verschiedenen Qnartierc, um einen Jmbisj zu sich zu nehmen, bis die Biberacher Feuerwehr zu ihrer Ilevung anlrat. Der Festzug. den die Altshcinscr eröfsneten, war wirklich großartig zu nennen. Nun kam die Uebung selbst auf dem Marktplätze, die gut und ohne Unfall von Statten ging. Die nachher fol­gende Probe mit der Dampffeuerspritze von ÄrauS u. Komp, in München war hochinteressant. ES war ziemlich spät gewor­den, bis die Gäste ihren Quartieren zueilen konnten, um Mit­tag zu halten. Am Nachmittage versammelten sich die Dele- girtcn im RathhauSsaale. Mittlerweile hatte man sich auf die Höhen des Gigelberges gemacht, allwo die Klänge unserer Stadt­musik und die Ulmer Kapelle Herz und Qhr erfreuten. Ober- amtSpfleger Hang von Biberach eröffnete die hiebei gehaltenen Portrüge. So verging der Nachmittag rasch und obgleich der Abendzug viel liebwerthe Gäste entführte, blieb doch ein grosser Theil zurück, der bei uns Quartier nahm. Die angeordnete italienische Nacht aus dem Gigelberge war glänzend, so das; der Jubel und die Freude über daS Gelingen deS Festes kein Ende nehmen wollte. DaS Wetter hielt sich wacker bis gegen 9 Uhr, wo die ersten Regentropfen fiele».

Ulm, 18. Juli. Dem Münsterbaukomito dahier ist von Sr. Mas. dem König unkerm 8. d. M. die Genehmigung zur Auögäbe einer XI. Lotterieserie mit 300,000 Loosen ü l ZL ertheilt worden.

Ulm, 21. Juli. Der Arbeiter K. Großmann von Schclklingen, ans welchem der Verdacht ruht, bei dem zwischen hier und Söflingen verübten Mord betheiligt zu sein, ist heute hier entdeckt und verhaftet worden.

Friedrichshafen, 2l. Juli. Seine Majestät der deutsche Kaiser ist in Begleitung Ihrer König­liche» Hot>eiten des Großherzogs und der Großher- zvgin von Baden, sowie Ihrer durchlauchtigsten Kinder, die Prinzessin Victoria und des Prinzen Ludwig Wilhelm, heute vom Schloß Mainau zum Besuche der Königlichen Familie hier eingetroffen und nach längerem Verweilen über Lindau und Rvsenheim nach Gastein weiter gereist.

München. Wer profitirt von der neuen Ge- richtsverfassunng am meisten? Ausser den Schnei­dern, welche sich aus die Robe der Richter freuen können, jedenfalls die Graveure und Stempelschneider. Da nämlich im ganzen großen deutschen Reiche vom Kurischen Hass bis zum Bodensee, von Memel bis Lindau die Namen sämmtlicher bestehenden Gerichte, erster bis dritter Instanz, wechseln, durch Einführung der Amtsgerichte ausserdem in einem großen Theile Deutschlands, so namentlich in den 6 östlichen preu­ßischen Provinzen, massenweise Neueinrichtungen noth- wendig werden, so müssen auch sämmtliche Gerichts- siegel resp. Stempel geändert oder neu angeschafft werden. Bei dem räumlichen Umfang derartiger. Stempel, welche früher bei vielen Gerichten einerp Durchmesser von 23 Zoll hatten, fallen die Kosten' für diese unbedingt nothwendigcn Utensilien bedeutend in's Gewicht. In welch' enormen Maße, das zeigt schon ein Blick auf Berlin, in welchem bei dem Land­gerichte I > jetzigem Stadtgerichte, allein über hundert Amtsrichter neu in Funktion treten. Dazu kommen die vielen Gerichtsvollzieher, welche doch auch mit Stempel und Siegel ausgestattet werden müssen, endlich das große Heer d« Rechtsanwälte, Advokaten und Notare, welche in ihren Siegeln den Namen des GerichtSsprengels, in welchem sie die Praxis ausübcn, führen müssen. Kurz und gut, die Aende- rung wird in Summe ein hübsches Stück Geld kosten und die Stcmpclschneider können sich der blühenden Aussicht freuen.

AngSbnrg, 15. Jnli. BlödsinnigcrAbcrglanbe hcct den 28jährigen ledigen Söldnerssvhn Franz Joses Holl von Denklingen, Bez.-Amts Kaufbcuren, zum Verbrecher ge­macht und auf die Anklagebank des schwäbische» Schwurgerichts geführt. Am 16. April Abends 9 Uhr sah der im vollen Be­sitze seiner geistigen Zurechnungsfähigkeit befindliche Angeklagte eine Frauensperson in der Nähe seiner elterlichen Wohnung in zusammengebiickter Stellung stehen, hielt dieselbe für eine Hexe und schlug sie mit einem dicken Prügel ohne Weiteres zusammen. ES war aber keineHexe", sondern die Taglöhnerin Karolinc Lnmper von Denklingen, welche in Folge der erhaltenen Kopsschlüge 4 Tage darauf mit Tod abging. In der öffent­liche» Verhandlung wurde kvnstatirt, daß in Denklingen (muß eine saubere Gegend sein!) der Hexenglanbe gang und gäbe sei, ja die eigene Mutter des Angeklagten steht dort im Verdacht,- eine Hexe zu sein und der Letztere gab bei seinem Verhör un­umwunden zu, jedes Frauenzimmer, das zur Nachtzeit an einer Stallthüre hocke, für eine Hexe zu halten, räumte jedoch auf Vorhalt ein, daß man dieselbe nicht gleich todtschlagen dürfe. Die Vertheidignng stützte sich auf die Hexenprocesse, die noch vor ca. 100 Jahren in Bamberg, Würzburg und Landshut an der Tagesordnung gewesen und plaidirte aus Freisprechung. Die Geschworenen sprachen indes; den Hexentödter der erschwerten Körperverletzung schuldig, worauf Franz Holl vom Gerichtshöfe eine Zuchthausstrafe von 5 Jahren zudiktirt erhielt, während deren Erstehung ihm genügend Gelegenheit geboten ist, sich von seinem gefährlichen Aberglauben vollständig zu emancipiren.

AnS der bayerischen Rheinpfalz, 19. Juli. Wegen des anhaltenden Regenwetters ordnete vo­rige Woche das Ordinariat Speyer Gebete in den

Kirchen an. Seit einigen Tagen hat sich nun die Witterung wieder zum Besseren gewendet, und man hört jetzt, daß die Nässe im Allgemeinen doch nicht den Schaden gethan hat, welchen ängstliche Gemüther schon schlimm genug sich ausmalten. Freilich der Weinstvck ist gewaltig zurück und wird das Versäumte nicht mehr einholen können. Das Bezirksgericht Landau urtheilte vor einigen Tagen einen Württem- berger ab, einen Müller, Namens Joh. König von Meißenbach, Oberamts Neuenbürg. Derselbe war, da er den Taubstummen spielte und nichts über ihn zu ermitteln war, über ein Jahr im UntersuchungS- gefängniß gesessen, bis er sich endlich zum Sprechen beqnemte. Wegen dreier Diebstähle, die er in Elsaß und in Landau begangen hatte, erhielt er mit Rück­sicht ans sein interessantes, verdienstvolles Vorleben eine Zuchthausstrafe von 6 Jahren. Vom Be­zirksgericht Zweibrücken wurden ein Kaufmann und ein Wirth, welche ungestempelte Spielkarten ge­führt hatten, zu je 500 FL Geldbuße verurtheilt.

Der Bischof von Würzburg hat die Abhaltung einer wöchentlichen Betstunde in allen Pfarrkirchen zur Erstehung einer den Feldfrüchten günstigen Wit­terung angevrdnet. Ebenso der Bischof von Regensburg.

Offenbach, 17. Juli. Die hiesige Ausstellung birgt seit gestern ein Unicnm in sich und zwar inso­fern, als einem hiesigen Aussteller sämmtliche Aus­stellungsgegenstände gerichtlich gepfändet, resp. be­schlagnahmt worden find. DasIn diesen heiligen Hallen kennt man die Rache nicht" hält der Justiz gegenüber hier keinen Stand.

Penig, 17. Juli. In einer hiesigen Restau­ration traf einen auf dem Kegelschub anwesenden Gast in dem Augenblicke ein Schlagansall, als er­eilte Kugel schob, ans welche alle Neune fielen. Der vom Schlag Getroffene sank sofort tobt zur Erde.

Köln, 21. Jnli. Wie dieKöln. Ztg." wissen will, wäre das theilweise bestätigte llrtheil des Kriegs­gerichts in Sachen desGroßen Kurfürsten" dem Garde-Kommandeur Prinzen August von Württemberg als Gerichtsherr zugegangen. Der Kaiser habe das Erkenntniß gegen die Hanptangeklagten. das auf längere Festungshaft lautet, ebenso die Freisprechung des Kapitäns Kühne und des Kapitän-Lieutenants Klausa bestätigt: dagegen das sreisprechende Erkennt­niß gegen den Grasen Monts verworfen, und über letzteren ein drittes Kriegsgericht angeordnet. Eine Tffsizielle Bestätigung dieser Nachricht liegt noch nicht vor.

- B er hin. 19. Juli. Die Hauptstadt Preußens und oes deutschen Reiches hat letzter Tage einen in­teressanten Gast beherbergt. Es ist dies der regie­rende Fürst Johann von und zu Liechtenstein, der im Hotel Kaiserhof nächtigte und am andern Morgen nach Hamburg fortsetzte. In Berlin hat somit der Regent eines Landes geweilt, welches sich äo luoto im Kriege mit dem Königreich Preußen befindet. Denn im Jahre 1806 war das Fürstenthnm Liechten­stein einer jener deutschen Bundesstaaten, die an der Seite Oesterreichs kämpften, und während alle übri­gen Regierungen, so weit sic selbstständig blieben, mit dem Sieger ihren Frieden machten, ist ein Friede zwischen Preußen und Liechtenstein bis auf den heu­tigen Tag nicht abgeschlossen worden. Am 13. Au­gust 1886 traktirte Preußen mit Württemberg, am 17. mit Baden, am 22. mit Bayern, am 23. mit Oestereich und am 21. Oktober mit Sachsen. Von Liechtenstein ist nirgends die Rede, und da nach der Auf­fassung des Staatenrechtes ein Krieg von der Kriegs­erklärung angefangen jedenfalls so lange dauert, bis ein Friede zu Stande gekommen, so ist hier der ge­wiß seltene Fall eingetreten, daß ein Herrscher als Bergnügungsreisender die Hauptstadt eines Reiches besucht, mit dem er einen zwar unblutigen, aber außerordentlich langwierigen Krieg führt, dessen Be­endigung vorläufig gar nicht abzusehen ist.

DieN. A. Ztg." sagt:Der Empfangenes Hrn. v. Varnbüler in Koblenz bei dem Kaiser wurde dadurch hcrbeigeführt, daß derselbe seinen Dank für eine soeben erfolgte hohe Ordensverleihung darzubringen wünschte."

Man hat so viel davon gesprochen, welchen Scha­den die Schuzzölle mit sich brächten, und behauptet, daß die eigene Bevölkerung sie in verdoppeltem Maaße tragen würde. Ferner wurde als Gegengrund ange­führt, daß die Einfuhr vom Auslande sinken und der Betrag der Zölle für die Staatskassen ein sehr geringer werden würde, während thatsächlich die im Inlands erzeugten Producte erheblich im Preise steigen und da­durch auf das Volk einen ungeheuren Druck ausüben

würden, trotzdem der Gewinn des Staates nur ein geringer sei. Zu allen diesen Klagen, welche unsere Freihändler über die neue Schutzzollpolitik anstimmten, liefern jedoch die statistischen Ergebnisse der Waaren- Aus- und Einfuhrlisten Oestreichs einen ausfallenden Beweis vom Gegentheile. Im Anfang dieses Jahres wurde in Oestreich-Ungarn auf einzelne Maaren, die bisher zollfrei waren, ein beträchtlicher Zoll gelegt. Man hätte nun erwarten sollen, daß die Einfuhr wegen des Zolles gesunken, nnd die Preise der betref­fenden Maaren erheblich gestiegen seien. Die jetzt veröffentlichten Ausweise über den Import zeigen, daß dies nicht der Fall ist. Trotzdem kurz vor Einführung des Schutzzolles die Maaren in verdoppelten Mengen über die Grenzen strömten, beträgt die Einfuhr der mit Zöllen belegten Waaren in den ersten vier Mo­naten dieses Jahres fast das gleiche Quantum, wie im selben Zeitraum des vorhergehenden JahreS. Es wurden in dem angegebenen Zeiträume des vorigen Jahres in Garnen 54 000 Centner, in diesem Jahre, wo der Artikel mit Schutzzoll belegt worden, 50,000 Centner eingeführt, ein Unterschied, der nicht über die Schwankungen regelmäßiger Zeitläufte hinausgeht. Bei Lederwaaren, feinen Thon- und Elsenwaaren blieb die Einfuhr gleich und bei Papier, das mit keinem schweren Zoll beschwert, stieg die Einfuhr sogar um 6000 Centner. Man muß gestehen, daß diese That- sachen etwas unerklärlich scheinen aber wirkliche Erfahrungen gehen über alle kluge Redensarten. Die Schutzzöllner in Oestreich und Ungarn sind jetzt da­rum im besten Zuge, eine noch beteutend höhere Ver­zollung zu erreichen. Sie behaupten, daß die bishe­rigen Zölle zu gering seien und das Land durchaus nicht vor der Uebcrflnthung fremder Waaren zu retten vermöchten. Und angesichts der regierungsfreundlichen Gesinnung der Bevölkerung, wie eine solche der Aus­fall der letzten Wahlen bewiesen, scheinen die Schwär­mer für doppelt erhöhte Schutzzölle gar nicht mehr- weit vom Ziele entfernt zu sein.

Den mit den Vorarbeiten zur Hebung des Großen Kurfürsten" beschäftigten Tauchern ist eS, nach Mittheilung aus London, gelungen, 87 Pontons innerhalb deS Schiffes anzubringen nnd den durch den Zusammenstoß mit demWilhelm" verursachten Riß mit dem eigens dazu angefcrtigten eisernen Schilde zu schließen. Ein Versuch zur He­bung wird, falls die Witterung es gestattet, am 2 t. d. M. gemacht werden. Gelingt der Versuch, so soll derKurfürst" in der Bucht zwischen Folkestonc und Hythc gelandet werden.

Paderborn, 2l. Juli. DemBvlksblatt" zufolge ist am 16. Juli der frühere Bischof Dr. Kvnrad Martin im AuSlande an der Bronchitis gestorben.

OesterreichUngarn.

Wien, 20. Juli. König Alfons vvn Spa­nien kommt, nach demD. M.-Bl.", am 8. August nach Wien, um sich mit der Erzherzogin Christine zu verloben.

Schweiz.

Der Postbeamte in Jferten, der bei der letzten Ziehung des Frciburgcr-Prämien-Anleihens das große Loos mit 45,000 Fr. gewonnen hatte, ist vor Freude wahnsinnig geworden.

Frankreich.

Paris, 20. Juli. DieEstafette" veröffent­licht ein Beileidsschreiben des Prinzen Jvrome an die Kaiserin Eugenie. Die parlamentarische Gruppe desXppol au poupls" beschloß, daß Prinz Jvrome das Haupt der Familie Napoleon geworden und das; das Princip desXppol au pouplcE aufrecht zu erhalten sei.

England.

Sämmtliche Nachrichten melden, daß die Frie- densvcrhandlnngen mit dem Zulukönig Cetewayo jetzt ernstlich im Gange sind. DerStandard" be­richtet sogar, der Krieg sei thatsächlich beendet. Musintwagna traf am 26. Juni im Fort Naw ein, um Friedensvvrschläge zu machen, forderte aber das Einstellen des englischen Vormarsches. Tausend Zulus machten übrigens einen räuberischen Einfall auf englisches Gebiet und zogen fast unbelästigt wie­der zurück.

Rußland.

In der Nacht auf den 4. d. ist das Omsker Gefängnis; von unbekannten Thätern mittels Schieß­pulver und Dynamit in die Luft gesprengt worden. Die Sprengstoffe wurden ausschließlich unter die Zimmer gelegt, in welchen die Gcfängnißbeamten