diesem Zwecke erhalten gebliebenen Räumen der dies­jährigen Gewerbeausstellung statt findet, ist bereits die erste Sendnng an Ausstellungsgegenständen ein- gctroffen. Dieselbe ist durch die KorvetteLeipzig" aus Hongkong mitgebracht worden, stammt von den Philippinen und besteht aus Netzen verschiedener Art, Angelhackcn, Modellen und kvnservirten Fischen.

Einen neue» Erlverbszweig bat eine Gaunerin in Berlin ersvnnen und schon wiedcrbolt mit Erfolg anSgciibt, So spa zirte am Sonntag Nachmittag ein sechsjäbriges Mädchen in der Potsdamer Straße in der Nähe der elterlichen Wohnnng, als eine Frauensperson sie ausforderte, ihr nach ihrer Wohnung zu folgen, woselbst sie ihr eine schone Puppe und Kleider schenken wollte. Das Kind folgte der Fremden nach der Lin- dcnstraße, woselbst diese mit dem Mädchen in ein Hans eintrat und nach dem Aborte sich begab. Nachdem sie dort die Thür von Innen verschlossen halte, zog sie dem Mädchen seine Jacke, sein Kleid und seinen Flanell - Ilnterrock aus, indem sic dem Kinde vorspiegelte, daß sie ihm sofort neue und schone Kleider bringen würde. Mit der Aufforderung, ans sie zu warten, ent­ferne sich die Diebin, das säst nackte Kind der Kälte preisgebend. Als das Kind zu weinen ansing, wurden die Hausbewohner auf die Kleine aufmerksam und nahmen sie einstweilen in ihre Wohnnng aus. Ein Schutzmann stellte sofort Recherchen an, konnte aber die Gaunerin nicht ermitteln. Auch die Art Gaunerei kam nenestens in Berlin mehrfach vor, das; ein In­dividuum einen Herrn auf die Schulter klopfte, und als letzterer sich umdrehte, ihm mit anästhetisirender Flüssigkeit getränktes Taschentuch an die Nase dielt. Der ohnmächtig Znscimm.'ii- sinkende wurde dann unter dem Schein der Hilfeleistung ans- geplündert.

Italien.

Rom, 27. Okt. Im Bezirke von Biella (Ober-Jtalieni ist unter den Bienen eine eigcuthüm- liche Krankheit ausgebrochen. Die Brut fängt näm­lich zu stinken an und stirbt darauf schaarenweise ab. Die italienische Regierung hat eine schleunige Unter­suchung dieser Krankheit angeordnet.

Zu einem am 19. Okt. bei Voltri abgehaltenen Uebungsschießen derSvcieta dei Carabinieri italiani" erlies; der Bereinspräsident Stefano Canzio, Gari- baldi's Schwiegersohn, folgenden Tagesbefehl: Ita­lienische Schützen! Unter den Waffen versammelt, in Erinnerung daran, dag das Blut der Italiener un­widerruflich der Erlösung Italiens geweiht ist; ein­gedenk, das; dieses heilige Unternehmen nicht vollendet ist, so lange Oesterreich in Italien ein Bosnien und eine Herzegowina besitzt, die da Triest und Trient heißen, in Verachtung der vergeblichen Kunstgriffe einer dekrepiten Diplomatie und ihrer feigen Lügen, die da durch den Schlag jedes italienischen Herzens im Angesichte der Welt Lügen gestraft werden: wer­det Ihr nicht cinhaltcn mit dem Kriegsrufe: werdet Ihr die Waffen von Varese, von Ealatisimi, von Volturno, von Bczzccca nicht niederlegen, so lange ein Edelstein zu dem prächtigen Kranze von Wassern und Bergen fehlt, mit welchem die Natur und die Geschichte Euer Italien gekrönt haben. ^ Italienische Schützen! Dieser Schwur, den zwanzig Schlachtfelder als unwandelbar bezeugen, sei eine Antwort auf die Prahlereien, init denen der Feind sich selber und seinen eigenen Schrecken täuscht. Und es sei eine Antwort des Bluts. Der Präsident. S. Canzio. Bei einem gemeinsamen Essen der Schützen hielt Canzio eine Rede, in der er u. a. sagte : Seit eini­gen Tagen betrachte er den Karabiner als die allei­nige Feder, mit welcher daS italienische Volk auf die Frechheiten der österreichischen Diplomatie antworten kann. Auf den julischen und rhätischen Alpen müsse der Karabiner die erste Seite der italienischen Bro­schüre in Antwort auf jene österreichische Haymerle's geschrieben, Trient und Triest müssen Italien wieder- gcgeben werden.

Wenn gleich dem jetzigen Ministerium keine ernstliche Gefahr droht, so hört man doch hie u. da die Behauptung aufstellen, daß es Zeit sei, die aus­wärtige Politik Italiens in geschicktere Hände als diejenigen Cairoli's, Depretis und Crispi's zu legen. Es wird namentlich Depretis sehr verdacht, daß er dem Anschließen Italiens an das deutsch-österreichische Bündnis; widersetzt, nur weil durch Letzteres angeb­lich die bisherige Unabhängigkeit der von Italien mit besonderer Vorliebe behandelten orientalischen Natio­nalitäten bedroht wird. Italien will also lieber auf alle Vortheile, welche ihm aus einem innigen Zu­sammengehen mit Deutsch-Oestereich entspringen könn­ten, verzichten, als daß es Nationalitäten, welche keine Aussichten haben auf eigenen Füßen zu stehen, ein Leid zufügte. Herrliche Gefühlspolitik, aber un­kluges Gebühren!

Frankreich.

Der Generalrath des französ. Seinedepartements faßte vor einigen Tagen eine Resolution zu Gunsten

der vollständigen Amnestie. Wie man nun erfährt, wird diese Resolution voraussichtlich von der Regie­rung als gesetzwidrig annullirt werden. Wie ferner verlautet, beabsichtigt der radikale Pariser Munici- palrath, welcher fast vollzählig im Generalrath sitzt, für solchen Fall zu demissionireu und durch seine erhoffte Wiederwahl eine Demonstration der Haupt­stadt gegen die Regierung zu provoziren.

Paris ist mit einem Streik der Bäckerge­sellen bedroht. Dieselben haben gestern und vor­gestern Versammlungen abgehalten und Delegirte er­nannt, welche mit den Meistern unterhandeln sollen. Die Bäcker verlangen eine Erhöhung des Lohnes von 6 auf 7 Fres. per Tag und von 1 Fr. auf 50 jedes Mal, wenn über die gewöhnliche Arbeit hinaus noch einSchuß" gemacht werden muß.

Die Herausgeber sämmtlicher Pariser Zeitungen ohne Unterschied der Parteifarbe haben beschlossen, unter den Auspicien der spanischen Botschaft vereint ein großes Fest zum Besten der Ueberjchwemmtcn von Murcia zu veranstalten.

Spanien.

Madrid, 30. Okt. Die Ueberschwemmungen dauern an. Auf der ganzen Halbinsel herrschen all­gemeine Regengüsse. Der Ebro ist neuerdings um fünf Meter gestiegen. Tortosa steht unter Wasser. (dt. T.)

Madrid, 31. Okt. Gestern herrschte hier ein großes Sturmwetter. In Malaga richtete eine Windhose große Verheerungen an. Die Stadt V e r a ^Provinz Almeria) ist von der Ueberschwemmung heim- gesncht. Der Fluß bei Almazora (Prov. Castellon de la Plana) drang in die dortigen Eisen- und Silbergruben und richtete einen Schaden von 500 tausend Pesetas zl Peseta 1 Frk.) 21 Personen erkranken, 30 Häuser wurden zerstört. ^St.-A.) Asien.

Wie die syrischen Blätter melden, liegt der hochbetagte Abd-el-Kader in Damask us i m Sterben.

Mrwel L Serkehr.

Stuttgart, 29. Okt. Unsere Obstspeknlanic n haben dießmai arge schlappen erlitten. Das gewöhnliche Ma- nöoer derselben, znsaininenzustehen und die Preise ans ein un­gewöhnliches Mag yinanjzuschranben, war nur kurze Zeit oon Ersolg begleitet. Anfänglich, so lange die Käufer btind darauf loSgingeu und Jeder rasch eine Partie erhaschen zu müssen meinte, schien der Plan gelingen zu wollen. Bald aber tra;en vom In- und ÄnStand so massenhafte Zufuhren ein, das; das Angebot die Nachfrage weil überstieg. Die Preise sind jetzt aus" die Haifte oder zwei Drittel gegen früher reduciri. Bon anfänglichen 6 bis 7 .Al find die Preise auf 3six and 4 .Al herabgegaugen. Einzelne Partieeu wurden sogar zu .Al 2,80 losgeschiageu. Gestern standen aus der Station Zuffenhausen nicht weniger als 180 Eisenbahnwagen voll Obst, welche gar nicht hier einsahren konnten, weil der hiesige Bahnhof total überjüllt war.

Stuttgart, t. Nooeniber. Kartoffel-, Obst- und Krautinarkt. Leonhardsptatz: 200 säcke Kartoffeln, .Al 2.80 bis 3.20 pr. Ztr. WithelmSplatz: 1000 Säcke Mostvbst, .Al 4 bis 4.40 pr. Zlr. Marktplatz: 14,000 Stück Filderkraut, «Al 8 bis 7 pr. 100 Stück.

Tübingen, l.Nov. Auf dem gestrigen Wochen markt war der Verkehr ein ungemein reger. Die Zufuhr war insbe­sondere beim Kraut eine sehr starke; ca. 80,000 Stück mögen dagewesen fein, die zu billige» Preisen, meist 5 und 6 per 100 Stück abgingeii. Mostobst: Acpfei, Zufuhr ca. 250 Säcke, verkauft zu 88 .Al; Birnen, 25 Säcke, verkauft zu 910 .Al; Kartoffeln 150 Säcke, verkauft zu 58 ^l

Mittlere Kruchtpreise per Cent««» vom 25. bis 28. Oktober.

Lernen.

Rog«en.

Gerste.

Haber.

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Ebingen . .

... t2. 17.

9. 80.

5. 65.

Geislingen .

Heidenheim .

. . . 12. 40.

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9.

63.

6. 11.

Nagold . .

. . . -. -.

10..

9.

23.

6. 27.

Kirchheim

... 12. 84.

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9.

4.

6. 41.

LeRikirch . .

... 11. 99.

10..

9.

73.

6. 15.

Tuttlingen .

. . . 12. 15.

..

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6. 57.

Waldsee . .

. . . 12. 25.

9.

77.

6. 37. (St.-A.)

Die Korupeise sind auf den deutschen Märkten be­deutend gestiegen und scheinen immer noch steigen zu wsllen auch ohne den Zoll.

Aus dem Oberamt Mir »sin gen, 30 Okt' Eine Kalamität für den Landmann, besonders da der Zahltermiu Martini vor der Thüre steht, ist das Sinken der Weltpreise. Die Märkte werden gewöhnlich stark befahren, aber der Handel geht flau. Ueberall herrscht Lust zum Verkaufen, und der noch immer herrschende Geldmangel hindert den Bauer, wie sonst gewöhnlich im Herbst, Jungvieh zu kaufen. Die Preise für Futter und Stroh sind ebenfalls sehr nieder. Viele Bauern brauchen den Erlös aus dem Getreide, um die Schulden für Brotfrucht vom vergangen Mißjahre zu bezahlen.

Wie schwindelnd hoch noch vor drei Jahren gegen jetzt die Gnterpreise standen, davon gibt folgendes Beispiel einen traurigen Beweis: Ein Landwirth m Weingarten kaufte vor 3 Jahren einen Acker für 600 .Al, zum Zwecke einer Obligation mußte er denselben verpfänden und das Pfandgericht schätzte ihn zu 300 ^l Bei der nun jüngst stattgehabten Zwangsver­steigerung erhielt dasselbe Grundstück den Zuschlag uin 40 .Al

Das Eisen gesch äst im Rheinland und Westphalen hebt sich bedeutend, cS gehen große Bestellungen und für län­gere Zeit ein, man lebt nicht mehr von der Hand in den Mund; Spiegeleisen geht viel nach Belgien. Auch auf dem Kohlen­markt herrscht reger Absatz.

Nürnberg, 30. Okt. (Hopfen.). Württembcrger prima .Al 165190, dto. sckunda .Al 145160, Badische, prima -^A! 165185, dto. secunda .Al 145160, Elsässer, prima .Al 160 dis 180, dto. secunda 150ISO.

Falsche 50 Mark scheine. Die Herstellung der bis jetzt aitsgcgriffenen etlichen 40 Stück ist wahrscheinlich im Würtlembcrgischc » geschehen und findet Hierwegen zwischen den dortigen und diesseitige» Behörden ein lebhafter Verkehr statt. Verhaftungen fanden statt je eine in Sanlgau, Pfu l- lendorf lein Glöckler von Aach), Konstanz und zwei in Schaff- Hansen. Vorsicht bei Annahme oo» Scheinen ist scbr zu em­pfehlen.

(Ludwigshafener Kirchcnban-Lottcrie.) Fol­gende größere Gewinne sind gezogen: Serie 141 Nr. 870: 30,000 .Al, S. 109 Nr. 470: 10,000 .Al, S. 124 Nr. «48 4000 .Al, S. 154 Nr. 399: 2500 .Al, S. 62 Nr. 246: 250 ^l. S. 123 Nr. 270, S. 130 Nr. 689, s. 147 Nr. 212, S. 40 Nr. 595, s. 14 Nr. 227, S. 34 Nr. 241, S. 3 Nr. 596, S. 148 Nr. 181, S. 2 Nr. 658 machten Gewinne von 150 bis 40 .Al Die Ziehung dauerte bis Freitag Abend.

Weinpreise.

tz Strümpfelbach im Rcmsthal, 31. Okt. Bei sehr lebhaftem Wickelst alles rasch verkauft. Letzte Anzeige.

Cannstatt, 29. Okt. Lese heute beendigt. Käufe von 2329 .Al pr. Hcktol. Käufer sehr erwünscht.

Reutlingen, 31. Okt. Lese beendigt. Vorrath noch ca. 1200 Hcktol., weitere Käufe zu 2025 .Al pr. Hcktol. Qualität dem ferndigen nicht nachstehend.

Neuffen, 31. Okt. Lese beendigt. Gewicht bis zu 68 Grad. Käufe zu 15 stgI«2/z .Al pr. Hcktol.

Fellbach, 32. Okt. Bergwein 25 -28 .Al pr. Hcktol. Vorraih noch 30 Hcktol. Mittelgcwächs 1418 .Al pr. Hcktol. Vorrath 500 Hcktol.

Hcdelfingcn, 31. Okt. Seit einigen Tagen um die Preise von 20, 22, 23si,, 24, 25, 26 und 27 .Al pr. Hcktol.

Wahlhcim, 30. Okt. Käufe zu 162jg21siz pr. Hcktol. Vorrath bedeutend, darunter brauchbare Weine, na­mentlich 40 Hcktol. von dem bekannten schaikstciner.

Horrheim, 31 Okt. Käufe zu 12, 14, 15, 17 .Al pr. Hcklvl.

Lin unbekanntes Verbrechen.

Crimiimt-Novelte.

sAns dem literatischen Nachlaß des kürzlich verstorbenen Geh .... Raths v. A.j

Nachdruck verboten.

(Fortsetzung.)

Ich konnte bereits eine gewisse Zahl von unbe­streitbaren Thatsachen verzeichnen. Ein Verbrechen lag vor; das Opfer war in meinem Garten verscharrt worden. Dieses Opfer war eine Frau oder ein junges Mädchen. Die Farbe des Haupthaares war blond. Nach meinen auf den Zustand des Körpers gestützten Mnthmaßungcn mußte die Einscharrung vor etwa 78 Monaten erfolgt sein. Das Medaillon eröffnete überdies; ein neues Feld meiner Vermuthungen. Die schwarzen Haare, die cs enthielt, waren sehr stark'; sie waren ohne allen Zweifel Manneshaare. Man konnte sie als einem Verwandten oder dem Manne des Opfers angehörig ansehen. Ohne Zweifel aber lag es näher, darin einen Gegenstand zu erkennen, wie Liebende ihn so häufig unter sich auszutauschen pflegen. Die Abwesenheit eines Ringes schloß im klebrigen bis zu einem gewissen Grade die Annahme ans, daß das Opfer eine verheiratbete Frau gewesen. Es steckte also allem Anschein nach Liebe hinter der ganzen Geschichte. Ganz unwillkührlich setzte sich bei mir immer mehr der Gedanke fest, daß der Liebhaber selber das Verbrechen begangen. Ein gewöhnlicher Mörder hätte das kleine Bijou, welches sich am Halse des Opfers vorfand, nicht verschmäht. War diese Voraussetzung richtig, so konnte der Mörder ein ver­schmähter, oder ein eifersüchtiger Liebhaber sein. In­dessen ich war noch nicht so weit, die Motive der That zu untersuchen, deren Spur sich mir so unerwartet enthüllt hatte.

Ein anderer Gedanke sollte darauf meinen Geist beschäftigen. Das Verbrechen mußte in der nächsten Nachbarschaft des Orts verübt worden sein, der zum Grabe des Opfers gedient hatte. Ein Leichnam in der Umgebung von Berlin transportirt sich nicht so leicht und unentdeckt nach großen Entfernungen. Der aller­nächste Ort war augenscheinlich das Haus. Ich lief darin umher und unterwarf alle Räume der aller­strengsten Untersuchung. Ich stieg in den Keller und auf den Boden, öffnete alle Thüren und Wandschränke und kehrte den Staub von den Dielen. Kein neues Anzeichen fand ich vor. Entweder war das Verbrechen nicht im Hause verübt worden, oder der Schuldige hatte sorgfältig alle Spuren desselben verschwinden kaffen.

Ich ging hinaus und begab mich zu Vater Kühne, meinem Wirth. Derselbe spazierte in seinem Hofe um­her ! Da es gerade Sonntag war, so ließ er sich gern