, daß Schmidt im Besitze einer solchen Summe war, wollte sich dieselbe aneig- nen und brachte dem darüber sich zur Wehr setzenden Schmidt mit einem Messer eine Menge schwerer Stichwunden bei. Ans dessen Hilferuf drang der ebenfalls dort übernachtende ehemalige Gastwirth Wiedemann von Göggingen ins Zimmer, wurde aber von dem Maier ebenfalls mit dem Messer angesallen. Endlich gelang es, nachdem auf den Lärm noch mehrere Hausbewohner herbeigekvmmen waren, den Verbrecher zu entwaffnen und zu fesseln. Die beiden Verwundeten, Schmidt und Wiedemann, waren aber durch Messerstiche so gräßlich zugerichtct, daß ihr Anblick wahrhaftes Entsetzen einslößte. Die Wände des Zimmers waren mit Blut bespritzt, das Bett und der Fußboden von mächtigen Blutlachen bedeckt. Die Schwerverletzten sind, der Eine, noch auf dem Transport ins Krankenhaus, ihren Wunden bereits erlegen. (W. L.)

Aus Sachsen wird berichtet, daß die Staats­anwaltschaft die Untersuchung wegen des Grubenun­glücks im Brückenberger Schachte bei Zwickau einge­stellt hat, da sich die Schuld einer bestimmten Person nicht ermitteln ließ. Nach diesem Ergebniß ist die Haftpflicht der Bergwcrksgesellschaft aufgehoben und damit auch die Zahlungspflicht der auf Gegenseitig­keit beruhenden Unfallversicherungsgescllschaft. Da die Knappschaftskasse nicht zahlungsfähig ist, so wird die öffentliche Mildthätigkeit in großem Umfange eintreten müssen, um der Noth abzuhelfen. Die Noth- wendigkcit der Umgestaltung der Knappschaftskassen aber ist damit außer Zweifel gesetzt.

Königsberg, 5. Jan. Dieser Tage wurde hier ein ehemaliger Oberkellner des Ostbähnhofes nach 7mouatlicher Untersuchungshaft, die er wegen des Verdachtes, seinem Principal einen schweren Diebstahl zugefügt zu haben, abgesessen hat, als schuldfrei erkannt und der Haft entlassen.

Berlin, 6. Jan. Wie verlautet, soll man inr Kriegsministcrium den Gedanken der Einführung einer Wchrsteuer wieder nähergetreten sein; man verspricht sich von dieser Steuer, welche die nicht zum Militär- und Kriegsdienst herangezogenen Personen zu entrichten haben würden, eine nicht unbedeutende Einnahme für die Reichskasse.

Die dem Landtage zukommendc Vorlage über den oberschlesischen Nothstand wird eine Kreditforde­rung von 6 Millionen Mark enthalten. Die Mittel sollen verwandt werden für die Unterstützung der Menschen, für die Durchwinterung des Viehes in den vom Nothstand betroffenen Ortschaften, sowie für Anschaffung von Saatgut, vornümlich Kartoffeln.

Der ungefähre Werth der im Jahre 1879 nn- tergegangenen Schiffe, einschließlich ihrer Befrachtung beträgt 25Us Mill. Pfund. Im ganzen litten 1688 Fahrzeuge oder 94 mehr als im vorhergehenden Jahre Schiffbruch. Unter den untergegangen Schif­fen befanden sich 170 Dampfschiffe. Der Verlust an Menschen wird auf 5000 veranschlagt.

In die Angelegenheit des Schiffs-Unterganges desGroßen Kurfürsten" wird endlich auch wohl für weitere Kreise einiges Licht geworfen werden, indem ein Auszug aus den kriegsgerichtlichen Acten demnächst veröffentlicht werden wird.

Der Nat.-Z. wird heute aus Paris telegrcr phirt: Das Verbleiben des Grafen St. Vallier auf dem Berliner Posten gilt heute als ziemlich ge­sichert.

Gambetta und Deutschland. Unter dieser Aufschrift ergeht sich die Württ. Landesztg. in fol­genden Reflexionen: Durch den jüngsten Minister- Wechsel in Paris ist Gambetta allmächtig in Frankreich geworden. Der neue Ministerpräsident Freycinet war schon 1870 die rechte Hand des Diktators von

Frankreich, auch die übrigen Minister sind größtenthcils unbedingte Anhänger Gambettas. So ist er heute schon hinter den Coulissen Präsident der französischen Republik und wird es auch thatsächlich werden, so bald Grovy seinen jetzigen Posten verläßt, sei es nach Ablauf seines Präsidentschaftsseptennats, sei es aus irgend welchen Gründen vorher. Es ist be­greiflich, daß Deutschland mit erhöhter Aufmerksamkeit den Gang der Dinge in Frankreich verfolgt, nicht der Dinge in der inneren, sondern in der äußeren Politik. Ist es doch Gambetta, der seit dem Jahre 1871 die Revanche auf seine Fahne geschrieben; sind es doch die dem früheren Diktator nahe stehenden Kreise, die den Krieg gegen Deutschland als in der Nothwendigkeit liegend von jeher dargestellt haben; sind doch diese Kreise, ,und ist der leitende Staats­mann selber, mit der elsässischen Emigration, deren Revanche-Gedanken allbekannt sind, und die lieber heute als morgen die Kriegsfackel in des Nachbarn Haus werfen würde, aufs engste befreundet. Ande­rerseits weiß man aus Privatgesprächen, wie Gam­betta, wenn er sich nicht beobachtet glaubt, sich über Deutschland ausspricht, man weiß auch, daß er es ist, der durch seine Aufmunterungen die Protestpartei in den deutschen Reichslanden, und besonders in Lothringen und in den großen Städten am Rhein, im Äthem erhält, indem er auf die herannahende Stunde der Erlösung" hinweist: so geheim auch solche Privatüußerungen gehalten werden, Deutschland darf nicht vergessen, daß mit Gambetta nnd mit Gambetta's Partei diejenigen ans Ruder kämen, die es, nach ihrer Vergangenheit schließend, als seine leidenschaftlichen Feinde und als die bisherigen Schürer des Revanchekrieges zu betrachten das Recht hätte. Die Vorsichtigkeit Gambetta's in internationalen Dingen konnte in den letzten Monaten öfters bemerkt werden; sie fällt uns heute wieder auf, wenn wir den Bericht eines amerikanischen Interviewers, des Korrespon­denten derNeiv-Iorker Tribüne", über eine vor kurzem mit dem Kammerpräsidenten gepflogene Un­terhaltung lesen. Gambetta soll sich in dieser Unter­haltung, was die auswärtige Politik Frankreichs anbetriffc, folgendermaßen ausgesprochen haben:Wie groß auch der Wunsch Frankreichs sei, seine verlorenen Provinzen zurückzuerhatten, so würde es doch niemals, um zu diesem Ziele zu gelangen, einen Krieg unter­nehmen, der Krig käme nur, wenn Frankreich in die Hände eines Cäsaren fiele, der diesen Vorwand brauchen würde, um den militärischen Geist der Na­tion zu unterhalten. Die Welt muß durch den Frieden, nicht durch den Krieg vorwärts schreiten. Ein neuer Krieg würde aber die Republik um zwanzig oder dreißig Jahre zurückwerfen, außer wenn Frankreich im Stande wäre, nach einer siebentägigen Campagne einen vollständigen Sieg zu erringen." In eaucla veuouuiu! Im Schlußsatz zeigt Gambetta seine wahren Absichten. Er wird den Krieg beginnen, sobald er die Zeit dazu für günstig erachtet. Im jetzigen Augenblick .allerdings ist der Zeitpunkt für die Franzosen nicht günstig, die große Mehrheit der französischen Nation wäre heute gegen einen Krieg, aber was die Zukunft bringen wird, wissen die Götter. Heute zeigt Freycinet zu einer Allianz mit Rußland so wenig Lust, als Waddington; das Bündniß Deutschlands mit Oesterreich macht die Kastanien surchtbae heiß, niemand wagt darnach zu greifen. Aber Gambetta hat seine Revanchegedanken nur ver­tagt. Er weiß zu gut, daß er auf diplomatischem Wege Elsaß und Lothringen nicht wieder gewinnen kann, wenn er gleichwohl eine solche Hoffnung simu- lirt, so thut er das, um seine revanchelüsternen Freunde auf die Zukunft zu vertrösten, ohne sich gegenüber Deutschland allzusehr zu kompromittiren. Deutschland darf aber auf seiner Hut bleiben. Fürst Bismarck ist gottlob der Mann dazu, uns vor Ueberraschungen zu sichern.

OesterreichUngarn.

Die Orientpolitik der österreichischen Monarchie ist von dem Minister-Präsidenten Herrn v. Tisza neuerdings durch eine lange Rede beleuchtet worden. Kein einziger Sohn dieses Landes darf der Noth zum Opfer fallen", meinte derselbe, und er that da­mit den Ausspruch, durch dessen Verwirklichung ein Staatsmann allerdings den höchsten Ruhm verdienen würde, den die Geschichte zu vergeben hat.

Der Wiener Thierschutzverein beabsichtigt, den Stiergefechten in Spanien zu Leibe zu gehen. In der Vorstandssitzung desselben vom 31. Dezbr. v. I. wurde folgende Resolution angenommen.Der

Wiener Thierschutzverein sieht in den noch immer in Spanien vorkommenden Stiergefechten einen Schand­fleck unserer modernen Civilisation und beschließt, sich mit dem Londoner und Pariser, dann dem deutschen und österreichischen Thierschutzverein ins Einverneh­men zu setzen, um gemeinsame Schritte zur Abstel­lung der Stiergefechte in Spanien zu unternehmen. Wir wünschen den besten Erfolg, zweifeln aber sehr an dessen Erreichung.

P c st, 6. Jan. Ein cntsetzlichcsVcrbrechen wurde vor Kurzem iu der Nähe von Galszecs verübt. Man schreibt demEgpeterles" hierüber Folgendes: Vorige Woche wüthete in Ruszka eine halbe Meile von Galszecs ein Schaden­feuer, das 36 Häuser in Asche legte. Me verzweifelte und erbitterte Bevölkerung verdächtigte einen dortigen Israeliten der Brandlegung. Der Mann befindet sich jetzt in Untersuchungs­haft. Am verflossenen Freitag brachten zwei Kinder des Ver­hafteten ein lOjähriger Knabe und ein ISsähriges Mädchen -- dem Vater das Essen für den Samstag in den Kerker. Am nächsten Tage fand man die unglücklichen zwei Kinder auf der Landstraße ermordet. Das Mädchen hatte entschliche Schnitt­wunden am Halse, vermochte sich aber doch>-40 Schritte iu der Richtung gegen Galszecs fortzuschlcppen, dann sank es zusammen und starb. Der Knabe war erdrosselt worden. Es leidet keinen Zweifel, daß die Kinder aus Rache gegen den Vater gctödtct wurden.

Ein neuerSinn." Dieser Tage wurde der mäh­rischen Landcs-Jrrenaustalt in Brünn ein Mann sss den bes­seren Ständen zur Heilung übergeben. Als derselbe in der Aufnahmskanzlei vom Arzte untersucht wurde, erklärte er dem­selben vor den Beamten und dem Wartepersonale, daß er ge- scheidterfei als alle die Herren, denn dieselben hätten bl^s 5 Sinne, er aber habe deren sechs. Als er befragt wurde, wie denn der sechste Sinn heiße, erwiderte der Geisteskranke:Wahnsinn."

Italien.

In Rom trat ein Comits zusammen, um in der ewigen Stadt die Lcichenverbrennung einzuführen. Das Statut soll nächstens erscheinen, so daß im Ja­nuar die erste Verbrennung stattfinden kann.

In' Venedig ist der berülMe deutsche Maler Anselm Feuerbach (aus Nürnberg) gestorben. Schweiz.

Solothurn, 3. Januar. In letzter Nacht brannte in Bikerist ein Haus ab. Drei brave junge Männer, die Ich bei der Rettung der Fahrhabe bethciligten, wurden von dem einstürzenden Dachstuhle in den Klammen begraben; nur Einer konnte noch lebend heroorgezogen werden, der aber nach nienigen Stunden unter den furchtbarsten Qtralen sein junges Leben aushauchte.

Frankreich.

Paris, 6. Jan. Seit dem Jahre 1871, also seit ungefähr 9 Jahren, hat Frankreich iw den ver­schiedenen Ressorts zusammen einundneuiszig Mi­nister gehabt.

Rouen, 5. Jan. Kürzlich starb hier der reichste Mann der Stadt, M. Stanislsas Harel, welches sein ganzes Vermögen, auf mehrere Millia>- nen geschätzt, seinem Kammerdiener hinterließ.

Spanien.

Madrid, 5. Jan. Ans der Untersuchung ge­gen den Attentäter Otero (sein voller Name ist Franzesco Otero y Gonzalez letzteres- ist der Nsme seiner Mutter) erfährt man, daß derselbe von Natur aus zur Grausamkeit geneigt sei; sein früherer Mei­ster sagte aus, er habe ihm entlassen, weil er einmal einer Katze mit glühenden Kohlen die Augen cmsge- brannt habe.

Holland.

Amsterdam, 4. Jan. Vorige Woche war im zoologischen Garten dahier eine neue Thier-Karawane eingetroffen. Em alter Herr ließ sich.nicht abhalten, den größeren Stephanien ununterbrochen zu necken. Endlich wurde der Elephant wüthend, ergriff den Herrn, warf ihn zu Boden und schlug so lange auf ihn los, bis der Körper des Unglücklichen nur noch eine formlose Masse bildete.

Rußland.

Das weite Reich des Czaren scheint an fden vielen Feldzügen der letzten Jahre noch nicht genug zu haben, sondern es bereitet sich vollen Ernstes wieder auf einen neuen Krieg vor, der mit dem Ende des Winters feinen Anfang nehmen soll. Bereits find alle Vorbereitungen getroffen, um im Frühjahre Merv zu besetzen. General v. Kaufmann, der Er­oberer Chiwas, der beste mittelasiatische Heerführer der Russen, soll diesmal den Oberbefehl über die Expedition gegen Merv führen.

Das Befinden der Kaiserin von Rußland hat den neuesten Bulletins zufolge wieder eine Wendung zum Schlimmem genommen. Die Besserung ist nicht von langer Dauer gewesen.

Türkei.

Konstantinopel, 6. Jan. Die Differenz zwischen Layard und der Pforte ist vollständig aus­geglichen. (T. Chr.)