Schätzungen hiesiger Großhändler beziffern den Ge- sammtschaden auf 100 Mill. Der Brand entstand durch unvorsichtiges Manipuliren mit Spiritus bei dem Handelsmann Schwarz. Zu retten ist wenig: nur wenige Magazine erwiesen sich feuersicher. Der Kaiser spendete für die erste Noth 10,000 fl. Die Bevölkerung bivouakirt in den Straßen und Gärten.

LautMelduug derAgence Havas" ans Kon­stantinopel hält man daselbst eine bedeutsame Mi- nisterveründernng für nahe bevorstehend,durchweiche Männer von anerkanntem Liberalismus ans Ruder gelangen würden." Die Initiative dazu ginge vom Sultan selbst aus.

Amerika.

Newyork, 10. Aug. DerNewyork Herald" meldet: Die Regierung steht im Begriff, in einem Rundschreiben die europäischen Regierungen zu ersu­chen, das; diese die Mormonen von der Auswan­derung nach den Unionstaaten abmahnen, da die ame­rikanische Regierung entschlossen sei, der Polygamie aufs schärfste entgegenzntreten. Am gelben Fieber starben in Memphis in der letzten Woche 29 Personen.

Kandel Mrketzr.

z Et 1 inannsweile r. Bei dem am lebten Mittwoch den 6. August hier abgelialrenen Brennholz-Verkauf von Seiten des Revieramts Simmcrsfeld wurden hohe Preise er­zielt. So wurden z. B. für tamiene Rinden in den entlegen­sten Theilen des Enzwaldes 2 28 4, für Nadelholzscheiter

bis zu 5 ^ 28 4 per Rm. geboten. Die meisten Käufe stehen über dem RcvicrpreiS. Anders fiel der Langholz-Ver­kauf den 8. d. M. aus. Bei ihm wurden nur 78vj des Re- vierpreiseS gelöst. - Am gleichen Tag war auch in Sim­mersfeld ein Langholz-Verkauf, wo nur 65»j<> dcS Revier- Preises für schönstes Langholz geboten wurde.

(Tu chm esse in Stuttgart 19.2l. August.s Die städtische, namhaft erweiterte Turnhalle an der Forststraste ist vorübergehend und Heuer erstmals zu Zwecken der Tuchmesfe eingerichtet worden: sie hat bereits die Berkanssstände in sich ausgenommen. Die zwei Abtheilungen der Salle umfassen je 3 Längen- und 2 Quergäuge. Zur Halle führen 3 Haupt- thüren: An der Laugseitc (Forststrahc'i zwei, an der Kopfseite (Seidenstraste > eine: die Beleuchtung ist eine entsprechende, das Licht von der Rordteite her ist das vorherrschende. Durch die Ausstellung der Verkaufsbuden in unmittelbarer Nähe der Halle, hauptsächlich auf der Fläche des Turnplatzes erscheint der ganze Mchplatz Heuer mehr arroudirt als im Vorjahr. Den Anmel­dungen genuin wird viele Waarc in reicher Auswahl vertreten sein und eS sind die Herrn Käufer zu zahlreichem Besuch der Messe sreuudlichst cingeladen. Hcrvorzuheben sind die Fabri- kationsortc: Freudenstadt, Metzingen, Ebhauscn, Göppingen, Nagold, Lberscbwaudors, Beerfelden i. O.. Nördlingen, Reut­lingen, Aalen, Erbach i. O. Für die Verpackung und Spe­dition sind besorgt die Herren C. H. h a r t m a n n (Eichstraste Nr. 5) und A. Epting (Kreuzung der Sec- und Kriegsbergstratze.

Rtpspreisc. Ulm, 9. Aug. höchster 11 88 -1,

mittlerer 18 ^ 58 -1, niederster 9 58 - Saulgau.

Höchster 11Kl. mittlerer 18 ^ 26 4, niederster 9 56 4. Rottwcil. Höchster 18 68 4, mittlerer 18 42 4, niederster 18

Mittlere Fruchtpreise per Centn«»

vom 1. bis

5. Auqnsk.

K-rnen.

Ro»»en.

Gerste.

Haver.

4

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4

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Bopfingeii

. . . 11. 59.

8 .

48.

7.

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Geislinqen .

. . . 11. 17.

Hall . . .

Heidciibeim .

. . . 11. 65.

8 .

78.

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7.

88

Naqold . .

. . . -. - .

9.

28.

8 .

39.

8 .

31

Kirchheim

. . . 11. 66.

-.

-.

8 .

57.

8 .

25

Leutkirch . .

. . . 11. 24.

8 .

78.

-.

8 .

5

Waldsee . .

. . . 11. 5.

8 .

21

Stuttgart, II. Aug. (Laudesproduktenbörsc.) Auch unsere heutige Börse verkehrte unter dem Einflüsse der anhaltenden guten Witterung und da die Verkäufer dennoch wenig Nachgiebigkeit zeigten, so waren die Umsätze nicht von Belang. Wir notiren per 186 Kilogr.: Waizeu, daher. ^ 23, russ. ^ 2323.58, amcrik. 23- 23.48, Kernen 24 bis 24.25, Dinkel 15 -15.58, Kohlreps 22.7823.75. Mehl- Preise per 188 Kilogr: Nr. 1: 34.5636, Nr. 2: 32

bis 33. Nr. 3: -^'37.5628.58, Nr. 4: 24.5825.56.

Mannheim, 18. Aug. Die Stimmung im Getreidehan­del war während abgelaufcner Woche ruhig bei behaupteten Preisen und notiren wir: Weizen je nach Qualität -K28-23.58, Roggen 13.5614.25 bis 15.5816, Gerste 15.5616, Ha­fer 1414.58, Kohlreps 25- 26 für inländischen und 26.56 27 für ungarischen.

Wien, 9. Aug. Getreide. Die stürmische Bewegung auf dem inländischen Getreidemarkte verdient in erster Reihe die Aufmerksamkeit aller Interessenten, denn sie legt ein gütiges Zeugnis! dafür ab, dast die Ernte in den Ländern der Monarchie geringer ausgefallen ist, als selbst die schlechtesten Schätzungen annehmen ließen. Der Er­trag der inländischen Ernte gestattet selbst mit Zuhilfenahme der alten Vorräthe keinerlei Export, und das Wenige, was an Ausstichsorten etwa ins Ausland gehen wird, muß heute und in Zukunft durch einen entsprechenden Import aus den süd­östlichen Nachbargebieten gedeckt werden. Gegenwärtig kalkuli- rcn unsere Wcizenpreise im internationalen Handel um 4 Reichs­mark per metrischen Centner höher als die Preise anderer Märkte.

Dein amtlichen Erutcbcrlcht der ungarischen Regierung gemäß stellt sich das Ernteergebnis; bei Winterweizcn besser als mittelmäßig, bei Sommerweizen, Winterroggen sowie der Gerste aber schlecht. Reps hat zwar kein gutes Ergebnis; geliefert, aber verhältnißmäßig das Meiste resultirt. Hafer ist zum größ­ten Tbeil noch nicht geschnitten, verspricht aber ein gutes Er-

trägniß. Mais ist in der Entwicklung stark zurück, die Kar­toffel beginnt in vielen Gegenden zu faulen. Gleichwohl lassen die beiden letztgenannten Produkte eine bessere Ernte hoffen.

Allerlei.

Die Schädlichkeit des Athmens durch len Mund. Es ist wohl nicht bloßer Zufall, daß )em Schreiber dieser Zeilen in den letzten Jahren öfter als früher Kinder und Erwachsene begegnen, welche statt durch die Nase durch den offen gehal­tenen Mund athmen und so ihre Zähne einer vor­zeitigen Zerstörung aussetzen, indem nicht blos bei , schärferer Kälte diese an die hierfür nicht bestimmten Zähne und das Zahnfleisch dringt, das letztere oft entzündet und dadurch auch die elfteren angreift, son­dern ebenso die stets mehr oder weniger reichlich in der Luft schwebenden Staubtheile, statt regelrecht an der Schleimhaut der gebogenen und gefalteten Na- cnkanäle hängen zu bleiben und mit deren Schleim wieder entfernt zu werden, in den Mund, damit auch an und in bereits schadhafte Zähne dringen und deren Zerstörung wesentlich befördern. Ein bei kleinen Kin­dern viel zu wenig berücksichtigtes Mittel zur Erzeu­gung dieser schädlichen Gewohnheit ist das lange Halten der Saugnäpfchen im Munde, während nicht getrunken wird, wo dann natürlich Luft eingesogen und in die Athemwege ausgenommen, der Strom derselben durch die Nase aber unterbrochen wird. Denn nicht blos wird das Mundathmen nun Gewohn­heit und durch das Saugen Leidenschaft, sondern in­dem sich die natürlichen Säfte, Blut und Schleim, in der ihres natürlichen Reizes, der durchströmenden Luft entbehrenden Nasenschleimhaut stauen, schwillt diese anfangs vorübergehend, später bleibend an und macht so das Äthmen auf dem richtigen Wege immer mühsamer. Neben dem großen Nach­theil für die Zähne ist aber das Mundathmen sehr oft, namentlich bei skrophulösen Kindern, die Ursache von Hals- Kehlkopfentzündungen und Katarrhen dieser Theile, weil es die Luft theils nicht erwärmt, wie dies in den Nasengängen auf einen gewissen Grad geschieht, theils mit ihren schädlichen Stoffen beladen an und in diese Theile bringt. Das einfache, anfangs lästige, aber später meist dankbar anerkannte Heilmittel ist die Atemgymnastik. Mit über dem Rücken gekreuzten Armen, aufrechstehend, macht man durch die Nase möglichst tiefe Ein- und Ausatmun­gen, anfangs 2530, später langsam steigend bis 5060. Wichtig ist, daß man sie bei leerem Magen mache, um den Brustkorb nach allen Richtungen freier ausdehnen zu können, am besten 3 Mal täg­lich, je vor den Mahlzeiten. Nicht selten sind anfangs Stleimausscheidungen aus der Nase nach vorn und hinten die Folge; aber gerade diese zeigen, wie nütz­lich die Hebungen sind; denn bleibt dieser Schleim namentlich im hintern Theile der Nase hängen, so geht er nicht selten in Verderbniß über und bewirkt Übeln Geruch aus dem Munde" und selbst oberflächliche Geschwüre der Nasenschleimhaut. Wohl kommen auch einzelne Fälle vor, welche dieses einfache Mittel nicht beseitigt, namentlich wenn die Schwellung in der Nase skrophulöser Natur ist. Aber hier säume man nicht, ärztliche Hülfe beizuziehen, welche gerade durch diese Athemübungen in ihrer Leistung trefflich unterstützt wird. Daß dieselben erst mit Heranwachsenden Kindern, deren Willenskraft hinreichend entwickelt ist, vorzu­nehmen sind, versteht sich von selbst.

Von der Riß schreibt man demD. V.": Schon öfter wurde erwähnt, wie heilsam Bienen­stiche bei Gicht und Rheumatismus wirken. Ein­sender dieses hatte öfters Gichtanfülle. Beim letzten nahm er das Anerbieten eines Freundes an und ließ sich von ihm drei Bienen auf den leidenden Theil (am Fußknöchel) setzen. Der Erfolg war überraschend. In dem Maße, als der Fuß durch die Bienenstiche äußerlich (übrigens nicht bedeutend) anschwoll, nahm der innere Gichtschmerz ab. Als sich nun die Ge­schwulst in einigen Stunden verzog, konnte der Fuß bewegt werden und nach Verfluß von weitern 2 Stunden konnte ich gehen, 4 Stunden vorher lag ich noch im Bett, unvermögend den Fuß zu bewegen oder zu stehen. Am andern Morgen war mein erster Gang, meinem ganz erstaunten Freunde zu danken. Der kleine Schmerz eines Bienenstichs ist nicht zu vergleichen mit dem Gichtschmerz.

(Gefälschte Eier.) Daß man in Amerika alles fälscht, ist bekannt: die hölzernen Schinken und Muskatnüsse, die von den Neuenglaudstaaten ver­sendet wurden, sind noch in frischem Andenken. Jetzt fälscht man sogar Eier, und dies Geschäft wird ganz

'abrikmäßig und in großem Maßstabe betrieben, wie ein Korresp. der Kreuzz. sich mit eigenen Augen über­zeugt hat.Auf der einen Seite eines großen Raumes tandeu mehrere geräumige kupferne Behälter, die mit einer dicken, klebrigen gelben Masse angefüllt waren, in der ein Mann stetig herumrührte. Das war das gelbe vom Ei, der Dotter. Auf der gegen­überliegenden Seite befanden sich ähnliche Behälter, in denen das Weiße vom Ei fabrizirt wurde. Die Eischale wurde aus einer weißen gypsartigen Sub- tanz mittels eines Blasrohrs hergestellt, ähnlich wie man Seifenblasen macht. Die feuchten Eischalen wurden dann in einen Ofen zum Trocknen gebracht und später gefüllt, zuerst mit künstlichem Eiweiß, dar­auf mit künstlichem Dotter und zuletzt wieder mit einer kleinen Portion Eiweiß. Die kleine Oeffnung an deni einen Ende wird mit meißem Cement ge­schlossen und die größte Errungenschaft der modernen Zivilisation, das künstliche Ei, ist fertig. Seinem Aussehen nach ist es ein natürliches Ei, aber es ent­behrt nicht nur aller nahrhaften Stoffe, sondern ist im ungekochten wie gekochten Zustande vollständig unverdaulich und obenein gesungheitsschädlich. Die Ingredienzen sollen an sich unschädlich sein; aber das Gummi, das bei der Herstellung des Dotters benutzt wird, geht eine die Gesundheit gefährdende Verbindung mit dem Alkali ein. Schadet aber nichts: denn Ge­schäft bleibt Geschäft."

Die Sonnenblume. Zu den verwerth- barsten Culturgewächsen gehört die Sonnenblume llitzlmntllus annuim), dennoch geschieht ihr Anbau nur in Rußland. Belgien und Ostindien in größerem Maßstabe : in Deutschland ist er ein kaum nennens- werther, obschon die Pflanze nur bescheidene Ansprüche an Klima, Boden und Pflege macht. Ihr Samen liefert ein feines Speiseöl und zwar 4050 Pfund auf 100 Pfund enthülste Körner, ist als Futter für Geflügel und Singvögel verwendbar und gibt in ge­röstetem Zustande mit Gewürzen versetzt ein wohl­schmeckendes Surrogat für Chokolade. Neuerdings wird Sonnenblumensamen auch als Kaffeezusatz an Stelle der schädlich wirkenden und doch der Wohl­feilheit wegen so allgemein verbreiteten Cichorie em­pfohlen. Ein Gemenge von 9 Theilen Portoriko- Kaffee und 3 Theilen gerösteter Sonnenblumensamen soll auf 200 Theile Wasser ein weit wohlschmecken­deres Getränk liefern, als ein in gleichen Mengen mit Cichorie bereiteter Kaffee, ohne wie dieser stark ins Blut zu gehen und Blutandrang nach dem Kopse, Zittern und bei längerem Genuß Schwindel und selbst Augenkrankheiten zu erzeugen. Die Preßrückstünde werden zu Oelkuchen verarbeitet, die gleichen Werth mit Leinkuchen haben. Die reife Sonnenblume ist aufgekocht ein Leckerbissen und Arznei für Rindvieh; auch die Blätter geben ein gutes Viehfutter; die Schei­ben und Stengel gutes Brennmaterial, aus dem man überdies Pottafche und Salpeter gewinnen kann; auch einen rauchbaren Taback fabricirt man aus den Blü- then. Auch die Pflanze selbst hat beachtenswerthen Nutzen für die Gesundheit des Menschen vermöge ihrer großen Aufsaugungskraft und bildet daher in sumpfigen Gegenden angebaut ein kräftiges Schul.;- mittel gegen ansteckende Krankheiten, wie dies bereits mehrfach constatirt worden ist.

Dr. Paul Niemeyer, der durch seine populären Abhandlungen über Gesundheitslehre ver­dienstvolle Arzt in Berlin empfiehlt in seinen bei Costenoble in Jena erschienenenAerztl. Sprechstun­den" als ein untrügliches Mittel zur Ausrottung von Warzen und Hühneraugen deren täglich dreimaliges und eine Woche lang fortgesetztes Betupfen mit cou- centrirter Essigsäure, die in jeder Apotheke um we nige Pfennige erhältlich ist. Die durch Umstürzen des Fläschchens auf der untern Seite des Glasstöp­sels aufgefangenen Tropfen tupft man unter herz­haftem Druck auf die Warze oder Hühnerauge, wo­selbst sie sofort mit der Faser sich vermählen, ohne erheblichen Schmerz zu verursachen.

Spaßhafte Schwindelei. In Steons- head, Canada, verkaufte ein reisender Aankee für 10 Cts. Packete, welche die Aufschrift trugen:Sicherer Tod den Kartoffelkäfern; keine Gefahr hierbei bezüg­lich der Vergiftung anderer Thiere, wie dies der Fall bei Pariser Grün." Die Gebrauchsanweisung besagte, daß die Packete erst kurz vor dem Gebrauch zu öffnen seien. Ein Gimpel, der auf den Leim gegangen und drei der angepriesenen Packete gekauft hatte, öffnete eines derselben und fand darin zwei Stücke Holz : auf einem derselben standen die Worte: