tz. 26. Ebenso ist verboten, gebraminle Kalksteine an oder in nicht massiven Gebäuden ohne sichere Bewahrung vor Benetzung zn lagern.

tz. 27. Vegetabilische Stoffe, wie Heu, Stroh, Oehmd, Flachs, Hanf u. drgl. sollen nur in trockenem Zustand in ge­schlossenen Räumen oder in Feimen ansbewahrt werden. Ist dies wegen schlechten Wetters nicht möglich, so ist der betreffende Haufen sorgfältig zu beobachten, auch sind andere je nach der Beschaffenheit der Umstände von der Polizeibehörde zur Ver­meidung der Selbstentzündung jener Stoffe angeordnete Vor­kehrungen zur Ausführung zu bringen.

tz. 28. Die in Spinnereien sich ergebende Abfallwolle und zwar sowohl die gefettete als die ungefettete, ist täglich aus den Arbeitsräumen zu entfernen. Die Abfallwolle und die Putzabfälle, welche zur Reinigung von Maschinen, Lampen u. drgl. dienen, dürfen innerhalb der Gebäude nur in vollkommen feuersicheren Behältern aufbewahrt und außerhalb von Gebäuden nur in Gruben, welche, wenn sie nicht mindestens 15 Meter von Gebäuden entfernt liegen, feuersicher zu bedecken sind, ge­lagert werden.

H. 29. Das Nufhänfen von in Ocl gebeizten und ab­getrockneten Tüchern in Zimmern ist untersagt. Solche Stücke, die sich noch in warmem Zustande befinden, dürfen nur in den Beizlokalen und unter gehöriger Aussicht anfgehäuft werden. Zum Trocknen sind die Tücher in einer gehörigen Entfernung von den Eisenröhren auszuhängen.

tz. 30. Ans Dachluckeu, Fenstern, Tkniren, Zuglöchern oder anderen Gebäudeöffunugen dürfen nirgends leicht feuer­fangende Stoffe hervvrragen. Auch darf zur Verwahrung je­ner Ocffnungen gegen Außen, mit Ausnahme der Kellersenster, Stroh oder ähnliches Material nicht verwendet werden, v. Bon -er Reinigung der Feuerstätte und Kamine.

Z. 31. Die Hausbesitzer oder ihre Stellvertreter sind verpflichtet, alle Feuerstätten, Ranchabzugsröhren und Kamine so oft reinigen zn lassen, als zur Verhütung von Feuersgefahr nothwcndig ist. Den Polizeibehörden bleibt Vorbehalten, in Betreff der Reinigung der Kamine die erforderlichen näheren Vorschriften zn cnheilen. sVergl. Verfügung des Ministeriums des Innern vom 3. Oktober 1876, betreffend die Kaminfeger- Ordnung, Reg.-Blatt S. 385.)

Nagold.

Oeffentliche Bekanntmachung.

Die Ortsvorsteher werden ans nachstehende Be­kanntmachung der Centralleitung des Wohlthütigkeits- Vcreins, betreffend die Verzinsung der Einlagen der Württembecgischen Sparkasse, hingewiesen, mit dem Auftrag, dieselbe zur Keuntniß der Ortsangehörigen zu bringen.

Den 9. November 1879.

K. Oberamt. Güutner.

Bekanntmachung der Ccntralleitnng des Wohlthätig- keits-Bcreins, betreffend die Verzinsung der Einlagen der Württcmgcrgischcu Sparkasse.

Nachdem von dem Vorsteher-Kollegium der Württembergischcn Sparkasse mit Höchster Genehmi­gung Seiner Königlichen Majestät der Zinsfuß für die ordentlichen Einlagen von 4Vs auf Vier und für die außerordentlichen Einlagen von 4 auf Drei ein halb Prozent vom 1. Januar 1880 ab herabgesetzt worden ist, so wird solches in Gemäßheit des Art. 8 Abs. 2 der Grundbestimmungen der Würt- tembergischen Sparkasse hiemit zur öffentlichen Kenntnis; gebracht unter dem Anfügeu, daß weder eine Umschrei­bung der Sparkassenscheine, noch eine Abstempelung derselben erforderlich ist.

Stuttgart, den 30. Oktober 1879.

_ Köstliu.

Nagold.

Die Ortsvorsteher werden aufgefordert, die Berichte über die Veränderungen im Bestand der Steuerobjekte

vom 1. November 1878/79 binnen 10 Tagen hieher einzusenden.

Den 10. November 1879.

K. Oberamt. Güntner.

Ucter dem 8. d. M. wurde die zweite Schulstclle in Wildbcrg dem Uuterlehrcr Karl Kluuzinger in Nagold Übertragern_

Tages-Neuigkeiten.

Deutsches Reich.

Calw, 7. Nov. Die Klagen über den Winterfahrteu- plan nehmen kein Ende, im Gegentheil treten sie noch viel schärfer ans seit seiner Einführung, und ungerechter Weise glaubt das Publikum, dafür das Mitglied des Eisenbahn-Ausschusses allein verantwortlich machen zu müssen, da mau seitens der kg. Gencraldirektion Bitten und Klagen neuerdings abzuweisen und an die Ausschuß-Mitglieder zu verweisen scheint. Wenn wir recht unterrichtet sind, so soll endlich auf das dringende Gesuch des Gewerbe-Vereins Nagold von Seiten der Handels­kammer an die kg. Gencraldirektion die Bitte gerichtet werden, den Zug, der von hier II Uhr 25 Min. nach Stuttgart abgcht, etwa auf 8 Uhr vorzurllcken. Damit wäre insbesondere den Bewohnern des oberen und unteren Nagoldthales eine wesent­liche Erleichterung geschaffen, aber auch die Calwer sind damit einverstanden, da sie besonders im Winters die Verlegung des für die ganzen Gegend so bequemen Pz8 Uhr Zugs auf 5 Uhr 20 Min. sehr ungerne sehe». Auch über die späte Rückfahrt von Stuttgart wird überall geklagt, zumal schon die Züge fast ausnahmslos mit Verspätungen bis zu ps Stunde und mehr

eintreffen, so daß cs mit dem letzten Zuge von Stuttgart bei der Entfernung der Stadt vom Bahnhofe häufig Mitternacht wird, dis die Reisenden ihre Wohnung erreichen. Auch hierüber soll, wie wir hören, in der vorgestrigen Handelskammcrsitzung berathen worden sein und sich bei diesem Anlaß überhaupt herausgestellt haben,' daß durch die Veränderungen, die der Fahrplan diesmal erlitten, es glücklich dahin gekommen ist, daß überall im Kammerbezirk große Unzufriedenheit herrscht, daß Hcrrenberg und Nagold weitere Postvcrbiudungen zwischen bei­den Städte» anstrcben, daß, wer vom Enzthal ins Nagoldthal will, sich wieder des Fuhrwerks bedient, weil er per Bahn erst um 11 Uhr in Calw, um pzl Uhr in Nagold sein kann! Bei solchen Einrichtungen vergeht Einem die Reiselust und cs darf Niemand wundern, wenn dabei das Erträgnis; der Staatsbahnen sich mehr und mehr vermindert. Das Sparen ist gewiß eine schöne Sache, wir fürchten aber, unsere Eisenbahuverwaltung sei in dieser Beziehung in ein falsches Geleise gerathen und wünsche aufrichtig, daß es ihr gelingen möge, bei Einrich­tung eines Sommerfahrplan's glücklicher zu sein: denn darüber werde sie sich keiner Täuschung hingeben; das Publikum wird trotz des Eisenbahn-Ausschusses nach wie vor die kg. Verwal­tung darum anseheu, wenn die Fahrpläne günstig oder ungün­stig eingerichtet sind! (W. Ldsztg.)

Wir machev auf den Sternschuppenfall in den Nächten vom 11. bis 14. November aufmerksam. Es handelt sich um das Aufleuchten von Meteoren, die an dem mondlosen Himmel zwischen den funkeln­den Sternen ihren Lichtstreifen ziehen. Es sind Wanderer aus dem Weltenraum, die wie unsere Erde und andere Planeten die Sonne umkreisen, einsam, ruhelos und meist unberechenbar. Sind sie aber erst einmal in den Bannkreis unseres Weltkörpers ge- rathcn, so sind sie auch nicht mehr sicher vor den Zahlen der Astronomen. Man hat berechnet, daß sich ein Meteor nur selten bis zu einer Höhe von 3, Meilen herabsenkt; die meisten durchlaufen unsere Atmosphäre mit einer Schnelligkeit von 49 Meilen in der Secunde, sin einer Höhe zwischen 5 und 20 Meilen, um dann im Weltenraume ihre Bahn fort­zusetzen. Nicht so sehr konnten sich diejenigen der Sternschuppen der Berechnung entziehen, welche gleich in ganzen Schaaren und Schwärmen nächtlicher Weise unfern Himmel unsicher machen. Von dem zu erwar­tenden Novemberschwarm z. B. weiß man, daß er regelmäßig jedes Jahr zu derselben Zeit wiederkehrt. Zugleich hat die^Beobachtung gelehrt, daß die Er­scheinung in einzelnen Jahren mit überwältigender Großartigkeit auftritt. So im Jahre 1799. Hum­boldt sagte, es habe geschienen, als werde ein künst­liches Feuerwerk ungebrannt. 1833 und 1866 er­schienen die Sternschuppen so zahlreich, daß man ihre Zahl mit der Unzählbarkeit der Schneeflocken verglich. Nach Berechnungen und Beobachtungen der Berliner Sternwarte waren in 10 Minuten am Himmel zur Zeit des größten Falls etwa 15 000 Meteore sicht­bar.

Herrenalb, 6. Nov. Gestern Nachmittag stürzte in Neusatz O.A. Neuenbürg ein Maurer vom Dache des Rathhauses und siel so unglücklich, daß er sofort tvdr war. Er hinterläßt eine Wittwe mit vier kleinen Kindern. Wie angelegt wäre es hier wieder, wenn der Verunglückte in einer Lebens- oder Unfall-Versicherung gewesen wäre! (W. L.)

Von der Jagst, 4. Nov. Am Mittwoch vor Esto-mihi 1880 (4. Febr.) sind es 500 Jahre, daß das Heer der verbündeten drei Reichsstädte Hall, Dinkelsbühl, Rothenburg a. T. nach 6-monatlicher Belagerung von der Stadt Crailsheim unverrichteter Dinge wieder abzog. Die Tradition weist der Frau Bürgermeisterin von Crailsheim eine Hauptrolle bei der tapfern Vertheidiguug zu. Bereits treten Behör­den und Vereine der Frage einer würdigen Begehung des Festes durch Vorführung eines Festzuges in alt­deutscher Tracht und Sitte näher, wobei die alten Zünfte eine Rolle spielen dürften. Am heutigen Abend treten die hiesigen Vereine zu einer weiteren Berathung der Sache zusammen.

Spaichingen, 4. Nov. Bekanntlich wurden kürzlich in Schaffhausen 2 Gauner, darunter 1 Würt- temberger, abgefaßt, welche falsche 50-M,arkscheine ausgaben. Ein solcher Schein wurde nach demR. V." gestern auch hier von Lehrer Widmeyer ent­deckt, als ihm von der Post eine Anweisung ausbe­zahlt werden sollte. Der betr. Postbeamte hatte den Schein Tags zuvor am Schalter eingenommen und erhielt von dem vollkommen achtbaren Geschäftsmannc, welcher ihn als ächt empfangen und verausgabt hatte, sofortigen Ersatz. Die falschen 50 - Markscheine sind, wie wir nochmals hier beifügen wollen, haupt­sächlich daran erkenntlich^, daß sie alle eine und die­selbe Nummer tragen, nämlich Ser. I., Fol. 4, Lit. 13, Nro. 01 6886, während von den ächten jeder eine besondere Nummer hat.

Plochingen, 5. Nov. Gestern ereignete sich nach demN. T." hier ein schreckliches Unglück. Die beiden Kinder des Weingärtners Gottlieb Seyerle hier, ein Knabe von 5 und ein Mädchen von IV, Jahren, waren in der Stube, während die Mutter im Hofraum beschäftigt war. Der Knabe spielte mit dem Feuer im Ofen, vor welchem Rcisach und Spähne lagen; er zog Kohlen atts dem Ofen und legte sie auf die Spähne, die sofort Feuer singen; im Nu waren auch die Kleider der Kinder vom Feuer ergriffen. Der Knabe, nach Rettung suchend, wollte zur Stube hinaus, schob aber unglücklicherweise den Nachtriegel vor und sperrte sich mit seinem Schwester­chen ein. Die Mutter durch das Zerspringen der Fensterscheiben aufmerksam gemacht, eilte sofort nach der Stube, sprengte die Thüre auf und nun bot sich ihr ein entsetzlicher Anblick dar; der Knabe, mit schweren Wunden bedeckt, wälzte sich vor Schmerz am Boden, das Mädchen stand in lichten Flammen. Elfterer ist diesen Morgen gestorben, dem Mädchen wartet man stündlich auf sein Ende. (Nun auch gestorben.)

Nürnberg, 5. Nov. Eine rohe That fand gestern vor dem Schwurgerichte ihre gerechte Sühne. Der kaum 20jährige Maurergeselle Simon Matold von Büchenbach bei Roth wollte sich seiner schwan­geren Geliebten, der Dienstmagd Deiner entledigen, verabredete zu diesem Zweck mit ihr ein Stelldichein und warf sie dann kopfüber in den hochgehenden Fluß und als dieselbe wieder emportauchte, stieß er mit dem Fuße gegen ihre Brust, um sie wieder in das Wasser zurückzubefördern, und als sie nochmals an der Oberfläche erschien, packte er sie am Halse und drosselte sie so lange, bis sie das Bewußtsein verlor. Erst als der rohe Mensch der Ansicht war, daß nunmehr der Tod eingetreten sei, verließ er den Schauplatz seiner That. Dank ihrer kräftigen Kör­perkonstitution. arbeitete sich die Deiner wieder aus dem Wasser empor und heute erschien sie als Zeugin vor dem Schwurgerichte. Der Angeklagte, der in ebenso frecher als ungeschickter Weise sich aufs Leug­nen verlegte, wurde zu lOjähriger Zuchthausstrafe unter Aberkennung der Ehrenrechte auf die Dauer von 5 Jahren verurtheilt. (W. L.)

München, 7. Nov. Der russische Thronfolger nebst Gemahlin und Gefolge ist heute Vormittag 9 Uhr von Paris hier eingetroffen und hat seine Reise nach Salzburg-Gmünden ohne Aufenthalt fort­gesetzt.

Dresden, 6. Nov. In der sächsischen zweiten Kammer leisteten die Sozialisten Liebknecht und Puttrich in der Abendsitzung am 4. d. M. bei der Verpflichtung der neuen Abgeordneten den Eid der Treue gegen den König und auf die Verfassung.

In Weimar wird in einem Athem und in einem Inserat zu verkaufen gesucht:Ein Brautkleid, das nur zwei Stunden getragen worden ist, und zwei Mistbeetfenster." Darauf hätten selbst Schiller und Goethe keinen Reim gefunden.

Oelsnitz b. Glauchau, 5. Nov. Vorgestern Abend wurde nach demSt.-A." in der Nähe des hiesigen Bahnhofs der Versuch gemacht, den nach Stollberg abgehenden Abendzug in die Luft zu sprengen. Da indeß der Zug eine kurze Verspä­tung erlitt, that die Zündschnur schon vorher ihre Wirkung und brachte den unter eine Weiche ge­legten Dynamit zur Entladung, che der Zug die gefährliche Stelle erreichte.

Berlin, 5. Nov. DieVoss. Z." schreibt: Wie wir aus guter Quelle erfahren, hat der Kaiser gestern telegraphisch den Fürsten Bismarck um Nach­richt über sein Befinden ersuchen lassen. Die Antwort soll durchaus nicht befriedigend gelautet haben.

Berlin, 5. Nov. (Deutschland und Ruß­land.) Fürst Bismarck scheint die russische Regie­rung benachrichtigt zu haben, daß sich niemand über den friedlichen Versicherungen mehr freuen würde als er selbst, wenn Rußland nur etliche 20000 Mann Kavallerie aus Polen entfernen wollte. Der Gedanke, daß die österreichssch-deutsche Allianz durch einen oder zwei russische Besuche hinfällig werden könnte, kann nur im Kopfe von Leuten entstehen, welche nationale Nothwendigkeiten als verhältnißmäßig unwichtig im Gegensatz zu königlichen Neigungen betrachten. Von Deutschland gar nicht zu sprechen, ist sogar Rußland über einen solchen Primitiven Zustand längst hinweg. Nachdem der Zaar seit 1866 den Panslavismus patronisirt, ist er nicht in der Lage, seinen Schritt zurückzunehmen, selbst wenn er dieß wollte, während Deutschland, das vom Panslavismus bedrohte Land,