eines solchenUiitcrsl tzungsvcreins. Die verschiedenen Ansichten einigten sich bald einstimmig dahin: es soll eine Unterstützungskasse zunächst für die freiwillige Feuerwehr inAltenstaig gegründet und die Be­wohner der Stadt und Umgebung zur Zeichnung von freiwilligen jährlichen Beiträgen für die Zwecke der Kasse ersucht werden. Ein von der Bersammlung sofort durch Akklamation gewähltes Comite, bestehend aus den Herren A. v. Gültliugen, Bezirksschnlinspektor Stadtpfarrer Mezger, Privatier PH. Maier, AmtS- notar Tengler und Schultheis; Gänsle nimmt die Realisirung der Sache frendigst in die Hand. Eine aufgelegte Liste zur Namenseiuschreibung lür die Mit­gliedschaft des UntcrstütznngsocreinS fand zahlreiche Unterschriften, das Ergebnis; der Sammlung unter den anwesenden Theilnebmern war die hübsche Summe von 88 < /n, welche alsbald dem Verwaltungsrath der diesigen freiwilligen Feuerwehr zur Verfügung gestellt worden sind.

Ealw, 4. Juli. Vergangene "Nacht wurde in dem Stationsgebäude in Altheugstett eingebrochen: der Dieb soll dem Vernehmen nach jedoch der Haupt­kasse nicht haben beikommeu können und muhte sich mit untergeordneten Wcrthgcgenstünden begnügen. Das Hagelwetter vom letzten Sonntag hat hier keinen Schaden gethan, dagegen in Hirsau, Hieven­zell, Simmozheim und den umliegenden Ortschaften.

Stuttgart, 4. Juli. Eine merkwürdige Er­scheinung unserer Zeit ist es, das; die Konsumver­eine, die man früher als etwas Freudiges begrüßte und welche dem Arbeiter und minderbemittelten Manne billigere Lebensmittel bringen sollten, nun zum Gegen­stand starker Anfeindung bei Kauflcuten und Gewerbe­treibenden geworden sind. Hier manifestirt sich dies besonders stark. Tie Geschäftsleute und Gewerbe­treibenden fühlen sich besonders dadurch beschwert, daß der Konsumverein in Anbetracht seines früheren wohlthätigcn Zweckes steuerfrei ist und doch von seinen Lieferanten, welche L:teuer zahlen müssen, großen Rabatt verlangt, sowie daß statt wie früher haupt­sächlich Arbeiter, jetzt der Mehrzahl nach reiche Leute ihren Bedarf vom Konsumverein beziehen. Die Bäcker haben sich verbunden, dem Evnsnmverein nichts mehr zu liefern, die Mezger haben es nachgemacht und Erklärungen über Erklärungen und Aufforderungen kommen in den Blättern. Ich höre, es soll auch eine Interpellation wegen der Steuerbefreiung an den Herrn Finanzminister im nächsten Landtag gerichtet werden. Der deutsche Kaiser soll noch in diesem Monat einen Besuch am Königshofc in Friedrichs- Hafen von der Insel Mainau aus beabsichtigen. I. M. die Königin wird in einigen Tagen gleichfalls dort eintrefsen. fSchw. B.)

Stuttgart. Kommenden Herbst werden in allen Gewerben Lehrlingsprüfungen vorgenommen werden und zahlreiche Anmeldungen erwartet, da die Nützlichkeit dieser Prüfungen mehr und mehr einge­sehen wird.

Ter frühere Redakteur derBürgcrzeitung" Ed. Schwarz ist am 5. Juli hier gestorben.

G Rvttweil, 5. Juli. In der L-trafkammer des K. Kreisgerichtshofs kam heute zur Verhandlung die Anklagesache gegen Oberamtmann W. Bogt von Oberndorf wegen Amtsvergehens. Anfangs Januar d. I. wurde beim Oberamt Oberndorf der wegen Bertels und Landstrcicherci festgenvmmenc Buchbin­der Franz Michels von Criwitz in Meklenbnrg- Schwerin eingeliefert. Dem ihn cinliefernden Land­jäger bemerkte derselbe, es fei ihm recht, daß er in Len Arrest komme, es sei gerade schlechte Witterung, im Arrest habe er gnte Kost und geheiztes Lokal. Als ihm bei feiner ersten Vernehmung der Amtmann vvrhiclt, er fei wegen Landstrcicherci und Bettels verhaftet, erwiderte derselbe:Wenn Sie mich einen Landstreicher nennen, so gebe ich Ihnen dieses Com- plimcnt zurück." schließlich weigerte er sich, das aufgenvmmene Protokoll zu unterzeichnen, wie er bemerkte, weil er nie einer Polizeibehörde ein Pro­tokoll unterschreibe. Der Oberamtmann verfügte, daß der Gefangene wegen dieser Ungebühr auf 2 Tage zu schließen sei. Wegen Bettels, Landstreicherei und Nicht-Einhaltung seiner Reiseroute wurde Michels zu 15 Tagen Arrest vernrtheilt. Nachdem hievon in seine Heimath Nachricht gegeben war, wurde^ seine Heimliefernng mit dem Bemerken beantragt, daß seine Eltern erforderlichen Falls bereit seien, die Reise­kosten vorzuschießen. Er hatte jedoch kein Heimweh und zerriß 2 Tage vor Ablauf keiner Strafzeit seine sämtliche Kleidung, so daß ihn der Amtsdiener Mor­

gens vollständig nackt im Arrest antraf. Hiewegen wurde ihm vom Oberamt eine -twöchige Haftstrafe zuerkannt und zugleich verfügt, daß er zu Vermeidung fernerer Ungebühr zu schließen sei. Auf Reknrsbe- schwerde des Michels wurde diese Strafe von der K. Kreisregierung auf 4 Tage ermäßigt und die Abnahme der Fesseln angcordnct. Der O-bcramt- mann harte sich nun zu verantworten, weil er Fesseln anlegen ließ, ohne daß eine der Voraussetzungen zn- traf, an welche die Straf-Prozeß-Ordnung die Zu­lässigkeit dieser Maßregel knüpft, nämlich, daß der Gefangene Gewalt an Personen oder Sachen oder Entweichungsversuche beabsichtigt. Der 8- 645 des Strafgesetzbuchs bedroht mit Strafe einen Beamten, welcher eine Strafe voilstrccken läßt, von der er weiß, daß sie überhaupt nicht oder nicht der Art oder dem Maße nach vollstreckt werden darf. Die Anklage geht davon aus, daß der Beschuldigte nur ans Fahr­lässigkeit handelte, sofern er versäumte, sich mit den gesetzlichen Bestimmungen bekannt zu machen. Die Strafe wurde dem Antrag der Staatsanwaltschaft entsprechend von dem Gericht auf 50 UL festgesetzt. Wenn uns gestattet ist, an diesen Fall eine Betrach­tung zu knüpfen, so können wir nur unser tiefstes Bedauern darüber ansdrücken, daß der Fall Vorkom­men kann, daß ein Beamter wegen solcher Amtshand­lungen, die sicher der weitaus größte Theil des Publikums für kein Amtsvergehen, vielmehr für ganz gerechtfertigte Maßregeln ansieht, sich vor dem Straf­richter verantworten muß. Früher nahm uns Amerika unsere Strolche ab, wo man jedenfalls nicht so zart mir ihnen umgeht wie bei uns, was schon der Um­stand beweist, daß an manchem Dieb die Strafe mittelst des Galgens vollzogen wurde. Wenn wir fortfahren, unsere Tagdicbe mit Glaqe-Handschiihcn anzufassen, so wird es nächstens geboten erscheinen, daß die ehrlichen Leute auswandern, tun diese Mühe den Vagabunden zu ersparen. Es bricht sich in unserem Publikum mehr und mehr die Uebcrzcngung Bahn, daß die Wieder-Einführung der Prügelstrafe für gewisse Arten von Gesetzes-llebertretern ein un- abweisliches Bedürfnis; ist.

Metzingen, 3. Juli. Aul 26. v. M. wurde hier ein Ltromer, ein Russe von Geburt, durch einen Landjäger aufs Rathhans gebracht. Daselbst zerriß er Rock und Hosen in Fetzen und warf diese zum Fenster hinaus, lieber den Grund dieses Thuns befragt, antwortete er, damit er bessere Kleider er­halte. Er täuschte sich aber sehr. Er erhielt nämlich den Rock eines erst im Armenhaus hier Verstorbenen und eine Hose von Sacktuch. Die Rechnung für letztere betrug beim Kaufmann 40 und beim Schnei­der 45 P, zusammen 85 gewiß ein billiger Preis für ein Paar Hosen! Der Strolch wurde ans K. Obcramtsgericht abgeliescrt.

Ellwangen, 4. Juli. DieJagst-Ztg." be­richtet: Am Mittwoch Abend wurde von der Gen­darmerie hier ein Bursche eiugcliefert und in das Oberamtsgefängniß gebracht, der in Ramscnstruth einer Bäuerin 300 -FL abgesch windelt hatte. Als er andern Morgens dem Richter vorgeführt werden sollte, war der Vogel ausgcflogen und zwar durch das Ofenloch, nachdem er den Ofen abgebrochen hatte.

In Aixheim, O.A. Spaichingen, sind am 3. Juli 2 Wohnhäuser sammt angcbautcn Scheuern gänzlich abgebrannt.

Reutlingen, 1. Juli. Wenn Reutlingen in seinen Schulen und Anstalten auswärts Anerkennung findet, so freut es gewiß jeden Angehörigen der Stadt; wenn aber eine Anstalt Reutlingens, als die erste ihrer Art vor allen Anstalten Deutschlands von competentester auswärtiger Seite bezeichnet wird, dann ist es gewiß eine Anerkennung, die dem engeren Baterlande alle Ehre macht. Der Reichstagsabge­ordnete Or. H. Grote sagt im 10. Hefte der Samm­lung wissenschaftlicher und kritischer Schriften aus dem Gebiet der Volkswirthschaft und Technologie, über die Fachschulen und Untcrrichtsanstalten für Textil-Jndustrie Berlin 1879:In den württ. Schulen aber heißt es im Allgemeinen mehr Weber zu Wcbmeistern und Wcrkführern hcraufzubil- den, ferner künftige Fabrikanten und Kaufleute zu formen. Es ist dort indessen die Heranbildung tüchtiger Weber durchaus nicht ausgeschlossen. Im klebrigen strebt die Reutlinger Webschnle nach Er- theilung umfassenderer Kenntnisse und beansprucht also eine größere Schulzeit von 23 Jahren. Alle Einrichtungen sind vorzüglich bemessen und geboten.

Ich erkläre offen, daß ich die Reutlinger Webschule in ihrem Programm für die voll­kommenste in Deutschland erachte. Die be­deutende Frequenz der Anstalt beweist auch, daß sie ihrer Aufgabe gerecht wird rc." Es ist dieses Zeugnis; sicher der beste Beweis für die Vortresflichkeit der Anstalt und gereicht allen daran Wirkenden zur Ehre.

Dornhan, 1. Juli. Die hiesige Stadt ver­pflegt im Armenhanse einen geisteskranken, doch gut- müthigen Mann, dem cs erlaubt ist, an der Straße das Mitleid der Vorübergehenden anznrufen. So hatte der Mann seit längerer Zeit nach und nach gegen 20 in Kupfer- und Nickelmünzen erspart, die er in einem Strumpfe znsammengebunden an der Wand seiner L-tnbc hängen hatte. Gestern wurde in seiner Ab­wesenheit seine Stube mit einem falschen Schlüssel geöffnet und sein Vorrath ihm gestohlen. Wie sich heransstcllt, waren zwei Knaben im Alter von 14 Jahren die Urheber der That und hatten sie das Geld mit einer erwachsenen Person schon gethcilt.

Würz bürg, 1. Juli. Friedr. Moser, Unter­offizier des 4 . Infanterieregiments in Metz, ist wegen Mißbrauchs der Dienstgewalt beschuldigt. Es war demselben der Soldat Adam Lehne zum Einexerziren übergeben worden und mißhandelte er denselben bei dieser Gelegenheit derart mit Säbelhieben und Fanst- schlägen, namentlich auf den Kopf, daß dieser ein Gehirnleiden erhielt und starb. Moser erhielt vom Militärbezirksgericht 9 Monate Gefängnis; und wird degradirt.

Augsburg, 30. Juni. Der hiesige Magistrat hat beschlossen, durch ortspolizeiliche Vorschrift den Gebrauch von Bierpressionen und Bicrspritzen zu verbieten.

München, 2. Juli. DeinN. K." wird ge­schrieben: Nach uns zngekvmmenen Nachrichten hat es gestern nach der ganzen Gebirgskette hin g e s ch n e i t.

In Herzogenaurach starb dieser Tage ein Mann von großen! Gewichte der früher<?Bnr- germcistcr Herr Adam Lang, der nicht weniger als 426 Pfd. wog.

Berlin, 3. Juli. Eine eigenthümliche Szene ereignete sich vor einigen Tagen in einer Schule am Wedding. Mehrere kleine Schulmädchen hatten ihrem Lehrer anS Freude über die Versetzung Blumenbon- qnets gebracht, darunter auch ein Kind von armen Eltern. Als die Kleine dem Lehrer die Blumen überreichen wollte, fiel sie plötzlich schreiend um und bekam Krämpfe. Vorher hatte das Kind zu zittern angefangen und in hohem Grade ängstlich nach der Erde gezeigt. Nach zurückgckehrtem Bewußtsein er­klärte das Mädchen weinend, cs habe die Blumen von einem Grabe gepflückt, und sei es ihr so vorge- kommcn, als ob sie eine Erscheinung gesehen, die im weißen Gewände in der Ecke gestanden und ihr ge­droht habe. Das Kind ist schwer erkrankt und einer Heilanstalt übergeben worden.

Berlin, 4. Juli. Heute wurde in der Zoll- tariskommission die Frage der konstitutionellen Ga­rantien in zweiter Lesung bcrath.m und, nachdem auch betreffs der Finanzölle Einigung erzielt ist, der Kompromiß abgeschlossen, v. Franckenstein hatte die fehlende Ziffer in seinem Anträge mit 109 Mill. ausgefüllt, dieselbe wurde aber auf Antrag Windthorst auf 130 Mill. erhöht, so daß der Antrag nunmehr in folgender Fassung ans Plenum geht: Derjenige Betrag der Zölle und der Tabaksteuer, welcher die Summe von 130 Mill. o/L in einem Jahre übersteigt, ist den einzelnen Bundesstaaten, nach Maß­gabe der Bevölkerung, mit welcher sie zu den Mat- riknlarbciträgcn herangezogen werden, zu überweisen. Diese Ueberwcisnng erfolgt vorbehaltlich der definitiven Abrechnung zwischen der Reichskasse und den Einzel- staatcn ans Grund der im Artikel 39 der Reichs­verfassung erwähnten Onartaltexte nnd beziehungs­weise Jahresabschlüsse.

Berlin, 4. Juli. Außer Bitter für die Finanzen sind Oberpräsident Pnttkamer für den Cnltus und Abg. Lucius für die Landwirthschaft zu Ministern ernannt.

Berlin, 5. Juli. Gestern Abend fand eine stürmische Sitzung der nationalliberalen Fraktion statt; alle entschlossen sich, gegen Franckenstein's Antrag nud in dritter Lesung gegen den gesamten Zolltarif zu stimmen, selbst Marquardscn und Gneist; nur 10 Süddeutsche und Treischke stimmen dafür. Lucius und Pnttkamer werden erst nach Schluß des Reichs-