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Verwalter Psind er. 2) seitheriger Gemeinderath Frei). 3) Müller Faist u. 4) Stadtpfleger Henß- ler. Somit nur einAlter"; gegen alles Erwarten hat die Opposition gesiegt mit 3. gegen 1 Stimme. Die gleiche Erscheinung und den gleich heftigen Wahl­kampf wie hier lasen wir auch von andern Städten und Landgemeinden und dürfte die Erklärung hiefür in 1. Linie in unfern schlechten Zeiten, sowie in der immer stärker pressenden Steuerschraube zu suchen sein, obwohl natürlich auch jedesmal persönliche Fragen mit ins Spiel kommen. Zn wünschen wäre, daß der Parteihader aufhören und dafür die stille Berufs- und Amtsarbeit wieder an ihre Stelle treten würde.

Herrcnberg, 26. Dez. Unter der hiesigen Kinderwelt herrscht seit einiger Zeit ein unheimlicher Gast, die rothen Flecken. In mancher Klasse waren über die Hälfte der Kinder krank, während die Klein­kinderschule einige Zeit ganz geschlossen wurde, da bereits drei Viertel derselben von der Krankheit be­fallen waren. Glücklicherweise ist der Verlauf der Krankheit ein gutartiger. (N.-Ztg.)

Vor einigen Tagen brach in Hochdorf, O.A. Horb, Feuer aus. Obgleich die Löschmannschaften der benachbarten Ortschaften schnell auf der Brand­stätte erschienen waren, vermochten dieselben das Ge­bäude, in dem der Brand ansgebrochen, nicht mehr zu retten: doch blieb das Feuer auf seinen Herd beschränkt. An Mobiliar nichts gerettet. Betroffener ist versichert.

Ihre Majestät die Königin, tief bewegt von dem Unglück in der Saline Withelmsglück, hat den Weihnachtstisch der schwer betroffenen Familien durch reiche Gaben, insbesondere durch Wiuteranzügc für jede Wittwe und jedes Kind, geschmückt.

Brandfülle: Am 27. Dez. in Schöckingen (Leoubcrg) ein vor dem Ort stehender Futter- und Garbenschober; in Weingarten am 29. Dez. das vor 3 Jahren von Müller Karl Bildstein aufgeführte Gebäude, welches auch als Reitbahn diente, sowie der an dasselbe stoßende Pferdestall.

Das tiefste Tcmperaturminimu m. welches während der jüngsten Kältcperiode bis zum 25. Dez. an den württemb. meteorologischen Stationen beobachtet wurde, hatte nach dem St.-A." Tübingen mit 23.« o k. und zwar am 1«. Dez. Wie bei früheren Kältepcriodcn häufig beobachtet worden, so fand man auch diesmal in den tieferen Lagen eine größere Kälte, als in den höheren. Die gegenwärtige Kältcperiode dauerte seit 26. Nov. (die stärkere Kälte begann zwar erst am 8. Dez.), von welchem Tage an das Thermometer mit Ausnahme des stürmischen 5. Dez. nicht Uber den Gefrierpunkt stieg; bei dem kalten Winter 1829)30 betrug die Dauer der Kälte 67 Tage vom 2. Dez. 1829 bis 7. Febr. 1830, bei dem diesjährigen ist als« die Dauer nur halb so groß, nämlich 33 Tage vom 26. Nov. bis 28. Dez.

Oberndorf, 29. Dez. Zu dem Brande in Hochmössingen am 23. d. M. erfahren wir, daß die Ehefrau des Besitzers als der Brandstiftung ver­dächtig verhaftet worden ist und auch bereits ein Geständnis; abgelegt hat. Dem Vernehmen nach soll sie die That in einem Anfalle von Geistesstörung vollbracht haben. (Sch. B.)

Besigheim, 28. Dez. Daß unsere Schaf- Züchter mit Zwillings- und Drillingslämmern beglückt werden, ist gerade keine Seltenheit, viel seltener dürfte der unserem Stadtschäfer Hilligardt vorgekommene Fall sein. Derselbe mußte ein Mutterschaf schlachten, das nicht weniger als sechs Lämmer im Leibe hatte. Diese Fruchtbarkeit bei den Schafen soll einen guten Sommer bedeuten. Möge er bald kommen.

Ulm, 29. Dez. Zu den 380 Laiben Brod, welche die Füsiliere des kgl. württ. 6. Jnf.-Regim. für die Nothleidenden in Oberschlesien gespendet ha­ben, sind weitere 550 Laibe vom 1. Feldartillerie­regiment No. 13 gekommen. Diese Gabe ist mit einer großen Masse hier gesammelter Kleider in ei­nem direkten Wagen an den Nothstandausschnß nach Breslan abgegangen. (N. Ztg.)

Ulm, 29. Dez. In vergangener Nacht ist laut U. Schn. Herr Tabakfabrikant Christoph Ferdinand Bürgten gestorben, ein Mann, der zu den ange­sehensten Industriellen nicht nur der Stadt Ulm, son dern des ganzen Landes gehört.

Heilbronn, 27. Dez. In Hausen a)Z., OA. Bra­ckenheim, wurde in der vergangenen Nacht ein entsetzliches Verbrechen verübt. Die 86 Jahr« alte Bauerswittwe Dorothea Fischer daselbst, welche mit ihrem 27 Jahre alten Neffen Gottl. Wegler allein ein kleines Haus bewohnte, wurde, nachdem Wcg- lcr gestern Abend eine Reise nach Mannheim angetreten hatte, heute Vormittag im Bette erschlagen anfgefunden. Ein wuchtiger Hieb, wahrscheinlich mit einer Axt geführt, hatte der Schlafenden den Kopf zerschmettert. Gottlieb Wegler hatte seinerTante seit 2 Jahren die Oekonomic besorgt und hatte, da sein Vater der einzige Erbe der Ermordete» ist, alle Aussicht, nach dem Tode derselben ihr Gut zu bekomme», daher siel der Verdacht alsogleich aus ihn. Er wurde, von M. zurückgekehrt, vom Unter­

suchungsrichter des Landgerichts in Haft genommen und bis tief in die Nacht hinein verhört. Seine Kleider trugen nn.» zweiselhaftc Blntspnren, die er thcilweise durch Auswaschen zu beseitigen gesucht hatte. Als er heute Vormittag zur Fortse­tzung des Verhörs vorgcführt werden sollte, fand man ihn im Gefängnisse erhängt. Pie Untersuchung halte gegen ihn in kürzester Zeit unwiderlegliche Schnldbeweise geliefert. Wegler war ein entlassener Schullehrer und Photograph.

Karlsruhe, 27. Dez. Heute kam der hiesige Scilermeister W. Stolz auf den originellen Einfall, auf dem gänzlich zugcfrorenen Rheine bei Maxau ein Seil über dessen ganze Breite zu spinnen (M. spinnen, nicht spannen.) In zwei Stunden war das Werk vollendet, das Seil hatte eine Länge von 250 Nieter. Die Großherzogin, welche nebst Kindern ge­kommen war, die Eisfläche zu betrachten, kam eben an, als der Seiler sein Werk betrieb und drückte den Wunsch aus, ein Stück des auf dem Rhein gespon­nenen Seils zum Andenken zu erhalten. Der betr. Seiler wird das ganze Seil nebst Urkunde der hohen Frau sehr gerne zur Verfügung stellen.

München, 29. Dez. Die Kammer der Reichs- räthe beschloß mit 16 gegen 15 Stimmen dem Be­schlüsse der Abgeordnetenkammer wegen Einführung polizeilicher Taxen für Lebensmittel (Antrag Hafcnbrädl) nicht beizutreten.

Emden, 28. Dez. Dem Vernehmen nach sind 62 Festländer auf der Insel Borkum durch den Frost überrascht und daselbst eingefroren, da seit Ende vo­rigen Monats das Fährschiff des Eisgangs wegen nicht hierher fahren konnte. Für einen Dampfer wäre es in der ersten Zeit, nach dem Urtheile Sachver­ständiger, möglich gewesen, die unfreiwilligen Gäste von der Insel zu holen und wäre hierzu der Regie­rungsdampfer in erster Linie in Betracht gekommen. Unbegreiflicher Weise liegt derselbe aber seit Beginn deS Frostes in Geestemünde und die armen Leute auf Borkum müssen dort bleiben.

Das Abkommen zwischen der Krone Preußen und den hessischen Agnaten ist jetzt perfekt. Die Hauptbcstimmung desselben ist die Begründung eines Fedeikommisses von 3Uz Mill. Mark. Jeder Agnat erhält eine jährliche Rente, außerdem ein -chloß im ehemaligen Kurhessen. Prinz Wilhelm von Hessen-Philippsthal ist an dcm Abkommen nicht betheiligt.

Berlin, 27. Dezbr. Bezüglich deS von der deutschen und auswärtigen Presse erwähnten, die Abrüstungsfrage betreffenden Briefes des Reichskanz­lers an den italienischen Senator Jaeini ist dieN. Allg. Ztg." in der Lage zu konstatiren, daß der Reichskanzler niemals mit einem Herrn Jaeini in Korrespondenz gestanden und namentlich niemals seinerseits ein Schreiben an einen Herrn dieses Na­mens gerichtet habe. (W. L.)

Berlin, 28. Dez. Durch kaiserliche Kabinets- ordre vom 18. Dez. wird das freisprechende Er- kenntniß des Kriegsgerichts gegen den Kapitän zur See Graf Monts bestätigt, das in der Ange­legenheit des Großen Kurfürsten eingeleitete kriegs­gerichtliche Verfahren ist damit abgeschossen.

Berlin, 29. Dez. DasKleine Journal" meldet aus Posen; die russischen Juden sind mit Ausnahme der Gelehrten und Handwerker aus dem Donschen Kosakenlande, aus den Bessara- bischen Grenzdistrikten, aus Petersburg und aus allen inneren russischen Departements vertrieben worden.

Berlin, 30. Dez. DerReichsanzeiger" pub- licirt eine von dem Fürsten Bismarck contrasignirte kaiserliche Verordnung, wonach das Reichskanzleramt fortan den Namen Reichsamt des Innern, der Bor-' stand dieser Behörde den Titel Staatssecretär des Innern führt.

Berlin. Die hiesige politische Polizei hat am ersten Weihnachtsfeiertage eine höchst wichtige Ent­deckung gemacht. Eine geheime, sozialistischen Zwe­cken dienende Druckerei wurde von der Behörde aufgelöst, der Inhaber derselben, ein gewisser Werner, eine anrüchige Person, und zwei seiner Helfershelfer wurden verhaftet. Durch Aufhebung dieser Druckerei ist man noch anderen sozialistischen Umtrieben auf die Spur gekommen. Von anderer Seite wird berichtet Die Druckerei war eine nihilistischen Zwecken gewid­mete, sogen,sozial-revolutionäre". Werner, ein Schriftsetzer, der an der Spitze stand, ist ein bekann­ter Sozialist, der schon, wie verlautet, in Sibirien war. Seine beiden Hauptgehilfen sind ein Oester­reicher und ein L-achse, beide dem besseren Hand­werkerstände angehörend. Tausende bereits fertiger Exemplare einer sozial-revolutionären neuen Zeitung wurden bei Aufhebung der Druckerei in Beschlag

genommen; dieselben sollte« gergbe verbreitet werden. Ein Student Namens Chon, ein Pole, gehört eben­falls zu den Verhafteten. Man ist hiebei einer großen nihilistische« Verbindung ans die Spur gekom­men, die in Berlin ihren Sitz hat. Donnerstag und Freitag wurden deshalb viele Haussuchungen bei Studenten von außerhalb und bei Apothekern, die hier studiren, vorgeuommen, die unzweifelhaft die Existenz einer weitverzweigten ultra-revolutionären Verbindung ermittelt.

Als Gewichtseinheit in den zollstatistischen Ueber- fichten soll fortan einem Beschlüsse des Bundes- raihs ensprechend statt der bisher zum Theil noch gebräuchlichen Einheit von Ceutner und Pfund überall das Kilogramm, bezw. 100 ÜA oder die Tonne (1000 kg) Anwendung finden.

Das Entlassungsgesuch des Berliner Botschaf­ters Grafen de St. Vallier, welcher bei dem Fürsten Bismarck sehr wohl ungeschrieben ist, wirft ein Licht auf die Stimmung, mit welcher die konservativen Republikaner aus der Schule Thiers' das neue Mi­nisterium betrachten. St. Vallier gehört im Senat zum linken Centrum, welches nunmehr aus der Re­gierung gänzlich entfernt ist. Da es sehr schwer sein dürfte, den Grafen in Berlin zu ersetzen, indem ein Gesandter von der Nüance der herrschenden Partei in Berlin schwerlich eine erwünschte Persönlichkeit ist, so appellirt man vermuthlich an den Patriotismus des Grafen, und vielleicht nicht ohne Erfolg, nachdem er durch seinen Entlassungsversuch sein politisches Gewissen beschwichtigt hat. Oder sollte gar Gam- betta als Botschafter nach Berlin gehen?

Metz, 29. Dez. Bei der gestrigen Wahl zum hiesigen Gemeinderath ist die Liste der gemäßigten Partei unterlegen; es wurden 6 Protestler und 5 beiden Parteien gemeinsame Kandidaten gewählt.

OesterreichUngarn.

Wien, 29. Dez. DasFremdenblatt" erfährt aus Berlin, England habe Deutschland aufgefordert, sich seinen Schritten in Konstantinopel in der Affaire Koeller anzuschließen; das Berliner Kabinet habe der englischen Aufforderung Folge geleistet und bereits seinen Vertreter in Konstantinopel instruirt.

Meerane, 27. Dez. Den 70jährigen Zim­mermeister Stelzner aus Pfaffroda, einem in besten Verhältnissen lebenden Mann, traf das Unglück, in offenem, einsamen Felde im Schnee zu verbren­nen. Spuren im Schnee deuten den furchtbaren Kampf an, den der Unglückliche gekämpft hat, bis er dem Elemente erlegen. Stelzner ist wahrscheinlich rauchend dem Sturme entgegen gelaufen und seine Kleider haben Feuer gefangen.

Noch immer hapert es hier an den Folgen des leidigen Wehrgesetzes, über das sich die Opposition noch nicht zur Ruhe begeben kann. Me Czechen und Böhmen benutzten die eingetretene Verwirrung ihrer­seits zu einem Aufrufe, in welchem sie vollständige sprachliche Gleichberechtigung verlangen und ihre Sprache am Gerichtshöfe und in der Schule einge­führt wissen wollen.

Ein Pfandleiher in der Antonigasse in Wien stand in seinem Laden und wartete auf Kunden. Da kam eine Frau und bot ihm ein Bündel Betten an, die in ein großes Leinentuch eingeschlagen waren. Der Mann öffnete das Bündel und machte merkwür­dige Augen, und die Frau wurde leichenblaß; denn was sahen sie in den Betten eingewickelt? Einen S äugling. Der Mann packte die Frau: wo haben Sie die Betten gestohlen? Ach Gott, bei der Frau Grün in der Förstergasse! Wie kommt das Kind in die Betten? Ich weiß es nicht, es muß in dem Bett gelegen haben, ohne daß ich's bemerkte, als ich die Bettstücke eilig zusammenraffte, in das Tuch band und davon eilte. So war's in der That. Die Frau Grün war einen Augenblick hinaus­gegangen und hatte ihr schlafendes Kind mit einem leichten Tuche bedeckt. Diesen Augenblick hatte die Spitzbübin benutzt.

Schweiz.

Lausanne, 29. Dez. Die hiesigeGazette" meldet: Vom Gotthardtunnel sind nur noch 400 Meter zu durchstechen. Die Arbeiter des nördlichen Theils hören bereits die Minen - Detonation des südlichen. (Sch. B.)

Frankreich.

Paris, 30. Dez. Der französische Botschafter in Berlin, Graf von St. Vallier, hat gestern seine Entlassung eingereicht. (St.-A.)

Paris, 29. Dez. Das neue Kabinet hat sich